Geschichte der Merkur BergbahnDie Geschichte der Merkur Bergbahn in Baden Baden

Die Merkur Bergbahn auf dem Berg Merkur bringt jährlich rund 200000 Fahrgäste zum Gipfel und zurück, die vielen begeisterten Gleitschirmflieger natürlich nur hinauf. Die Standseilbahn am Merkurberg gehört zu den Längsten und Steilsten seiner Art. In knapp 5 Minuten Fahrzeit werden die 1.192 Meter mit einer Steigung von 23 % bis maximal 54 %.zur Gipfelstation auf 657 m ü. NN zurückgelegt.

Dass heute so viele Besucher den wunderbaren Blick auf Baden-Baden und das Rheinland genießen können ist der Weitsicht vieler Beteiligter zu verdanken.

Finanziell schlecht stand es um die renommierte Kurstadt Baden-Baden nachdem Reichskanzler Otto von Bismarck 1872 mit dem Reichsgesetz zur Schließung der Spielbanken auch die Spielbank in Baden Baden geschlossen hatte. Die verantwortlichen der Kurstadt strebten danach, den finanziellen Ausfall der Schließung, die auch die wirtschaftliche Existenz der Stadt gefährdete, durch andere städtische Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten zu ersetzen.

Viele Projekte kamen damals auf den Tisch, eines der viel versprechendsten war die Idee des Holländers S.van Baalen, Eigentümer der Villa Hollandia. Ihm schwebte eine Bergbahn hinauf auf den Baden Badener Hausberg Merkur vor. Der vermögende Holländer führte Ende 1873 sogar erste Gespräche mit der in der Schweiz sitzenden "Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen".

Eine Eingabe an den Gemeinderat am 28 September 1874 wurde wohlwollend aufgenommen, der Gemeinderat reagierte ungewöhnlich schnell und stellte Mitte November, um die Vorarbeiten zu Beschleunigenm, die Summe von 600 Thaler zur Verfügung.

Mitte 1875 dann wurde dem Baden Badener Gemeinderat die von der "Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen" erstellten Pläne vorgelegt. Die Bergbahn sollte entgegen dem heutigen Standort, nach den Plänen der Gesellschaft schon anfangs der Seufzerallee beginnen. 473 Meter sollten über eine Strecke von 3900 Meter überbrückt werden, und das mit einer Maximalsteigung von 22%. Zu beachten dabei natürlich, das die Lokomotiven zu dieser Zeit mit Dampfkesseln betrieben wurden. Die Baukosten für das Projekt wurden von S. van Baalen mit einer Summe von 1800000 Mark angegeben, dabei war aber neben Bahn und Bahnhof auch ein Gipfelhotel mit eingerechnet.

1876 verabschiedete die großherzogliche Regierung ein Gesetz über den Bau und Betrieb einer Bergbahn auf den Merkur. Das Projekt sollte als Privatunternehmen betrieben werden, ein jährlicher Zuschuss von 10000 Mark möglich sein.

Und das war es dann auch, weitere Informationen oder Fortschritte zum Projekt einer dampfbetriebenen Eisenbahn zum Merkur waren nicht mehr zu vernehmen. Erst 1881, fünf Jahre später ist wieder etwas datiert, in einem Schreiben an den Stadtrat erinnerte der mittlerweile nicht mehr vermögende Holländer S. van Baalen an den damaligen Beschluss der Regierung. Eine finanzielle Grundlage konnte aber nicht mehr gefunden werden.

Der erste Spatenstich naht

Aus den Köpfen der Baden Badener war die Merkur Bergbahn jetzt natürlich nicht mehr raus zubringen. So kam es, dass am 25. April 1907 ein gewisser R. Holzapfel beauftragt wurde ein Gutachten einzureichen, das den Bau einer Bergbahn wieder aufnahm. Die Bahn sollte nach Gutachten von R. Holzapfel nicht mittels veraltetem Wasserlastsystem sondern mit Strom betrieben werden, dazu war aber zuerst die Erstellung einer Zubringerlinie zur Talstation notwendig, da nur so eine finanziell vernünftige Elektrifizierung der Seilbahn möglich ist.

Die Kalkulation brachte auch zutage, dass sich wohl kaum eine private Gesellschaft finden wird, die ein solches Projekt in Eigenregie betreiben würde. Die Stadt sollte eine Garantie zur Sicherung der Rentabilität der Seilbahn, die nach Rechnung Holzapfel von 83 Prozent Auswärtiger und 17 Prozent Badener genutzt wird, leisten.

Am 16. Dezember wurde die Zubringerlinie zur Talstation, vom Leopoldsplatz zum Merkurwald bewilligt. Der Bürgerausschuss bewilligte dafür die Aufnahme eines Kredits von 10000 Mark.

