Naturschutzgebiet und Bannwald Wilder See Bannwald Wilder See-Hornisgrinde      Google Maps

Der Bannwald Wilder See-Hornisgrinde ist das Aushängeschild des Nationalpark Schwarzwald. Fragt man Besucher welche Sehenswürdigkeit im Park besonders schön, interessant oder beeindruckend war, steht der älteste Bannwald in Baden–Württemberg mit seinem eiszeitlichen Karsee fast immer auf dem ersten Platz, zumindest bei den Besuchern die sich die Wanderung zum See gegönnt haben.

WildseeblickEinmal am See, erlebt man die unglaubliche Ruhe, die der stille See ausstrahlt, einzig die Sonnenstrahlen bringen Bewegung, glitzern bei leichtem Wind auf den Wellen. In die Stille eintauchen, durchatmen und lauschen, und viel Kraft für den Tag einsaugen.... das gelingt meist auch wenn im Uferbereich viele Besucher lärmen.

Wer mit dem Nationalpark so verbunden ist wie wir, der ärgert sich am See oftmals, daher erlauben wir uns ein paar Worte an die Besucher zu richten. Der See so ruhig und einsam er auch sein mag, in und um den See gibt es viele Tiere, auch kleine Lebewesen und Pflanzen. Den Uferbereich verlassen, den See betreten oder gar schwimmen muss nicht sein, oder wie würden Sie es Empfinden wenn jeder durch ihr Wohnzimmer läuft....

Wo liegt der Bannwald

Das Schutzgebiet des "Bannwald Wilder See" liegt zwischen Ruhestein und Darmstätter Hütte inmitten des im Jahr 1939 eingetragenen Naturschutzgebiet "Wilder See - Hornisgrinde", rund 13 Kilometer nordwestlich von Baiersbronn auf der Gemarkung Baiersbronn im Kreis Freudenstadt. Seit dem Jahr 2014 gehört der Karsee mit seinem Bannwald zur Kernzone des Nationalpark Schwarzwald.

Westweg Bannwald Wilder SeeDer Karsee wird des oft auch Wildsee oder Wilder See Hornisgrinde bezeichnet, der Name "Wilder See" soll ihn wohl von dem nur wenige Kilometer entfernten Wildsee bei Kaltenbronn unterscheiden.

Das Naturschutzgebiet „Wilder See-Hornisgrinde” insgesamt umfasst aber viel mehr als nur den Wald um den eiszeitlichen Karsee im Nordschwarzwald. Neben dem Bannwald und dem Wilden See gehören die Waldbestände oberhalb der 900-m-Linie, aber auch die fast baumfreien alten Weideflächen des Seekopfes, des Altsteigerkopfes und der Hornisgrinde zum 766 Hektar großen Schutzgebiet.
Beim Wildseeblick am Seekopf (1055 m ü. NN), gibt es den besten Blick auf den See und das Schönmünztal, unmittelbar daneben liegt die Euting-Grabstätte. Der Wildseeblick und die Grabstätte befinden sich schon in dem 1911 ausgewiesenen Bannwaldgebiet.

  Wie gelangt man zum Bannwald Wilder See

Karwand Wilder SeeEin breiter Forstweg entlang der Strecke Ruhestein - Darmstätter Hütte gibt zwei mögliche Zugänge, einmal über den Standort "ehemalige Falzhütte" und einmal über den Abstieg an der Karwand.
Vom Nationalpark-Zentrum am Ruhestein bis zum Abstieg in der Karwand, der wenige hundert Meter nördlich des Euting-Grabes beginnt, sind es ca. 2,5 Kilometer Wegstrecke.

Wer den Abstieg an der Karwand vom Seibleseckle herkommend über die Darmstädter Hütte wählt, für den sind es ca. 4,5 Kilometer Wegstrecke. Der Strecke für den Abstieg selbst wird mit 500 bis 750 Meter unterschiedlich angegeben. Bei nassem Wetter ist der Weg unter Umständen gefährlich. Festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt sind aber immer unerlässlich.

Es gibt jedoch nur die Möglichkeit über die Karwand zum Karsee hinunter zu laufen, wohlgemerkt zu laufen. Es gibt zwar immer mal wieder Mountainbiker, die glauben den Pfad abwärts befahren zu können, da die Ranger mittlerweile sehr genau darauf achten, gibt es verstärkt Mountainbiker, die den Pfad mit dem Fahrrad auf dem Rücken bergauf gehen... Keine leichte Sache, wer das nicht möchte hat aber immer noch die Wahl auf Post vom Amt...;-).

Ein zweiter Weg, der von der gegenüberliegenden Seite an den Weg führt, ist mit dem Mountainbike oder zu Fuß erreichbar

Bannwald SchwarzwaldWer mit dem Mountainbike oder zu Fuß zum See will, kann auch einen anderen, jedoch etwas längeren Weg über den Standort "ehemalige Falzhütte" benutzen, der sollte dann auch für Outdoor-Kinderwagen befahrbar sein. Die Abzweigung dafür befindet sich etwa 4 Kilometer von Seibleseckle oder ca. 3,0 Kilometer vom Nationalparkzentrum entfernt, zum See sind es dann noch 1,2 Kilometer. Wer diesen Weg wählt, einige hundert Meter vor dem See beginnt der eigentlich interessante Bannwald, hier gibt es beeindruckende Bäume, die zwar bereits abgestorben aber nicht weniger imposant sind. Ein Zustand der durchaus Jahrzehnte und bei wirklichen Baumriesen Jahrhunderte dauern kann.

