Naturschutzgebiet Taubergießen
Die Auenlandschaft im Naturschutzgebiet Taubergießen an der südlichen Oberrheinebene zwischen Freiburg und Offenburg gilt als eine der letzten Auenlandschaften Europas die über eine große Artenvielfalt verfügen.
Die Landschaft im Schutzgebiet bietet Besuchern, Spaziergängern, Wanderern aber auch Fahrradfahrern eine vielfältige Natur. So gibt es neben der reich strukturierten Flusslandschaft mit den Auenwäldern, Pfeifengraswiesen, Wiesen, trockenen Magerrasen und Hochwasserdämme als Lebensraum, zahlreiche charakteristische Tier- und Pflanzengesellschaften, einige davon gehören zu seltenen, zum Teil vom Aussterben bedrohte Arten.
Die im Taubergießen vorkommenden Orchideen wie das Hummel-Ragwurz oder das Brand-Knabenkraut sind eines der Highlights die Besucher mit etwas Glück entlang des Hochwasserdamms zu sehen bekommen. Die sind auch das Habitat vieler Schmetterlings-, Laufkäfer- und Heuschreckenarten.
Wer möchte (eigentlich ein MUSS) kann die (fast) unberührte Flusslandschaft während einer geführten Fahrt auf einem traditionellen Stocherkahn erleben. Die gezeigten Bilder entstanden während einer rund 7 km (ca. 2 Stunden) langen Bootsfahrt. Als Fahrpreis für ein Boot, das mit maximal 10 Personen besetzt werden darf, wurden 120 EUR berechnet. Je nachdem wieviel Mitfahrer Sie mitbringen ein nicht ganz billiger aber lohnenswerter Spaß, uns hat es aber so gut gefallen, dass wir es gerne wiederholen werden.
Ein Tipp, bei einer 2 Stündigen Fahrt können die ungepolsterten Bootssitze durchaus hart werden, ein Kissen könnte dem abhelfen.
Start unserer Kanufahrt war die Zuckerbrücke in Rust, weil hier die streckenmäßig längste Bootsfahrt stattfindet! Der Rückweg erfolgte zu Fuiß über den Hochwasserdamm, auch hiervon gibt es einige Bilder.
Freizeitmöglichkeit Wandern und Radfahren
Ausgangspunkt Zollhaus:
Schmetterlingsweg (Rundweg mit einer Länge ca. 2 km)
Orchideenweg (Rundweg mit einer Länge von 6,5 km. Einstieg bei Abzweigung am Schmetterlingsweg)
Kormoranweg (Rundweg mit einer Länge 6 km. Einstieg bei Abzweigung am Schmetterlingsweg)
Ausgangspunkt Zuckerbrücke:
Eisvogelroute (Rundweg mit einer Länge ca. 3 km.)
Durch die Rheinmatten (Rundweg mit einer Länge ca. 5 km)
Blaues Loch (Rundweg mit einer Länge ca. 7 km)
Schlammsammler Route (Rundweg mit einer Länge ca. 7 km)
Sumpfbiber Route (Rundweg mit einer Länge ca. 13 km)
Ausgangspunkt Parkplatz am Schützenhaus bei Niederhausen:
Gießenweg (Rundweg mit einer Länge von 3,5 und 8 km.)
Bootsfahrten
Bootsfahrten sind auf einer von 8 bis 20 Uhr freigegebenen Strecke von Süden nach Norden möglich (Länge ca. 15 km, auch in Teilabschnitten). Der Großteil der Gewässer ist jedoch ganzjährig für Wasserfahrzeuge jeder Art gesperrt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das Gebiet in traditionellen Fischerbooten unter fachkundiger Führung zu entdecken.
