Kolkrabe
Der Kolkrabe (Corvus corax) gehört, kaum zu glauben, zu der Ordnung der Singvögel, somit ist der Kolkrabe der größte Singvogel der Welt.
Der mit Abstand auch größte europäische Rabenvogel besitzt eine Körperlänge von 54 bis 67 cm und eine Flügelspannweite von 115 bis 130 cm. Der Kolkrabe ist damit sogar noch größer als ein Mäusebussard.
Durch Verfolgung durch den Menschen waren Kolkraben bis in die 1940er Jahre in weiten Teilen Mitteleuropas ausgerottet, sie haben sich danach durch nachlassende Verfolgung wieder ausgebreitet.
Merkmale
Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Tieren ist bezüglich der Größe gering, Männchen sind im Mittel etwas größer und schwerer als Weibchen.
Bei adulten Vögeln ist das Gefieder einfarbig schwarz und je nach Lichteinfall metallisch grün oder blauviolett glänzend. Die Iris der Rabenvögel ist dunkelbraun, Beine und Schnabel sind schwarz. Die Federn an der Kehle sind verlängert und lanzettlich zugespitzt; vor allem wenn die Vögel rufen, stehen diese Federn deutlich ab.
Der Schwanz ist am Ende deutlich keilförmig. Im Flug sind neben dem keilförmigen Schwanz die langen und im Handflügel deutlich verschmälerten Flügel sowie der kräftige Hals mit dem großen Kopf und dem großen Schnabel kennzeichnend.
Lebensweise
Es gibt immer wieder Geschichten, die Kolkraben als Killer von Kälber- und Lämmern brandmarken, Raben können aber kein Kalb töten. Was vorkommt ist, dass sie die Herden während der Geburtszeit stark stören und dabei kranke und gehandicapte Jungtiere verletzen. Kolkraben sind auch Aasfresser, darum warten sie auf Tot- und Nachgeburten in der Herde. Videoüberwachungen die an Rinderherden während der Geburtszeit gemacht wurden, konnten Raben in keinem Fall Morde nachweisen.
Auch der Kot von Rindern, insbesondere der Kälber, wird gern nach fressbarem durchsucht. Rinder setzen nach längerer Ruhe am Boden Kot ab, sobald sie aufstehen. Mehrfach wurden Raben beobachtet, die liegende Kälber so lang in die Hinterbeine zwickten, bis diese aufstanden. Der abgesetzte „süße“ Kot wurde dann von den Raben gefressen.
Die Raben sind bedingt durch ihre große Lernfähigkeit bei der Nahrungssuche enorm variabel. Die Vögel suchen ihre Nahrung überwiegend in der offenen Landschaft, über größere Entfernungen meist im Suchflug und je nach Gegebenheiten von einer Warte aus. Kolkraben fliegen mit Schnecken, Nüssen und Muscheln auf und lassen sie aus großer Höhe auf harte Unterlagen fallen, um sie zu zerbrechen.
Auf der Suche nach Aas reagieren Raben oft bei einer Jagd schon auf den ersten Schuss mit Annäherung, ebenso reagieren sie auf das Geheul von Wölfen, um dort Teile der Beute zu erlangen.
Vorkommen
Der Kolkrabe ist der am meist verbreiteten Rabenvogel, es gibt zahlreiche Unterarten. So ist er an Klippen, in Urwäldern, in Wüsten und im Hochgebirge zu finden. Kleine genetische Unterschiede ermöglichen es dem Raben eine große Vielfalt an Körpergröße, Verhalten und Nistgewohnheiten zu entwickeln.
Fundort
Unsere Kolkraben konnten wir in den Rheinauen bei Plittersdorf, am Mummelsee und im Naturschutzgebiet Waldhägenich bei Bühl fotografieren.
Informationen zum Urheberecht
Die in diesem Artikel eingestellten Bilder dürfen unverändert und unter Angabe der Quelle kopiert und zum Zweck der öffentlichen Berichterstattung in allen Medien weiterverarbeitet werden.
Quellen alle vom 30.03.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolkrabe
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/vogelkunde/vogelportraets/02875.html
Rotkehlchen
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) gehört zur Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae). Es bezaubert uns vor allem mit seinem Gesang der etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang beginnt und bis zur Dämmerung fast das ganze Jahr über zu hören ist.
Merkmale
Die orangerote Färbung der adulten Vögel reicht von Vorderstirn und Kehle bis zur Vorderbrust und umfasst auch die Kopf- und Halsseiten, am ausgeprägtesten zeigt sich der Fleck auf der Brust.