Beide Wege zeigen einiges an Schönheiten die die Natur zu bieten hat. Wer die Karwand hinunter oder hinauf läuft, der erlebt einen rauen, steinigen, wurzeligen Pfad, muss stellenweise über Felsbrocken oder umgestürzte Bäume klettern und kommt etwa in der Mitte des Pfades an einem Naturdenkmal, der Großvatertanne vorbei. Weiter abwärts verläuft der Pfad entsprechend der Rundung des Sees, gibt schon erste Blicke auf den See frei, unten angekommen steht man praktisch schon vor dem See. Wichtig ist, auch wer wieder den schnelleren Rückweg über die Karwand wählt, bitte mindestens 500 Meter den Forstweg in den Bannwald laufen, nur hier fühlt man sich umgeben vom alten Bannwald.

Bannwald Wilder SeeDurch das Schönmünztal zum Bannwald und See

Ein weiterer Weg mit dem Mountainbike oder zu Fuß ist entlang des Baiersbronner Himmelswegs Bannwald-Tour vom Forsthaus Auerhahn Hinter-Langenbach möglich. Dieser führt durch das Schönmünztal über die Falzhütte, die Wegstrecke zum See bis hierher beträgt etwas mehr als 4 Kilometer.

Wie ist der Bannwald Wilder See entstanden

Es war die Zeit um 1900, die industrielle Revolution gibt den Menschen immer mehr Möglichkeiten, die einst als feindlich betrachtete Natur zu beherrschen und auszubeuten. Nur wenige Menschen wie z.B. Professor Christian Wagner versuchten gegenzusteuern.

Totholz im NationlparkChristian Wagner, Professor der Forstwirtschaft, forderte 1908 die erste Bannlegung eines Waldgebietes in Württemberg mit den Worten: „Im entlegensten Schwarzwald, nahe der Landesgrenze, haben in alter Zeit Eis und Schnee einen breiten Talkessel aufgewühlt … Hier liegt, in Nadelwälder eingebettet, der Wildsee … Die Waldumgebung des Wildsees ist infolge ihrer Abgelegenheit und teilweise Unzugänglichkeit noch fast unberührt … Diesen Wald … vor jedem menschlichen Eingriff zu sichern und damit das gesamte schöne Landschaftsbild dauernd unberührt zu erhalten, ist mein Wunsch …“.

Was für ein revolutionärer Gedanke. Ein Banngebiet, ein Totalreservat, ein Stück Wald, in dem auf jegliche Nutzung verzichtet werden soll! Hat doch der Mensch die Natur jahrtausendelang als Bedrohung für die von Menschen beanspruchte Welt betrachtet. Die neuen Möglichkeiten, die Natur zu beherrschen und zu Nutzen ließ diese auf einmal als bedrohte und schützenswerte Sache erscheinen.

Es war der Beginn der Naturschutzbewegungen, die auch durch Wanderer und Besucher des Schwarzwaldes entstanden sind. Schon im Jahr 1911 entsprach die königlich-württembergische Forstdirektion diesem Wunsch und setzte den Gedanken in die Wirklichkeit um: Der erste Bannwald in Württemberg und damit einer der ersten in Deutschland überhaupt, wurde mit 75 Hektar um den Wildsee ausgewiesen.

Bestrebungen, die touristische und militärische Nutzung durch die Nationalsozialisten zu stoppen, führten im Jahr 1939 zur Ausweisung des Naturschutzgebietes ”Wilder See-Hornisgrinde”. Mit einer Gesamtfläche von 766 ha wurde gleichzeitig auch das Banngebiet auf 469 Hektar erweitert, wobei jedoch nur auf den ursprünglichen 75 Hektar tatsächlich jegliche Bewirtschaftung unterblieb.

1976 wurde in Baden-Württemberg das Landeswaldgesetz verabschiedet, auf der Grundlage dieses Gesetzes wurde 1998 das Bann- und Schonwaldgebiet "Wilder See - Hornisgrinde" ausgewiesen.

1998 wurde der Bannwald auf 150 Hektar erweitert, in §2 der Verordnung vom 4 Mai 1998 steht: Das Regionale Waldschutzgebiet hat eine Größe von rd. 827 ha. Davon entfallen rund. 150 ha auf den Bannwald und 677 ha auf den Schonwald.


Was gibt es noch im Bannwald Wilder See zu sehen

Karsee Wilder SeeKarsee Wilder See
Der "Wilde-See" ist einer von drei im Nationalpark Schwarzwald gelegenen Karseen. Der See, der einst nur wenig besucht war ist mittlerweile der Karsee im Nationalpark der die meisten Besucher anzieht.
Der Wilde See ist ein eiszeitlicher Karsee, ein Relikt der Würmeiszeit, der letzten umfassenden Kaltphase im Alpenraum, sie begann vor rund 100.000 Jahren und war erst vor etwa 12.000 Jahren zu Ende.

Geformt wurde der See von einem Eisgletscher, entstanden durch Schnee, der sich an dieser "Kalten Stelle" in zehntausenden Jahren angesammelt hat. Der "weiche" Buntsandstein, der im Nordschwarzwald auf dem Kristallin des Grundgebirges aufliegt hat die Bildung einer tiefen Mulde begünstigt. Der Sandstein ist auch der Grund, warum im Nordschwarzwald mehr eiszeitliche Kare gebildet wurden als im Südschwarzwald, hier ist der Untergrund viel härter. Mehr zum Karsee Wilder See lesen!

