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Wiedehopf MännchenUnsere Arbeit mit dem Wiedehopf

Der Wiedehopf (upupa epops l.)
Gattung: upupa
Familie:  upupidae (Wiedehopfe)

Wer erinnert sich noch an das bekannte Volks- und Kinderlied „Die Vogelhochzeit“? So hat der Wiedehopf bereits bei älteren Generationen im Bewusstsein der Menschen eine gewisse Rolle gespielt, wie doch ein Vers im Lied „Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der bringt der Braut nen Blumentopf“ verdeutlicht.

Eine der Ursachen für das Verschwinden des Wiedehopf, das betrifft übrigens die meisten unserer vorkommenden Vogelarten, ist im Verlust seines Habitats zu suchen. Die Intensivierung der Landwirtschaft durch den verstärkten Einsatz von Herbiziden dezimierten das Nahrungsangebot immer mehr.

Alte Bäume mit Naturhöhlen, Obstbäume oder Kopfweiden wurden beseitigt, Steinhaufen weggeräumt und alte Gebäude abgerissen, so dass er immer weniger Naturhöhlen, in denen der Wiedehopf am liebsten brütet, findet. So hat der Mensch heute eine Kulturlandschaft geschaffen, wie er sie selbst am liebsten sieht, nämlich gepflegt und ordentlich. Umso erfreulicher ist es, dass er vor einigen Jahren im nördlichen Ortenaukreis wieder aufgetaucht ist.

Wiedehopf mit FutterDurch ein unterstützendes Angebot von Nisthilfen, die der Wiedehopf gerne annimmt, waren auch zunehmend Bruterfolge zu verzeichnen. Hatte nicht zuletzt auch der Klimawandel mit wärmeren Sommern und längeren Trockenzeiten dazu beigetragen, dass sich der Wiedehopf wieder wohlfühlt? Ob das wirklich so ist lässt sich nicht unbedingt belegen, hängt sicherlich mit dem Einsatz im Vogelschutz zusammen. Letztendlich müssen der erforderliche Lebensraum und das Nahrungsangebot stimmen, damit eine Vogelart nicht verschwindet. Seit 2019 wird das Gebiet der Wiederansiedlung des Wiedehopf ab Ottersweier/Haft in Richtung Norden in der Vorbergzone ausgeweitet.

Diesen Bereich bis zu den Sanddünen in Baden-Baden Sandweier haben wir, Christian und Kornelia übernommen. Wir suchen geeignete Stellen, bauen Nistkästen und bringen diese mit dem Einverständnis der jeweiligen Grundstücksbesitzer an. In regelmäßigen Abständen kontrollieren wir während der Brutzeiten die Nistkästen, ob bereits welche bezogen wurden. So konnten wir 2021 einen ersten Bruterfolg verbuchen. 6 prächtige Jungvögel verließen nach ca. 45 – 50 Tagen ihr zu Hause.

Wiedehopf Junge im KastenKleines Tagebuch unseres ersten Bruterfolges:

Der 18. April 2021 war ein Sonntag. Wir überprüften nochmals unsere bereits aufgestellten Wiedehopf-Nistkästen. Im Gebiet hörten wir den unverkennbaren Ruf eines Wiedehopf-Männchens auf Partnersuche. Für diesen Sonntag hatten wir auch geplant noch einige geeignete Plätze an denen man Nistkästen anbringen konnte auszuwählen. Am Rückweg kamen wir nochmals an dem einen Nistplatz vorbei und sahen von weitem einen Vogel auf dem Kasten sitzen, konnten aber leider nicht erkennen was es war – er flog dann weg. Der Größe nach hätte es ein Wiedehopf sein können. War es einer?

Wiedehopf füttert Junge

Zwölf Tage später, es war ein Freitag, hatte ich, Conny, eingeplant alle Kästen auf eine evtl. Brut zu checken. Sagt man doch, wenn ein Wiedehopf drinnen sitzt, riecht man das eindeutig. Ja, und der eine Kasten auf dem ich den Vogel gesehen hatte, roch etwas anders als die anderen aus dem Einflugloch. Ich entfernte mich wieder und verweilte in der Ferne mit dem Fernglas einige Zeit, und siehe da, plötzlich kam ein Wiedehopf an das Einflugloch geflogen und entfernte sich dann gleich wieder. Als ich das dann Christian erzählte, wollte er es nicht wirklich glauben.

