Urnengrab Euting-GrabstätteWildseeblick und Euting-Grab    Google Maps

Der Wildseeblick und die Euting-Grabstätte liegen im Nationalpark Schwarzwald auf dem 1055 m ü. NN gelegenen Seekopf unmittelbar am Forstweg, bereits vor über 100 Jahren entstand in diesem Bereich der Bannwald Wilder See. Nur durch einen schmalen Streifen von der steil abfallenden Karwand getrennt gibt es einen beeindruckenden Blick auf den ca. 120 Meter tiefer liegenden Karsee. Wer etwas Höhenangst hat schaut einfach vom etwas erhöhten Euting Grab auf den Wilden See. Der am Seeblick vorbei führende Forstweg ist Teil mehrerer regionaler und überregionaler Wanderwege wie den Westweg und den Baiersbronner Seensteig Etappe 3.

Die Urnengrab Euting-Grabstätte

Das direkt beim Seeblick gelegene Euting-Grab liegt etwas erhöht, die Urnen-Grabstätte ist benannt nach Geheimrat Prof. Dr.Julius Euting (1839 bis 1913). Der gebürtige Stuttgarter war Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg, Arabienreisender und Sprachforscher. Euting war zudem ein großer Förderer des Schwarzwaldvereins und des Vogesenclubs und ist auch heute noch als "Ruhesteinvater" in Erinnerung. Ihm als "Normalsterblichen" ist mit dieser Grabstätte etwas gegönnt worden, das heute sicher nicht mehr möglich wäre, zur damaligen Zeit hat er sich das hart erkämpfen müssen und nur die Anerkennung seiner Liebe zum Schwarzwald und großen Verdienste um den "sanften Schwarzwaldtourismus" hat im das ermöglicht.

WildseeblickSchon Mitte des 19. Jahrhunderts, lange bevor die Schwarzwaldhochstraße gebaut wurde war der Schwarzwald Ziel zahlreicher "Sommerfrischler und Luftschnapper" aus den Städten der Republik. Um das Jahr 1840 wurde besonders die Kurstadt Baden-Baden durch die neu entstandene badische Eisenbahnlinie, vom Großherzogtum Baden als eine der ersten deutschen Staatsbahnen erbaut, mit reichlich Gästen versorgt. Anfangs waren es vorwiegend Adlige, hohe Beamte, Offiziere und wohlhabende Gäste die langsam auch in die Gasthäuser auf den Schwarzwaldhöhen einzogen.

Prof. Dr. Julius Euting eine bemerkenswerte Persönlichkeit

Der kleine liebenswerte Mann muss ein wahres Energiebündel gewesen sein, so konnte er mehr als 10 Sprachen fließend sprechen und war zudem ein gern gesehener und unterhaltsamer Gast, besonders im Kurhaus Sand und auf dem Ruhestein. Er freundete sich mit deren Wirte, die zu dieser Zeit noch recht bescheidene Waldschänken betrieben an, und ermunterte sie zu einem Anbau der Wirtshäuser um weitere Gäste aufnehmen zu können. Dem Kurhaus Sand beschrieb und bemalte er sogar eigenhändig ein neues großformatiges Schild, das nunmehr das alte kleine und unscheinbare Schild ersetzte. So trafen auf Prof. Dr.Julius Eutings Empfehlung dann auch bald zahlreiche vornehme Kurgäste, wie sie damals genannt wurden, aus dem Straßburger Raum im Nordschwarzwald ein.

Prof. Dr. Julius Euting, der auch ein ausgezeichneter Maler war, fertigte viele tausend Skizzen und Aquarelle auch über den Schwarzwald an, so brachte er eine der ersten Wanderkarten und Wanderführer zum Bereich Zuflucht und Hornisgrinde heraus, mit vielen Anmerkungen und Ratschlägen versehen. Der begeisterte Naturliebhaber und Wanderer starb am 2. Januar 1913 in Straßburg. Er erbat sich als letzten Wunsch an einer der schönsten Stellen in seinem geliebten Schwarzwald begraben zu werden, an dieser Stelle hoch über dem Wilden See. Diese Ausnahmegenehmigung hatte sich der Ruhesteinvater durch viele Eingaben an die Forstverwaltung erstritten. Euting hat mit dem Förster die Anlage gestaltet und in der Mitte einen Gedenkstein aufstellen lassen. Prof. Euting hat sich mit diesem Stein fotografieren lassen und die Aufnahme mit dem Vermerk " Prof. Dr.Julius Euting an seiner künftigen letzten Ruhestätte" als Postkarte an viele Freunde und Verwandte verschickt.

Euting GrabstätteEutings Nachlass

Lange Zeit wohl muss die Euting Grabstätte wohl ohne notwendige Pflege gewesen sein, die Grabstätte wurde nicht mehr beachtet und wucherte zu, auch ein Waldbrand hat sich negativ auf die Anlage ausgewirkt, erst den aus Freudenstadt stammende Landvermesser Hermann Notz hat die Urnen-Grabstätte wieder interessiert. Er befreite die Grabanlage vom Bewuchs und machte sich auf die Suche nach Informationen über Euting und dessen Nachfahren. Hermann Notz sammelte Geld, lies Gedenkplatten mit Inschrift aus Bronze fertigen, befestigte und gestaltete die Anlage mit vielen Freiwilligen neu.

