Moore und Hochmoore im (Nord) Schwarzwald
Moore lassen sich laut Moorkataster einfach beschreiben, Moore sind organische Böden, die mindestens 30 Masseprozent organische Substanz aus zersetzten Pflanzen enthalten und eine Torfmächtigkeit von mindestens 30 Zentimeter aufweisen.
Böden die diese Kriterien erfüllten, bedeckten ursprünglich etwa 1,5 Millionen Hektar bzw. 4,2 Prozent der Landfläche Deutschlands. Durch Torfausbeutung, oft wurde Torf als günstiges Brennmaterial abgebaut, landwirtschaftliche Nutzung und Aufforstung wurden fast 99% dieser Moore zerstört. Das geschieht in Deutschland, wenn auch nach strengen Kriterien, auch heute noch.
Die Schutzwürdigkeit der noch erhaltenen Moor- und Hochmoorreste ist mittlerweile unumstritten. Vor allem die hohe naturkundliche Bedeutung des Lebensraumes Moor mit seinen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten, viele sogar auf "Roten Listen" geführt, wurde erkannt. Aus diesem Grund sind derzeit 650 Moore in Baden-Württemberg als Naturschutzgebiet (NSG) oder flächenhaftes Naturdenkmal (FND) geschützt (Quelle Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg).
Moore erfüllen neben der Eigenschaft als Lebensraum auch wichtige ökologische Funktionen. Dank ihrer hohen Wasserspeicher-Eigenschaft an Grund und Regenwasser, dienen Moore als natürlicher Hochwasserschutz. Da Moore in der Lage sind große Mengen an Kohlenstoff zu speichern, tragen sie zum globalen Klimaschutz bei.
Die Moore in Baden-Württemberg werden seit 1910 im Moorkataster erfasst, dabei wird die Fläche, Mächtigkeit bis zum mineralischen Untergrund, Art des mineralischen Untergrunds, Moortyp, Vegetation, Zersetzungsgrad und Nutzung erfasst.
Besonders auf den Plateauflächen des Nordschwarzwaldes haben sich einige große Hochmoore, bzw. bei noch vorhandenem Mineralbodeneinfluß und extensiver Bewirtschaftung Niedermoore gebildet. Das bekannteste Hochmoor ist sicher das ca. 900 m ü. NN gelegene Wildseemoor bei Kaltenbronn. Einen besonderen Moortyp stellen auch die Grindenhochmoore in Form von Rasenbinsen-Mooren und Heidemooren (Deckenmooren) auf den Buntsandstein-Hochflächen dar. Sie lösen z.B auf der Hornisgrinde und den Grindenflächen die Torfmoose als Haupttorfbilder ab. Warum das so sein könnte, steht nachfolgend unter der Überschrift "geschädigte Moore". Daneben gibt es Hangmoore und Verlandungsmoore in den Eisgletschern während der Würm-Eiszeit entstandenen Karmulden (z. B. Biberkessel, Wilder See)
Was sind Moore
Moore sind nasse Lebensräume, die durch Versumpfung oder durch Verlandung von Gewässern entstehen. Je nach Art des Wasserzustroms, Grundwasserschwankungen und moorinterne Wasserströmungen bildet sich ein anderer Moortyp. Je nach Moortyp bildet die Flora und Fauna der Moore unterschiedliche Arten und Lebensgemeinschaften. Durch Änderungen im Wasserhaushalt können Moore sich zu einem anderen Moortyp entwickeln oder zerstört werden.
Moore erscheinen dem Menschen seit jeher unheimlich
Moore erscheinen dem Menschen seit jeher unheimlich, sie galten als unheimlich, gar als gefährlich, der Boden war "nicht verträglich". Es konnten keine Siedlungen angelegt werden und und an eine landwirtschaftliche Nutzung der Moore war nicht zu denken. Weil wegen der sauren, nährstoffarmen Böden keine nutzbaren Pflanzen gedeihten, galten Moore lange als „schlechtes“ oder „wildes Feld“. In einem Moor konnte man allenfalls seinen Müll und Unrat loswerden. Aber Vorsicht, der Boden hält Gummistiefel fest und was darin einsinkt, kommt so leicht nicht wieder frei. Moore inspirierten die Menschen aber auch, so wurden sie Jahrtausende lang als Orte religiöser Riten genutzt.
Wann sind die Moore entstanden
Gleich mal vorweg, Moor und Sumpf sind nicht das gleiche, Sumpf bildet keinen Torf, Sumpf kommt auch nur an Flussniederungen und Seeufern vor.