Wildseeblick und Euting-GrabWildseeblick 
Der Wildseeblick und die Euting-Grabstätte liegen auf dem 1055 m ü. NN gelegenen Seekopf unmittelbar am Verlauf des Westweg und des Seensteig Etappe 3 vom Ruhestein zur Darmstädter Hütte.

Nur durch einen schmalen Streifen von der steil abfallenden Karwand getrennt, gibt der Wildseeblick eine beeindruckende Sicht auf den tiefer liegenden Karsee.

 

 

 

Hermann Notz Gedenktafel für Prof. Dr. Julius EutingEuting-Grabstätte
Das direkt beim Seeblick gelegene Euting-Grab liegt etwas erhöht, die Urnen-Grabstätte ist benannt nach Geheimrat Prof. Dr.Julius Euting (1839 bis 1913).

Der gebürtige Stuttgarter war Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg, Arabienreisender und Sprachforscher. Euting war zudem ein großer Förderer des Schwarzwaldvereins und des Vogesenclubs und ist auch heute noch als "Ruhesteinvater" in Erinnerung. Ihm als "Normalsterblichen" ist mit dieser Grabstätte etwas gegönnt worden, das heute sicher nicht mehr möglich wäre.

Zur damaligen Zeit hat er sich das hart erkämpfen müssen und nur die Anerkennung seiner Liebe zum Schwarzwald und großen Verdienste um den "sanften Schwarzwaldtourismus" hat ihm das ermöglicht. Mehr zum Wildseeblick und Euting-Grabstätte Lesen!

Großvatertanne Bannwald Wilder SeeGroßvatertanne Bannwald Wilder See
Steigt man die ca. 120 Meter hohe halbkreisförmige Karwand zum Wildsee hinab, begegnet man am Wegesrand der imposanten knorrigen Weißtanne mit zweigeteiltem Stamm. Aber aufgepasst, wer mit den Augen nur auf den felsigen, von Baumwurzeln durchzogenen Boden schaut, wird die Großvatertanne leicht übersehen.

Das Alter dieser eindrucksvollen Tanne wird auf über 200 Jahre geschätzt, die Tanne wurde sicher nach dem Waldbrand im Jahr 1800 angepflanzt. Schon vor 100 Jahren war diese Tanne beliebtes Fotomotiv, wobei auf 100 Jahre alten Fotos nahezu kein Unterschied zum heutigen Wuchs zu erkennen ist. Was zeigt, dass die Großvatertanne im Bannwald Wilder See nur sehr langsam wächst.

Mehr von der Großvatertanne im Bannwald Wilder See lesen!

 

Der Bannwald in der Kernzone des Nationalpark Schwarzwald

Es ist nicht nur der Karsee der diesen Bereich des Nationalparks im Schwarzwald so einzigartig macht, nicht umsonst heißt es Schutzgebiet "Bannwald Wilder See". Der Wald wäre auch ohne See ein in Baden-Württemberg unvergleichliches Naturerlebnis, man muss sich ihn aber auch gönnen. Nur durchrennen geht nicht, und mit einer großen lärmenden Gruppe geht auch nicht, am besten ohne viel Worte und mit viel Umschauen erleben, einfach mit allen Sinnen genießen ......

In den wirklich interessanten Bereich des Bannwalds und anschließend zum Wilden See kommt man am besten über die ehemalige Falzhütte.

Vor über einhundert Jahren, 1911 wurde das Gebiet um den Karsee „Wilder See“ als erster Bannwald Baden-Württembergs ausgewiesen, seit dieser Zeit verfolgt der Mensch im Bannwald keine wirtschaftlichen Interessen mehr, kein Baum wird mehr gefällt, eine Ausnahme hierbei stellt nur die Wegesicherheit dar. Ein Abweichen von den Wegen ist nicht erlaubt und sollte aus Gründen der Sicherheit auch nicht getan werden. Im Bannwald können Besucher Wald erleben wie es ihn im Wirtschaftswald schlicht nicht gibt.

Nationalpark SchwarzwaldHier können Besucher sehen, dass auch ein Baum verschiedene Lebensphasen hat und nicht unbedingt durch eine Kettensäge vor seinem natürlichen Zyklusende sterben muss. Das Alter, das Bäume erreichen können ist sehr unterschiedlich. So werden beispielsweise Birken maximal 100 bis 160 Jahre alt, Eichen dagegen 600 bis 1000 Jahre, eine Fichte kann durchaus 600 Jahre alt werden.

Erst im Jahr 2008 wurde unter einer Fichte in Schweden, sie hat den Namen "Old Tjikko" Wurzelholz gefunden, das auf ein Alter von 9.550 Jahre datiert werden konnte. Ein neuer Baum ist aus diesem Wurzelstock ausgetrieben, genetisch identisch mit der uralten Wurzel.

