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Das Schloss, die Städteplanung, die Gartenarchitektur

Die Geschichte des Schlosses und der Stadt Karlsruhe ist eng mit dem Haus Baden verknüpft.


Anfänge und Bedeutung des Hauses Baden

Bereits im Mittelalter gehörte dieses Geschlecht als Seitenlinie der Zähringer zu den wichtigsten Familien in Schwaben. Die Wurzeln liegen im Breisgau, Familiensitz war die Burg Hohenbaden (Baden-Baden). Um 1190 spaltete sich die Nebenlinie der Markgrafen von Hachberg ab, die aber um die Mitte des 13. Jahrhunderts wieder an die Hauptlinie zurück fiel. Dadurch wurde die Gegend um Pforzheim und Baden-Baden Kernstück der Markgrafschaft Baden. Der Enkel des Zähringer Berthold I., Herrmann II. nannte sich 1112 erstmals Markgraf von Baden. In neuerer Zeit spielte die Familie eine interessante Rolle. Zum einen bei der Reichsgründung 1871, als Großherzog Friedrich I. als erster „Hoch lebe Kaiser Wilhelm“ rief und damit den Bann brach und auch am Ende des deutschen Kaiserreiches, als Reichskanzler Maximilian von Baden eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelm II. bekannt gab.

Das Territorium des Hauses Baden war ein wichtiger Baustein zwischen den Lagern der Habsburger und den Württembergern. Den Habsburgern fiel 1268/69 auch der Breisgau zu. Durch weitere Verluste und auch Neugewinnungen wurde Baden ein stark oberrheinisch geprägtes Territorium.

Im Jahre 1535 spaltete sich die Markgrafschaft durch Erbteilung in drei Teile, und nach dem Tod eines der Brüder, in die Markgrafschaften Baden-Pforzheim (später Baden-Durlach) und Baden-Baden.

Die Ernestinische Linie in der Residenz Pforzheim führte 1556 das lutherische Glaubensbekenntnis ein. Die Bernhardinische Linie wechselte mehrfach die Konfession, entschied sich letztlich 1571 für die katholische Lehre.

Aus nicht mehr bekannten Gründen verlegte der Markgraf Baden-Pforzheim die Residenz 1565 von Pforzheim ins benachbarte Durlach und die Linie nannte sich fortan Baden-Durlach.
1594 übte Baden-Durlach zwangsweise die Verwaltung für Baden-Baden aus, konnte diesen Zustand jedoch nicht halten und erst 1771 kam es zu einer Wiedervereinigung der beiden Linien, nachdem die Bernhardinische Linie ausgestorben war.

Karl III. Friedrich von Baden-Durlach

Anders als sein Vater, Friedrich VII., der die unruhigen Zeiten in Basel verbracht hatte, war Karl III. Wilhelm mit Leidenschaft Soldat. Er folgte da seinem Verwandten aus dem Haus Baden-Baden, Ludwig Wilhelm, genannt Türken-Louis.
Er begann seine Laufbahn 1694 und erlangte im spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1704) bedeutende militärische Verdienste.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 - 1694) wurden Baden-Baden, Pforzheim und Durlach 1689 von den Franzosen niedergebrannt.
Ludwig Wilhelm von Baden-Baden verlegte seine Residenz nach Rastatt und baute ein neues Schloss. Friedrich Magnus von Baden-Durlach begann 1694 mit dem Wiederaufbau der Karlsburg, das engagierte Projekt konnte jedoch erst 1697 nach dem Ryswicker Frieden weiter verfolgt werden.

Der Wiederaufbau der Residenz hatte durch den großen Brand im Baseler „Hagenbacher Hof“ 1698 an Dringlichkeit gewonnen, denn man musste vorerst mit der Sommerresidenz bei Grötzingen vorlieb nehmen.
Daher zog der Markgraf noch im selben Jahr in die bereits fertig gestellten zwei Flügel der Karlsburg, um den Ausbau vor Ort voran zu treiben. Allerdings kam es 1701 durch den Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges erneut zu einem Baustopp. Die neuen Kriegshandlungen verschlangen alle Mittel und an einen Weiterbau war erst einmal nicht mehr zu denken.

Bei seinem Regierungsantritt 1709 beabsichtigte Karl III. Wilhelm dennoch in Durlach zu bleiben und wollte den Bau noch durch eine Vorstadt aufwerten.
Mit diesem Vorhaben stieß er jedoch auf wenig Gegenliebe bei den Durlacher Bürgern. Weitere Differenzen mit seiner Frau und seinem Hof ließen ihn den Plan fassen, im nahe gelegenen Hardtwald ein Lustschloss zu errichten.

Die neue Residenz

Karl III. Wilhelm hatte auf seinen Reisen, privat und im Dienste der Armee, nach Holland, England, Schweden und Italien, umfangreiche Kenntnisse im Bauwesen erlangt. Das eigenhändige Entwerfen von Schlössern war in Mode und da jeder echte Barockfürst versuchte Versailles nachzueifern, war die Idee dieser Anlage nicht verwunderlich.

