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Nationalpark SchwarzwaldSagenumwobene Wasserfälle Führung & Exkursion im Nationalpark Schwarzwald

Am 04.08.2018 ist es wieder soweit, ich nehme mit weiteren Besuchern des Parks an einer Führung im Nationalpark teil, die Leitung hat Manfred Weber, ehrenamtlicher Ranger im Nationalpark Schwarzwald, er hat so einiges über den Nationalpark Schwarzwald und besonders dem Bereich an den Allerheiligen Wasserfälle zu erzählen.

Nur in Grundzügen ist es möglich die Führung zu beschreiben, die vielen Kleinigkeiten, Anekdoten und die Gespräche mit anderen Teilnehmen die den Spaßfaktor so einer Führung ausmachen kann ich natürlich nicht wiedergeben.
Also die Führung am besten selbst mitmachen.... Die Führung verläuft auf dem Sagenrundweg beginnend am oberen Bereich bei der Klosterruine.

Wie bei jeder an der ich teilgenommen habe bekommen die Besucher erstmal die wichtigsten Fakten zum Nationalparkfläche und seiner Zonen.

Nationalparkfläche und Zonen

Die Gesamtfläche des Nationalpark Schwarzwald beträgt 10062 ha. Aufgeteilt ist diese Fläche in einen Nordteil mit 2447 ha und Südteil mit 7615 ha. Im Nationalpark liegen keine Waldflächen von Privatwaldbesitzern, die gesamte Fläche ist Staatswald bzw. Wald von Kommunen, z.B Baden-Baden.


Welche Zonen gibt es im Nationalpark Schwarzwald?

Entwicklungszone:
Waldbereiche, die heute noch in der Entwicklungszone liegen und noch gelenkt werden müssen, sollen später in die Kernzone übergehen, nach 30 Jahren soll es keine Entwicklungszone mehr geben, dann darf auch hier Natur Natur sein.

Managementzone:
In der Managementzone greift das Nationalparkteam pflegend und lenkend ein. Dies geschieht z.B. auf den Grindenflächen, die dauerhaft erhalten und miteinander vernetzt werden. Außerdem sollen dadurch Biotop- und Artenschutzziele gesichert werden oder eine Ausbreitung des Borkenkäfers auf anliegende Wirtschaftswälder verhindert werden. In dieser Zone des Nationalparks darf dauerhaft, also auch nach diesen 30 Jahren eingegriffen werden. Auf den Grindenflächen geschieht dies unter anderem durch die Entnahme von jungen Fichten und der Beweidung durch Schafe, Ziegen und Rinder wie das Heckrind und die Rasse des Hinterwälder Weiderinds.

Kernzone:
Bereits heute liegen die Bereiche Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf, Wilder See/Kleemüsse und Buhlbachsee/Hechliskopf in der Kernzone des Nationalpark Schwarzwald. Hier gilt Prozessschutz, die Natur darf Natur sein, kein Eingreifen durch Menschenhand. In allen Flächen des Nationalparks müssen die Schutzvorschriften berücksichtigt werden, nur ausgewiesene Wege darf man betreten. Dies gilt auch für das Nationalparkteam, mit Ausnahme zu Forschungszwecken aufgrund eines wissenschaftlichen Auftrags.

Der Nationalpark ist ein Entwicklungs-Nationalpark. Bis 2020 sollen 30 % der Gesamtfläche Kernzone geworden sein. In 30 Jahren nach Gründung ist angestrebt, dass 75 % Nationalparkfläche Kernzone sind. In der Kernzone darf „Natur Natur sein“, der Mensch greift auch nicht lenkend in das Geschehen des Waldes ein.

Der Bereich des Nationalpark Schwarzwald bei den Allerheiligen Wasserfällen liegt in der Entwicklungszone. Hier am Sagenrundweg sehen wir ein unterschiedliches Waldbild. Links des Weges in die Schlucht hinab, ist ein fast ausschließlicher Fichtenbestand. Schauen wir den Hang nach oben sehen wir einen gemischten Bergwald aus Laub- und Nadelbäumen.

Das gibt unserem Ranger eine gute Gelegenheit über die Unterschiede von Fichte und Tanne und dem Schädling der Fichte, dem Borkenkäfer zu sprechen....

Nadelwald Schwarzwald NationalparkKennt jemand den Unterschied zwischen Tanne und Fichte?

… Die Fichte sticht, die Tanne nicht ….

Aber nicht nur das, bei der Fichte sind die Nadeln um den Zweig angeordnet und die Zapfen hängen nach unten an den Ästen. Die Fichtenzapfen fallen wenn sie reif sind auf die Erde.
Die Tannennadeln sind weich, an der Unterseite finden sich zwei weiße Stomastreifen. Tannenzapfen fallen nicht von alleine auf die Erde, sondern nur die Deckschuppen und Samenschuppen fallen ab, die Zapfenspindel selbst fällt möglicherweise erst nach mehreren Jahren vom Baum.