Das dunkelbraune, rahmfarben gefleckte Gefieder der Jungvögel ist ohne rot. Die olivbraune Oberseite weist hell-ockergelbe Flecken und schwärzliche Endsäume auf.
Lebensweise
Das Rotkehlchen ernährt sich hauptsächlich von Insekten, kleinen Spinnen und kleinen Regenwürmern. Ergänzend nimmt es Früchte und weiche Samen zu sich, darunter das Rotkehlchenbrot, Beeren (beispielsweise Mehlbeeren), Seidelbast und Liguster.
Vorkommen
Das Rotkehlchen ist in der borealen, gemäßigten und mediterranen Zone, das heißt in Nordafrika, Europa und Kleinasien und auf den Mittelmeerinseln verbreitet.
Das Rotkehlchen lebt ursprünglich in Auwäldern, Laub-, Misch- und Nadelwäldern, sofern die Krautschicht nicht zu dicht und eine reichhaltige Bodenfauna vorhanden ist. Es ist auch im Gebüsch, in Hecken und im Unterholz zu finden. Häufig lebt es in einem wassernahen Gebiet. Auch Parks, Friedhöfe, Feldgehölze und Gärten zählen zu seinem Lebensraum. Die Art gilt derzeit als ungefährdet.
Fundort
Unser Rotkehlchen konnten wir im Januar 2020 beim Obstgut Leisberg in Baden-Baden fotografieren. Das kann man auch daran erkennen, dass der Vogel sich wegen der Kälte dick aufgeplustert hat.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen alle vom 24.03.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Rotkehlchen
Zauneidechse
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum „Reptil des Jahres 2020“ ernannt. Charakteristisches Merkmal bei den Männchen der Zauneidechsen ist ihre leuchtend smaragdgrün Färbung zur Paarungszeit.
Merkmale
Die smaragdgrüne Färbung zeigt uns, Zauneidechsen zählen zur Gattung der Smaragdeidechsen. Männchen erreichen in Mitteleuropa eine Gesamtlänge von zumeist 18 bis 20 Zentimeter. Neben den grün gefärbten Seiten der Männchen gibt es anders als bei den Smaragdeidechsen eine braune Rückenfärbung mit dunklen Flecken und drei oft nur angedeuteten weißen Linien.
Die Färbung und Zeichnung der Zauneidechsen sind je nach Individuum, Geschlecht, Altersstadium und Jahreszeit (Männchen!) sehr variabel. Oft verläuft auf der Rücken- und Schwanzmitte ein „leiterartiges“ Zeichnungsmuster aus hellen Seitenlinien (Parietalbänder) und dunkelbraunen „Quersprossen“ (Dorsalflecken) mit braunen Zwischenräumen. Mittig sowie seitlich über die Dorsalflecken verlaufen zudem meist weißliche, unterbrochene Längsstriche (Occipitallinie sowie Parietallinien). Auch die Grundfarbe von Oberkopf, Schwanz und Gliedmaßen ist bräunlich und die Flecken der Flanken sind ebenfalls weißkernig.
Die Jungtiere besitzen eine bräunliche Färbung, oft mit auffälligen Augenflecken auf dem Rücken und den Seiten.
Lebensweise
Zauneidechsen ernähren sich von von Insekten und Spinnen sowie Heuschrecken und Raupen.
Aber auch die Anzahl ihrer Fressfeinde ist groß, so stehen die Eidechsen bei Vögeln, Schlangen, Säugetieren auf der Speisekarte. Große Verluste erleidet die Population der Echsen durch freilaufende Hauskatzen, aber auch Spitzmäuse, Igel, Füchse und Marderarten gehören zu den Arten die auf Zauneidechsen stehen.
Vorkommen
Zauneidechsen sind sehr wärmebedürftig, sie besiedeln Magerbiotope wie trockene Waldränder, Bahndämme, Heideflächen, Dünen, Steinbrüche, Kiesgruben, Wildgärten und ähnliche Lebensräume mit einem Wechsel aus offenen, lockerbödigen Abschnitten und dicht bewachsenen Bereichen. In kühleren Gegenden beschränken sich die Vorkommen auf wärmebegünstigte Standorte. Wichtig sind auch Elemente wie Totholz und Altgras.