Besuch und Anfahrt
Der Taubergießen ist als ganzjähriges Ausflugsziel nur indirekt mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Ein zentraler Anlaufpunkt ist das ausgeschilderte, ehemalige Zollhaus (Lage) bei Kappel an der L 103. Es liegt am Rheinufer nahe dem Schiffsanleger zur kostenlosen Rheinfähre nach Rhinau. Es ist zugleich eine Informationsstelle für das Naturschutzgebiet mit einem angegliederten Parkplatz. Weitere Zugangspunkte mit Parkmöglichkeiten sind die Saukopfbrücke, Zuckerbrücke (Lage) und im Süden die Fischtreppe.
Das Naturschutzgebiet Taubergießen
Die Auenlandschaft am Oberrhein wurde 1979 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, neben dem Naturschutzgebieten Feldberg (4.226 ha), Gletscherkessel Präg (2.855 ha) und Wurzacher Ried (1.812ha) ist es mit 1.682 Hektar das viert Größte Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 12 km. Die größte Breite beträgt etwa 2,5 km.
Weiter ist das Naturschutzgebiet Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Im Jahr 2008 wurde Taubergießen in die Ramsar-Konvention, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung aufgenommen.
Auf welchen Gemeinden befindet sich das Schutzgebiet
Es befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinden Rheinhausen, Rust, Kappel-Grafenhausen und Schwanau. Knapp 60 Prozent seiner Fläche sind Eigentum der französischen Gemeinde Rhinau. Das rechtsrheinische Auengebiet liegt am südlichen Oberrhein im Naturraum Offenburger Rheinebene.
Woher hat die Auenlandschaft ihren Namen
Der Name „Taubergießen“ war ursprünglich negativ gemeint, als „taub“ bezeichneten die Fischer nährstoffarme Gewässer mit geringem Fischbestand. Unter „Gießen“ versteht man unterirdisch, also in direkter Verbindung mit dem Grundwasser fließende Anteile des Stromes. Taubergießen, der Strom mit geringem Fischbestand ist einer der zahlreichen Gewässerläufe und -arme des Naturschutzgebiets.
Wie ist die Auenlandschaft entstanden
Nach der letzten Eiszeit, die vor rund 10.700 Jahren zu Ende ging, hat der Rhein über Jahrtausende die Landschaft geformt und dabei stetig verändert. Von Basel bis Weisweil vertiefte der Fluss sein Bett indem er sich in den Schotter hineinfraß. Der sinkende Grundwasserspiegel führt dazu, dass schon zu dieser Zeit die Auen in ihrer Breite austrockneten.
Der Rhein zwischen Weisweil und Meißenheim gehörte zu den wenigen Bereichen in dem das Niveau erhalten blieb. Die Neigung war unverändert, der Strom floss weiterhin schnell. Damit war dort eine Grundlage für ein breites Auwaldgebiet geschaffen.
Die bei Hochwasser anfallenden Wassermengen verteilten sich in einem breiten Auwaldgebiet, was natürlich eine immerwährende Gefahr für Vieh, Landwirtschaft und Mensch darstellte. Die Mitte des 19. Jahrhundert durchgeführte Rheinbegradigung zwang den Rhein auch bei Taubergießen erstmals in ein festes Bett.
Daneben wurden die Flussaue bei Taubergießen durch einen zusätzlichen Hochwasserdamm, der durch den Auwald gezogen wurde, in zwei Zonen aufgeteilt.
Die Fläche der Auwälder ging durch diese Maßnahme zurück, die Landwirtschaft beanspruchte die jetzt nutzbaren Flächen für sich.
Eine weitere Grundwasserabsenkung durch den Mitte des 20. Jahrhunderts erbauten Rheinseitenkanal änderte das wieder. Die Flächen trockneten weiter aus, eine landwirtschaftliche Nutzung der Auen wurde unrentabel.
Um den Grundwasserspiegel wieder anzuheben entschied man sich zu einer Teilkanalisierung des Rheins als Schlingenlösung. Schiffe wurden jetzt ab Breisach abwechselnd zwischen Rhein und neu errichtetem Kanal geleitet. Durch Aufstauungen am Kraftwerk Gerstheim im Norden, Flutungen und die Einrichtung eines durchgängigen Wasserlaufs des Altrheins konnte der Grundwasserspiegel wieder angehoben werden.