Nationalpark Schwarzwald Laub-MischwaldKommen wir nun zum Borkenkäfer

Bei einer langen Trockenperiode wie wir sie dieses Jahr haben ist die Fichte besonders anfällig für diesen Baumschädling. Manchmal sieht man eine ganze Gruppe von abgestorbenen Fichten, man spricht dann von einem Käferloch.

Wir sprechen dabei vom Buchdrucker, der die Fichten befällt, dazu braucht es jedoch einen gewissen Stammdurchmesser, er befällt also keine jungen Bäume. Um solch einen Befall frühzeitig zu erkennen, gibt es an den Grenzen des Nationalparks eine etwa 500 m breite Pufferzone, in der Borkenkäfermonitoring betrieben wird. Man erkennt z.B. einen Befall des Borkenkäfers an herausrieselndem hellbräunlichem Bohrmehl oder einer rötlichen Spitze des Baumes. Außerdem sind auch Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm zu sehen, eine Abwehrreaktion des Baumes. Vom Borkenkäfer befallene Bäume müssen möglichst schnell entfernt werden, bevor die Käfer ausfliegen.

Nationalpark Schwarzwald Ranger

Der Borkenkäfer bohrt sich durch die Rinde des Baumes und legt Brutgänge für die Nachfahren an, unterbricht so den Saftfluss. Es gibt holzbrütende und rindenbrütende Borkenkäfer. Buchdrucker suchen sich Fichten die älter sind als 50 Jahre. Fichten werden in der Regel in einem Alter von etwa 80 Jahren geerntet, bringen den meisten Ertrag. Eine geschädigte Fichte bringt dann nur noch etwa 20 – 30 %.

Im Nationalpark selbst hat man keine Angst vor dem Borkenkäfer, er gilt hier auch nicht als Schädling, er gehört zur Artenvielfalt dazu.. Wer schon mal in einem Wald gewandert ist in dem der Borkenkäfer seiner "Arbeit" nachgehen darf,  wird von der Vielfalt in diesem Wald begeistert sein. Totholz bedeutet nämlich auch neuer Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die in einem "gepflegten" Wald gar nicht vorkommen. So brütet der Dreizehenspecht nur in stehendem Totholz. Überhaupt, die Höhlen der Spechte werden zu Brutplätzen anderer Vogelarten, so brütet auch der Sperlingskauz, übrigens die kleinste Eule, und das Maskottchen des Nationalpark Schwarzwald, am liebsten in verlassenen Höhlen von Dreizehenspecht, Buntspecht oder Weißrückenspecht.

Die Schlucht der Allerheiligen-Wasserfälle

Beim wandern am Sagenrundweg beeindrucken nicht nur die Wasserfälle, etwa 100 Meter hoch sind die Felswände auf beiden Seiten der Allerheiligen Wasserfälle. Die steilen Felswände bestehen aus widerstandsfähigem Porphyr. Unterhalb der Klosterruine Allerheiligen fällt der Grindenbach, der Oberlauf des Lierbach, über sieben Stufen insgesamt 83 Meter in die Tiefe. Über eine Länge von 300 m werden so 100 Höhenmeter auf steilen Treppenabschnitten überwunden. Umgeben ist die Allerheiligen-Schlucht aus Granit mit einer Buntsandsteinauflage.
Eine gute Gelegenheit von den hier vorkommenden Vögel zu sprechen....

Habitat von Vogelarten in der Allerheiligen-Wasserfall-Schlucht

Schlucht der Allerheiligen-WasserfälleWanderfalke
Der Wanderfalke zählt zur Familie der Falken und ist die am weitesten verbreitete Vogelart auf der Welt. Erwachsene Wanderfalken haben eine komplett eingefärbte dunkelblaugraue Oberseite. An der Unterseite ist das Gefieder auf weiß bis cremefarbenem Grund hauptsächlich dunkel quergebändert.

Am vorderen Hals und an der Brust oben sind unterschiedliche leichte bis stärker ausgeprägte dunkle Flecken oder Striche. Der kräftige schwarze Bartstreif ist typisch für den Wanderfalken, er ist von der hellen Kehle stark abgesetzt. Die Iris in den Augen ist von dunkelbrauner Farbe, Wachshaut, Augenring sowie die Beine sind gelb, die Krallen schwarz,

Die Nahrung des Wanderfalken sind fast nur kleine bis mittelgroße Vögel, die er im Sturzflug aus großen Höhen im freien Luftraum erbeutet. Das unterscheidet den Wanderfalken übrigens vom Turmfalken, der seine Nahrung wie Mäuse, Eidechsen und Insekten lieber am Boden sucht.

Seinen Brutplatz wählt der Wanderfalke in Felsnischen, er brütet während der Brutzeit zwischen April bis Juli nur einmal im Jahr.

In einer Felsnische am steilen Fels der Allerheiligen-Wasserfall-Schlucht hat ein Wanderfalke seinen Horst. Jahrelang hatte er hier gebrütet, bis ein Stück Fels abbrach und der Wanderfalke den Horst nicht mehr nutzen konnte. Um ihm die Möglichkeit zu geben, an dieser Stelle weiterhin zu brüten, wurde der Horst mit Erfolg stabilisiert.

