Die Geschichte des Höhenhotel Kurhaus Plättig
Es war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, immer mehr adelige und wohlhabende Bürger entdeckten den Schwarzwald als Erholungs- und Urlaubsort. Zuvor wurden die Höhengebiete des Schwarzwalds eher als "feindlicher" Lebensraum betrachtet. Jetzt erwandertn vermögende, adlige Kurgäste und Naturliebhaber besonders aus Baden-Baden, damals als Sommerfrischler oder Luftschnapper bezeichnet, den Schwarzwald.
Diese verlangten nach besseren Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten, als sie in den vorhandenen Fuhrmannskneipen zu finden waren. Die einfachen Wirtschaftsbetriebe waren für Waldarbeiter, die hier Holzabfuhr betrieben und Handelsleute ausreichend, für die wohlhabende Schicht jedoch nicht luxuriös genug.
Auch die Wege ins Höhengebiet mussten den Gästen erleichtert werden. Seit den 1870er Jahren wurden die einfachen Straßen für Holz-Fuhrwerke, die schon an der Streckenführung der zukünftigen Schwarzwaldhochstraße entlang verliefen ausgebaut. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hatte der Hotelier Josef Martin Weis, der seit 1869 das Kurhaus Sand betrieb.
Die Höhenhotels "kleiner und großer" Plättig
Es war der Hotelier Josef Martin Weis, der nachdem 1882 sein Pachtvertrag beim Kurhaus Sand ablief das erste Kapitel der Geschichte des Kurhaus Plättig schreibt. Schon lange spielten Weis und seine Ehefrau Maria mit dem Gedanken am Plättig ein Höhenhotel zu errichten, das Hotel auf dem Sand lief zwar hervorragend, es gehörte ihnen aber nicht.
Das Ehepaar konnte das Anwesen, einfache Hütten standen wohl schon vor Mitte des 18. Jahrhunderts auf dem Plättig für einen Betrag von 8000 Mark kaufen. Der Neubau im Schwarzwald üblichen Stil wurde (kleiner Plättig) in zwei Jahren abgeschlossen. Die Zahl der Gäste war so groß, dass die Betreiber bereits 1890 ein größeres Hotel (den großen Plättig) eröffneten. Dazu wurde ein kleiner Park angelegt, die Gebäude des Plättig stehen heute unter Denkmalschutz. Kurze Zeit später erfolgte ein weiterer Anbau, so dass den Gästen, davon viele aus dem Ausland, insgesamt 160 Gästezimmer zur Verfügung standen.
Das Ehepaar Weis hatte einen Sohn und zwei Töchter, alle waren im Familienbetrieb tätig. Die jüngere Tochter heiratete Karl Habich, den Sohn vom Einsiedelhof in Bühl Kappelwindeck. Der frisch Vermählte zieht zu Frau und Schwiegereltern auf den Plättig, der Hotelbetrieb firmiert dann unter dem Namen Kurhaus Weis & Habich.
Die Jahre während des 1. Weltkrieg
Bereits vor 1906 gab es eine regelmäßige Automobilverbindung, Busse fuhren von Baden-Baden über den Plättig nach Sand und Hundseck. Der Busverkehr musste während dem ersten Weltkrieg eingestellt werden, da die Fahrzeuge für den Krieg requiriert wurden. So blieben auf den Hotels entlang der heutigen Schwarzwaldhochstraße die Gäste aus, die vornehmlich reichen und adligen Gäste sollten größtenteils auch nicht mehr in die Hotels an der Schwarzwaldhochstraße zurück kommen. Nach dem Krieg waren es dafür vermehrt die Automobilisten die den Nordschwarzwald für sich eroberten und in den Höhenhotels übernachteten.
Die Jahre während des 2. Weltkrieg und die Beschlagnahme
Die Kinder des Ehepaar Habich hatten den Hotelbetrieb auf dem Plättig zwischenzeitlich übernommen, während des Krieges wurde das Kurhotel Plättig Heimat für ausgebombte Kinder aus Mannheim. Nach dem Krieg wird das Kurhaus wie die benachbarte Bühlerhöhe von den Franzosen beschlagnahmt.
St. Antonius-Kapelle auf dem Plättig
Die kleine Kapelle, die am Beginn des Luchspfades steht, wurde 1897 erbaut, der Bau erfolgte auf Wunsch von Maria Weis. Am 24. November 1897 erfolgt die Einweihung durch den Prälaten Dr. Franz Josef Lender, er ist den Bühlern besonders durch die Heimschule Lender in Sasbach bekannt.
Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer, ein häufiger Gast im Schlosshotel Bühlerhöhe, war in den 50er Jahren häufiger Gottesdienstbesucher der Kapelle. Seine Anwesenheit führte zu einem Besucheranschwellen in der St. Antonius-Kapelle, bald war sie für den Gottesdienst zu klein.
Die Kirchenverwaltung aus Freiburg wollte sie gerne durch einen Neubau ersetzen. Dem widersetzten sich die Hotelbetreiber auf dem Plättig, ein 1960 erfolgter Neubau auf der gegenüberliegenden Seite der Schwarzwaldhochstraße erledigte das Problem.