Das Projekt Revitalisierung Taubergießen
2006 startete das Projekt Revitalisierung Taubergießen. Bei Baumaßnahmen 2007 wurden Durchlässe gegraben, Furte angelegt, Brücken errichtet und ältere Bauwerke umgestaltet. Die Maßnahmen sorgten für eine größere Fließgeschwindigkeiten und häufigere Durchströmungen im Gebiet des Taubergießen.
Im Jahr 2008 wurde der Taubergießen in die Ramsar-Konvention, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung aufgenommen.
Die Flora und Fauna in Taubergießen
Die Rheinbegradigung und der Hochwasserdamm führte zu einer Grundwasserabsenkung, erst durch den Menschen entstand das heute bestehende ausgedehnte Waldgebiet zwischen Rhein und Hochwasserdamm. Die Tiere und Pflanzen in der Auenlandschaft beim Taubergießen hat sich seitdem verändert, zu den Rheinauen typischen Arten sind neue Arten, die mit trockeneren Verhältnissen zurechtkommen dazu gekommen. Auf den neu geschaffenen Hochwasserdämmen finden wir sogar die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) die eine Vorliebe für trockene und vegetationsarme Lebensräume hat.
Taubergießen Schutzgebiet besteht aus verschiedenen Lebensräumen
Die vielfältige Rheinauenlandschaft im Schutzgebiet wird heute nur noch teilweise überflutet, die Kurzbeschreibung im Steckbrief bestimmt sie: „Mit dem Restrhein, der überfluteten Innenrheinmündung , den Altrheinarmen, Gießen, Uferzungen, Wäldern, Pfeifengraswiesen, Wiesen, trockenen Magerrasen und Hochwasserdämmen als Lebensraum zahlreicher charakteristischer Tier- und Pflanzengesellschaften mit seltenen, zum Teil vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten.“
Man geht davon aus, dass im Schutzgebiet weit über 200 Vogelarten vorkommen, über 50 Arten davon zählen zu den gefährdeten Arten. Nach der Rheinregulierung, der damit verbundenen Schlingenlösung und durch die errichtete Staustufe Gerstheim, kam es zu einem Rückstau von Wasser flussaufwärts ab Kappel.
Dabei entstand südlich eine seenartige Landschaft, die für viele Vögel zu einem Gebiet zur Überwinterung wurden. Im Restrhein nahm die Strömungsgeschwindigkeit ab, sodass Wasservögel bessere Verhältnisse vorfanden. Einige Arten haben allerdings ihre Brutplätze verloren.
Die verschiedenartigen Habitate sind besiedelt von Libellenlarven, Muscheln, Fischen, Krebsen, und Amphibien sowie Reptilien wie der Ringelnatter, der Blindschleiche und in den Trockenwiesen die Zauneidechse. Häufig zu sehen sind Gebirgsstelzen, ab und zu auch ein Eisvogel. Daneben sind natürlich sehr viele Wasservögel wie Kormoran, Schwäne, Enten, Lappentaucher und Reiher zu sehen. Die scheue Wasserralle, die im Schilfgürteln entlang der dicht bewachsenen Ufer brütet, dürfte da eher versteckt leben.
Informationen zum Urheberecht
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Alle in diesem Artikel gezeigten Bilder, nur eine kleine Auswahl, wurden am gleichen Tag gemacht, eine durchaus gute Ausbeute für nur einen Tag.
Quellen alle 14.04.2020
Regierungspräsidium Freiburg, Referat 56 Faltblatt von Dr. Bettina Saier - Naturschutzgebiet Taubergießen
https://rips-dienste.lubw.baden-wuerttemberg.de/rips/ripsservices/apps/naturschutz/schutzgebiete/steckbrief.aspx?id=909001000199
https://de.wikipedia.org/wiki/Taubergie%C3%9Fen#Geographie
https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinseitenkanal
https://de.wikipedia.org/wiki/Rheinseitenkanal_(Ortenau)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ramsar-Konvention