Tipp: Rundwanderung zum Wilden See

Rundwanderung vom Seibelseckle auf der Gaiskopfspur über die ehemalige Falzhütte zum Wilde See. Dann ein Aufstieg auf urwüchsigem Pfad in der Karwand, dann in Richtung Darmstätter Hütte und über den Altsteigerkopf zurück zum Ausgangspunkt.
Länge der Strecke: ca. 12 km
Dauer der Wanderung ohne Pause: ca. 4 Stunden
Einkehrmöglichkeit: Darmstätter Hütte oder am Ende der Wanderung in der Rasthütte am Seibelseckle

Auf schmalem Pfad zum Wildseeblick

Etwas körperlich anstrengender aber bei nassem Weg ungefährlicher und gut zu bewältigen als der Abstieg vom Wildseeblick ist der umgekehrte Weg, der Aufstieg. Ein schmaler Pfad führt an der Karwand entlang, besonders sehenswert ist eine alte Tanne, die direkt am Weg steht.

Die Lebensphasen eines Baumes

Die Jugendphase
Sie beginnt mit der Keimung und reicht bis in das Jugendstadium, in diesem Stadium hat der Baum eine hohe Wachstumsrate und Vitalität. In der Regel dauert diese Phase 20 bis 30 Jahre. Je nach Standort, wenig Humus oder mit viel Schatten dauert die Phase bei gleicher Baumart durchaus länger, so wurden in den Urwäldern Sloweniens 200 Jahre alte Tannen gefunden, die erst 2 Meter hoch waren. Die Tannen warten geduldig darauf, dass vielleicht durch das Absterben eines großen Baumes Licht an sie kommt und sie mit dem Wachstum loslegen können. Nichts desto trotz, in dieser Phase ist der Baum besonders widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und Schädlinge. Die Phase endet mit dem Beginn der Geschlechtsreife.

Die Optimal- oder Reifephase
Sie führt den Baum in seine "Hochphase" er erreicht seine optimale Kronengröße, die Masse der Krone entspricht in etwa seiner Wurzelmasse, seine Blüten- und Samenproduktion ist weitgehend perfekt. Diese Phase kann sehr lange dauern, bei Tannen sind das dann schon mal 500 Jahre. Am Baum kommt es in dieser Zeit zu ersten kleinen Rissen, Löchern, erste abgestorbene Äste treten auf, auch erste Pilze oder Holzinsekten.

Die Altersphase
Sie beginnt mit abnehmendem Wachstum und verringerter Vitalität des Baumes, die Krone wird kleiner und lichter, die Nährstoffversorgung ist nicht mehr gewährleistet, einzelne Baumbereiche sterben ab. Jetzt wird der Baum für bestimmte Tiere und für holzabbauende Pilze interessant. Der Specht klopft Höhlen, die dann von anderen Vögeln und Kleinsäugern bewohnt werden.

Diese Phase muss noch lange nicht den baldigen Tod bedeuten. Erreicht der Baum ein neues Gleichgewicht zwischen Blattmasse und zu versorgendem Stamm und Wurzelholz kann dieses Stadium noch viele Jahrhunderte währen. In dieser Phase ist der Baum wertvoller Lebensraum für viele hochspezialisierte Tier- und Pilzarten. Mit den Jahrzehnten wird der Baum durch stärkere Höhlungen, abbrechende Ästen oder starkem Insektenbefall aber immer instabiler.

Insektenbefall, speziell der Borkenkäfer ist bei den Fichten im Bannwald Wilder See der Todbringer Nummer eins, richtig begonnen hat es im Jahr 1984. Seit diesem Jahr wurde im Bannwald immer wieder kleinflächiger Befall durch den Fichtenborkenkäfer festgestellt. Wer jetzt aber glaubt totes stehendes oder liegendes Holz ist schlecht für den Wald, der irrt. Nicht umsonst wird der Borkenkäfer als Geburtshelfer des Waldes bezeichnet, er sorgt für eine Verjüngung des Waldes, das Artenreichtum im Bannwald ist um ein vielfaches höher als im Wirtschaftswald. Und ganz ehrlich, wer den Bannwald Wilder See erlebt hat, der empfindet eine Wanderung im "normalen Wald" fast schon langweilig....

Die Totholzphase
Diese Phase geht anschließend in die Zersetzungsphase über, die mit dem langsamen Übergang in den Boden endet. Davor bietet der Baum einer großen Zahl von Arten Lebensraum. Besonders die nur im Totholz vorkommenden Arten profitieren von den unterschiedlichen Abbaustadien des Holzes. Neben Pilzen, Moosen und Flechten, sind das viele Käfer- und Insektenarten, die nur im Totholz ihre Nahrungs- und Lebensgrundlage finden. Von diesen wiederum ernähren sich zahlreiche Beutegreifer. Dazu gehören Spechte wie der Buntspecht, der Schwarzspecht und der Dreizehenspecht.

Der Dreizehenspecht gilt als „Vom Aussterben bedroht“. Ein Grund dafür ist seine bevorzugte Nahrung, holzbewohnende Käferlarven. Diese finden sich vor allem in totholzreichen Wäldern. Mit ein Grund dafür, dass die Population im Nationalpark Schwarzwald im Moment eher zurückgeht, ist die Tatsache, dass es eher zu wenig im Totholz vorkommende Käferlarven gibt.

Uralte Tanne NationalparkDie Geschichte des Waldes im Schwarzwald

Wer weiß schon, dass im Schwarzwald in der Kaltzeit Mammutherden, Wollnashörner und Riesenhirsche, Moschusochsen, Rentiere, Steppenwisente und Wildpferde unterwegs waren? Das Bären und Wölfe, ja sogar der Luchs im Schwarzwald umher wanderten, ist sogar nur wenige Jahrhunderte her...

