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  Autor / Historische GeologiePaläozoikum / Perm / Trias / Jura / Kreide / Paläozän / Würm-Eiszeit / Menschen / Quellen

Die Eiszeit im Schwarzwald und der Oberrheinischen Tiefebene

Die tief greifenden Veränderungen, die im Schwarzwald und der Oberrheinischen Tiefebene durch die letzte Eiszeit entstanden sind, kommen in unseren Artikeln immer wieder vor. Ein Grund nachzugehen, wie es zu dieser Eiszeit gekommen ist und wie es wirklich ausgesehen hat. Aber es ist wie immer, um die Entwicklung zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen....

Die Erde hat immer wieder Eiszeitalter erlebt, so gab in unserer 4,5 Milliarden Jahren alten Erdgeschichte, je nach Definition, etwa vier bis sieben Eiszeitalter. Jedes dieser Eiszeitalter umfasst einen Zeitraum von mehreren Hunderttausend bis mehreren Millionen Jahren.

Wann spricht man von einem Eiszeitalter

Die Wissenschaft ist da wohl uneinig, einige sprechen von einem Eiszeitalter, auch Eiszeit genannt, wenn mindestens ein Pol der Erde vergletschert ist. Somit befindet sich die Erde seit etwa 35 Millionen Jahren im aktuellen Känozoischen Eiszeitalter, da seit dieser Zeit die Antarktis vergletschert ist.

Die Mehrheit der Wissenschaftler spricht von einem Eiszeitalter erst dann, wenn es sowohl auf der Nordhalbkugel als auch auf der Südhalbkugel der Erde zu ausgedehnten Vergletscherungen kommt. Somit begann das derzeitige Eiszeitalter erst vor etwa 2,7 Millionen Jahren, als nach der Antarktis auf der Südhalbkugel auch die Arktis auf der Nordhalbkugel vergletscherte. Unser Eiszeitalter entspricht damit in der geologischen Zeitskala annähernd dem geologischen Zeitabschnitt des Quartär.

Zeitabschnitt des Quartär

Unsere Wissenschaftler unterscheiden die Erdgeschichte in unterschiedliche Zeitepochen, die hier aber nicht Gegenstand sein sollen. Das Quartär ist der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte, es begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und dauert bis heute an. Das Quartär ist untergliedert in das Pleistozän, das bis zum Ende der letzten Eiszeit, im Alpenland Würmeiszeit genannt, dauert. Die Zeit danach, die unserer jetzigen Warmzeit entspricht wird als Holozän bezeichnet, wobei im Moment noch darüber diskutiert wird, sie, ab einem bestimmten Zeitpunkt, als der Mensch anfängt die Umwelt in seinem Sinne zu verändern, als Anthropozän zu bezeichnen.

Das Eiszeitalter des Pleistozän

Unser jüngstes Eiszeitalter wird geprägt durch den Wechsel von mehreren Kalt- und Warmzeiten. Die Kaltzeiten, auch als Eiszeit oder Glazial bezeichnet, dauern etwa 100.000 Jahre, die Warmzeiten auch Interglazial oder Zwischeneiszeit bezeichnet, dauern nur 10 000 bis 20 000 Jahre. Die letzte Warmzeit vor unserer Momentanen war die Eem-Warmzeit. Mit einer Dauer von 11.000 Jahren lag sie zwischen 126.000 und 115.000 Jahren vor heute. Dann folgte die Würm-Kaltzeit, auch Weichsel-Kaltzeit genannt, sie wird auf den Zeitraum von etwa 115.000 bis 10.700 Jahre vor heute datiert. Seit 11.700 Jahren befinden wir uns somit wieder in einer Warmzeit innerhalb einer Eiszeitalter, dem Holozän.

Was hat die Eiszeiten verursacht

Wie immer ist es nicht nur eine Ursache die ein Ereignis verursacht, noch sind auch nicht alle Ursachen bekannt. Die Sonneneinstrahlung, die Lage der Kontinente und damit die Strömungen in den Ozeanen sind einige davon. 