Aber auch Moor ist nicht gleich Moor, sie werden unterschieden vornehmlich in Niedermoor, auch Flachmoor (veraltet) genannt, Übergangsmoore auch Zwischenmoore und letztlich die Hochmoore. Die Reihenfolge bezeichnet auch die mögliche Entwicklung eines Moores. Es kann durchaus Jahrtausende dauern, bis aus einem Niedermoor eine Hochmoor entstanden ist. Wobei ein Niedermoor dabei nur sehr selten diese Entwicklung zu einem Hochmoor vollzieht.
Unsere heutigen Moore entstanden nach dem Ende der letzten Eiszeit. Die hat übrigens regional unterschiedliche Namen, im Alpenraum Würm-Eiszeit, auch Würmzeit genannt, im norddeutschen Raum spricht man von der Weichsel-Eiszeit. Die Eiszeit begann vor etwa 115.000 Jahren, sie endete vor etwa 11.700 Jahren. Mit dem Ende der Eiszeit verbinden Geologen auch einen neuen Zeitabschnitt in der Erdgeschichte, das etwa 2,5 Millionen Jahre dauernde Pleistozän geht über in das Holozän.
Die wichtigste Vorraussetzung für die Bildung eines Moores ist Wasser im Überfluss
Bleiben wir einmal im Nordschwarzwald, in der Übergangsphase nach der Eiszeit begann sich das Klima allmählich wieder zu erwärmen. Zuvor war die Erde vom Nordpol bis nach Norddeutschland von einem Eisgletscher bedeckt. Der teilweise bis zu 3000 Meter mächtige Gletscher von Skandinavien kommend, reichte aber nur bis zum nördlichen Rand der deutschen Mittelgebirge. Ein weiterer Gletscher zog vom Alpenraum bis an den Rand des Oberreingrabens heran. Zwischen dem aus Skandinavien kommenden Gletscher und den Alpengletschern war der Boden im Oberrheingraben zwar Meterdick gefroren (im Winter) aber gletscherfrei. Der Oberrheingraben entsprach während der Eiszeit einer Mammutsteppe oder Steppentundra, die Vegetation bestand aus Gräsern und Zwergsträuchern, vermutlich erst mit dem Aussterben der Mammuts und anderer Großsäuger konnten sich Bäume durchsetzen.
Lediglich die höchsten Gipfel von Schwarzwald und Vogesen waren in der Eiszeit durchgehend mit einer Eisschicht bedeckt. Im Nordschwarzwald war das Hornisgrindegebiet mit einer geschlossenen Firnschneekappe bedeckt, von der aus fünf Gletscherzungen mit bis zu drei Kilometer Länge hinabreichten (Metz 1977). Die Gletscherzungen sind Formgeber der heutigen Kare unterhalb der Hornisgrinde, am bekanntesten Mummelsee und Biberkessel.
Am Ende der Eiszeit begannen überall Schneefelder und Eisgletscher aus Firnschnee zu schmelzen. Auf der Hornisgrinde und am Kaltenbronn fielen in dieser Zeit (auch heute noch) sehr viele Niederschläge. Überall dort wo die klimatischen Bedingungen stimmten, ein feuchtes, kühles Klima herrschte und mehr Niederschläge fielen als Wasser versickerte oder verdunstete, konnte so die Entstehung der Moore beginnen.
Die Gletscher schmelzen, das führt dazu, dass der Grundwasserspiegel steigt, alles was unter dem Grundwasserspiegel liegt wird überflutet. Es entstehen Seen und Teiche unterschiedlicher Größe, wie bei Lebewesen beginnt mit dem Leben, hier der Entstehung der Wasserflächen gleichzeitig auch der Prozess des Sterbens, hier die Verlandung. Vom Randbereich her werden die Gewässer überwuchert. Mit dem Absinken abgestorbener Pflanzen, oftmals herrscht am Gewässergrund zusätzlich Sauerstoffarmut, werden diese Pflanzenreste nicht oder nur teilweise zersetzt als Faulschlamm am Boden abgelagert. Auch Sedimente (z.B Sand) wird eingeschwemmt, die Wassertiefe wird so mit der Zeit verringert. Wegen der starken Bodenvernässung und Sauerstoffmangel können Mikroorganismen, die Pflanzen zersetzen, hier nicht leben. Pflanzenreste werden daher nur zum Teil zersetzt und so ganz allmählich zu Torf umgewandelt, Stickstoff und Kohlenstoff in den Pflanzen sind jetzt im Torf gebunden. Ein Vorgang der nur sehr langsam vonstatten geht, die Entstehung eines Moors dauert hunderte bist tausende von Jahren.