Das Klima wechselte in den letzten 2,5 Millionen Jahre häufig, und mit dem Klima war auch die Tiere- und Pflanzenwelt eine vollkommen andere. Vor mehr als 115.000 Jahren, also vor der letzten Eiszeit gab es sogar Flusspferde im Rhein, was zahlreiche Knochen- und Zahnfunde belegen, auch gab es Wasserbüffel und Waldelefanten.
Im Jahr 1802 wurde bei Arbeiten am Rheinufer bei Karlsruhe Daxlanden ein Schädel gefunden. Zuerst glaubte man den Schädel einer Meerjungfrau gefunden zu haben, später fand man heraus, dass es sich um einen Nashornschädel handelte.

Nach der letzten Eiszeit wurde es erst langsam wieder wärmer, das Gebiet von einer Steppen- und Tundrenvegetation bedeckt, aber noch vollkommen baumlos.

Erst mit der Zeit siedelten sich wieder Bäume an, im Schwarzwald waren das die so genannten Pionierbäume. Zuerst trat die Birke auf, später auch die Kiefer. Jahrtausende bestimmten die zwei Baumsorten das Bild des Waldes, dann konnte die Hasel, die dichte Gebüsche bildet, die Birke und Kiefer zurückdrängen. Die Hasel wiederum wurde von Eichen, Ulmen und später auch von Linden, Eschen und dem Ahorn verdrängt.

Vor etwa 8.000 Jahren bis vor 6.000 Jahren kommen Fichte, Weißtanne und Rotbuche dazu, wobei die Fichte sich nie richtig durchsetzen konnte, das sollte sich erst mit dem Menschen ändern.... aber das etwas später. Die Weißtanne ist es die sich am besten durchsetzen konnte, auch aufgrund ihrer Wuchshöhe, ihres zu erreichenden Lebensalters von 500 bis 600 Jahren, ihres dunklen Schattens, den sie gibt und ihrer Geduld.

Weißtannen können im Schatten eines Baumes schon mal 250 Jahre warten, um dann wenn Licht da ist mit dem Wachstum loszulegen, manche mannshohe Weißtanne kann durchaus schon mehrere hundert Jahre alt sein.

Vor etwa 6.000 Jahren war die Entwicklung der Baumarten im Nordschwarzwald abgeschlossen, es ist ein dunkler Tannenwald mit nur wenigen anderen Holzarten, erst der Mensch änderte dies wieder.

Nationalpark im NordschwarzwaldDer Mensch greift ein, das Bild des Waldes verändert sich!

Untersuchungen deuten darauf hin, der Mensch hatte vor 4.000 Jahren etwa 15 Prozent der Waldfläche gerodet und für Ackerbau und Viehzucht verwendet, die noch bewaldete Fläche damals entsprach in etwa der Fläche von heute. Tausend Jahre später waren es schon über 30 Prozent der Waldfläche, die der Mensch gerodet hatte. Da die Rodungsflächen unterschiedliche Muster zeigen wird vermutet, dass das Holz für den Bergbau und die Verarbeitung der Metalle verwendet wurde.

Um die Jahrtausendwende, der römischen Kaiserzeit nahm die Bewaldung wieder zu, die Römer brachten die Esskastanie, die Weinrebe und später auch den Kirschbaum mit, die Esskastanie war besonders am Westhang des Schwarzwalds verbreitet. Sie war eine wichtige Nahrungspflanze, die den römischen Truppen Nahrung für ihre Kriegszüge geben sollte. Neben Kastanien und das Holz wurden auch der Honig und als Medizin die Rinde, Blätter und Blüten verwendet.

In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends ging der Waldbestand wieder zurück, bis um das Jahr 1000 war die Hälfte der Waldfläche im Nordschwarzwald gerodet. Es war die Zeit in der immer mehr Siedlungen im Schwarzwald entstanden.

Die im Mittelalter wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung der Menschen förderte Handwerk und Handel, das ging einher mit einem Ansteigen der Bevölkerung. Um die Versorgung der Menschen zu ermöglichen mussten neue Produktionsmethoden entwickelt, die Erträge erhöht werden.

Der Aufschwung der Städte erforderte auch die Entstehung neuer Handelsrouten. Um diesen Aufschwung zu ermöglichen bedurfte es riesiger Mengen an Wirtschaftsgütern, die der Wald vorwiegend in Form von Nutz- und Brennholz, Holzkohle, Potasche, Harz, Terpentin und mehr liefern musste. Daneben war der Landverbrauch für Äcker und Beweidung der Tiere enorm... Das Thema Beweidung auf den Grindenflächen im Nordschwarzwald möchten wir an anderer Stelle näher beschreiben, das würde den Umfang dieser Seite wohl sprengen.

Der Begriff der "Holznot" geht um

Nur wenige Gebäude, vorwiegend Kirchen und Burgen wurden zu damaliger Zeit aus Stein errichtet, fast alle anderen Häuser wurden aus Holz erbaut, Holz wurde aber auch als Brennstoff gebraucht. Das erforderte einen immensen Bedarf am Rohstoff Holz, den Holzbedarf pro Kopf errechnet man zu damaliger Zeit mit 3 bis 4 Festmeter pro Person und Jahr.

Das führte zu einer Auslichtung der Wälder, große Flächen wurden einfach kahlgeschlagen. Anfangs wurden nur die unteren Wälder gerodet. Später einhergehend mit einem weiteren Ansteigen der Bevölkerung und Holzbedarf ging es immer weiter auf die Höhenlagen, entscheidend war nur der mögliche Abtransport der Holzstämme.