Die Sonneneinstrahlung
Der serbische Astronom Milutin Milanković (1879-1958) arbeitete 30 Jahre an der Lösung. Mit seinen 1920 veröffentlichen Milanković-Zyklen hat er eine Erklärung für die Entstehung der Eiszeitalter aufgeführt. Der Astronom beschäftigte sich mit der Bahn der Sonne um die Erde. Er fand heraus, sowohl die Sonne als auch die Erde kreisen auf einer Ellipsenbahn um einen gemeinsamen Schwerpunkt, diese Bahn ist für das Klima der Erde entscheidend.
Die Sonneneinstrahlung bestimmt die Temperatur und damit das Klima auf der Erde. Dabei sind drei Parameter der Erdbahn entscheidend, zum einen schwankt die Abweichung der Ellipsenbahn von der Kreisform (ihre Exzentrizität) in Perioden von ca. 413.000 und ca. 100.000 Jahren; zweitens schwankt die Neigung der Erdachse in Perioden von ca. 41.000 Jahren; und drittens taumelt die Erdachse in Perioden von ca. 26.000 Jahren. (Quelle Jürgen Paeger)

Milanković verglich die Bahn der Sonne um die Erde mit den eiszeitlichen Vergletscherungen in den Alpen. Er fand tatsächlich Übereinstimmungen, seine Theorie wurde mittlerweile durch Untersuchung von Tiefseesedimenten bestätigt.

Die Lage der Kontinente und die Strömungen in den Ozeanen
Der Zusammenstoß von Nord- und Südamerika vor rund 2,7 Millionen Jahren gilt als eine der Ursachen für die Entstehung der Kaltzeit. Die dabei entstandene, als Panama-Landbrücke bekannte Verbindung veränderte nicht nur die Lebenswelt an Land, Landtiere und Pflanzen ermöglichte sie neue Gebiete zu erobern, auch im Meer fanden tiefgreifende Veränderungen statt.

Die Meeresströmungen im Nordatlantik wurden verändert, die Vermischung zwischen kaltem Wasser aus dem Pazifik und warmen Wasser aus der Karibik kann nicht mehr stattfinden. Der Golfstrom, der warmes Wasser aus der Karibik in den Nordatlantik bringt, wird verstärkt durch mehr warmes Wasser das in in tropisch-subtropischen Bereichen verdunstet, folglich fallen im nordatlantischen und arktischen Raum mehr Niederschläge in Form von Schnee. Weil durch die große weiße Oberfläche die Sonneneinstrahlung reflektiert wird, kühlt das Klima ab, so kann der Schnee in den immer kürzer werdenden Sommern nicht schmelzen, aus Firnschnee bilden sich Eisgletscher.

Die Eiszeit im Schwarzwald und der Oberrheinischen Tiefebene

Wer an Eiszeit denkt, der vermutet vielleicht, das alles hier im Oberrheingebiet unter einer dicken Eisschicht lag, aber wie war es in der letzten als Würm-Kaltzeit, auch als Würm-Glazial, Würmeiszeit oder Würmzeit bezeichnet, die in die Zeit vor 115.000 bis 10.700 Jahre vor heute datiert wird, wirklich? Sind doch die runden Kuppen des Feldberg, Schauinsland und Rosskopf das Ergebnis eines Gletscherschliffs. Die Gletscherzungen der Eiszeit sind zudem Formgeber der heutigen Kare (Mehr zu den Karen) in den Schwarzwaldbergen, am bekanntesten der Feldsee, Mummelsee und Biberkessel. Auch nach dem Ende der Eiszeit haben die schmelzenden Gletscher so einiges bewirkt, so sind fast alle Seen und Moore (Mehr zu Moore) nach der Eiszeit entstanden.

Die Jahresmitteltemperaturen während der Würm-Kaltzeit betrugen im Alpenvorland unter −3 °C (heute sind es +7 °C). Dies wurde durch Veränderung der Vegetation (Pollenanalyse) sowie Faziesdifferenzierungen festgestellt.

Die Landschaft in der Würmzeit wurde von zwei Gletschern dominiert. Der Massivere zog von Skandinavien heran, er stoppte aber schon weit vor dem Oberreingraben, ein weiterer zog vom Alpenraum bis an den Rand des Oberreingrabens heran.