Die Merkmale eines Niedermoores: Ein Niedermoor ist komplett eben, durch die Verbindung zum Grundwasser besitzt es einen pH-Wert zwischen 4,5 – 7. Durch die andauernde Vernässung im Moor entstehen schon in 15-30cm Tiefe anaerobe Bedingungen, die Zersetzung von organischen Material wird dabei stark gehemmt. Pflanzenreste werden nicht mehr vollständig zersetzt und im Moor liegende organische Bestandteile konserviert.
Niedermoore entstehen, weil sie nicht so sauer sind wie Hochmoore, sind sie viel artenreicher als Hochmoore was Pflanzen- und Tierarten betrifft. Typische Pflanzen in Niedermooren sind Schilf, Seggen, Rohrkolben, Binsen, Schwarzerlen aber auch verschiedene Orchideenarten und Enzian.
Typische Niedermoore für den Nordschwarzwald sind die so genannten Missen, das sind Niedermoore mit geringem Baumbestand der Waldkiefer (Pinus sylvestris). Die Bäume sehen durch die vorhandene Nährstoffarmut und sauren Bodenverhältnisse äußerst schlechtwüchsig aus. Missen weisen nur geringe Torfmächtigkeiten auf, sie können natürlichen Ursprungs sein, aber auch Ergebnis menschlichen Eingreifens z.B jahrhunderte lange Beweidung und Versauerung der Böden sein.
Wie entsteht ein Übergangsmoor
Ein Übergangs- oder Zwischenmoor entsteht, wenn das Niedermoor über das Grundwasser hinausgewachsen ist. Die oberste Humusschicht erreicht das Grundwasser nicht mehr, das Regenwasser spielt jetzt eine größere Rolle, Diese Moore stellen das Übergangsstadium zwischen Nieder- und Hochmoor dar, die Nährstoffversorgung sinkt, dadurch ist die Vegetation hier schon mehr einem Hochmoore ähnlich.
Wie entsteht ein Hochmoor
Die Entstehung eines Hochmoores entspricht anfangs dem eines Niedermoors, die obere, von lebenden Pflanzen durchwurzelte Torfschicht wird jedoch ausschließlich mit Regenwasser versorgt, Nährstoffe kommen (fast) nur aus Stäuben aus der Luft. Die Bildung eines Hochmoors erfordert ein feucht-kühles Klima mit hohen Niederschlägen die einen Überfluss an Wasser bringen, ein Beispiel hier, auf dem Kaltenbronn und der Hornisgrinde gibt es überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen, sie gehören zu den niederschlagreichsten Gegenden des gesamten Schwarzwaldes.
Das Hochmoor beim Wildsee auf dem Kaltenbronn ist übrigens von einem noch größeren Niedermoor umgeben. Auf der gegenüberliegenden Seite beim Hohlohsee nimmt das Hochmoor nur einen kleinen Bereich ein, das Hochmoor ist umgeben von einem großen Niedermoor an dem sich einige Anmoor-Bereiche anschließen, der Übergang der Moore ist also oftmals fließend.
Ihren Namen verdanken Hochmoore ihrem Wuchs, intakte Hochmoore wachsen dank Torfmoose in der Mitte stärker als in den Randbereichen. Dabei kommt es zu einer uhrglasförmigen Aufwölbung im zentralen Bereich des Hochmoors.
Was für Moortypen gibt es noch?
Die Moore in Baden-Württemberg werden im Moorkataster erfasst, dabei werden neben dem Niedermoor und Hochmoor weitere Moortypen erfasst. Alle Moortypen ausgiebig zu behandeln dürfte den Umfang der Seite weit überschreiten, daher hier nur am Rande weitere Moortypen:
Anmoor
Als Anmoor oder anmoorige Böden werden Mineralböden bezeichnet, die aufgrund von Wasserüberschuss und Sauerstoffarmut einen hohen Anteil an organischer Masse (15 bis 30 Masse-% organischer Substanz) im 1–4 dm mächtigen Aa-Horizont (nach KA5) besitzen. Der Begriff 'anmoorig' beschreibt ein pedogenetisches Horizontmerkmal des Oberbodens. ...Anmoorige Bodenhorizonte bilden im Landschaftskontext auch oft eine Übergangsform vom Bodentyp Norm-Gley zum Bodentyp Moor, welche Böden aus mindestens 30 Masseprozent organischer Substanz besetht und mindestens 30 cm Mächtigkeit beinhaltet. (Quelle Wikipedia)
Beispiel für große Anmoor Gebiete hierfür im nördlichen Talschwarzwald ist der Schiftunger Bruch oder das benachbarte Naturschutzgebiet „Bruchgraben“ zwischen Baden-Baden Oos und Sandweier, in dem der Kiebitz gefördert wird. Er benötigt offene, gehölzarme Landschaften. Auf den Höhenlagen des Nordschwarzwaldes gibt es weniger Anmoore, Beispiel hier die Kleemüsse in der Nähe des Huzenbacher See. Am Altsteigerkopf gibt es nebeneinander ein Hochmoor, Niedermoor und Anmoor-Bereiche.
