Greifvögel – Accipitriformes
Schon immer haben die „Könige der Lüfte“ den Menschen mit ihren eindrucksvollen Flügen fasziniert.
Bei den Greifvögeln handelt es sich überwiegend um Fleischfresser. In dieser Ordnung (Accipitriformes) sind die Familien der Habichtartigen (Accipitridae) ebenso enthalten wie die der Fischadler (Pandionidae), sowie der Sekretär und die Neuweltgeier (Cathartidae). Es ist noch nicht so lange her, da bildeten die Greifvögel und Falken eine Ordnung.
Mehr als 330 Arten gibt es auf der ganzen Welt, das Vorkommen ist jedoch sehr ungleich verteilt. Etwa 220 Arten leben in den tropischen Savannen und Regenwäldern, in der arktischen Tundra brüten nur 4 Arten, von Europa weiß man, dass 39 Arten brüten. Diese stammen aus 3 Familien, den Pandionidae, Accipitridae und Falconidae. Wobei die Falken nicht wirklich zu den Greivögeln zählen, da diese Bisstöter sind. Sie gehören einer eigenen Ordnung an, der Falconiformes, die die Familie der Falconidae umfasst.
Lebensraum der Greifvögel
Die Lebensräume reichen von den nordischen Offenlandschaften des Merlin bis ins Hochgebirge Europas indem der Bartgeier lebt. Die Offenlandschaften sind sehr vielfältig, so z.B. Ackerland, Gefildelandschaft, Steppen und Wüsten und Hochlagen. An Seen und Flüssen sind Fischadler, Seeadler und Rohrweihe zu finden.
An Küstenfelsen auf den Mittelmeerinseln hat sich der Eleonorenfalke darauf spezialisiert, dass er seine Brutzeit an den Vogelzug angepasst hat. Er ernährt sich und seine Jungen mit den Kleinvögeln die er während der Zugzeiten abgreift.
In Europa leben Wespenbussard, Kurzfangsperber, Eleonorenalke, Rotmilan und Spanischer Kaiseradler.
Ganz selten sind mit etwa 500 Paaren der Würgfalke und der Lannerfalke mit etwa 600 Brutpaaren.
Turmfalke und Mäusebussard sind mit den meisten Brutpaaren vertreten.
Die meisten Arten haben Ihren Lebensraum in Süd- und Osteuropa, die auch den höchsten Bestandsanteil innerhalb von Europa vorweisen.
Ein geeigneter Lebensraum muss in erster Linie genug Nahrung und auch Brutplätze bereit halten und den Bedürfnissen der einzelnen Greifvogelart angepasst sein.
Was unterscheidet die Greifvögel von den Falken?
Zum einen unterscheiden sich Greifvögel und Falken in ihrem Körperbau und ihrer Lebensweise, zum anderen gibt es einige auffällige Merkmale:
- Der Falke hat einen Falkenzahn, d.h. die Unterkante des Oberschnabels weist beidseitig einen spitzen Vorsprung aus. In der Oberkante des Unterschnabels befindet sich eine Einkerbung, die dem Vorsprung im Oberschnabel gegenübersteht. Dadurch kann der Falke seine Beute durch einen Nackenbiss töten, durch den der Halswirbel durchtrennt wird.
- Der Falke hat ein rundes Nasenloch in dessen Mitte ein Zäpfchen hervorsteht. Beim Greifvogel ist das Nasenloch oval oder ein Schlitz
- Die Reihenfolge in der der Falke die Handschwingen mausert ist eine andere als beim Greifvogel
- Der Falke baut kein Nest, sondern legt seine Eier in Nester anderer Vogelarten, z.B. Elster. Sie nutzen auch Felsvorsprünge oder Kirchtürme oder auch Fensterbretter.
- Der Falke ist ein Bisstöter während Greifvögel ihre Beute mit den spitzen Krallen ihrer Fänge packen. Einzig die Geier unter den Greifvögeln haben stumpfe Krallen, sie ernähren sich von toten Tieren und Aas. Der Schnabel hat so scharfe Kanten, dass sie die Fleischbrocken herausschneiden und Sehnen durchtrennen können.
Wie unterscheiden sich Männchen und Weibchen (Geschlechtsdimorphismus)?
Bei den meisten Arten der Greifvögel ist das Weibchen größer und auch schwerer als das Männchen, mal, mehr mal weniger. Das liegt wohl daran, dass das Weibchen sich schon bevor es das erste Ei legt beim Nest aufhält und vom Männchen Nahrung gebracht bekommt. So hat es Fettreserven zum Eierlegen, Brüten und kann sich um die Jungen kümmern. Da das Männchen also das Weibchen und auch die Jungen mit Nahrung versorgt, muss es gut jagen können. Da ist es vorteilhafter, wendig kleiner und leichter zu sein.
Wie groß ist das Revier eines Greifvogels und wie viele Greifvögel leben in einem Habitat?
Wie gut der Lebensraum letztendlich ist, hängt in erster Linie davon ab, wieviel Nahrung er für den Greifvogel hergibt. Allerdings ist es auch so, dass einige Paare nicht brüten wenn nicht genug Nahrung vorhanden ist.
