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Das Schloss Karlsruhe, die Zeit und die Geschichte vom Bau bis heute

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Das Zeitalter des Barock zeigt die Kunst des Absolutismus und der Gegenreformation. Nie musste die Kirche mittels der Architektur ihre Macht so sehr demonstrieren wie in dieser Zeit, nie hatte der Adel ein derartiges Selbstverständnis und so viel Macht. Der Barock war Höhepunkt und Endpunkt einer europäischen Entwicklung zugleich.

Die Kunstgeschichte kennt vier große internationale Stile. Romanik, Gotik, Renaissance und Barock, nacheinander dominierten Deutschland, Frankreich, Italien und letztlich wieder Frankreich die Kunstentwicklung. Je nachdem, wo das Klima für Kreativität gerade günstig war und das entsprechende Geld vorhanden, diese Kreativität auch zu fördern.
Die neuen Errungenschaften verbreiteten sich dann über ganz Europa.

Die Bauaufgaben jeder Zeit waren unterschiedlich. Häufigste und vornehmste Aufgabe war das Errichten von Kirchen. Aber auch Burgen und Paläste sowie Wehranlagen wurden in Auftrag gegeben. Die Bürger hatten anfangs ein eigenes Kunstverständnis. Erst in der Renaissance änderte sich dies und man begann dem Adel nachzueifern.
Der Bürger nahm sich nicht nur zunehmend als Individuum wahr, er erwirtschaftete auch die Mittel für Architektur und Kunst. Die Ästhetik eines Gebäudes rückte immer mehr in den Vordergrund.

Außer einzelne Gebäude zu bauen, machte man sich in der frühen Neuzeit daran, ganze Plätze zu gestalten und Idealstädte zu entwerfen.

Das Schloss ersetzt die Burg

Im Gegensatz zur Burg ist das Schloss vornehmlich auf die Repräsentation ausgerichtet.

Im Mittelalter konzentrierte der Adel seine Aufmerksamkeit zunächst auf den Burgenbau, denn Verteidigung war oberste Pflicht. Prachtentfaltung überließ man den Kirchbauten.

Mit zunehmender Befriedung und steigendem Selbstbewusstsein wuchs auch das Bedürfnis nach Repräsentationsbauten.
Stadtpaläste entstanden, zuerst im Italien des 15. Jahrhunderts, die aber so konstruiert waren, dass feindlichen Übergriffen standgehalten werden konnte. Vierflügelanlagen, um einen Innenhof gruppiert, waren die üblichen Grundrisse. Die Fassaden waren nüchtern und geometrisch strukturiert, der Fassadenschmuck regelmäßig gereiht. Die meisten Paläste waren dreigeschossige Gebäude, mit Betonung der ersten Etage, die Fenster mit Segmentbogen oder Dreiecksgiebeln überfangen, die Gliederung der Fassaden erfolgt durch flache Pilaster. Im Innenhof war die Architektur durch Loggien geöffnet. Von hier aus konnten die Innenräume erschlossen werden, die entweder in Einzelräume oder in Appartements gegliedert waren.

Dieses Schema wurde zunächst auch auf die Landvillen übernommen. Diese entstanden vor den Toren der Stadt und dienten im Sommer der Flucht aus der heißen und lauten Stadt.
Je mehr das Landleben aber an Beliebtheit zunahm und je friedlicher das Leben um allgemeinen wurde, desto mehr öffnete sich die Architektur der Landschaft. Die Geschlossenheit des Vierflügelbaues wurde aufgegeben und eine Mauer mit Torpavillon übernahm den Abschluss der Anlage. Es entstanden engagierte Gartenanlagen rund um die Landvilla, die nicht nur der Versorgung, sondern auch der Erbauung dienten.

Die berühmtesten Renaissanceschlösser finden wir an der Loire. Sie fußen zumeist auf älteren Bauten und lassen den Verteidigungscharakter noch erkennen. Diese Formen dienten jedoch nur noch der Dekoration.

Das Schloss erlebt im Barock seinen Höhepunkt. In manchen Städten wurden zwar noch Vierflügelanlagen gebaut wie in Dresden oder Berlin, aber die weiträumige zur Stadt geöffnete Dreiflügelanlage mit Ehrenhof gewann an Bedeutung.

Das Corps de Logis umschloss mit kurzen Seitenflügeln den Ehrenhof, der mit einem Gitter abgeschlossen war. An diese schlossen sich Wirtschaftsgebäude an, die weitere Höfe bildeten, so dass die gesamte Anlage ein großzügiges, nach innen abgestuftes Aussehen bekam.
Eine originelle Lösung finden wir hierzu im Karlsruher Schloss, worauf in einem eigenen Artikel eingegangen wird.