Hangmoore
Sie sind im Schwarzwald an vielen Stellen zu finden. Am oberen Rand der Hangmoore befindet sich der Quellbereich aus Bächen und Rinnsalen, dessen Wasser in eine flach geneigte Hangmulde fließt und den Torf durchströmt. Die Torfschicht an Hangmooren ist in der Regel weniger als einen Meter dick, da durch die Hangneigung sofern die Schicht zu stark wird, eine natürliche Entwässerung einsetzt. Hangmoore finden sich in den Grindenbereichen, am Altsteigerskopf, bei der Darmstädter Hütte, am Vogelskopf, auf der Hornisgrinde, am Schliffkopf und, und, und...... sie liegen alle auf geneigtem Untergrund.
Kesselmoore
Kesselmoore sind im Regelfall kleinflächig, zumeist unter 10 ha groß, sie entstehen in geschlossenen, kesselartigen Hohlformen. Das sind vor allem in Jungmoränenlandschaften (Eiszerfallslandschaften) und Vulkanlandschaften. Kesselmoore haben keinen natürlichen Zu- oder Abfluss, sie besitzen meist eine starke Torfschicht.
Deckenmoore
Deckenmoore sind vorwiegend aus Irland und Schottland bekannt, die sog. „blanket bogs“, sie werden unter hyperatlantischen Bedingungen gebildet. Deckenmoore gibt es im Schwarzwald in den Grinden wie sie z.B. auf der Hornisgrinde und am Schliffkopf zu finden sind. Deckenmoore bilden sich in Gegenden mit vielen Regentagen und hohen, regelmäßig verteilten Niederschlägen. Die Vegetation westeuropäischer Deckenmoore wird größtenteils durch polsterbildende Gefäßpflanzen, Zwergsträucher und grasartige wie das Schwarze Kopfried (Schoenus nigricans), der Moorlilie (Narthecium ossifragum) oder das Blaue Pfeifengras ( Molinia caerulea ) gebildet.
Geschädigte Moore
Wenn in Mooren der Wasserstand stark absinkt und der oberflächliche Torf trocken wird, können die Torfmoose geschädigt werden, was zu einem mangelnden Torfmooswachstum führt. Schlimmer noch, ist wegen mangelnder Feuchtigkeit die Sauerstoffarmut nicht mehr gegeben, so kann der schon vorhandene Torf zersetzt werden.
Das geschieht in der Regel durch das Eingreifen der Menschen, sei es nur, dass im Klimawandel die Trockenzeiten mehr werden und die Menge der Niederschläge abnimmt. Wobei es nicht reicht, dass es viel regnet, es muss auch ein Überschuss an Wasser vorhanden sein. Ein häufiger Grund für geschädigte Moore ist, dass für die wirtschaftliche Nutzung der Moorflächen z.B für Torfabbau oder landwirtschaftliche Nutzung Entwässerungsgräben gezogen wurden.
So baute man auf den Grinden im 19. Jahrhundert Torf als Brennmaterial und Streu ab. Auf der Hornisgrinde wurden nach dem 2. Weltkrieg durch das Militär Entwässerungsgräben angelegt und Torf entfernt.
Ein weiterer Grund für geschädigte Hochmoore im Nordschwarzwald ist die Jahrhunderte lang andauernde intensive Beweidung der Grinden. Nach dem jährlichen Ende der Beweidung im Herbst wurden die Flächen durch Brände gerodet, was die Torfkörper freigelegt und der Erosion ausgesetzt hatte. So ist davon auszugehen, dass das Moorwachstum auf fast allen Grindenflächen zum Erliegen gekommen ist (vereinfacht aus Dr. Pascal von Sengbusch, April 2010).