Man hört öfters von teuren Abfang- und Umsiedlungsaktionen für Zauneidechsen, das liegt daran, dass Zauneidechsen in der Europäischen Union besonders geschützt sind. Es ist auch verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören. Bei großen Bauvorhaben, siehe Stuttgart 21, sind Zauneidechsen oft die Leidtragenden, die kritische Öffentlichkeit versteht diese teuren Maßnahmen dann nicht. Das ist selbst innerhalb der Naturschutzverbände umstritten, viel besser wäre es vorhandene Lebensräume zu sichern, zu vergrößern und für die Vernetzung vorhandener Lebensräume zu sorgen.
Fundort
Unsere Zauneidechsen finden wir in einer noch ausreichenden Population in unserem Garten in einer Randlage von Neuweier bei Baden-Baden. Lesen Sie dazu bitte auch den Beitrag über Zauneidechsen im Garten.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen alle vom 24.03.2020
https://www.nabu.de/news/2019/12/27356.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Zauneidechse
Schachbrettfalter
Der Schachbrettfalter (Melanargia galathea) ist auch als Schachbrett oder auch Damenbrett bekannt. Der Schmetterling gehört zu den Tagfaltern aus der Unterfamilie der Augenfalter innerhalb der Familie der Edelfalter (Nymphalidae).
Die BUND NRW Naturschutzstiftung hat gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen den Schachbrettfalter (Melanargia galathea) zum Schmetterling des Jahres 2019 gekürt.
Merkmale
Die auffälligen Falter können eine Flügelspannweite von 37 bis 52 Millimetern erreichen. Die Flügeloberseiten des Schmetterlings sind schachbrettartig schwarz oder dunkelbraun und weiß gefleckt. Die Flügelunterseiten sind überwiegend weiß bis hellbräunlich gefärbt und haben mehrere graue Flecken, deren Rand etwas dunkler gefärbt ist.
Die Raupen werden etwa 28 Millimeter lang und sind entweder grün oder gelb- bis graubraun gefärbt. Ihr Kopf ist aber immer hellbraun. Am Rücken tragen sie eine dunkle Längslinie, an den Seiten einen nach oben hellen, nach unten dunklen Seitenstreifen. Das Hinterleibsende läuft in zwei Zipfeln aus, die auf der Oberseite rötlich gefärbt sind. Der Körper der Tiere ist kurz behaart.
Lebensweise
Man findet den Schachbrettfalte Nektar saugend oft auf den Flockenblumen (Centaurea), Skabiosen (Scabiosa), Kratzdisteln (Cirsium) und Ringdisteln (Carduus). Entgegen vieler anderer Schmetterlingsarten haben die Männchen der Art keine Beobachtungsposten, sie fliegen auf der Suche nach frisch geschlüpften Weibchen umher.
Die Falter fliegen in einer Generation von Ende Juni bis August, die Raupen findet man ab September und nach der Überwinterung bis in den Juni.
Vorkommen
Weil die Weibchen der Schmetterlinge ihre Eier einzeln zu Boden fallen lassen, brauchen sie nährstoffarme, blütenreiche Wiesenbereiche die bis Ende Juli noch nicht gemäht wurden. Diese sind bei der heute praktizierten mehrmaligen Düngung und einer frühen Mahd leider selten geworden.
Fundort
Unsere Schachbrettfalter konnten wir im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Bruchgraben bei Baden-Baden fotografieren.
Informationen zum Urheberecht: Die in diesem Artikel eingestellten Bilder dürfen unverändert und unter Angabe der Quelle kopiert und zum Zweck der öffentlichen Berichterstattung in allen Medien weiterverarbeitet werden. Wer ein größere Auflösung möchte, meldet sich einfach.
Quellen alle vom 25.03.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Schachbrett_(Schmetterling)
http://www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/schmetterlinge_des_jahres/schmetterling_des_jahres_2019_der_schachbrettfalter/
Naturschutz und Umweltschutz ist nicht immer Artenschutz
Wir können in Deutschland die Natur nicht sich selbst überlassen…
Prof. Peter Berthold unser bekanntester Ornithologe und Verhaltensforscher der zunehmend auch zur Gallionsfigur für den Vogel und Artenschutz in Deutschland steht stellt fest:
Im Vergleich zum Jahr 1800 leben heute 80 Prozent weniger Vögel in Deutschland, allein seit 1965 ist die Individuenzahl der Vögel in einer Art galoppierender Schwindsucht um 65 Prozent zurückgegangen…… Damit könnte es bald mehr Menschen als Vögel im Lande geben. Und kaum zu glauben: Sogar das einstige Milliardenheer von Insekten haben wir binnen 30 Jahren um unglaubliche 80 Prozent dezimiert.