Die unmittelbar bevorstehende Versorgungskrise beim Rohstoff Holz wurde erkannt, der Begriff der "Holznot" ging um, Holzsparmaßnahmen wurden zu einem wichtigen Thema. Die Landesordnung der Grafen von Eberstein aus dem Jahr 1508 schrieb vor, neu errichtete Häuser kniehoch mit Stein zu mauern und mit einem Kamin und Schornstein zu versehen, ein notwendiger Schritt, die häufig vorkommenden Brände zu verringern. Auch die auf den Dächern verwendeten Holzschindeln mussten beim Bau neuer Häuser durch Ziegelsteine ersetzt werden.

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Schwarzwald fast kein Wald mehr

Fast keine Bäume mehr gab es Mitte des 19. Jahrhunderts im Nordschwarzwald, es musste etwas getan werden. Jetzt durfte im Jahr nur so viel Holz abgeerntet werden, wie in zwölf Monaten nachwuchs. Auch die Waldweide wurde verboten, der Wald musste aufgeforstet werden. Eine Mischsaat aus Fichte, Tanne, Lärche und Kiefer wurde verstreut, aber nur die Fichte wuchs daraus hervor. Und das obwohl einst nur rund drei Prozent der Bäume im Schwarzwald Fichten waren. Die ehemals dominierende Tanne und die Buche wuchsen nicht heran.

Das Bild des Fichtenwaldes wird den Schwarzwald aber sicher nicht dauerhaft bestimmen Zumindest auf der Fläche des Nationalpark Schwarzwald wir das Waldbild zukünftig wohl ein anderes sein....

Die Geschichte des Waldes im Gebiet des Bannwald Wilder See

Auch das Gebiet im Bannwald Wilder See wurde geprägt durch die Jahrhunderte lange Nutzung der Menschen. Es teilt sich vornehmlich in zwei Bereiche, die Nutzung der Flächen zur Beweidung und die der Holznutzung. Beide Nutzungsarten dürften etwa zur gleichen Zeit begonnen haben.
Schon Ende des 14. Jahrhunderts soll der Prior des Kloster Reichenbach Wälder „zum Gewerb des Harzens“ verliehen haben. Das älteste Dokument, ein Harzbrief der Gemeinde Baiersbronn stammt aus dem Jahr 1521.

Das Harzen
Geharzt wurde an den am häufigsten vorkommenden Bäumen, den Fichten. Diese reagierten auf Beschädigungen mit dem Austreten von Harz, bei gesunden Fichten auch eine Möglichkeit sich gegen "einfachen" Borkenkäferbefall zu wehren. Das Harzen ging aber auch einher mit dem Befall von Rotfäule, die das Holz fast wertlos werden ließt. Daher wurde das Harzen zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf schlecht zu erreichende Gebiete beschränkt und im Jahr 1850 ganz eingestellt.

Grindenbeweidung Schliffkopf SchafeDie Beweidung
Die wenig bewaldeten Gipfellagen des Schwarzwaldes wurden schon früh als Viehweide genutzt. Das Bevölkerungswachstum und das einhergehende Anwachsen des Viehbestandes verlangten nach neuen Weideflächen. So wurde das Vieh auch in das Gebiet des Wilden Sees zur Weide in den Wald getrieben, erstmals schriftlich erwähnt wird das für das Jahr 1556. Um den Graswuchs zu fördern und unerwünschtes Gehölz zu beseitigen, wurde die Weidfläche nach Ende der Nutzung im Herbst regelmäßig abgebrannt.

In den Tal-Lagen des Schwarzwaldes wurde die Beweidung mit dem vielen Vieh immer mehr zum Problem. Im Jahr 1832 wurde die Weidenutzung deshalb im ganzen württembergischen Gebiet zwischen Kniebis und Hornisgrinde auf die Grindenhochflächen beschränkt.

Erst im 19. Jahrhundert mit der aufkommenden Stallhaltung verlor die Weidewirtschaft allmählich an Bedeutung, im Jahr 1864 wurde das Weiderecht dann ganz abgelöst. Durch die Beweidung und die Bodenverdichtung durch die Tiere und den Nährstoffentzug wurde der Boden in den Höhenlagen des Nordschwarzwaldes bis heute nachhaltig verschlechtert.

Der Bedarf an Holz, zur Verwendung als Bauholz und zur Verhüttung war enorm.

Holzköhlerei
Um abgebautes Eisenerz zu verarbeiten benötigte man hohe Temperaturen, die konnte nur die Holzkohle erzeugen. Die Köhler kamen in den Schwarzwald um dieses Brennmaterial herzustellen. Dazu wurde das Holz verkohlt, bis es als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln konnte. Die Köhler lebten arm und einsam tief in den Wäldern, die Holzköhlermeiler wurden immer in Nähe einer Wasserstelle errichtet.

Glasbläserei
Die erzeugte Holzkohle wurde auch für die Glasherstellung verwendet. Die größte und bedeutendste Glashütte im Schwarzwald war im 18. – 19. Jahrhundert in Buhlbach einem Ortsteil von Baiersbronn ansässig. Bekannt wurde sie durch die Entwicklung der druckfesten Champagnerflasche, dem „Buhlbacher Schlegel“, der zu einem weltweiten Erfolg wurde. Das hatte seinen "Holzpreis", die Glashütte hatte einen jährlichen Holzbedarf von etwa 10.000 Raummeter Scheiterholz.