Weitere Untersuchungen der Grindenflächen haben (leider) ergeben, dass große Bereiche der Rasenbinsen-Hochmoore auf der Hornisgrinde zum Typ „degenerierte Rasenbinsen-Hochmoore“ zählen. Die Hochmoorflächen wachsen nicht mehr, sondern zeigen deutliche Anzeichen von Torfmineralisation, also Zersetzung des Torfkörpers. Einen großen Anteil an diesem Prozess dürfte dabei, der nach einer langen sommerlichen Trockenperiode am 4. August 1800 ausgebrochene Brand haben. Das als größter Brand in der Geschichte des Nordschwarzwald eingehende Ereignis wütete 17 Tage lang, dann hatte das Feuer rund 2800 Hektar Wald und viele Jahrtausende alte Moorflächen zerstört. Heute ist der Brand an einer nahe an der Oberfläche liegende Brandschicht (meist 2-8 cm) sowie einem stark zersetzten Torf unter der Brandschicht zu erkennen.
Vermutlich haben die Folgen des Brandes die Regeneration der ursprünglichen Hochmoor Vegetation, bestehend aus Torfmoosen, verzögert, was zu ein em Rasenbinsenmoor geführt hat.
Zerstörtes Moor
Sie bilden leider mit großem Abstand die größte Art der Moortypen. Werden Moore zerstört, stoßen sie große Mengen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Lachgas oder Methan aus und verschärfen so den weltweiten Klimawandel. Zerstörte Moore im Schwarzwald gibt es unzählige, zumeist sind das Bereiche in unmittelbarer Umgebung von Städten und Dörfern.
Beispiele für zerstörte Moore ist der "Riesteich" bei Mittelenztal, das Moor bei Poppeltal sowie das Moor "Wässerle" Freudenstadt westlich Obermusbach. Im Naturpark Südschwarzwald werden seit 2006 Moore systematisch wiedervernässt, siehe weiter unten.
Die typischen Pflanzen der Moore
Die meisten Pflanzen finden auf dem nährstoffarmen und sauren Boden keine guten Wachstums-bedingungen, Torfmoose schon. Die Pflanzen, die sonst gegenüber Konkurrenten nahezu immer unterliegen, breiten sich im Laufe der Jahre über eine große Fläche aus. Bei Torfmoosen wachsen nur die oberen Pflanzenteile, der untere Teil des Torfmooses stirbt fortwährend ab. Die abgestorbenen Pflanzenteile werden nicht wirklich zersetzt, sie bilden dabei die größte Masse der entstehenden Torfschicht. Das geschieht in einem sehr langsamen Prozess, nur 1 Millimeter wächst ein Moor im Jahr, einen Meter in 1000 Jahren.
Torfmoose wachsen endlos empor, wobei die unteren, älteren Teile aus Licht- und Luftmangel absterben. Weil Torfmoose dem Regenwasser fast alle Nährstoffe entziehen, sorgen sie für eine weitere Versauerung des Moores, auch geben sie Humussäuren ab, die den vollständigen Zersetzungsprozess im Moor verhindern.
Merkmal: Während die Torfmoose, der obere Teil des Moores pro Jahr um 2 bis 10 cm wachsen, sterben die unteren Teile laufend ab. So entsteht jährlich ca. 1 mm neuer Torf. Das Regenwasser das einziger Wasserlieferant eines Hochmoores ist, ist wesentlich saurer und nährstoffärmer als Grundwasser. So finden sich in einem Hochmoor noch spezialisierter Arten als im Niedermoor. Der wichtigste Lieferant der Biomasse eines Hochmoors sind die Torfmoose, auch sie versauern das Wasser zusätzlich da sie Wasserstoffionen an die Umgebung abgeben.
Sie sind charakteristische Strukturen in einem Hochmoor, man spricht von Bult- Schlenken – Komplexen. Bulten (kleine Hügelchen, Torfmooskuppen) sind trockenere Bereiche, Schlenken sind ständig wassergefüllte Tümpel mit flutender Vegetation (nasse Vertiefungen).
Bulte und Schlenken unterscheiden sich in Vegetation und bodenphysikalischen Eigenschaften. Werden Bulten in trockenen Sommern nicht ausreichend mit Regenwasser versorgt, wachsen die Torfmoose in den Schlenken in die Höhe, überwinden irgendwann die Bulte, was zur umgekehrten Bildung Bulte und Schlenken führt.
Auf den trockeneren Bulten kleinerer Moore siedeln sich "kümmernde Bergkiefern"an, sehr langsam wachsende oft verkrüppelt aussehende Bäume, die bei geringer Größe sehr alt sein können, in größeren Hochmooren fehlen sie oftmals ganz. Außerdem wachsen in Bulten der Rundblättrige Sonnentau, Ericaceen, Heidekraut, Moosbeere, Scheidiges Wollgras - mehr davon unter Pflanzen im Hochmoor.