So hat Hermann Notz durch mühevolle Archivarbeit und Kontakt mit den gefundenen Nachkommen der Euting-Familie, Kinder selbst hatte Euting nicht, eine umfangreiche Sammlung und Dokumentation zu Eutings Nachlass anlegt. Auf diesen Initiativen ist die Julius Euting-Gesellschaft entstanden, die sich der Erhaltung und Erforschung des wissenschaftlichen und persönlichen Nachlasses von Prof. Dr. Julius Euting angenommen hat.

Prof. Dr. Julius Euting liebte neben seinem Schwarzwald auch den schwarzen arabischen Kaffee, an des Ruhesteinvaters Geburtstag, dem 11. Juli, wird durch die Julius Euting-Gesellschaft seit dem Jahr 2004 wie es seinem Wunsch entspricht und so er selbst es im Testament für seinen Geburtstag festgelegt hat, an dieser Stelle mit Blick auf den Wilden See, eine Tasse arabischen Mokka ausgegeben. Dieser "Geburtstagsmokka" an Eutings Grabstätte ist inzwischen zu einer Tradition geworden. Dazu gibt es in unterhaltsamer Form Geschichten aus den Tagebüchern des Reisenden, Anekdoten, Wissenswertes zu Euting und dessen Wirken diesseits und jenseits des Rheins sowie im Orient. Aus seinen Reisen sind insgesamt 26 Tagebücher bekannt von denen "Tagebuch einer Reise in Inner-Arabien" das wohl Bekannteste ist.

Pfad zum Wilden SeeAuf schmalem Pfad zum Wilden See

Wenige 100 Meter auf dem berühmten Westweg entlang Richtung Darmstätter Hütte, gibt es an der Karwand verlaufend einen schmalen Pfad der zum Wilden See führt, das Wildseewegle. Sind es zunächst einige große Buntsandsteinbrocken, die bei feuchtem Wetter gefährlich rutschig werden können, geht der Weg dann mehr oder wenig steinig und wurzelig weiter. Schon bald gibt es eine alte Großvatertanne zu sehen, die direkt am Wegesrand steht, der magere Boden hat die Tanne nicht allzu hoch aber dafür recht urwüchsig aussehend wachsen lassen. Etwas körperlich anstrengender, aber auch bei nassem Weg ungefährlicher und gut zu bewältigen, ist der Aufstieg vom Wilden See zum Seeblick .

Wie den Wildseeblick und die Euting-Grabstätte erreichen

Vom Ruhestein auf dem Seensteig bzw. Westweg aus:

Vom Ruhestein beim Naturschutzzentrum, das auch Anlaufstelle für den neuen Nationalpark Schwarzwald ist, führt ein geschotterter Weg in Serptentinen den Skihang hinauf und sodann über den Seekopf mit Latschenkiefern bis hin zum zur Dr.-Julius-Euting-Grabstätte. Ein Ski-Lift, der auch im Sommer in Betrieb ist, bietet die Möglichkeit, die Höhenmeter ohne Anstrengung zu überwinden.

Vom Seibelseckle aus auf dem Westweg:

Am Parkplatz bzw. der Talstation des Sikliftes Seibelseckle geht es schräg rechts hinauf (Entlastungsweg) und oben an der Gabelung rechts leicht abwärts. An einer Gabelung mit Unterstand auf dem Hellmut-Gändinger-Weg schräg links alsbald aus dem dichteren Wald hinaus, immer leicht ansteigend, durch den von Orkan Lothar verwüsteten Hang des Altsteigerkopfes vorbei am Lothar-Denkmal geradeaus weiter in den Wald eintauchend, linker Hand der sich nicht mehr in Betrieb befindlichen Skilift bei der Darmstätter Hütte und an der nächsten T-Kreuzung nach links aufwärts direkt auf die Darmstätter Hütte zu, jetzt in Begleitung Baiersbronner Seensteig Etappe 3. Bei der Darmstätter Hütte dem Wegweister „ Wildseeblick“ nach rechts folgen. An der nächsten Kreuzung nach rechts wandern am Bannwald entlang. Nach etwa 250 m leitet der Westweg links in den Bannwald hinein und auf dem Wildseewegle an der Hangkante der Karwand entlang. Am Pfadende links ist nach wenigen Metern das Eutinggrab beim Wildseeblick erreicht.

Informationen zum Urheberecht

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Weg zur Euting-GrabstätteBlick auf den Wilden SeeNaturschutzgebiet NordschwarzwaldWestweg Euting-GrabUrnengrab Euting-GrabstätteProf. Dr. Julius Euting GrabstätteProf. Dr. Julius Euting RuhesteinvaterEutings NachlassEuting-Grabstätte NordschwarzwaldEuting-GedenktafelUrnengrab Euting-Grabstätte wandernHermann Notz Gedenktafel für Prof. Dr. Julius Euting

Bilder vom Aufstieg Wilder See zum Seeblick und Euting Grab

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