Versailles wurde zum Idealbild des herrschaftlichen Schlosses und wer auf sich hielt, versuchte einen Nachbau, wenn auch im bescheideneren Maße.
Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass Architektur, Dekor und Gartenanlagen ein einheitliches Gesamtkunstwerk ergaben.

Die Fassadengestaltung war nun nicht mehr einer strengen Geometrie unterworfen, sondern bekam durch Eck- und Mittelpavillons eine schwingende Dynamik, die Fensterdekoration wurde aufgelockert, Dreiecksgiebel wichen gebrochenen Giebeln, die Gliederung durch flache Pilaster wurde mit Vollsäulen ergänzt, was eine zusätzliche Dynamik bedingte. Skulpturen an der Fassade und auf dem Dach ergänzten das Programm.

Im Inneren wurde das italienische Vorbild der Erschließung der Innenräume durch eine Außengalerie durch die französische Variante der Salon-Abfolge abgelöst. Statt einzelner kleinerer Bauglieder gab es nun die großzügige Erschließung hintereinander gestaffelter Salons (Enfilade), deren Abfolge streng geregelt war.

Neben dem Residenzschloss und seiner repräsentativen Funktion entwickelten sich noch weitere Schlosstypen. Am häufigsten waren dabei das Jagdschloss und das Lustschloss. Beide waren ihrer Bestimmung gemäß funktional ausgerichtet. Vor allem der private Charakter eines Lustschlosses ist häufig viel charmanter als das imposante Residenzschloss. Auch hier kann man wieder Versailles als Beispiel anführen, wo es neben dem Hauptschloss gleich zwei Lustschlösser gibt, das Petit und das Grand Trianon.

Die Städteplanung

Erste Städte entstanden etwa 3000 – 1500 v. Chr. am Nil. Diese Städte hatten bereits ein straff organisiertes Gemeindewesen mit Handels und Gewerbezentralen und einer funktionierenden Geld- und Planwirtschaft.

Mit Einsetzung der griechischen Siedlungspolitik entsteht die eigentliche Stadtplanung in Europa. Etwa ab 450 v. Chr. entwerfen Stadtplaner ein geometrisches Straßenraster. Auch die Städte der Römer (Garnisonsstädte, Kaiserstädte) waren am geometrischen Straßenverlauf orientiert, die Hauptstraßen wurden nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, in der Mitte das Forum und die öffentlichen Gebäude angesiedelt.

Mit Niedergang des römischen Reiches verschwand auch erst mal die Stadtbauplanung. Mit Ende der Völkerwanderung und einer erneuten Sesshaftigkeit der Menschen, entstanden entlang der alten Straßen Burgen oder Pfalzen und Klosteranlagen. Um diesen Mittelpunkt gruppierten sich erst kleine Dörfer, die dann zu Städten mit eigener Infrastruktur heran wuchsen.
Neben den Gemeindekirchen und dem Rathaus entstanden Bürgerhäuser und Zunfthäuser. Diese waren je nach Zunft bereits prächtig gestaltete Repräsentationshäuser. Um die Stadt wurde zum Schutz eine Mauer errichtet. Manche Städte mussten mehrere Mauerringe bauen, weil die Stadt sich immer mehr ausdehnte. Diese ehemaligen Befestigungen sind häufig heute noch im Stadtbild zu sehen.
Anfang des 12. Jahrhundert traten neben die gewachsenen Städte planmäßige Gründungen, als Instrumente herrschaftlicher Macht. Die neuen Ansiedlungen wurden mit Getreuen besetzt und mit Privilegien ausgestattet, die ihnen die Macht gaben, das Umland zu beherrschen. Diese Städte waren keinem Landesherrn unterstellt, sondern reichsfrei.

In der frühen Neuzeit änderte sich das Verhältnis zwischen Stadt und Staat. Der Staat war immer mehr am Einkommen der Städte interessiert und beschnitt die Selbstständigkeit und band die Städte vermehrt in den Staatsapparat ein. Mit der Wiederentdeckung der antiken Schriften von Aristoteles, Vitruv und Platon belebte sich auch der Gedanke an eine Idealstadt wieder, die Stadt sollte dem Ordnungs- und Harmonieprinzip des Kosmos entsprechen.