Anders verhält es sich in den Schlenken, nur sehr wenige Pflanzen und Tiere können in dieser sauren Umgebung existieren. Der langblättrige Sonnentau ist ein Vertreter der Pflanzen, er ist noch seltener zu finden als der rundblättrige Sonnentau. Es finden sich neben Schlamm-Segge und Blumenbinse natürlich auch Torfmoose, sie lassen sich in Bult- und Schlenkenmoosen unterscheiden. Eine hochspezialisierte Tierart, die in beiden Strukturen zurechtkommt ist der Hochmoor-Glanzflachläufer, mehr dazu unter Tiere im Hochmoor.
Was gibt es noch!
Mooraugen
Sie liegen oft inmitten einer Hochmoorlandschaft. Mooraugen entstehen durch das Wachstum des Moorkörpers, die dunklen braunen Mooraugen sind vom Moor eingeschlossen, sie werden ausschließlich von Niederschlägen bzw. vom Regenwasserspeicher der Hochmoor gespeist.
Derartige auch als Kolke bezeichneten Wasserstellen bilden den nicht verdunstenden Feuchtigkeitsüberschuss eines Moores dar. Das Moorwasser ist braun, nährstoffarm, huminsäurereich und kalkfrei (dystroph).
Der Schwingrasen vieler Karseen
Moore entstehen wie schon beschrieben durch Verlandung, eine Form der Verlandung stellen die Schwingrasen dar, die an vielen Karseen im Schwarzwald zu sehen sind. Er entsteht, wenn Pflanzen wie der Fieberklee, die Schlamm-Segge oder das Sumpf-Blutauge vom Ufer beginnend über die Wasseroberfläche hinauswachsen.
Bald bilden ihre langen Blattranken einen dichten Filz, auf dem sich weitere Pflanzen ansiedeln. Die so gebildete Pflanzendecke wird sehr stabil, sie trägt mühelos kleinere Bäume, auch einen darauf laufenden Menschen. Dabei wackelt der Pflanzenboden stark, was dem Pflanzenboden seinem Namen "Schwingrasen" gibt. Einen Schwingrasen betreten sollte man jedoch nicht, er wird dabei erheblichen Schaden erleiden.
Die Entstehung eines Moor war für die Menschen früher lange eine Rätsel. Anfang des 18. Jahrhundert wurde ernsthaft darüber diskutiert, ob der Torf in einem Moor nicht "Auswurf des Meeres" sei. Dass Torf aus nicht ganz zersetzten Pflanzenresten besteht wurde erst im 19. Jahrhundert erkannt, schon damals wurden erste Pollenanalysen gemacht.
Erste wissenschaftliche Untersuchungen zur Vegetation die Moore entstehen lässt, gibt es seit Anfang des 20. Jahrhundert. Die 1928 von Firbas veröffentlichte Publikation: Ökologie der Hochmoorpflanzen war gar ein Meilenstein der Moorerforschung. Bis zum Jahr 1970 erschienen weitere wichtige Abhandlungen zu Moorgebieten. Im Jahr 1974 liefert Giselher Kaule einen Überblick über die Übergangs- und Hochmoore des Schwarzwaldes und der Vogesen.
Einer der bedeutendsten deutschen Moor- und Torflagerstättenforscher des 20. Jahrhunderts war Karlhans Göttlich (1914 - 1991). Sein eigentliches Lebenswerk, das Moorkataster Südwestdeutschlands. Dazu suchte er die insgesamt etwa 3000 Riede und Moore im westlichen Teil des voralpinen Hügel- und Moorlandes auf.
Die Moorforschung verlief nach Angaben von Giselher Kaule bis 1980 kontrovers (G. K aule H.G. Schwarz-von Raumer & Robin Kaule Moorforschung in Süddeutschland), Nutzer gegen Schützer. "Als ich 1974 an die Univ. Stuttgart berufen wurde, wurde ich von Naturschutzseite vorsichtig gewarnt, zu eng mit Göttlich zusammenzuarbeiten." weiter schreibt Kaule "Um 1980 wurde neben der klassischen Vegetationskunde und Moorökologie, Renaturierung / Regeneration ein immer wichtigeres Thema"
Chronologie der Moorkartierung in Baden-Württemberg (Quelle LUBW)
Erste Moorkarten sind für Oberschwaben bereits ab 1823 erstellt worden.
Von Kh. Göttlich wurden in den Jahren 1967 – 1979 die detaillierten Moorkarten und in die Erläuterungen zur Moorkarte veröffentlicht. Kartierschwerpunkte waren das Allgäu, Oberschwaben, Moore im Bodenseeraum und die Baar.
Kartierung der Oberrheinebene von 1989 – 1995.
Kartierung des Schwarzwaldes von 2001 – 2015.