Der Eisgletscher von Skandinavien

Er hatte in Skandinavien eine Mächtigkeit von bis zu 3000 Meter, sein gewaltiges Gewicht lastete so schwer auf der Halbinsel, dass der Untergrund nach unten gedrückt wurde. Das Abschmelzen der Eismassen nach der Eiszeit führte zu einer Landhebung von 800 Metern, noch heute steigt in Nordskandinavien der Boden um 10 bis 11 Millimeter jährlich.

Die gewaltigen Eismassen die vor etwa 18 000 Jahren ihre maximale Vereisung hatten, schoben sich langsam vornehmlich in südlicher und östlicher Richtung, in Mitteleuropa bis in den Westteil des Thüringer Beckens vor. Die Eisdecke reichte aber nicht bis in den erst vor etwa 50 Millionen Jahren entstandenen Oberrheingraben hinein.

Der Eisgletscher der Alpen

Ein weiterer Gletscher zog vom Alpenraum bis an den Rand des Oberreingrabens heran. Seine Ausläufer bewirkten im Südschwarzwald die Vereisung des Feldberggebiets. Im Nordschwarzwald und den Vogesen waren lediglich die höchsten Gipfel durchgehend mit einer Eisschicht bedeckt. So war das Hornisgrindegebiet mit einer geschlossenen Firnschneekappe bedeckt, von der aus fünf Gletscherzungen mit bis zu drei Kilometer Länge hinabreichten. Die Gletscherzungen sind Formgeber der heutigen Kare unterhalb der Hornisgrinde, am bekanntesten Mummelsee und Biberkessel.

Wie sah die Landschaft in der Eiszeit aus

Die Oberrheinebene war also nicht von einem Gletscher bedeckt. Die Landschaft entsprach aber nicht dem, lassen wir mal die Kulturlandschaft der Menschen außer acht, was wir heute sehen. Das lag vor allen an den vorkommenden Pflanzen, das Klima wurde geprägt von starken Schwankungen, kalte Phasen wechseln mit kurzen wärmeren Phasen ab. Kalte Gletscherwinde machten es größeren Bäumen schwer, einige Nadelbäume gediehen an windgeschützten Stellen, zudem fraßen die großen Säuger die Triebe ab bevor sich daraus "etwas größeres" bilden konnte. Das änderte sich erst nach der Eiszeit, als die kälteliebenden Tiere abgewandert waren oder von den Menschen ausgerottet wurden, konnten sich Bäume in der Masse durchsetzen...

Der Boden im Oberrheingraben war bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von -1° im Winter Metertief gefroren und sicher auch von Schnee bedeckt, im Sommer sah es ganz anders aus. Kräuter wie Beifuß als häufigste Art, Knöterich und Wegerich standen neben Zwergsträuchern wie Heidekraut und Besenheide, Zwergbirken, Süss- und Sauergräser, aber auch Flechten und Moose gaben der Landschaft das typische Aussehen einer Kältesteppe auch Mammutsteppe bezeichnet. Viele dieser Pflanzen findet man heute noch im Schwarzwald, jetzt aber in Hochmooren in den Höhengebieten der Berge.

Der Rhein während der Eiszeit

Seinen heutigen Verlauf hat der Rhein vor allem Johann Gottfried Tulla zu verdanken, der ließ vor 200 Jahren den Rhein begradigen, davor war er unberechenbar..... Erst recht in der Würmeiszeit, schmolz im warmen Frühjahr der Schnee in den Gebirgen, rauschten Schmelzwasserflüsse ins Rheintal. Diese brachten gewaltige Wassermassen und große Mengen an Gesteinsschutt mit. So bildeten sich ständig neue Schuttablagerungen, die so jedes Frühjahr den Verlauf des Rheins veränderten.

Die Tierwelt der Eiszeit im Oberreingraben

Das Artenreichtum der Tierwelt Europas war vor über 100.000 Jahren natürlich nicht mit der heutigen Tierwelt vergleichbar, aber nur die wenigsten Tiere konnten auf so einem Gletscher überleben, so gab es nur eines, wer überleben wollte musste fliehen.