Am 10. Juni 1911 bewilligte der Bürgerausschuss die Aufnahme eines Kredits über 451000 Mark, damit wurde der Bau der Merkur Bergbahn endlich ermöglicht. Nach maßgeblicher Beteiligung der Stuttgarter Herren Baurat Eberhard und Reg.-Baumeister Wasser (Tiefbau) und Professor Henes (Hochbau) erfolgte im Mai 1912 der erste Spatenstich der im Jugendstil geplanten Merkur Bergbahn. Jetzt ging es schnell voran, schon im Juni wurde die Zubringerlinie fertig gestellt, am 1. August 1912 mit dem Bau des Wirtschaftsgebäudes auf dem Merkurgipfel begonnen.

Dann endlich am 16. August 1913 wurde der Betrieb der Merkurbahn unter Anwesenheit zahlreicher, sogar internationaler Gäste von Oberbürgermeister Fieser eröffnet. Als Referent für die Regierung sprach Geheimrat DR. Wiener der Stadt Glückwünsche zum gelungenen Werk aus. Über der Merkurbahn schwebte das aus der Zeppelinwerft in Baden-Oos untergebrachte Luftschiff "Viktoria Luise".

Jetzt noch zu bemerken die Fahrpreise der Bergbahn im Jahr 1913, eine einfache Fahrt zum Merkurgipfel kostete 1,20 Mark. Günstiger zu erhalten war mit 0,80 Mark eine Talfahrt. Eine Hin- und Rückfahrt gab es für 1,50 Mark.

Die Merkur Seilbahn im zweiten Weltkrieg

Diente der Aussichtsturm auf dem Merkur dem Flugmeldezug 11 Pforzheim zur Luftüberwachung, gab es Fliegeralarm wurde dieser vom Merkur aus ausgelöst. Da der Gipfel für Besucher gesperrt war, fuhr die Bergbahn von 1939 bis 1945 ausschließlich für Soldaten. Nach Ende des Krieges wurde das Gipfelhotel von den französischen Besatzern beschlagnahmt.

Erste Renovierungen stehen an

Nachdem sich 1955, über 40 Jahre nach Eröffnung der Bergbahn altersbedingte Schäden an Gleisen und Brücken zeigten und die Wartung der Betriebseinrichtungen immer kostspieliger wurde, standen Entscheidungen über die Zukunft der Bahn an. Kabinenbahnen waren der neueste Stand der Technik und die Badener mussten sich entscheiden zwischen Erneuerung der bestehenden Bahn nebst Anlagen oder einem Umstieg auf die neuen Kabinenbahnen. Aus finanziellen Gründen wurde die Erneuerung der bestehenden Bahn durchgeführt. Die Arbeiten erfolgten mit eigenen Arbeitskräften in den Wintermonaten von 1956 bis 1959.

Der Bahnbetrieb wird auf Drehstrom umgestellt

Der Merkurturm dient seit den 1950 Jahren dem Südwestrundfunk, zum damaligen Zeitpunkt noch Südwestfunk genannt, als Sendeturm für seine Hörfunkprogramme. Seit 1953 dient der Merkurturm auch als Standort eines Fernsehsenders. Da der Betrieb der Anlage, aber auch der Hotelbetrieb eine Drehstrom Hochspannungsleitung erforderlich machten, wurde in den Jahren 1956 bis 1959 auch der Bahnbetrieb auf Drehstrom umgestellt.

Die Investitionen in Bahn und Anlage sowie der Wirtschaftsgebäude wurden in den Folgejahren nicht weniger. Als 1967 wieder einmal 2 Millionen Mark für Wagenerneuerungen und Gebäudesanierungen anfielen, zog der Gemeinderat in Baden Baden die finanzielle Notbremse, die Bahn wurde 1 November 1967 stillgelegt.

Die Wiederinbetriebnahme der Merkur Bergbahn

Mit der Stilllegung der Bahn können sich insbesondere viele Kurgäste gar nicht anfreunden, die Stadtverwaltung Baden-Baden, allen voran der damalige Oberbürgermeister der Stadt DR. Walter Carlein versuchen eine Lösung zu finden, die Bahn wieder zum Leben zu erwecken. Verschiedene Konzepte, unter anderem wurde die Möglichkeit durchgespielt, eine Gondelbahn unter privaten Betreibern zu ermöglichen wurde durchgerechnet, aber aufgrund der Vorleistungen, die die Stadt zu tragen hätte, wieder ad acta gelegt.

Im Juni 1975 wurde dann ein neues Konzept aufgenommen und verwirklicht. Die Idee, die Stadt errichtet eine eigene Standseilbahn und ist so frei von finanziellen Anforderungen die Fremdunternehmer in Punkto Wirtschaftlichkeit stellen. Eine Standseilbahn ermöglichte weitgehend die Übernahme der bestehenden Bahnanlagen und ist bedingt durch wartungs- und personalarme Betriebsweise kostengünstig zu betreiben. Nach einer Bauphase von 18 Monaten wurde die Merkur Bergbahn am 27. April 1979 wieder in Betrieb genommen.

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