Turmfalken ( Falco tinnunculus )
Im Sommer 2018 hatten wir das Glück, dass sich ein Turmfalkenpaar den Baum unseres Nachbarn als Brutplatz ausgesucht hat, so herrschte für einige Wochen ein munteres Treiben in unmittelbarer Nachbarschaft. Für uns ein Grund sich etwas genauer mit den Tieren zu beschäftigen.
Das erste mal aufmerksam auf die Greifvögel sind wir geworden durch ein länger anhaltendes Gezänk der Turmfalken mit Elstern. Zuerst dachten wir die frechen Elstern belästigen die Falken, in Wahrheit war es aber wohl so, das die Falken den Brutplatz der Eltern beschlagnahmt hatten... Nun das schnelle "ki-ki-ki...", genau können wir es gar nicht wiedergeben sollte noch lange zu hören sein...
Der Turmfalke ist die kleinste unserer Falkenarten und die am weitesten verbreitete Falkenart in Mitteleuropa, in Deutschland gibt es aktuell zwischen 40.000 - 70.000 Brutpaare. Aufgrund seiner großen Anpassungsfähigkeit gehört der Turmfalke zu den häufigsten Greifvögel in Deutschland, Turmfalken sind Teilzieher, nicht jeder Vogel überwintert im Süden, sein Zugverhalten hängt wesentlich vom Nahrungsangebot ab.
Turmfalken bevorzugen hochgelegene Brutplätze
Turmfalken bevorzugen hochgelegene Brutplätze, die Vorliebe hat den kleinen Greifvögeln wohl zu ihrem Namen verholfen. So besiedeln Turmfalken gerne die höchsten Gebäude besiedeln und die höchsten Brutplätze in den Dörfern oder Städten gibt es nun mal in Kirchen.
Doch Brutplätze in Kirchtürmen sind selten geworden, die Tauben haben es verdorben, sie vermehrten sich rasant, verschmutzten und zerstörten das Mauerwerk. Viele Kirchengemeinden wollten das natürlich nicht, sie verschlossen die Einfluglöcher mit Draht. Leider bedeutet das, Turmfalken und auch Eulen müssen draußen bleiben.
Turmfalken bauen keine Nester, sie brüten in Nischen von Felsen oder Mauern oder hohen Bauwerken, gerne werden Nester anderer Vögel wie Krähen oder Elstern übernommen. Nisthilfen werden gerne angenommen, den Boden sollte man aber mit Kies auffüllen, da der Vogel das Nest nicht auspolstert, die Eier ansonsten direkt auf den Boden ablegt.
Als typischer Kulturfolger des Menschen brüten die Falken auch in der Stadt. Da es in der Stadt wärmer ist als auf dem Land, hier oft sogar früher. Ist ein gutes Nest gefunden, geben die Altvögel es nicht gerne auf... überwintern oftmals sogar in der Nähe von dem Nest.
Die Beute der Turmfalken
Aber auch auf dem Land wird gebrütet. Im Bergland soll der Falke ab etwa 900 Meter Höhe nicht mehr so häufig vorkommen, da hier der vom Menschen betriebene Feldbau aufhört, seine Hauptnahrung die Feldmäuse in genügender Anzahl deshalb nicht mehr vorhanden sind. Und Turmfalken sind keine Hungerkünstler, sie verzehren täglich ein Viertel ihres Körpergewichts (200 bis 300 Gramm) an Nahrung.
Da Turmfalken ihre Beutetiere am Boden schlagen brauchen sie Flächen mit niedriger Vegetation. Es sind nicht nur Feldmäuse die zur Beute werden, auch andere Bodentiere wie Wühlmäuse und Reptilien, aber auch Frösche, Kröten, Käfer und Heuschrecken, ja sogar Regenwürmer werden aufgenommen. In Städten lebende Turmfalken jagen auch kleinere Vögel, das geschieht jedoch meist auch in Bodennähe.
Getötet wird die Beute mit dem für Falken typischen Falkenzahn durch Nackenbiss der sich am nach unten gebogenen Oberschnabel befindet, anschließend wird diese gekröpft.
Andererseits steht der Turmfalke bei anderen Greifvögeln wie Habicht und dem größeren Wanderfalke auf der Speisekarte.
Die Balz und die Brut der Turmfalken
Turmfalken brüten bereits ab ihrem 2. Lebensjahr, die Brutzeit der Vögel beginnt Mitte April. Das Gelege hat in der Regel 3-6 Eier, gibt es wenig Nahrung werden weniger Eier gelegt. Aber davor kommt nun mal die Balz und die Begattung, in gebückter Stellung fordert das Weibchen den Terzel, so wird das Männchen bezeichnet, zur Paarung auf. Turmfalken kopulieren in den Wochen vor der Brut bis zu 20 mal täglich, damit die Befruchtung auch gelingt.
Das Männchen hält sich in der weiteren Zeit zumeist nur kurz am Nest auf. Es übernimmt in der Sichtweite des Nestes einen Platz, ist es nicht auf der Jagd, wird das Nest von dort aus überwacht. Das Weibchen verbleibt die ersten Wochen am Nest und brütet die Eier aus, es kümmert sich schon während der Balz nicht um die Nahrungssuche. Sie fliegt auch in der Brutzeit nicht auf die Jagd, für das Herbeibringen der Nahrung ist das Männchen verantwortlich. Bringt er etwas an, fliegt sie zum Fressen etwas abseits und kröpft die Nahrung. Das Falkenmännchen übernimmt in der Zeit die Bewachung der Eier.
