Baden-Baden-Stiftskirche-4.jpeg

Der Türkenlouis

Die Kaiserliche Armee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kämpfte zur damaligen Zeit einen Zweifrontenkrieg, nicht nur die disziplinierte Arme des nach Expandierung strebenden Sonnenkönig Ludwig XIV., auch die massive Ausdehnung und Eroberungszüge des osmanischen Reiches stellte eine große Gefahr dar. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts kommen die türkischen Reiter in direkten Kontakt mit den großen Staaten Europas. Das habsburgische Österreich im Verbund mit anderen Staaten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wird von der ständigen Gefahr durch Angriffskriege bedroht.

Neue Gefahr vor Großwesir Köprülü Mehmed Pascha mit einem osmanischen Heer drohte, als sich entgegen einem Verbot der Fürst von Siebenbürgen Georg II. Rákóczi 1657 Polen angreift. Als Folge dieses Ungehorsams zog 1658 Großwesir Köprülü Mehmed Pascha mit einem osmanischen Heer nach Siebenbürgen und verwüstete das Fürstentum, Georg II. Rákóczi stirbt in Folge dieser Strafexpedition im Jahr 1660. Der Streit um dessen Nachfolge zwingt sowohl Kaiser Leopold I. als auch den Großwesir zu einem direkten Krieg.

In diesem Türkenkrieg von 1663/1664, auch 4. Österreichischer Türkenkrieg genannt, konnte Oberbefehlshaber Graf Raimondo Montecuccoli unter der Teilnahme (Onkel) Leopold Wilhelm von Baden das zahlenmäßig überlegene osmanische Hauptheer, welches sich auf dem Weg nach Wien befand, in der Schlacht bei Mogersdorf aufhalten. Das führte zum 20-jährigen Waffenstillstand von Eisenburg/Vasvár.

Im Januar 1683 ist der Friede zu Ende und der Sultan holt zum Gegenschlag aus, im Sultanspalast in Konstantinopel erklärt Sultan Mehmed IV. dem Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation den Krieg, Kaiser Leopold I. fordert er auf "Uns in deiner Residenzstadt zu erwarten, damit Wir dich köpfen können" Darauf wollte Kaiser Leopold I. allerdings nicht warten, trifft mit seinem Stadtkommandanten Ernst Rüdiger Graf Starhemberg Vorkehrungen einen Angriff der Türken abzuwehren und schließt mit Bayern und mit Hilfe des Papst Innozenz XI., mit Polen eine Bündnis ab. Was die Festungsmauern betraf, war schon nach der ersten Wiener Türkenbelagerung seit dem Jahre 1548 die Stadtmauern immer wieder dem aktuellen militärtechnischen Stand angepasst worden. Als weitere Sicherheit wurden die nur 200 Meter von der Stadtmauer entfernten Vorstädte von den Kaiserlichen Truppen in Brand gesetzt, um den Osmanen nicht als Schutz und Stützpunkt dienen zu können. Markgraf Ludwig Wilhelm erhält die Aufgabe, die Bevölkerung mit ihren Habseligkeiten in die Stadt zu evakuieren. Kaiser Leopold I. bleibt aber nicht in der Stadt, siedelt mit seinem Hofstaat, und der hochschwangeren Kaiserin mit ihren Kindern aus Sicherheitsgründen von Wien nach Passau. Mit ihm verließen auch etwa 80.000 Einwohner die Stadt.

Am 3. Mai 1683 erreichte Sultan Mehmed IV. mit seinem Großwesir Kara Mustafa Pascha und der türkischen Armee Belgrad. Herzog Karl V. von Lothringen der Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Armee versuchte durch die Belagerung bei Neuhäusel die türkischen Truppen abzulenken und Zeit für die Verteidigung Wiens zu gewinnen, gab aber die Belagerung am 9. Juni auf und zog mit seinen Truppen nach Raab zurück. Am 7. Juli kommt es zu einem erbitterten Kampf zwischen seiner Nachhut und den sie verfolgenden Türken, eine aufkommende Panik unter den Reichstruppen konnte nur durch das persönliche Eingreifen von Oberbefehlshaber Karl V. von Lothringen und Markgraf Ludwig Wilhelm verhindert werden.

Am 14. Juli 1683 erreichten die Türken Wien und schlossen es innerhalb von zwei Tagen von Süden, Westen und Norden ein. Großwesir Kara Mustafa Pascha setzt ein Schreiben zur Kapitulation und Übergabe der Stadt auf und ließ es nach Wien bringen, Graf Starhemberg aber lehnt die Kapitulation ab. Er hoffte mit etwa 11.000 Soldaten und 5.000 Bürgern und Freiwilligen bis zum Entsatz durchzuhalten. Fast zwei Monate müssen die Verteidiger den bis zu 200.000 Belagerern standhalten, bis am 11. September das eilends zusammen getrommelte 75.000 Mann starke Ersatzheer mit Soldaten aus Venedig, Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Baden, Oberhessen und Polen unter Polenkönig Johann Sobieski eintrifft. Markgraf Ludwig Wilhelm nimmt als Kommandant eines Dragonerregiments an der Befreiung Wiens teil.

Die gelingt nur, weil Großwesir Kara Mustafa Pascha es versäumt hat zur Sicherung seiner Truppen die Höhen des Wienerwalds mit Verhauen ungangbar zu machen. Ein Angriff in den Rücken der Türken gelingt, da die hauptsächlich Truppen der Kavallerie zur Verfügung haben, die türkische Infanterie hatte sich in mit den Verteidigern der Stadt in deren Laufgräben in erbitterte Kämpfe verbissen und war so gebunden.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.