Sonntags fuhren wir dann nochmals hin. Ja, der Wiedehopf kam wieder zum Nistkasten. Tage später überzeugten wir uns erneut, und dann war es klar, der Kasten war vom Wiedehopf-Weibchen belegt und der Partner versorgte es mit Nahrung. In regelmäßigen Abständen suchten wir nun die Nistgegend auf um uns zu überzeugen, ob das Männchen noch zum Füttern kommt. Per Fernauslösung machten wir auch einige Fotos und Filmclips. Darauf war auch zu sehen, dass das Männchen einen Ring trug. Wir konnten in Erfahrung bringen, beringt wurde er am 28.06.2019 als Jungvogel von Manfred Weber, der Wiedehopfaktive in der Ortenau.

Wiedehopf Jungvogel schaut aus dem KastenDas Männchen, ich nenne es jetzt einfach mal Friedolin, schaffte emsig Futter heran, mal die großen Maulwurfsgrillen (wohl für das Weibchen), mal kleinere Insekten oder Spinnen. Am 20. Mai hörten wir erstmals ein leises Piepsen aus dem Kasten herausdringen. 2 Tage später schafften beide Elternteile das Futter für die Kleinen heran. Nochmals eine Woche später (30. Mai) öffneten wir in großer Sorge ein Sichtfenster im Kasten, nachdem keiner der Altvögel über 1,5 Std. sich blicken ließ. 5 Schnäbel und noch ein Schwanz konnten wir entdecken, alle Jungvögel waren in einem guten Ernährungszustand.

Wiedehopf EiAn Frohnleichnam, es war der 3. Juni konnten wir erstmals einen Jungvogel am Einflugloch entdecken. Das Wiedehopf-Weibchen, das nicht beringt war, haben wir jedoch seit dem 31. Mai nicht mehr gesehen, Fridolin schaffte alleine Futter heran. Per Zufall haben wir mitbekommen, wie am 7. Juni einer der Jungvögel aus dem Einflugloch Friedolin hinterher ausgeflogen war, siehe Video unten. Ob es der erste der sechs war? Fridolin schaffte weiterhin Insekten an um die Jungvögel zu füttern. Ein letztes Mal war ein junger Wiedehopf am Morgen des 10. Juni am Einflugloch zu sehen, abends war der Kasten dann leer. Alle waren ausgeflogen, Fridolin, das Weibchen und die Jungvögel waren weg. Im Kasten haben wir nicht einmal eine Feder gefunden, doch ein einzelnes intaktes Ei ohne Inhalt haben die Vögel uns als Andenken überlassen.

Wie die Geschichte wohl weitergeht? Werden wir sie wiedersehen?

Wir wissen es nicht. …

Wiedehopf mit MaulwurfsgrilleSteckbrief:

Der Wiedehopf zählt zu den Langstreckenziehern der Zugvögel, kommt in seinem Brutgebiet Ende März/Anfang April an und verlässt es Anfang bis Mitte September wieder um in sein Winterquartier südlich der Sahara oder Indien zu ziehen.

Größe
Mit ca. 25 – 30 cm ist der Wiedehopf nur wenig größer als eine Amsel.Die Spannweite der Flügel reicht von 42 – 46 cm.

Aussehen
Der Wiedehopf hat das perfekte Tarnkleid mit seiner lachs-bräunlichen Färbung. Seine Flugfedern sind schwarz-weiß gebändert und wenn er fliegt erinnert er an einen Schmetterling, legt er doch bei jedem Flügelschlag diese an seinen Körper an. Auch seine Schwanzfedern sind schwarz, allerdings hebt sich deutlich sichtbar eine weiße Binde ab. Die rostfarbige Federholle mit den schwarzen Spitzen, die er bei Aufregung oder kurz beim Landeanflug aufstellt ist besonders faszinierend. Das Weibchen ist etwas blasser und kleiner. Der Schnabel des Wiedehopf ist dunkel und bis zu 6 cm lang und spitz.