Die Größe des Reviers, das die Greifvögel gegen ihre Artgenossen verteidigen ist recht unterschiedlich. Manche Greifvögel verteidigen nur die nähere Umgebung, in der sie ihr Nest gebaut haben. Diese begleiten dann die ungebetenen Gäste nur aus ihrem Revier hinaus, andere wiederum vertreiben die Artgenossen massiv über eine größere Entfernung zum Nest hinaus. Dann gibt es Koloniebrüter, die eng nebeneinander leben.
Sicher ist, der verfügbare Lebensraum zum Jagen muss so groß sein, dass das Paar genügend Nahrung für sich und der Aufzucht ihrer Jungen findet. Dass sich die Flächen von Nachbarpaaren zum Teil überschneiden oder bei Koloniebrütern im gleichen Gebiet gejagt wird, ist nicht auszuschließen.
In welchem Alter sind Greifvögel fortpflanzungsfähig?
Es gibt große Greifvogelarten, die sind erst nach mehreren Jahren geschlechtsreif, kleine Arten können sich teilweise schon am Ende des 1. Lebensjahres fortpflanzen. Die Balzflüge sind sehr beeindruckend und mit Lauten verbunden. Weit oben am Himmel kreisend stürzen sie steil herunter und und ziehen ebenso steil empor um dann spielend aneinanderzustoßen.
Brutzeit und Aufzucht
Manche Arten bauen ihr Nest hoch oben auf Bäumen (Seeadler, Fischadler), manche in Felswänden, z.B. Wanderfalke oder Uhu, sogar am Boden. Ausnahme sind die Falken. Diese auen keine Nester, sondern brüten in den Nestern anderer Vögel (z.B. Elstern) oder in einer Mulde.
Im Normalfall, teilen Sie die Brutpaare die Arbeit Das Weibchen legt die Eier, brütet sie aus und betreut die Küken. Das Männchen beschafft die Nahrung für die ganze Familie. Bei manchen Arten wechseln sich Männchen und Weibchen ab – so kann es sein, dass sich das Männchen auch mit mehreren Weibchen gleichzeitig verpaart, vorausgesetzt das Nahrungsangebot ist groß genug für alle.
Greifvogeljungen sind Nesthocker, bis sie fliegen können vergehen mehrere Wochen. Ihr erstes Federkleid besteht aus komplett weißen Dunen, das zweite, häufig graue Federkleid sind Pelzdunen, die die wachsenden Konturfedern verdecken, bis diese länger geworden sind.
Das Weibchen hudert die Jungen in den ersten Tagen und hält sie warm während das Männchen auf die Jagd geht und Nahrung besorgt. Davon werden kleine Häppchen gezupft und den Jungen verfüttert. Steht wenig Futter zur Verfügung, kommt das kleinste meistens zu kurz und verhungert. Wenn die kleinen so groß sind, dass sie selbstständig die Beute kröpfen und fressen können, geht das Weibchen mit auf die Beutejagd.
Die ersten Flugversuche der Greifvogeljungen
Die Federn wachsen und schon bald trainieren die jungen Greifvögel ihre Schwingen bis die Nestlinge dann am Nestrand und machen ihre ersten Flugversuche machen.
Die Jungen machen Bettelflüge
Je größer die jungen Greifvögel werden, um so größer wird ihr Hunger und ihre Bettelrufe. Schon bald fliegen sie den Eltern entgegen, wenn diese die Beute bringen um sie ihnen abzubetteln. „Übung macht den Meister“… schon bald können sie selbstständig auf Beutezug gehen.
Geier und Adler zählen zu den großen Greifvogelarten, die meistens, und nicht jedes Jahr, nur ein Junges aufziehen. Bei kleinen Arten, wie z.B. Sperber oder Turmfalke, ist es möglich, dass 5-6 Junge flügge werden.
Greifvögel und Zugverhalten
Steinadler, Gerfalke und Habicht sind einige der Greifvogelarten bei denen die Altvögel als Standvögel bezeichnet werden können, denn sie bleiben im Winter in ihrem Brutgebiet im nördlichsten Europa. Fischadler, Wespenbussard, Schlangenadler, Wiesenweihe, Schreiadler, Zwergadler, Baumfalke, Rotfußfalke und Rötelfalke sind typische Zugvögel. Sie ziehen nach Afrika, obwohl ihre Brutgebiete in Südeuropa ein milderes Klima aufweisen, um dort zu überwintern. Allerdings gibt es auch innerhalb einer Art unterschiedliche Zugverhalten, d.h. nordeuropäische Populationen sind Zugvögel und südeuropäische Populationen Standvögel. Außerdem verstreuen sich bei fast allen Arten die Jungvögel wenn Sie selbstständig geworden sind in alle Richtungen, folglich kann diese Verstreuung im Herbst teilweise in einen ordentlichen Vogelzug übergehen.
Greifvögel die im Segel- und Gleitflug ziehen sind von den Aufwinden der Thermik abhängig. Mit der Thermik kreisen sie aufwärts und gleiten in Zugrichtung abwärts zur nächsten Thermikstelle, die es jedoch über dem Meer nicht gibt. Wenn möglich ziehen Sie nicht über das Mittelmeer oder Schwarze Meer, sondern nehmen entweder die westliche, mittlere, oder östliche Zugschiene, s. Artikel Vogelzug.
Quellen:
Kosmos – Die Greifvögel Europas von Daniel Schmidt-Rothmund, Winfried Nachtigall und Theodorf Mebs
https://www.gartenlexikon.de/heimische-greifvoegel/
https://de.wikipedia.org/wiki/Greifvögel/