Seit 2015 werden im Rahmen des Moorkatasters regelmäßige Wasserstandspegel-Messungen sowie Vermessungen der Oberflächenhöhen in ausgewählten Mooren durchgeführt, die auch für ein Klimamonitoring herangezogen werden können.
Die Entstehung des Moorkatasters ist auf wirtschaftlichem Interesse am Rohstoff Torf zurück zu führen, dafür wurde um 1900 in Oberschwaben mit einer systematischen Aufnahme von Moorflächen begonnen. Heute stehen Aspekte des Boden- und Naturschutzes als Motivation zur Fortführung des Moorkatasters im Vordergrund.
Moore spielen eine entscheidende Rolle in unserem Klima, und das obwohl nur 3 % der Landoberfläche unserer Erde aus Mooren bestehen. So sind diese 3 % in der Lage rund 30 % des weltweit im Boden vorhandenen Kohlenstoffs (des Treibhausgases Kohlendioxid ) zu speichern. Im Vergleich, die Fläche der Wälder unserer Erde beträgt 30% also 10 mal mehr Waldfläche als Moorfläche, aber die Moorflächen speichern doppelt so viel co² wie die Waldfläche.
Das liegt daran, dass in intakten Mooren praktisch keine Zersetzung, eher noch ein Aufbau von organischem Material stattfindet. Das gebundene Material enthält große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, das zur Erderwärmung beiträgt. Moore und Grünland sparen laut einer Studie von "Naturkapital Deutschland - TEEB". Kohlendioxid im Wert von 217 Millionen Euro pro Jahr.
Das speichern funktioniert jedoch nur in intakten Mooren. Entwässerte Hochmoore haben die Fähigkeit verloren, Kohlenstoff zu binden, der gespeicherte Kohlenstoff wird leider wieder freigesetzt. Und die Mengen sind gigantisch, die Menge an Kohlendioxid, die weltweit aus geschädigten Mooren entweicht, entspricht ungefähr 10 % des jährlichen Kohlendioxid-Ausstoßes fossiler Brennstoffe.
Die Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren könnten zur teilweisen Umkehr dieses Prozesses beitragen, die CO2 - Emission wieder bremsen.
Der Schutz der Moore vor der Zerstörung ist somit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Der Klimawandel bedroht aber auch die intakten Hochmoore - Steigen die Temperaturen wie erwartet an, besteht die Gefahr, dass die Moore austrocknen könnten. Der vorhandene Torf, der dann durch natürliche Abbauprozesse zersetzt wird, setzt den gespeicherten Kohlenstoff wieder frei.
Moore spielen eine wichtige Rolle im Landschaftswasserhaushalt, da sie in der Lage sind große Mengen Wasser zu speichern. Schon den Naturforscher Alexander von Humboldt beeindruckte das. Er verglich sie mit riesigen Schwämmen, die schnell große Wassermengen an Regen oder Schmelzwasser aufnehmen und dann ganz allmählich wieder abgeben können.
Moore können so Hochwasserspitzen bremsen, indem das aufgenommene Wasser nur langsam abgegeben wird. In regenreichen Phasen nehmen Moore große Mengen Wasser auf, auch die Gefahr von Überschwemmungen und Flutkatastrophen kann so verringert werden.
Der Schutz der Moore vor der Zerstörung ist somit ein wichtiger Beitrag zum Hochwasserschutz.
Moor wieder renaturieren
Der Schutz der Moore vor der Zerstörung ist also ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und Hochwasserschutz. Zudem gilt es die selten gewordenen spezialisierten und somit auf die Moore angewiesenen Tier- und Pflanzenwelt der Moore zu schützen und zu erhalten. Die Rahmenbedingungen wurden zumindest gemacht.
1976 ist die Bundesregierung der Ramsar- Konvention (weltweiter Schutz von Feuchtgebieten) beigetreten. Mit dem 1992 von der Europäischen Union beschlossenen Schutzgebietsnetz (Natura 2000) wurde auch der Schutzstatus vieler Moore verbessert. Die Bundesregierung hat zudem im Jahr 2007 unter Federführung des Bundesumweltministeriums die nationale Strategie zur Umsetzung des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt erarbeitet und klare Vorgaben für den Moorschutz und die Regeneration von gestörten Mooren in Deutschland gemacht.
Ein Beispiel für eine Renaturierung gibt es im Hunsrück, hier wird im Rahmen des Förderprogramms der EU für Umwelt, Naturschutz und Klimapolitik EU-LIFE ein Fichtenhorst wieder zu Moor. Dafür kommen Freiwillige aus ganz Deutschland in den Hunsrück, um ein Moor zu renaturieren. Sie verfüllen alte Gräben und erstellen Spundwände, damit sich das Wasser wieder staut.