Der Bauplatz, so will es die Legende, erschien ihm im Traum. Ein Schloss als Zentrum einer Stadt, deren Straßen wie Sonnenstrahlen angeordnet sind. Die Sonne als Symbol des absolutistischen Herrschers war durch Ludwig XIV. in Mode gekommen.

Tatsächlich entsprach der Bauplatz den Forderungen französischer Architekten für ein Lustschloss und Karl III. Wilhelm war nicht nur ein fähiger Soldat, sondern auch ein ausschweifender Lebemann. Die Anzahl seiner Mätressen war legendär und seine Lebenslust hatte ihn schon die Aussicht auf den schwedischen Thron gekostet, da Karl XI. seine Tochter nicht mit so einem Hallodri verheiraten wollte.

So blieb denn seine Frau auch in Durlach, während Karl III. Wilhelm seine neue Residenz im Hardtwald baute.

Grundsteinlegung war am 17. Juni 1715. Der Plan sah den Schlossturm als Mittelpunkt der Anlage vor, von diesem gingen 32 Alleen ab – einer Windrose nachempfunden. So ungewöhnlich der Grundriss auf den ersten Blick auch scheinen mag, Vorbilder konnte man in Versailles, vor allem aber in England in Hampton Court finden. Karl III. Wilhelm hatte Gelegenheit bei einer seiner Reisen diese Adaption französischen Stils kennen zu lernen.

War ursprünglich nur ein würdiges Schloss geplant, so wurde schnell die Idee einer Stadtgründung daraus. Bereits drei Monate nach der Grundsteinlegung erfolgte ein Aufruf an die Bevölkerung, sich in der Nähe des Schlosses niederzulassen und Karl III. Wilhelm gab attraktive Privilegienbriefe heraus, um die Stadt schnell zum Blühen zu bringen. Die Bauordnung für die Bürgerhäuser sahen als Modell holländische Häuser mit Mansarddach vor.

Bereit 1717 fand die erste Audienz im neuen Schloss statt und 1718 war der Hof, 1719 auch alle Hofbeamten nach Karlsruhe gezogen.

Karl III. Wilhelm verstand sich als absolutistischer Herrscher im Sinne von Versailles. Durch die Kriegsjahre lag die Verwaltung brach, im Adel gab es keine ebenbürtigen Gegner und dem Bürgertum mangelte es am Selbstbewusstsein. Daher konnte er die neue Verwaltung gleich auf seine Kontrolle ausrichten und führte eine wöchentliche Audienz für alle ein.

Er stand vor der Aufgabe die Beamtenschaft von Korruption zu befreien und die Kommunikation, die unter dem Baseler Exil sehr gelitten hatte, wieder fließend zu gestalten. Am Ende seiner Regierungszeit hatte er es erreicht, dass ein fähiges und loyales Beamtentum seinen Nachfolger wirkungsvoll unterstützen konnte.

Aber nicht nur Korruption, sondern auch ein enormer Schuldenberg war abzubauen. Es gelang ihm, die Wirtschaft durch Monopole und die Erhöhung der fiskalischen Monate soweit zu beleben, dass sein Enkel wirkliche Reformen in Angriff nehmen konnte.

Anfangs stand sein Wunsch nach einem luxuriösen Leben mit Mätressen und einer repräsentativen Residenz noch im Widerspruch zu den notwendigen Sparmassnahmen, aber ab 1732 erfassten die Einsparungen auch den markgräflichen Haushalt.

Nur bei seinen Gärten machte er eine Ausnahme. Auf seinen Reisen nach Holland hatte er eine Vorliebe für Tulpen und Pflanzen entwickelt, wie es auch bereits Tradition in seiner Familie war. Schon der Garten an der Karlsburg in Durlach wies auf sein Bestreben hin im Jahre 1713 über 2000 Pflanzenarten auf, davon über 1000 verschiedene Tulpen. Tulpen waren zu dieser Zeit ein sehr kostspieliges Gut. Aber auch exotische Bäume wie Orangen ließ er pflanzen. Sein Interesse ging soweit, dass er auch selbst gärtnerte. Mitten im Beet ereilte ihn dann 1738 auch der Tod.

Vor dem Schloss, zwischen Schlossplatz und Stadt, wurde der Lustgarten angelegt. Karl III. Wilhelm hatte hier sein Hauptaugenmerk gelegt. Hinter dem Schloss wurde westlich der Tiergarten und östlich, über die Begrenzung hinaus, der für die Jagd unerlässliche Fasanengarten gestaltet.

Die Zeit schrieb eine umfassende Bildung und ein Interesse auf vielen Gebieten vor. Daher ließ Karl III. Wilhelm seine Gärten und Pflanzen in einer Dokumentation aufführen und über 6000 Aquarelle von Pflanzen in seinem botanischen Garten anfertigen.

Bei seinem Tode 1738 konnte er mit Zufriedenheit auf sein Lebenswerk blicken. Die Verwaltung war bestens aufgestellt, die Schulden rückläufig und sein Nachfolger konnte auf seinem Werk aufbauen.