Die Holz Exploitation Mitte des 18. Jahrhunderts
Bereits im 13. Jahrhundert kam die Flößerei in den Schwarzwald, die abgelegenen Gebiete wie der Wilde See wurden jedoch erst im 18 Jahrhundert für die Flößerei erschlossen. Die Schwarzwaldtannen und Fichten waren ein lukratives Geschäft, wurden für den Schiffsbau, u.a. für die Schiffsmasten der Holländischen Marine verwendet. Die mächtigen Holländertannen des Schwarzwalds flößte man über den Rhein bis nach Amsterdam. Amsterdam mit seinen Krachten selbst ist zu großen Teilen auf den Tannen des Schwarzwalds erbaut.
Nach Ende der Flößerei auf der Schönmünz gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer Eingriff in den Wilde See. Um den Karsee als Auffangbecken für Schmelzwasser zu verwenden, wurde der Wasserspiegel zunächst gesenkt. Rund 20 Jahre später wurde beim Wiederaufstauen zu viel Wasser in den See gelassen, Folge war, dass die Hochmoorvegetation überflutet und geschädigt wurde.

Am Bannwald Wilder See beendet ein Waldbrand im Jahre 1800 die Holznutzung

Am 4. August 1800, brach nach einer langen sommerlichen Trockenperiode ein großer Brand aus. In dem abgelegenen Gebiet ware die Löscharbeiten nur schwer durchzuführen, das Feuer im Gebiet des Karsees wütete bis zum 21. August. In den nachfolgenden 17 Tagen hatte das Feuer rund 2800 Hektar Wald zerstört. Der Waldbrand währte bis in die Nacht vom 21. auf den 22. August, wo er durch starke Regenfälle endlich eingedämmt wurde.

Den Boden hat auch der Brand nachhaltig zum negativen verändert, die Humusschicht wurde nahezu vollständig mineralisiert, an Steillagen sorgten die hohen Niederschläge und fehlender Bewuchs zu einer Bodenerosion, einem Abtrag der Humusschicht.
Analysen zeigen, das moorige Flächen nur oberflächlich vom Feuer erfasst wurden. An der Karwand oberhalb der Seemisse überstanden so einige alte Tannen und Fichten sowie einige junge Bäume den Brand.

Die Aufforstung der verwüsteten Flächen beginnt

Nach dem Brand folgte eine Zeit in der eine intensive Aufforstung betrieben wurde. Saatgut das gemischt war, vor allem mit Samen von Fichte und Kiefer, aber auch von Tanne, Buche und Lärche, wurde verstreut. Woher das Saatgut stammte ist nicht überliefert. Rückschläge traten vor allem an schlechteren Standorten auf, auch Wildverbiss besonders bei der Tanne und Frost wirkten sich negativ auf den Wuchs aus.
Im Jahr 1820 waren rund 2/3 der einstigen Brandfläche wieder mit Bäumen bepflanzt, um den Erfolg der Wiederbepflanzung zu verbessern wurde einiges versucht, ab 1835 wurde der Oberboden aufgelockert.
Dann giht man von Samen auf Setzlinge über, die kamen vor allem aus Pflanzschulen der Umgebung. Ein weiterer Grund, weshalb die Baiersbronner „unser Wald“ sagen und der Widerstand gegen den Nationalpark so groß war.

Zu einer wirtschaftlichen Nutzung des Baumbestandes im Bannwald wird es nicht mehr kommen, es wird davon ausgegangen, dass seit 1850 keine Holzentnahme mehr erfolgt ist, mit der Ausweisung zum Bannwald im Jahr 1911 kann das als sicher gelten.
Rückschläge in Teilbereichen gab es auch durch erneute Waldbrände, in den Jahren 1919 und 1924 war es wieder soweit, rastende Wanderer, die vermutlich eine Feuerstelle betrieben, sorgten für erneute Waldbrände. Dieses Mal reichte der Brand von den Hochflächen nahe dem EUTING-Grab bis zur Karwand hinunter. Heute noch sind die Auswirkungen zu erkennen, im Grindenbereich sind diese Stellen dicht mit Pfeifengras bewachsen, an der Karwand wurde die Ausbreitung des Adlerfarns durch das Feuer gefördert.

Die Zeit nach der Ausweisung zum Bannwald im Jahr 1911

Auch nach der Ausweisung zum Bannwald im Jahr 1911 bestimmten die Folgen der ehemaligen Nutzung durch den Mensch noch lange das Aussehen des Waldes. Die fast 600 Jahre lange Beweidung, Waldrodungen und der Brand im Jahr 1800 hatten bewirkt, dass Laubbäume, besonders die Buche bis auf wenige Bäume verschwunden sind.
Die Aufforstung, die nach dem Brand begonnen wurde hatte, vor allem war die Fichte begünstigt. Der Wald, der einst ein Tannen-, Kiefern- und Buchenwald war, musste sich in seiner natürlicher Entwicklung erst selbst wieder ändern, was noch sehr lange dauern wird. Hierbei wird ein großer im Wirtschaftswald als Schädling gefürchteter Käfer zum Nützling, zum Strukturumwandler und Geburtshelfer der Artenvielfalt mit dessen Hilfe der Wald sich langfristig wandeln und verjüngen wird..

Borkenkäfer im NationalparkWie geht der Borkenkäfer vor...