Das Thema bräuchte eigentlich einen extra Artikel, aber in der Kurzform: Moore können in vielen Fällen so durch Wiedervernässung renaturiert werden.Torfmoose wachsen, sofern alles gelingt innerhalb weniger Jahre an.
Auch im Naturpark Südschwarzwald werden seit 2006 Moore systematisch wiedervernässt. Das kommt vielen Arten, die auf der Roten Liste stehen zugute, zudem wird dadurch die Funktion der Mooren als Archive wieder gesichert.
Moore sind Archive der Erdgeschichte
In den Schichten eines Moores finden sich Pollen, die uns die Geschichte der Pflanzengesellschaften erzählen. Im Moor gefundene Pollen geben in der Moorarchäologie Hinweise auf die Klima- und Vegetationsgeschichte sowie die Besiedlung des Landes durch den Menschen. Moore zeigen uns, wann die letzte Eiszeit zu Ende ging, welche Bäume wann wuchsen, zu welchem Zeitpunkt welche Baumart die Wälder dominierte. An der Pollenanalyse kann zudem gesehen werden, wann und wo der Mensch siedelte, denn wo der Mensch Ackerflächen und Weideland brauchte, da begann er den Wald zu roden.
Moore werden auch zur Ermittlung des Verlaufs von Umweltbelastungen herangezogen, dank der Hochmoore kann zum Beispiel nachgewiesen werden, ob eine erkannte Luftbelastung mit Schwermetallen schon früher bestanden hat (Oidfield, 1981; Wandtner, 1981).
Die mehrere Meter dicken, viele Jahrtausende alten Torfschichten sind zudem Archive der Erdgeschichte. Die anaerobe Umgebung hat Überreste von Pflanzen und Tieren genauso vor der Verwesung bewahrt, wie manch bedeutende „Moorleiche“.
Ein tolles passendes Zitat habe ich im Laufe meiner Recherche gefunden, damit möchte ich den Artikel abschließen:
Moore/Torfe sind als historische Urkunden nützlich und erhaltenswert. Sie ermöglichen es, die Wirkung der Vergangenheit auf die Gegenwart zu begreifen und daraus auf Zukünftiges zu schließen. (Quelle Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg)
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Quellen:
Spirken-Moorwälder im Schwarzwald. Das Steerenmoos bei Faulenfürst (Gemeinde Schluchsee) von JENNIFER SCHMID & ARNO BOGENRIEDER, Freiburg i.Br. *
Biotope in Baden-Württemberg MOORE, SÜMPFE, RÖHRICHTE UND RIEDE, STAATLICHE NATURSCHUTZVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG
Leben im Moor, Tiere & Pfanzen des LIFE-Projekts im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz
Faktenblatt Hochmoore, Appenzell Ausserrhoden
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Arten, Biotope, Landschaft, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
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Wissenswertes über Moore, von Helmut Zwander
Zauberhaftes Wildseemoor (G.A.Ulmer)
Moore und Anmoore in der Oberrheinebene - Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg
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FFH-Lebensraumtyp 7120 Geschädigte Hochmoore - Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg
Moore Urwüchsige Inseln in der Kulturlandschaft - Naturpark Südschwarzwald / Schwarzwaldverein
Kaltenbronn - Auf den Höhen des Nordschwarzwalds - Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg
LIFE-Projekt Grindenschwarzwald - Naturschutzzentrum Ruhestein, Juni 2002
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Ökonomisch – ökologische Bewertung der Klimawirksamkeit von Mooren in Baden-Württemberg (Moore-BW) Teil 1: Ökologische Grundlagen, Entwicklungsoptionen, Landnutzung und THG-Emissionen
Weitere alle von 12.2018:
https://www.planet-wissen.de/natur/landschaften/lebensraum_moor/index.html
https://www.planet-wissen.de/video-rueckgang-der-moore-102.html
http://www.moorzikaden.uni-oldenburg.de/was_sind_hochmoore.html
https://naturparkschwarzwald.blog/hochmoor-armut-reich-an-schoenheit/
http://www.gerhard-net.de/marc/school/field_trips/2007/07_schwarzes_moor/moortypen/moortypen.html
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html
https://www.nabu-koenig.de/tiergruppen/reptilien/waldeidechse/
http://www.moorzikaden.uni-oldenburg.de/moorzikaden.html
https://www.moor-land.de/index.php?id=57
https://de.wikipedia.org/wiki/Karlhans_G%C3%B6ttlich
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergkiefer