Wissenswertes über Wildbeeren
Eine Genusswanderung zum Hören, Fühlen und Schmecken
Nach dem sich jeder Teilnehmer kurz vorgestellt hat ging es auch gleich los.
Ein altes chinesisches Sprichwort lautet:
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“
Vorweg, wir befinden uns im Gebiet des Nationalpark Schwarzwald. Das Sammeln von Beeren mit Gefäßen ist hier nicht erlaubt. Am Wegrand ein paar Beeren zu naschen, gerade das was in den Mund passt, dagegen hat jedoch keiner etwas.
Die hier gezeigten Beeren wurden von Frau Reichel außerhalb des Nationalparks gepflückt und mitgebracht.
Das Risiko am Fuchsbandwurm zu erkranken
Natürlich gibt es hier auch Füchse und ein kleines Risiko am Fuchsbandwurm zu erkranken. Es gibt jährlich 30 Neuerkrankungen in Deutschland, die sich jedoch schwerpunktmäßig auf Förster und Landwirte mit Hunden beschränken bei denen die Larve über die Atemwege in den Körper gelangt. Kocht man die Beeren bei 60 °, werden die Erreger abgetötet.
Auf dieser genussvollen Rundwanderung am Vogelskopf erhalten wir von Anne Reichel eine Menge Informationen über die Beeren, die wir am Wegrand sehen. Zu den von Frau Reichel vorgestellten Wildbeeren hat sie etwas Leckeres zum Probieren mitgebracht. Angemerkt sei, auch die Beeren, die wir bei der Verköstigung erhalten, hat sie alle von außerhalb des Nationalparks mitgebracht.
Wer kennt ihn nicht, den Huckleberry (Finn)?
Genau, er ist die literarische Figur von Mark Twain. Und Huckleberry ist auch der Name für die amerikanische Heidelbeere.
Es gilt das Motto „seid lustig und guter Dinge“
Die Heidelbeere ist eine kleine blaue Beere die viel Vitamin C und E enthält. Diese beiden Vitamine fangen die freien Radikalen ab und stärken zudem das Immunsystem. Der hohe Gerbstoffgehalt der Heidelbeere hilft bei Durchfall. Bei den Kulturheidelbeeren beinhaltet nur die Schale die wertvollen Vitamine, das Fruchfleisch ist im gegensatz zu den Waldheidelbeeren innen weiß.
Einst hatten die Römer die blaue Farbe der Beeren um Stoffe oder Haare zu färben verwendet.
Die Heidelbeerbüsche wachsen auf saurem nährstoffarmem Boden, man findet die lichthungrige Pflanze vorwiegend auf den offenen strukturierten Grindeflächen wo sie Früchte trägt. Die Stengel der Heidelbeere sind ein bisschen kantig und die Blättchen ähneln ein wenig kleinen Rosenblättern. Zwischen Juni und September sind die Früchte der Heidelbeere reif. Zum Winter hin verlieren die Heidelbeersträucher ihre Blätter.
Für das Auerwild sind die Heidelbeersträucher, d.h. deren Triebe, Blätter und Früchte, vom Frühling bis zum Wintereinbruch die Hauptnahrungsquelle. Während der Erntezeit frisst es täglich bis zu 2 kg von den Beeren. Doch auch dem Fuchs schmecken die süßen kleinen blauen Beeren, dies ist auch an seiner Losung erkennbar.
Zur Verkostung reichte uns Frau Reichel Saft und Heidelbeer-Brownies.
„bleib standhaft, wenn die Stürme des Lebens toben“
Gerne wird die Vogelbeere auch Eberesche genannt, kommt wohl daher, dass früher die Schweine mit den Vogelbeeren gemästet wurden.
Die Vogelbeere ist eine Pionierpflanze aus der Gattung der Mehlbeeren innerhalb der Rosengewächse. Sie ist eine der ersten Pflanzen, die sich nach Stürmen oder Verwüstungen auf nährstoffarmem Boden sowie in Moorwäldern und Felsen ansiedeln.
Öffnet man die kleinen roten Beeren, ist in dem „Kernäpfelchen“ ein Kerngehäuse erkennbar. Durch das reichhaltige Parasorbin schmeckt die ungiftige Vogelbeere äußerst bitter. Doppelt soviel an Vitamin C als eine Zitrone beinhaltet die Vogelbeere, Frau Reichel nennt sie deshalb auch gerne „die Zitronen des Schwarzwalds“.
Bis zum Herbst dient die Vogelbeere als Nahrungsquelle für etwa 60 Vogelarten.
Die Vogelbeere lässt sich auf verschiedene Arten verwenden. So regen z.B. die getrockneten Beeren den Stoffwechsel an, fördern die Verdauung und wirken entwässernd.
Zum Probieren gab es Lachsschinken mit Vogelbeergelee und Käse.
Erdbeere
Die kleine schmackhafte Walderdbeere ist eine Sammelnussfrucht aus der Gattung der Erdbeeren. Bereits im 14. Jh. Hatte man vergeblich versucht, die süße vitaminreiche Frucht zu kultivieren. Im 19. Jh. Erhielt man durch eine Kreuzung aus der amerikanischen und chilenischen Erdbeere die Basis der heutigen Kulturerdbeere.
Nur 8 Stück der kleinen süßen Beeren decken den täglichen Vitamin-C Bedarf. Die Blätter beinhalten einen hohen Anteil an Gerbstoffen und werden deshalb gerne als Haustee verwendet der entschlackend und entzündungshemmende wirkt.
Die sonnenhungrigen Waldbrombeeren mit ihren Dornensträuchern siedeln sich gerne an Waldrändern, Böschungen oder lichtdurchlässigen Wäldern an und wachsen rasch zu einer undurchdringlichen Hecke heran.
Die Brombeere ist eigentlich gar keine Beere, sondern eine Sammelsteinfrucht. Schaut man genau hin, erkennt man viele kleine kugelige Steinfrüchte, die winzig kleine Samen enthalten.
Die ganzjährig grünblättrige Brombeere blüht zwischen Juni und August. Die Früchte reifen bis Ende Juli Anfang August zuerst rot und dann in blauviolett bis schwarz heran. Die kleine Frucht enthält viele Vitamine, so z.B. Vitamin A, C und E sowie die Mineralstoffe, Kalium, Kalzium und Magenesium. Bei Heiserkeit angewendet hat Brombeersaft eine wohltuende Wirkung.
In Schweden wird die Preiselbeere als „Gold des Landes“ bezeichnet. Die Sträucher der Preiselbeeren wachsen größtenteils auf den Grindeflächen im Nationalpark. Die fleisch-runden Blättchen weisen auf deren Unterseite Öldrüsen auf. Die Sträucher verlieren im Winter im Gegensatz zu den Heidelbeeren ihre Blätter nicht. Die roten Beeren mit dem weißen Fruchtfleisch enthalten Vitamin C, B-Vitamine und Provitamin A. Der Saft der Preiselbeeren soll vorbeugend gegen Harnblaseninfektionen helfen.
Preiselbeeren mit Käse und Weißbrot waren ein echter Genuss.
Der Name der Himbeere geht auf hinda-basja zurück, die Bezeichnung für eine Hirschkuh. Die Himbeere im Wald tritt als Pionierpflanze auf und wächst vorwiegend auf kali- und nitratreichen Böden und sind im Wald, gerne an sonnigen oder halbschattigen Waldlichtungen und Waldrändern zu finden. Die Himbeere, deren Inhaltsstoffe Zitronensäure, Vitamin C, Zucker und Mineralsalze sind, wird gerne in der Naturheilkunde angewendet, stärkt sie doch das Immunsystem.
In der Tierwelt ist die Himbeere für viele Insekten und etwa 50 verschiedenen Schmetterlingsraupen Nahrungsquelle.
Holunder
Der Name vom schwarzen Holunder, auch Hollerbusch genannt, hat er einer Göttin zu verdanken. Einst schützten die hohe Frau Holda und Frau Holle in ihrem Hollerbusch das Haus vor Krankheit und Unglück. So ranken sich auch in der heutigen Zeit noch einige Mythen und Märchen um den Hollerbusch.
„…Ringel Ringel Reihe, sind wir Kinder dreie, sitzen unterm Hollerbusch, machen alle Husch, Husch, Husch!...“
Der Holunder zählt zu der Gattung der Moschuskrautgewächse
Es gibt mehrere Arten von Holunder, so z.B. den roten und den schwarzen und den Zwerg-Holunder, wobei für den Menschen der schwarze Holunder wichtig ist.
Im Volksmund sagt man „Vor dem Holder soll man den Hut ziehen“. In unseren Breitengraden ist er eine der ältesten und wertvollsten Heilpflanzen. Der Schwarze Holunder wächst bis zu einem 5 Meter hohen Strauch heran, vorzugsweise auf nährstoffreichen Böden. Die Die Beeren des schwarzen Holunders sind erst nach dem Erhitzen genießbar, da sie im rohen Zustand leicht giftig sind.
„die Blütenessenz steht für eine neue Sichtweise“
Jetzt noch einige unbekömmliche Beeren:
Traubenholunder (Roter Holunder)
Beim roten Holunder müssen zuerst die giftigen Samenkörner entfernt werden, die Beeren haben auch keine heilkräftige Wirkung. Die Früchte des Traubenholunders können zu Marmelade oder Saft verarbeitet werden, oder man setzt sie als Abführ- und Brechmittel ein. Verkleinert man die Wurzeln helfen diese als Umschlag angewendet gegen Entzündungen und Warzen.
Attich bzw. Zwerg-Holunder
Der Zwerg-Holunder auch Attich genannt ist vollkommen giftig, vor allem die Samenkerne und die Blüten. Die krautige Pflanze wächst senkrecht nach oben, die leicht rosa-farbenen Blüten verströmen einen bitteren sehr unangenehmen Geruch.
Rauschbeere
Man nennt die Rauschbeere auch Nebelbeere oder Trunkelbeere, ist ebenfalls ein Heidekrautgewächs aus der Gattung der Heidelbeere und bevorzugt feuchte und Torfhaltige Standorte. Die Blütezeit der Rauschbeere liegt zwischen Mai und Juni.
Die Rauschbeere sollte man nicht unbedingt essen. Sie wird gerne von dem schmarotzenden Schlauchpilz befallen, der Vergiftungserscheinungen wie z.B. rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung und Schwindelgefühl verursachen kann. Blättchen mit einem Hauch türkisblau lassen sich durchaus von den Heidelbeer- und Preiselbeersträuchern unterscheiden. Die blauen eiförmigen Beeren mit hellem Fruchtfleisch sind größer als die der Heidelbeere.
Ein gelungener Nachmittag an dem wir so mancherlei Wissenswertes über Wildbeeren erfahren konnten ging zu Ende.