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Heimwehhütte BaiersbronnHeimwehhütte in Baiersbronn

Wer den schmalen Pfad an der Karwand des Buhlbachsee hinaufwandert, stößt nach einiger Zeit auf einen breiten Weg der leicht ansteigend nach rechts führt. Nach wenigen hundert Metern steht links einige Meter in den Wald versetzt eine kleine Schutzhütte. Ein kleines Schild zeigt den Namen der Hütte, hier etwas unterhalb des Lotharpfad.

Die kleine Hütte mit dem ungewöhnlichen Namen "Heimwehhütte" wurde von der Gemeinde Baiersbronn errichtet, sie weist auf das Schicksal der Ärmsten der Armen hin, die Mitte des 19 Jahrhunderts auf Druck der Gemeinde den Kontinent zu verlassen hatten. Die Armenabschiebungen in den 1850er Jahren nach Amerika wurden in vielen weiteren Schwarzwaldgemeinden gemacht um so die Kosten für den Armenaufwand zu verringern.

Die armen Leute mussten mit ihrem wenigen Habe das sie mitnehmen konnten Baiersbronn verlassen, und auf dem beschwerlichen Weg sind sie genau an dieser Stelle vorbeigekommen.

Hier konnten die Abgeschobenen ein letztes Mal auf ihr geliebtes Tal blicken .... aber wie kam es zu dieser Entwicklung

Mehrfach kam es in Baden im 19. Jahrhundert zu regelrechten Massenauswanderungen, das waren anfangs Entscheidungen, die die Menschen, wenn zumeist auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, freiwillig taten.

Blick auf BaiersbronnDie zweite badische Auswanderungswelle in den 1850er Jahren traf vor allem die ärmsten der Armen und das nicht immer freiwillig... wie kam es dazu...

Die enorme Vermehrung der europäischen Bevölkerung, die schon Ende des 18 Jahrhundert begann, führte bald zu einer Überbevölkerung im Land. Die Folgen davon war eine Verschlechterung der Erwerbsmöglichkeiten und der Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.

Kleinbauern, Handwerker, Lohnarbeiter und Tagelöhner waren besonders von fehlenden Erwerbsmöglichkeiten betroffen, das führte zu einer Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten.

So sahen viele Menschen in einer Auswanderung nach Übersee ihre einzige Chance, dem Elend in der Heimat zu entkommen. Aber auch zahlreiche Gemeinden wollten das Instrument der Auswanderung, besser gesagt der Armenabschiebung, nutzen um ihre Kosten für den Armenaufwand zu verringern.
Die Badische Regierung hatte sich dem lange verweigert, und das obwohl das Ministerium selbst einen großen Anteil der Kosten für den Armenaufwand tragen musste. In den 1840er Jahren gab es aufgrund der Tatsache, dass sich die Not immer mehr verstärkte ein Umdenken.

Mit Armenabschiebung gegen die Überbevölkerung

So sieht der Staat in der Armenabschiebung jetzt ein Instrument, die Not in den Dörfern und Gemeinden zu verbessern. Das Ministerium des Inneren schreibt 1849:

„daß die Bewohner einer Anzahl Gemeinden des Landes infolge eingetretener Überbevölkerung außerstande sind, sich und ihre Familien ehrlich zu ernähren, müssen wir als eine beklagenswerte, aber unwiderlegbare Wahrheit annehmen. Daß aber eine wirksame Beihilfe nur durch eine massenhafte Auswanderung jener Bewohner erzielt werden kann, ist nicht minder richtig.“ Es sei die Pflicht, „jenen Gemeinden, welche den Gemeindeaufwand einschließlich der Armenunterstützung nicht mehr selbst bestreiten können, die Auswanderung in Gegenden möglich zu machen, wo die Arbeit einen reichlichen Lohn findet.“

Auch die Gemeinde Baiersbronn mit 4709 Einwohnern war durch Missernte und Arbeitslosigkeit vom Elend betroffen, so mussten 203 Familien unterstützt werden. Viele der Armen konnten sich nicht selbst ernähren, und der Gemeinde Baiersbronn fehlte das nötige Geld die Kosten für den Unterhalt der Menschen zu übernehmen.

So wurde eine Abordnung nach Stuttgart ins Ministerium geschickt um die Genehmigung für die Zwangsauswanderung von 200 Menschen zu erhalten. Das wurde abgelehnt, später wurde die Ausreise von 100 Menschen bewilligt. Die Gemeinde Baiersbronn musste jedoch die Kosten der Reise nach New Orleans übernehmen.

Ende gut, alles gut...

Die Menschen, die dieses Los tragen mussten waren wahrlich nicht zu beneiden, im Nachhinein kann aber festgestellt werden, dass es für die meisten ein gutes Ende nahm. Sie fanden Arbeit und konnten sich eine eigene neue und bessere Existenz aufbauen.....

 

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