In den 1960 und 1970er Jahren
In den 1960 und 1970er Jahren wurde das Hotel vom Besitzer Reinhard Kern renoviert und umgestaltet, Reinhard Kern war ein Neffe der Habichts. Er führte das Hotel bis zum Jahr 1986, dann ging das Kurhaus Plättig an die Max Grundig Stiftung über, die es an den Heiner Gossen Hotelbetrieb GmbH verpachtet.
Im Jahr 2009 ein weiterer Verkauf
Seit 2009 gehört das Hotel der drittgrößten Business-Hotelgruppe in Europa NH-Hoteles an, Heiner Gossen wird Geschäftsführer.
Mai 2006 - Wildnispfad am Plättig wird eröffnet
Nicht das Hotel, aber den Plättig betreffend: Der Wildnispfad wurde im Mai 2006 eröffnet. Der 4,5 Kilometer lange Wildnispfad, der besonders für Familien mit Kindern ein Erlebnis ist, beginnt in der Nähe des Hotel Plättig. Angelegt hat den Wildnispfad das städtische Forstamt Baden-Baden. Nachdem Stürme viele Bäume umgeworfen haben, hat das Orkantief Lothar mit seiner Naturgewalt am 26. Dezember 2009 letztendlich die Voraussetzungen für den Wildnispfad bei Baden-Baden geschaffen.
Januar 2009 Das Hotel auf dem Plättig wird geschlossen
Seit dem 7. Januar 2009 ist das Hotel mit seinen 54 Zimmern auf dem Plättig geschlossen, was als vorübergehend bezeichnet wird. Einige kleinere Umbauarbeiten sollten innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein. Für 11 Gäste, die zu dem Zeitpunkt im Kurhaus verweilten eine gar nicht so schlechte Nachricht, sie bekamen für den gleichen Zimmerpreis eine Übernachtungsgelegenheit im benachbarten nobleren Schlosshotel Bühlerhöhe.
Juli 2009 - Der Luchspfad wird eröffnet
Nicht das Hotel aber den Plättig betreffend: Am 6. Juli 2009 wiurde der Luchspfad eröffnet, ab sofort konnten Besucher auf dem vier Kilometer langen Wanderpfad Informationen zum Luchs aufnehmen. Was besonders für Familien mit Kindern ein Erlebnis ist.
Der Pfad ist mehr als ein Wanderweg, an dieser Stelle nur den gelungenen Wanderpfad vorzustellen wäre eine Gelegenheit verpasst, für dieses seltene Raubtier und die Bemühungen es in unseren Wäldern wieder anzusiedeln zu werben. Wissenschaftliche Untersuchungen geben den ausgedehnten Waldgebieten mit gutem Wildbestand im Schwarzwald gute Chancen für eine Wiederansiedlung.
Juni 2010 - Das Hotel auf dem Plättig wird geschlossen
Im Juni 2010 gibt es die Meldung, das Hotel schließt aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Perspektiven, im August überraschte eine Meldung "Aus dem Plättig-Hotel wird eine Fachklinik". Die Anna Maria Vermögensverwaltung mit Sitz in Baden-Baden, eine Investorengruppe um den ukrainische Geschäftsmann Igor Bakai, dem auch die Bühlerhöhe gehört, will bis Ende 2012 eine Privatklinik auf dem Plättig eröffnen.
Dezember 2013 - Die Kasachstanen kaufen die Bühlerhöhe und das Plättighotel
Eine internationale Investorengruppe mit Sitz in Kasachstan kaufte für 22,5 Millionen die Bühlerhöhe samt Plättighotel. Das ehemalige Kurhotel Plättig soll umfangreich, geschätzt werden 10 Millionen Euro, renoviert werden um dann in drei Jahren als zwei oder drei Sternehotel eröffnet zu werden.
Februar 2014 - Arbeiter ziehen ein
Im kleinen Plättig waren schon mal die Arbeiter aus Litauen eingezogen, zumindest eine handvoll der Arbeiter sollte den kleinen Plättig als Unterkunft für bis zu 100 Arbeiter vorbereiten. Diese sollten dann gleich die Renovierung mehrerer Gebäude der Investorengruppe aus Kasachstan in Angriff nehmen. Das sind das benachbarte Schlosshotel Bühlerhöhe, das Schloss Seelach und die Villa Stroh in Baden-Baden.
Im Juli waren dann 50 Arbeiter aus Litauen im Gebäude des kleinen Plättig untergebracht, weil im September weitere Arbeiter folgen sollten, die dann auch im großen Plättig wohnen wird das Bauamt der Stadt Bühl aktiv. Die Feuerwehr sollte die Gebäude im Hinblick auf Brandschutz in Augenschein nehmen. Die Brandschutzauflagen wurden auf 150000 Euro geschätzt, ein verordnete Fluchttreppe wurde ein Ungetüm aus Stahl, an der denkmalgeschützten Fassade des Hotels angebracht sorgt sie schon mal für Unmut bei den Bühlern.
Beim Schreiben dieses Artikels Dezember 2017 gibt es noch keine Info wie es weiter geht, die Arbeiter sind wohl weg, das Schlosshotel Bühlerhöhe und das Hotel Plättig sind geschlossen, niemand weiß so genau, was die Investoren aus Kasachstan vorhaben.