Um das zu verhindern werden immer mehr Schutzgebiete ausgewiesen, in Deutschland sind etwa 15% der Landesfläche als FFH Gebiet, Naturschutzgebiet und Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Ziel dieser Schutzgebiete ist, "natürliche" Lebensräumen für bedrohte Arten zu schaffen.
Es wird aber immer mehr festgestellt, dass selbst in diesen Schutzgebieten die Biodiversität und Masse der Insektenarten sowie der von den Insekten abhängigen Vogelarten stark abnimmt, woran könnte das liegen.
Lassen wir mal die ganze Diskussion mit den Pestiziden, insbesondere den Neonicotinoide beiseite. Sie gehören sicher mit zu den Hauptverursachern des Insektensterbens, sind aber in Schutzgebieten nicht die entscheidende Ursache.
Einer der Wissenschaftler, der hier eine Lösung bietet, ist Prof. Dr. Werner Kunz, Biologe und Professor für Genetik an der Universität Düsseldorf.
Prof. Dr. Werner Kunz fordert ein Umdenken im Naturschutz, warum? Unsere Schutzgebiete sind überwiegend nach der Flora, den heimischen Pflanzenarten, aber nicht den heimischen Tierarten gewidmet.
Nicht die Pestizide haben die Insekten in Deutschland vernichtet, die Tatsache, dass die Habitate der Insekten durch den Menschen vernichtet wurden, sind die Ursache für das Insektensterben. Selbst in Schutzgebieten werden diese nämlich zunehmend verändert und zerstört, und das durch die Eigendynamik der Natur und dem erhöhten Stickstoffgehalt unserer Luft. Greift der Mensch nicht ein, werden die Schutzgebiete langfristig zerstört.
Das widerspricht sich? Nein tut es nicht!
Bitte nicht missverstehen, es gibt Landschaften die natürlich entstanden sind und von denen der Mensch seine Finger lassen sollte, Beispiel hier unsere noch intakten Moorlandschaften, viele Feuchtgebiete sowie die wenigen noch dynamischen Auenlandschaften, aber zurück zum Thema….
In den Naturschutzgebieten ist der Schutz der Natur gesetzlich vorgeschrieben, in Vogelschutzgebieten sollen die „natürlichen Lebensräume“ für die Vogelarten erhalten werden. Es gibt bei uns seit tausenden von Jahren aber gar keine natürlichen Lebensräume mehr. Die Habitate die unserer Arten brauchen sind durch die Ausbeutung der Natur durch den Menschen entstanden.
Besser wäre es oftmals mit dem Bagger durch die Natur zu brettern und den Boden aufzureißen oder abzutragen…
Um unsere Fauna zu erhalten muss der Mensch in die Natur eingreifen
„Die Natur Natur sein lassen“ funktioniert vielleicht im Nationalpark Schwarzwald, viele Tierarten brauchen aber gar keine natürlichen, sondern von Menschen gemachte Habitate. Es sind nicht die natürlichen Waldhabitate Deutschlands die der überwiegenden Zahl der Tierarten gerecht wird. Wir brauchen in den NSG, FFH und Vogelschutzgebieten kein „Natur sein lassen“ und schon gar keinen Prozessschutz, das würde letztlich nur der Sukzession freien Lauf lassen.
Unsere Tierarten besteht überwiegend aus Migranten
Schauen wir mal wo es auf der Welt die artenreichsten Lebensräume gibt, im Tropenwald gibt es natürlicherweise die größte Artenvielfalt. Die zweitgrößte Artenvielfalt auf unserem Planeten gibt es im Buschland, optimal ist eine Mosaiklandschaft aus Blumen, Bäumen und offenem Gelände. Nadelwälder und Laubwälder dagegen sind eher artenarm.
Die überwiegende Zahl der Arten die es in Mitteleuropa gibt, sind Arten die nach der letzten Eiszeit eingewandert sind. Sie wanderten ein aus den Steppengebieten des Ostens und aus den Offenländern des Mediterranen Raumes.
Sie brauchen also gar keine „natürlichen Lebensräume“, ihre "natürliche" Heimat ist die Landschaft die von Menschen gemacht wurde. Jahrtausende lang hat der Mensch die Landschaft geprägt, den Wald gerodet, Acker und Grünland erschaffen.
Dabei hat der Mensch den Boden auch in extensiver Bewirtschaftung ausgeraubt. War ein Boden verbraucht, brachte er nicht mehr den nötigen Ertrag, zog der Mensch am Anfang seines Sesshaftwerdens einfach weiter, später entstand die Dreifelderwirtschaft.