Typisch für eine Renaissancestadt ist die regelmäßige Reihung der Fassaden und durchlaufende Dächer. Enge Straßen öffnen sich überraschend einem großzügigen Platz, der zumeist von einem Brunnen beherrscht wird. Soweit es sich nicht um ein historisch gewachsenes Straßenbild handelte, bevorzugte man einen rechteckigen Straßenverlauf, der bei Erweiterungen oder Erneuerungen zum tragen kam.

Im Barock verschmolzen Festungsbau und Idealstadtgedanken. Durch neue Waffentechniken mussten auch verstärkte Befestigungen gebaut werden. Zitadellen und Bastionen sollten die Stadt in diesen unruhigen Zeiten schützen. Diese Befestigungen wurden in späterer Zeit abgebaut, sind aber heute oftmals noch im Stadtbild erkennbar.

In der Stadtplanung muss man unterscheiden zwischen Erweiterung und Erneuerung einerseits, und völliger Neuanlage andererseits. Für Deutschland gelten da Mannheim und Karlsruhe als Musterbeispiele.
Die Barockstadt nahm die symmetrische Ordnung aus der Renaissance auf, richtete aber den Grundriss der Stadt auf die Schlossanlage des absolutistischen Herrschers aus. In Mannheim finden wir das Rechteckschema einer römischen Stadt, während der Bauherr in Karlsruhe ein Radialsystem mit dem Schlossturm als Mittelpunkt gewählt hat. Der Teil des Systems, der direkt auf das Schloss führt, ist mit der Stadt bebaut worden - bekannt geworden unter dem Namen "Karlsruher Fächer" (siehe dazu eigenen Artikel).
Wichtiger Bestandteil jeder Anlage waren die Gärten. Auch hier diente die Gartenkunst aus Versailles als Vorbild.

Bei Erweiterungen wurde das Verhältnis von Plätzen und Straßenverlauf im Gesamtbild stärker betont, ja fast dramatisiert. Gerade die Umbaupläne der Päpste in Rom sahen großartige Neuordnungen der Stadt vor, die oft aber nur im Planungsstadium blieben.

Vieles wurde durch die kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. und 18. Jahrhunderts zerstört – ein übriges taten die Umbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts, die nicht nur die Architektur der Städte nachhaltig prägten, sondern auch im Gartenbau wenig aus der Zeit auf uns überkommen ließen.

Die Gartenarchitektur

Gartenkunst umfasst die künstlerische Gestaltung von Freiflächen mittels Pflanzen, Wegen, Architekturelementen, Wasserbassins und Skulpturen.

Die Liebe des Menschen zur Gartengestaltung besteht bereits seit dem Altertum und die Gestaltungsmittel haben sich wenig verändert. Nur die künstlerische Ausformung hat im Laufe der Jahrhunderte Wechsel erfahren.

Bei den Ägyptern hatten die Tempel die größten Gärten, sie dienten auch der Versorgung der Götter. Den Mittelpunkt einer rechteckigen Anlage bildete jeweils ein Wasserbassin oder Teich. Die Babylonier legten Terrassengärten mit raffinierten unterirdischen Wasserleitungen an und die Assyrer kannten bereits ausgedehnte Landschaftsgärten mit Jagd- und Tierparks.

Die großen Villengärten der Römer waren durchkomponierte Anlagen mit geometrisch beschnittenen Bäumen und Sträuchern, Wasserspielen und Architekturen, die Bezug auf die umgebende Landschaft nahmen.

Im Mittelalter waren die Gärten zunächst reine Nutzgärten, meist ein von Mauern oder Gebäuden umschlossener Platz (Burg, Kloster, Apotheke). Neben Obst und Gemüse wurden vor allem Heilkräuter angepflanzt. Aber der Mensch wäre nicht Mensch, wenn nicht bald zum reinen Nutzen auch die Zierde käme. Kleine Bassins und Vogeltränken, Rasenbänke, Pergolen und Lauben machten den Aufenthalt im Garten angenehm.

Die Renaissance bediente sich nicht nur in den angewandten Künsten des Rückgriffes auf die Antike, die römischen Gärten wurden auch Vorbild für die Gartenkunst der frühen Neuzeit.
Zuerst in Italien - im Zuge des Landlebens - entstand neben dem landwirtschaftlichen Nutzgarten der Lustgarten. Regelmäßig angelegte Ziergärten mit ausgedehnten Laubengängen und immergrünen Gehölzen luden zu philosophischen Spaziergängen ein. Aber auch in Deutschland und Frankreich entstanden bedeutende Gartenanlagen bei Bürgerhäusern (Augsburg, Nürnberg) und Landschlössern (Villandry).
Ab etwa 1600 brachte Holland mit seiner Blumenzucht Farbe in die bisher fast ausschließlich grünen Gärten. Für Holland entwickelte sich daraus ein blühender Handel bis in unsere Zeit. Ein weiteres Charakteristikum eines holländischen Gartens waren Kanäle, die der Anlage eine strenge Regelmäßigkeit gaben.