Lebensraum

WiedehopfDer Wiedehopf liebt warme und trockene Gegenden. Extensive Weidewirtschaft, Weinberge und Streuobstwiesen mit Brachflächen und niedriges, lückenhaftes Gras sind sehr wichtig.

Nahrung
Der Wiedehopf ernährt sich von Insekten. Am liebsten mag er Maulwurfsgrillen, Feldgrillen, Engerlinge, Raupen und Käfer. Er verachtet aber auch nicht Regenwürmer, Spinnen und Asseln, ebenso  kann es aber mal eine Eidechse dabei sein. Seine Nahrung sucht er überwiegend am Boden, daher soll das Gras niedrig und lückig sein, um mit seinem langen Schnabel an die Nahrung kommen. Er stochert mit dem Schnabel im Boden herum bis er z.B. eine Maulwurfsgrille (Werre) findet und diese aus dem Boden regelrecht herausdreht.

Gesang/Ruf
Unverkennbar ist der Ruf des Männchen der eine Partnerin sucht. Dumpfes und kurzes Hupen (upupup), wie eine Autohupe. Ein starkes Männchen sogar 4 oder 5 Mal. Ist der Wiedehopf aufgeregt krächzt er fast wie ein Eichelhäher.

Brutplatz
Gerne brütet der Wiedehopf in verlassenen Spechthöhlen, Nischen, Mauerspalten, oder er gräbt in Steinhaufen eine Mulde. Er legt 5 – 8 Eier, bläulich-graue mit Pünktchen, und fängt bereits mit der ersten Eiablage an zu brüten. Nisthilfen in Form von Nistkästen, ausgelegt mit Rindenmulch, Hobelspäne, Holzwolle oder auch Stroh, nimmt er ebenfalls gerne an. Das Weibchen bebrütet etwa 16 - 18 Tage die Eier. Während dieser Zeit und in den ersten Tagen nach dem Schlupf versorgt das Männchen alle mit Nahrung.

Das Wiedehopf-Weibchen hudert die Nestlinge bis diese in ca. 25 – 28 Tagen nach und nach ausfliegen, allerdings beteiligt sich das Weibchen nach den ersten Tagen ebenfalls an der Nahrungssuche. Der Kot des brütenden Weibchen und von den Jungen wird aus dem Brutplatz entfernt. Also ist der Wiedehopf durch kein Dreck-hopf wie vielerorts gedacht. Fällt einer der Altvögel aus, wird die Brut aufgegeben.

Wiedehopf im PrachtkleidOb dies allerdings auch in den letzten 10 Tagen bevor der letzte Jungvogel ausflog der Fall war, können wir nicht sagen. Bei unserer Brut haben wir das Weibchen in diesem Zeitraum nicht mehr gesehen. Aber vielleicht versorgt es einige Tage die bereits ausgeflogenen Jungvögel andernorts.

Das vielfach beschriebene, dass die jungen Wiedehopfe sich um ihren Nistplatz in den ersten Tagen aufhalten können wir auch nicht bestätigen. Den Ausflug eines Jungvogels konnten wir zufällig beobachten. Das Männchen brachte ihm Futter, flog weg und der junge Wiedehopf flog wenige Sekunden danach aus dem Nistkasten und ihm hinterher. – Weg war er. Und als auch der letzte Wiedehopf Jungvogel ausgeflogen war, war keiner der ganzen Wiedehopf Familie mehr im Bereich um den Nistkasten zu entdecken, Alle waren weg.

Fressfeinde – Verteidigung
Habicht, Falken, Sperber, Rabenvögel, Katzen, Wiesel (Hermelin), Steinmarder und Schlangen zählen zu den natürlichen Fressfeinden (Prätatoren) der Wiedehopfe. Die Nestlinge entwickeln Abwehrreaktionen indem Sie fauchen und ihren Enddarminhalt umherspritzen solange sie am Brutplatz verweilen. Die Bürzeldrüse beinhaltet ein schwarzbraunes Sekret, das mit dem Enddarminhalt austritt und äußerst streng riecht. Das Weibchen bildet das Sekret während der Brutzeit und es sich bei den Nestlingen aufhält.

Der Wiedehopf ist zum Vogel des Jahres 2022 gewählt worden. Dies ist seit 1976 das zweite Mal.

 

 

 

 

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