Aber bereits kurze Zeit später mussten die ersten Erhaltungsmassnahmen an den Gebäuden durchgeführt werden. Nur das Schloss hatte eine Steinunterbau, alles anderen Bauten waren in Fachwerk gehalten. Die Fachwerkgebäude faulten von unter her weg und mussten unterfangen werden. Der vormundschaftliche Verwalter Markgraf Karl August (1738 – 1746) sah sich mit zahlreichen Reparaturaufgaben und einem äußerst knappen Budget konfrontiert.

Großherzog Karl Friedrich von Baden

Als der Enkel von Karl III. Wilhelm seine Regierung antrat, schien ein Neubau unvermeidlich und Karl Friedrich erwog kurz nach Durlach zurück zu kehren. Aus Pietät gegen seinen Großvater und den Neubürgern von Karlruhe gab er diesen Plan wieder auf und beauftragte mehrere Architekten, unter anderem auch den berühmten Balthasar Neuman, mit Plänen für ein neues Schloss.

Karl Friedrich entschied sich letztlich dann für eine Grundsanierung des alten Schlosses und einigen notwendigen Umbauten. Mit seiner Frau Karoline Lousie von Hessen-Darmstadt hatte er eine kundige Beraterin in allen künstlerischen Belangen an seiner Seite. Die Markgräfin war eine multitalentierte Frau, sie sprach fünf Sprachen, spielte Cello, unterhielt einen Briefwechsel mit Voltaire und interessierte sich für die Naturwissenschaften. Nebenbei verwaltete sie die rechtsrheinischen Liegenschaften sehr erfolgreich. Der Karlsruher Hof entwickelte sich durch ihr Wirken zu einem der kulturellen Zentren des Reiches.

Karl Friedrich war beim Tod seines Großvaters erst zehn Jahre alt und bis zu seiner Volljährigkeit wurde die Markgrafschaft von seiner Großmutter (bis 1742) und anderen männlichen Verwandten in Vormundschaft verwaltet.

Unter seiner Herrschaft entwickelte sich die Markgrafschaft Baden-Durlach von einem kleinen Fürstentum zu einem mittelgroßen Herrschaftsgebiet. Nicht unwesentlich war dabei natürlich die über Erbschaftsvertrag geregelte Zusammenführung der Linien Baden-Baden und Baden-Durlach 1771.
Ab 1803 kamen nach den napoleonischen Kriegen und Tauschverträgen mit Nachbarn weitere Gebiete hinzu, am Ende umfasste das Großherzogtum Baden 260 Quadratmeilen mit 930 000 Einwohner von ursprünglich 29 Quadratmeilen und 90 000 Einwohner aus.

Karl Friedrich straffte die Verwaltung und ließ einen angepassten französischen Code Civil einführen, um das Rechtssystem für die Bürger zu regeln.
Durch die Vereinigung mit dem katholischen Baden-Baden stand der protestantische Landesherr vor einer neuen Herausforderung. Zu Beginn seiner Regierungszeit hatte er die Bekehrung von Katholiken in seinem Land noch finanziell gefördert. Nun musste er seine Haltung überdenken. Er entschied sich für eine Haltung der Toleranz, die am Anfang in der teils fanatischen Durlacher Bevölkerung mit Widerwillen aufgenommen wurde. Aber am Ende seiner Regierungszeit hatte die Toleranz gesiegt, eine Toleranz im religiösen Bereich, die auch heute noch in Baden spürbar ist.

Karl Friedrich war wie sein Großvater bestrebt, eine vernünftige Verwaltung, wenig Schulden und trotzdem ein herrschaftliches Haus zu hinterlassen.

Außer den bereits angesprochenen Gebietsreformen und Erweiterungen führte er sein Haus zunächst von einer Markgrafenschaft zu einem Kurfürstentum. Nach 1806 stieg der Kurfürst dann zum Großherzog auf.
So konnte auch Karl Friedrich am Ende seines Lebens zufrieden auf sein Werk blicken.

 

Die Fortsetzung ist in Arbeit ....

 


Quellen:

Brockhaus Multimedia Lexikothek

Die Kunst des Barock
Architektur – Skluptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1997

Die Kunst der italienischen Renaissance
Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1994

Die Kunst der Gotik
Architektur – Skulptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1998

Die Kunst der Romanik
Architektur – Skulptur – Malerei
Hg. Rolf Toman
Könemann Verlag 1996

Renaissance Gärten in Italien
Paradiese aus Stein & Natur
Andreas Greuter; Frank Maier-Solgk
Harenberg Edition 1995

Wörterbuch der Europäischen Gartenkunst
Gabriele Uerscheln; Michaela Kalusok
Reclam 2003

 

Das grossherzogliche Residenzschloss zu Karlsruhe
Dr.-Ing. Emil Gutman
in: Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Beiheft 5
Heidelberg 1911; Kraus Reprint Nendeln/Lichtenstein 1978

 

 

 

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