Wie auch die Schlösser, so war auch der Barockgarten auf Repräsentation ausgerichtet. Unter der Federführung Frankreichs und seinem herausragendem Gartenarchitekten Le Nôtre entstanden weitläufige symmetrische Anlagen. Die Gärten von Vaux-le-Vicomte und Versailles wurden zum Muster für die Gärten in ganz Europa.

Der französische Barockgarten ist auf das Schloss ausgerichtet. Die Abfolge der einzelnen Elemente ist strikt festgelegt und nicht einem Zweiglein ist es gestattet nach eigenem Ermessen zu wachsen. Natürlichkeit ist nicht vorgesehen.

Vom Schloss aus betrachtet werden beidseits der Mittelachsen zuerst die Blumenrabatten angelegt, im weiteren Verlauf dann die Boskette, die durchaus auch mit Obstbäumen einen Nutzen haben durften. Der Garten wird perspektivisch so angelegt, dass ein Eindruck von großer Weite entsteht, ohne allerdings einen tatsächlichen Übergang in die freie Natur zuzulassen. Im Gegenteil – die Eingriffe in die natürliche Umgebung waren zum Teil erheblich. Für Versailles beispielsweise musste nicht nur ein Sumpf trockengelegt, sondern ein ganzer Hügel abgetragen werden. Die Natur hatte sich dem Willen des Bauherrn und seines Gartenarchitekten zu beugen.

Architekturen und ein reiches Programm an künstlerischen Werken in Form von Skulpturen, Vasen und Wasserspielen rundeten das Gesamtwerk ab.

Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in England ein ganzer anderer Gartentyp. Die Wege nahmen Schwung auf, weite Rasenflächen wurden von natürlich wirkenden Baumgruppen aufgelockert und die Architekturen dienten nicht mehr vordergründig dem flotten Vergnügen, sondern waren mehr zur Erbauung des Geistes gedacht. Ruinen, Einsiedeleien und Tempel bedienten den romantischen Zeitgeist. Der Übergang in die umgebende Landschaft war optisch fließend. Der englische Landschaftsgarten wurde Vorbild für öffentliche Parkanlagen bis in die heutige Zeit. Leider wurden auch viele barocke Gärten dem Zeitgeist angepasst und existieren heute nur noch als Grafiken oder rudimentär in überkommenen Architekturen, wie Grotten. Ein Beispiel dazu finden wir in Karlsruhe heute noch.

Ein erstes Fazit

Der Barock ist ein Zeitalter größter Prachtentfaltung und Repräsentation. Herausragendes Charakteristikum ist das Zusammenspiel aller Künste für ein grandioses Gesamtkunstwerk.

Ob Architekten, Bildhauer, Maler, die Stukkateure oder die Gartenarchitekten und Techniker – alle mussten sich dem übergeordneten Thema anpassen.

Neben dem Einzelwerk eines Schlosses mit seinen Anlagen, stand auch die Planung von Plätzen und ganzen Städte im Blickpunkt der Bauherren. Wobei die Pläne oft großartiger waren als die tatsächlichen Ausführungen – auch hier oft eine Frage des Geldes.

Die gesellschaftliche Ordnung im Absolutismus endete formal mit der französischen Revolution, in der der göttliche Nimbus des Herrschers und seine uneingeschränkte Macht verloren gingen.

 


Quellen:

Brockhaus Multimedia Lexikothek

Die Kunst des Barock
Architektur – Skluptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1997

Die Kunst der italienischen Renaissance
Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1994

Die Kunst der Gotik
Architektur – Skulptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1998

Die Kunst der Romanik
Architektur – Skulptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1996

Renaissance Gärten in Italien
Paradiese aus Stein & Natur
Andreas Greuter; Frank Maier-Solgk
Harenberg Edition 1995

Wörterbuch der Europäischen Gartenkunst
Gabriele Uerscheln; Michaela Kalusok
Reclam 2003

Das grossherzogliche Residenzschloss zu Karlsruhe
Dr.-Ing. Emil Gutman
in: Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Beiheft 5
Heidelberg 1911; Kraus Reprint Nendeln/Lichtenstein 1978

 

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