Und jetzt noch ein bisschen Vogelkunde, haben wir doch ein paar Vögel gesehen und ihrem Gesang gelauscht:

Wasseramsel
In der Allerheiligen-Wasserfälle-Schlucht ist z. B die Wasseramsel beheimatet. Etwas rundlich mit seiner zaunkönigartigen Gestalt sieht der einzige schwimmende und tauchende Singvogel mit weißer Brust aus. Sein Lebensraum ist an schnellfließendem klaren Gewässer. Hauptnahrungsquelle sind Wasserinsekten, die er meist tauchend fängt, außerdem deren Larven und kleine Krebstiere und Fische. Die Wasseramsel brütet von März bis Juli in zwei Bruten in einem überdachten Nest aus Moos z.B. in der überhängenden Uferböschung oder unter Brücken, auch in speziellen Nistkästen

Zilpzalp
Der Zilpzalp, auch Weidenlaubsänger genannt, hat einen rundlichen Kopf, meist dunkle Beine, An der Oberseite olivbraun und die Unterseite weißlich. Zwischen April und Juli brütet er zweimal in einem lockeren mit viel trockenem Laub gebauten Backofennest. Er bevorzugt unterholzreiche Laub- und Mischwälder, aber auch Auwald, in dichtem hohen Gebüsch oder in Parks und Gärten. Im Gebirge geht er bis über die Baumgrenze. Nahrungsquelle sind kleine Insekten und Spinnen.

Fichtenkreuzschnabel
Der Fichtenkreuzschnabel gehört zu der Familie der Finken. In Europa ist er vor allem in Fichten- und Tannenwäldern zu finden. Das typische Erkennungszeichen vom Fichtenkreuzschnabel ist der kräftige Schnabel mit den übereinander gekreuzten Spitzen. Die Farbe seines Gefieders hängt vom Futterangebot ab. Beim Männchen ist neben der roten auch eine gelbe oder orange Färbung möglich, Flügel und Schwanz sind jedoch dunkelbraun. Jugendliche Männchen erkennt man an der gelblich-grünen Färbung, die aber nach und nach rötlich-gelb wird. Das Weibchen ist eher unscheinbar mit der olivgrünen Färbung, was ihm in der Brutzeit und Jungenaufzucht auch die entsprechende Deckung verleiht.

Seine Brutplätze wählt er im Nadelwald, überwiegend in Bergfichtenwäldern bis hin zur Baumgrenze um 1 – 2 Bruten, gewöhnlich zwischen Dezember und Mai, zu legen.

Der Fichtenkreuzschnabel ernährt sich in erster Linie aus den Samen der Fichten, allerdings auch von anderen Nadelbäume wie die der Tanne, Föhre, Lärche und Birke. Um an die Samen in den Zapfen zu kommen, benutzt er natürlich die dafür angeborene gekreuzte Schnabelspitze, indem er die Schuppen spreizt und die Samen herausdreht. Er verachtet aber auch nicht Blatt- und Blütenknospen, Nadeln oder Früchte und Beeren. Ergänzungsnahrungsmittel sind kleine Insekten, beispielsweise Blattläuse, Schmetterlingsraupen und Spinnentiere.

Gebirgsstelze
Die Gebirgsstelze, auch Bergstelze genannt ist ein Singvogel aus der Familie der Stelzen und Pieper. Habitate der Gebirgsstelzen sind an Fließgewässern im Bergland bis zu einer Höhe von 2000 m sowie im Flachland zu finden. Während der Brutzeit zwischen März und Juli legt sie 2 Bruten. Ihr Nest baut sie aus Zweigen, Gras und Moos und legt es mit Haaren aus. Als Brutplätze wählt die Gebirgsstelze Felsnischen, Zwischenräume von Baumwurzeln oder unter Brücken, jedoch immer in Ufernähe. Manchmal nutzt sie auch alte Nester der Wasseramsel oder spezielle Nistkästen. Hauptnahrungsquelle sind Insekten an Fließgewässern, Libellenlarven, kleine Krebstiere und kleine Weichtiere.

Mönchsgrasmücke
Man erkennt die Mönchsgrasmücke am Käppchen, beim Männchen ist sie schwarz, beim Weibchen und den Jungvögeln rötlich-braun. Diese Vogelart ist sehr flexible, denn man trifft sie in feuchten Laub- und Mischwäldern ebenso an wie in Parkanlagen oder naturnahen Gärten mit einem älteren Baumbestand, selbst in Gebüsch das mit Efeu überwuchert ist. Für die Brutzeit zwischen Mai und Juli baut Sie ein Nest aus Gräsern, Moos und Wurzeln, legt meist 5 Eier und brütet 10 – 15 Tage. Während dieser Zeit ernährt sich die Mönchsgrasmücke aus Insekten und deren Larven und Spinnen. Genauso sind Beeren und Früchte  als Nahrungsmittel wichtig, zumal auch die Jungvögel damit gefüttert werden.



Nach circa zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt und unsere Führung zu Ende Ein herzliches Dankeschön aus der Runde für diesen tollen informativen Nachmittag an Manfred Weber, ehrenamtlicher Ranger im Nationalpark Schwarzwald.

Informationen zum Urheberecht
 
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