Es gab "leicht bewegliche Tierarten" die ohne Schwierigkeit auch große Entfernungen überbrücken konnten, man muss dabei berücksichtigen, dass auch Gletscher nicht dahinrasten, die Tiere eher langsam vor sich hertrieben....sie konnten nach dem Ende der Eiszeit sogar wieder zurückzukehren.

Es gibt "schwer bewegliche Tierarten" wie es manche Höhlentiere oder Tiere, die in den oberen Erdschichten lebten, waren. Viele dieser Arten starben während der Eiszeit aus, einige die dennoch abwandern konnten, sind nach dem Ende der Eiszeit nicht wieder zurückgekehrt.

Das bedeutet aber auch, dass während der Eiszeit viele Tiere, die in der Eem Warmzeit hier lebten, in "noch" wärmere Gebiete auswanderten, andere die es hier noch nicht gab, in der Würmeiszeit einwanderten. Darunter große Säugetiere wie das Wollhaarmammut, Wollhaarnashorn, Höhlenlöwen, Höhlenbär, Riesenhirsch, Moschusochse, Bison, Rentier, Wildpferde und Wildschweine waren wohl schon da. Bei uns sind diese großen Säugetiere nach dem Ende der Eiszeit alle ausgestorben, dafür gibt es letztlich nur einen Grund, der Mensch hat sie als Nahrungskonkurrent ausgerottet oder ganz banal aufgegessen.... Einzig für die Pferde und Schweine hatte der Mensch eine Verwendung gefunden... die Liste ist aber natürlich nicht vollständig. Das Wollhaarmammut, vielleicht auch das Wollhaarnashorn, sind wohl eher ein Opfer der Klimaerwärmung, mit der Wärme kommt der Regen und die Nässe bringt zahlreiche Krankheiten. Im kalten Sibirien gab es das Wollhaarmammut wohl noch vor 3.800 Jahren, der Grund für ihr Aussterben auch dort konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Kleinere Säugetiere und Vögel, die in der Würmzeit im Oberreingraben zu finden waren, sind das Alpenmurmeltier, das europäische Ziesel, Schneehase, Polarfuchs, Vielfrass, Schneehase, Schneeeule, Moorschneehuhn, Berglemming, Murmeltier und Wasserspitzmaus. Einige wenige dieser Tiere sind heute noch im Oberreingraben vertreten, auch die anderen Arten sind (noch) nicht ausgestorben, man findet sie jetzt im kühleren Alpenraum.

Nach der Würmeiszeit im Anthropozän

Die Eiszeit ist schon seit Jahrtausenden vorbei, trotzdem leben wir immer noch in einem Eiszeitalter. Die letzte Warmzeit begann vor etwa 126.000 Jahren und endete vor 115.000, sie dauerte also 11.000 Jahre. Unsere momentane Warmzeit dauert nun schon 11.700 Jahre an, der Klimawandel soll jetzt wärmere Jahre bringen.... aber was haben wir oben im Text gelesen: "...wird verstärkt durch mehr warmes Wasser, das in tropisch-subtropischen Bereichen verdunstet, folglich fallen im nordatlantischen und arktischen Raum mehr Niederschläge in Form von Schnee."

Quellen:
Die Spuren der Eiszeit in der Tierwelt Europas von Karl Holdhaus, 1954
Flusspferde am Oberrhein – wie war die Eiszeit wirklich? Karlsruher Naturhefte, Band Nr. 6 von Eberhard Frey und Ute Gebhardt

Internet alle 01.2019 erfasst:
http://www.oekosystem-erde.de/html/klimageschichte.html
https://www.scinexx.de/news/geowissen/panama-landbruecke-juenger-als-gedacht/
https://www.scinexx.de/dossierartikel/landbruecke-verursachte-klimawandel/
https://www.wissen.de/eiszeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Eiszeitalter
https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCrm-Kaltzeit
https://www.planet-schule.de/mm/die-erde/Barrierefrei/pages/Gletscher_der_Eiszeit.html
https://flusspferde-eiszeit.de/presse/

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