So entstanden lichte Flächen in denen sich besonders viele Insektenarten entwickeln konnten. Und selbst die bewirtschafteten Äcker und Grünflächen waren früher viel „lockerer“ ausgebildet. So boten sie Lebensraum für Kiebitz, Wiedehopf und Rebhuhn - Vogelarten die heute allesamt gefährdet sind.
Ein gutes Beispiel, wie wichtig die Zerstörung der Landschaft durch den Menschen ist, sind Steinbrüche. Schwere Fahrzeuge erzeugen dort ständig kleine Wasserflächen in denen Amphibien erfolgreich laichen weil sie dort vor Prädatoren geschützt sind. Wird der Steinbruch geschlossen und der Mensch greift nicht mehr ein, verschwinden die Amphibien.
Wenn der Mensch nicht eingreift, vielleicht haben die Tiere ja Glück und eine Naturkatastrophe kommt, der Orkan Lothar 1999 und der Sturm Kyrill 2007 haben in ganz Deutschland viele Waldbesitzer in ihrer Existenz bedroht, für den Artenschutz waren die Stürme aber ein Segen. Die dabei entstandenen lichten Flächen haben den Artenreichtum fast explodieren lassen.
Wann begann die Zerstörung der natürlichen Habitate
Stellt sich die Frage wann sich dieser Zustand geändert hat. Ganz einfach, Jahrtausende lang hat der Mensch mit seiner Bewirtschaftung mehr Stickstoff aus dem Boden genommen als er zugeführt hat. Erst mit der künstlichen Düngung und den immer größer werdenden Tierställen, die immer mehr Gülle produziert haben, hat sich das umgekehrt.
In unsere Böden wird heute viel mehr Stickstoff eingetragen als er aufnehmen kann. Laut dem Thünen-Institut, einer Bundesforschungsanstalt werden pro Jahr alleine in Deutschland rund 200 Millionen Kubikmeter „Wirtschaftsdünger“ auf Wiesen und Äcker ausgebracht. Statistisch könnte jeder Einwohner in Deutschland in jedem Jahr in mehr als 10 Badewannen voll mit Gülle baden.
Dass der Boden diese Mengen gar nicht mehr aufnehmen kann ist unbestritten, die überschüssige Menge versickert ins Grundwasser oder geht in die Luft. Diese ist heute so mit Stickstoff angereichert, dass selbst die entlegensten Regionen der Welt damit gedüngt werden.
Das Ergebnis ist, Gras und die Blumen, sofern sie überhaupt vorkommen, steht in unseren Wiesen (sogar in Magerwiesen wirkt sich das aus) einfach zu dicht. Selbst mit der zunehmenden Wärme, bedingt durch den Klimawandel, lassen der dichte Bestand die Bodenschicht kalt und lebensfeindlich für Insekten werden. Der überwiegende Teil der Insekten entwickelt sich nämlich in der bodennahen Schicht und braucht dafür eine entsprechende Wärme. Gibt es keine Insekten werden auch die Vögel und andere Arten in dieser Kette weniger werden.
Was können wir tun um diesen Zustand zu ändern
Am besten die Dünge-Praxis unserer Landwirtschaft ändern. Das wird aber nur dann funktionieren, wenn es sich für unsere Bauern lohnt, zumindest einen Teil ihrer Anbaufläche ohne Dünger, natürlich auch ohne Pestizide zu bewirtschaften. Eine Änderung gegen den Willen der Bauern, die oftmals heute schon um ihr Überleben kämpfen wird es nicht geben. Unsere Bauern müssen mit zu Landschaftspflegern werden und wir müssen das bezahlen.
Unsere Gesellschaft muss sich endlich entscheiden, will sie mit oder ohne unsere Arten leben.
Den Landwirten müssen wir sagen, grüne Holzkreuze aufstellen und gegen die Gesetze die eine Überdüngung einschränken wollen zu protestieren, nützt nichts, das bringt die Bevölkerung nur gegen die Landwirte auf.
In den Schutzgebieten sollte es die Möglichkeit geben, entsprechend der Arten die geschützt werden sollen, Eingriffe in die Natur zu erlauben. Notfalls wie schon oben geschrieben mit dem Bagger die oberste Erdschicht abzutragen umso eine lichte magere Fläche zu erhalten.
Quelle 23.03.2020:
Der YouTube Kanal von Prof. Dr. Werner Kunz + http://www.kunz.hhu.de/
Bücher:
Ornithologie für Einsteiger von Michael Wink/Springer Spektrum
Die Wiese, Lockruf in eine geheimnisvolle Welt von Jan Haft/ Penguin Verlag