Der Fichtenborkenkäfer sucht sich meist Gruppen von Fichten im Alter von etwa 70 – 80 Jahren aus. Im Bannwaldgebiet Wilder See sieht man das ganz deutlich. Lang und heiß war besonders der Sommer 2003, die Fichten waren vom Wassermangel geschwächt und der Buchdrucker hatte bei den Fichten leichtes Spiel.

Ist eine Fläche vom Borkenkäfer beschädigt, fällt Licht auf den Boden. Als erstes entwickelt sich die Grasschicht, dann die Krautschicht, dann keimen die Samen von Pionierbäumen wie Eberesche, Birke und Buche und wachsen heran. Natürlich findet auch die Tanne und Fichte ihren Platz. Doch die Fichte wächst schneller, überholt die anderen Bäume, ungefähr alle 80 bis 100 Jahre kommt der Borkenkäfer wieder an diese Stelle vorbei, eine neue Verjüngungsphase beginnt. Und dann nach dem 3. Mal, etwa nach 250 bis 300 Jahren, haben es die Laubbäume geschafft, sie sind hoch genug gewachsen um die Fichte zu verdrängen, ein Bergmischwald ist entstanden.

Die Borkenkäferausbreitung im Bannwald Wilder See

Seit dem Jahr 1984 wurde im Bannwald immer wieder ein kleinerer Befall durch den Fichtenborkenkäfer festgestellt. Im Jahr 1990 bekam der Käfer den entscheidenden Impuls, der den zukünftigen Prozess im Bannwald beschleunigte. Mehrere Stürme zogen durch das Land, besonders Orkan „Wiebke“ sorgte im Bannwald für einige umgestürzte Bäume und Totholz.

Totholz diente dem Borkenkäfer als Brutstätte, es sorgte für eine Massenvermehrung des Käfers, seit jenem Jahr breiteten sich die Totholzflächen im Bannwald kontinuierlich aus. Vom Befall verschont blieben nur die Moorflächen nördlich und östlich des Sees, die offenen baumlosen Flächen und die Bereiche mit Latschenkiefern oder größeren Laubholzbeständen, sowie die Fichtenbestände im Karhang südlich des Sees.

Bis 1997 waren 25% der Fläche und 47% der für den Borkenkäfer befallfähigen Fichten auch vom Käfer befallen. Im Jahr 2000 sorgte Sturm "Lothar " für weitere 2 Hektar umgestürzter Bäume. Die Bäume, die vor 20 und mehr Jahren abgestorben sind, werden wohl auch bald umfallen und als liegendes Totholz weitere Jahrzehnte überdauern.

Hat dem Bannwald jetzt das letzte Stündchen geschlagen?

Wer jetzt glaubt bald hat das sprichwörtliche letzte Stündchen für den Bannwald geschlagen, der irrt, besser passt "was der Bauer nicht kennt...". Das was im Wald geschieht, gehört ganz einfach mit zur natürlichen Entwicklung, die ein Wald durchmachen kann.

Nur weil wir im Wirtschaftswald keine kranken, alten und toten Bäume kennen, muss das nicht normal sein. Den Wald einfach mal als Mensch sehen, oder entsorgen wir unsere Menschen im Alter von 30 Jahren, wenn sie auf dem Höhepunkt ihrer Kraft sind?
Wie wird sich der Bannwald Wilder See-Hornisgrinde weiter entwickeln? Wüssten wir es schon bräuchten wir keine Forschung mehr betreiben. Fakt ist, der Bannwald ist kein toter Wald, in keinem Wirtschaftswald ist der Artenreichtum an Tieren, Pflanzen oder Pilzen so groß wie im Bannwald.

Heute sind rund 40% der Bannwaldfläche vom Borkenkäfer befallen, das verringert das durchschnittliche Alter der Bäume, der Wald wird jünger. Es gibt noch einen anderen Effekt, der Anteil anderer Baumarten wie der Tanne und der Buche nimmt zu, ein Mischwald entsteht.
Der Wald verjüngt sich auf seine Art, ob uns das optisch immer gefällt, darauf muss er keine Rücksicht nehmen... Und das ist gut so...

Quellen
100 Jahre Bannwald Wilder See Schriftenreihe FORST BW Band 85
Internet
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/12124/5970
http://www.fva-bw.de/termine/veranstaltungen/111012bannwald100_afz.pdf
https://www.landkreis-freudenstadt.de/site/Landkreis-Freudenstadt/get/documents_E-2076474416/landkreis-freudenstadt/Objekte/02_Landratsamt/LRA/50/Waldschutzgebiete%20Baiersbronn/Schonwald%20Wilder%20See.pdf
https://www.researchgate.net/publication/286441757_Bannwald_Wilder_See-Hornisgrinde_-_eine_durch_Buchdruckerbefall_getriebene_Walddynamik
http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt2/dokablage/oac_12/wuerdigung/2/2027.htm
http://www.botanik-sw.de/BAS/media/texte/Exkursionsf%C3%BChrer_FlorSoz_2001_72dpi.pdf
https://www.bo.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/hollaendertannen-kamen-einst-bis-nach-amsterdam
http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Freiburg/Ahrens2002.pdf
https://naturschutz-und-denkmalpflege.projekte.tu-berlin.de/pages/leitfaden-biotopholz/altbaeume-als-lebensraum/lebensphasen.php
https://www.wsl.ch/totholz/holzabbau/index_DE
https://www.planet-wissen.de/kultur/mittelgebirge/schwarzwald/index.html