Nachdem das Weibchen gefressen hat, übernimmt das Weibchen wieder das Brüten. Die mit einem weißen Flaum bekleideten Jungen schlüpfen nach ca. 29 Tagen. Anfangs bleibt es dabei, nur das Männchen geht auf die Jagd, es bringt Futter ans Nest oder das Weibchen holt das Futter an einem Übergabeort ab. Sie zerteilt das Futter in kleine Stücke um es an alle Jungen gleichmäßig zu verteilen. Sind die Jungen größer, werden die Beutestücke im Ganzen geschluckt. Aber auch das Weibchen geht je nach Zustand und Größe der Jungen nach einigen Tagen mit auf die Jagd. Im Alter von 4 Wochen sind die Jungen Flügge, aber nach dem Verlassen des Nestes werden die Jungvögel noch weitere 4 Wochen von den Eltern gefüttert.
Die Merkmale der Falken
Beide Geschlechter haben einen nach unten gebogenen Oberschnabel mit schwarzer Spitze, kurze kräftige gelbe Füße mit scharfen spitzen Krallen. Die Wachshaut der übergroß erscheinenden Augen und der Augenring sind zitronengelb getönt. Wie die anderen Falken, so weist auch der Turmfalke schwarze Bartborsten auf.
Das Männchen erreicht bei einem Körpergewicht von ca. 200 Gramm eine Körperlänge von etwa 350 Millimetern, eine Flügelspannweite um die 750 Millimeter, es ist somit etwas kleiner und leichter als das Weibchen. Das Männchen ist leicht zu erkennen, da sich sein blaugrauer Kopf und Nacken und sein aschschwarzer Schwanz vom Weibchen abhebt. Das Rückengefieder ist wie beim Weibchen am Kopf Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt. Der Bauch der Tiere ist hell, längsgepunktet, die Unterseite der Flügel ist hell mit dunklen Streifen an den Spitzen, der breite Schwanz endet mit einem schwarzen Querband.
Die kleinen Greifvögel können mehr als 20 Jahre alt werden, aber nur wenige Tiere erreichen das "hohe" Alter. Die Halswirbelsäule der Vögel ist um 180 Grad drehbar was die Umsicht vergrößert. Turmfalken speien wie alle Greifvögel nicht verdaute Nahrung als Gewölle aus, das besteht z.B. aus Haaren, Federn und Chitin, Knochen und Zähne sind nicht immer Inhalt eines Gewölles.
Der typische Rüttelflug der Turmfalken
Der Mäusebussard macht es ab und zu, aber nur der Turmfalke beherrscht ihn perfekt. In etwa 30 Meter Höhe gegen den Wind ausrichtend, steht der Falke an der Stelle. Die Flügel in schnellen kurzen Stößen geschlagen, mit breit gefächertem abwärts gestelltem Schwanz bleibt nur der Kopf bewegungslos. Stürzt der Falke dann gegen den Boden hat er vielleicht die Urinspuren einer Maus erkannt, das Urin reflektiert das UV-Licht und genau das können Turmfalken im ultravioletten Anteil des Sonnenlichts wahrnehmen. Trotzdem ist letztlich nur etwa jeder 5 Sturzflug erfolgreich.
Anzumerken noch, während der Wanderfalke bei seinem Sturzflug Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h und mehr erreicht, sind es beim Turmfalken lediglich 50-60 km/h.
Leider ist der Baum Anfang Januar geällt worden, wir denken jetzt über eine Nisthilfe an unserem Haus nach, mal schauen.... Der Turmfalke war Vogel des Jahres 2007 in Deutschland und 2008 in der Schweiz. Auch wenn der Turmfalke nicht auf der roten Liste steht, gehen in Deutschland die Bestandszahlen langsam aber eben stetig zurück.
Informationen zum Urheberecht
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Meine Turmfalkenbilder aus dem Jahr 2019, jetzt mit besserer Kamera!
Den Baum unseres Nachbarn gibt es leider nicht mehr, der wurde schon im Frühjahr gefällt, die Falken konnten wir später mehrmals bei der Suche beobachten. Sie müssen in der Nähe einen anderen Nistplatz gefunden haben, Anfang August sahen wir die Elterntiere mit drei Falkenjungen auf den Häusern in unserer Straße.
Das erste Bild ist etwas mehr mit Photoshop bearbeitet, die anderen Bilder nicht.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen alle 12.2018 abgerufen:
https://www.wald-rlp.de/bewahren/voegel/turmfalke/
https://www.deutschlandfunk.de/turmfalke-wird-vogel-des-jahres-2007.697.de.html?dram:article_id=74642
https://www.domradio.de/themen/bist%C3%BCmer/2017-08-06/wie-ein-hobby-ornithologe-brutplaetze-kirchtuermen-schafft
https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/turmfalke/
http://tierdoku.com/index.php?title=Turmfalke
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ultraviolettes-licht-leuchtender-urin
https://vogelschutz-leipzig.de/index.php/aus-der-vogelwelt/137-greifvoegel-1-turmfalke