Schloss Neuweier Google Maps
Der Weinort Neuweier liegt im Baden-Badener Rebland, wurde 1972 zusammen mit den Reblandgemeinden Steinbach und Varnhalt zu Baden Baden eingemeindet. Die Gemeinde Neuweier liegt im Steinbachtal, in der Vorgebirgszone des Nordschwarzwalds zwischen dem 515 m hohen Yberg im Norden und dem 520 m hohen Schartenberg im Süden, 186 m über dem Meeresspiegel.
Am westlichen Ortseingang steht das untere Schloss Neuweier, eine von wenigen noch erhaltenen Tiefburgen in Baden, umkränzt von Reben. Das Schloss Neuweier war als Wasserburg ausgebaut und diente zur Verteidigung. Genau wie die Yburg im Osten von Neuweier ist das Schloss Zeuge des vergangenen Rittertums. In Neuweier gab es neben dem unteren Schloss auch ein oberes Schloss Neuweier. Von dieser Anlage ist heute leider nichts mehr zu sehen. Da sie baufällig war, wurde sie 1783 abgetragen. Auf den Fundamentresten des oberen Schlosses wurde 1946/51 die Pfarrkirche mit dem Patron „Sankt Michael“ erbaut.
Man vermutet, dass die ersten Weinberganlagen von den Römern stammen, da das günstige Klima der Grund war, weshalb sie hier so nah ihrer großen Niederlassung Baden-Baden die bei ihnen heimischen Rebsorten anpflanzten.
Das obere Schloss in Neuweier
An der Stelle der heutigen St. Michael’s Kirche, stand mitten im Ort, heute noch den Steinacker genannt, das obere Schloss, welches vermutlich älter war als das untere Schloss, wahrscheinlich wurde es noch vor 1200 erbaut. Zugang zum Schloss hatte man wohl von der Mauerbergstraße aus über den Schlossackerweg zum heutigen Gasthaus Rebstock.
Auf dem Rebstock-Gelände sind noch Reste der Vorburg zu finden. Der riesige gewölbte Keller vom Rebstock war der Weinkeller des Schlosses. An seinem Eingang ist das Wappen der Freiherren von Stein von 1579 eingemeißelt, drei schwarze Mühlhauen in einem goldenen Feld. Ebenso der Psalmvers: „WO DER HERR NICHT DA HAVSZ BAWET SO ARBEIT UMBSONST DIR DRAN BAW“. Ebenso erhalten sind die Bronnenstube und das damalige Benefiziatshaus in der Vorburg.
Bei Grabungen 1932 sowie beim Kirchenneubau 1945 bis 1950 fand man die Grundmauern der quadratischen Wasserburg. Unter der Westwand des Langhauses befindet sich das östliche Fundament des Schlosses. Neben der Sakristei der Kirche zeigt ein Riß über dem südlichen Fenster die Nahtstelle Schloss/Schlossgraben an. Als 1983/84 die Sakristei erweitert wurde, fand man ca. 80 cm tief ein 58 cm langes Teil von einem Fenstergewände aus gelbem Sandstein mit Schmiege und Falz im hoch- oder spätgotischen Stil. Den Stein kann man mit einer Geschichtstafel am Eingang der Kirche anschauen.
Es wird vermutet, dass das obere Schloss Neuweier bereits im 13 Jh. von mehrere Familien der Röders bewohnt wurde. Vier Herren Röder vom oberen Schloss und zwei Herren von Bach, Heinzmann Bube, ein Schildträger des Tales Neuweier sowie andere Edelleute stiften 1329 eine Kapelle und einen Altar neben dem oberen Schloss, und zwar zu Ehren der seligsten Jungfrau, des Heiligen Johannes des Teufers sowie des Heiligen Ritters Georg. 1466 heiratet die Stein von Reichenstein, ein schwäbisches Rittergeschlecht in die Geschichte des oberen Schlosses ein. 1477 war Conrad von Reichenstein markgräflich badischer Obervogt zu Stollhofen. Er war der Sohn des Junker Conrad Stein von Reichenstein und dessen Ehefrau Barbara Röder. Er hatte in dieser Zeit das gesamte obere Schloss mit seinen Anteilen in seinen Besitz genommen. Junker Conrad von Stein verkaufte am 26. Juni 1521 das gesamte Schlossgut an Conrad Knebler. Darauf folgend ging das obere Schloss an den Edlen Egidius. Während diesen Jahrzehnten der Reformation des 16. Jahrhundertes wechselte die Familie Stein von Reichenstein zum lutherischen Glauben. Sie schlug sich auf die Seite zum Markgrafen von Baden-Durlach und Straßburg. Das obere Schloss wurde 1575 von den Gebrüdern Philibert und Georg von Stein mit all seinen Besitztümern zurück gekauft.
Als 1632 die beiden Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden Baden von den Schweden überrannt und besetzt wurden, wurde Friedrich von Stein vom oberen Schloss mit Gustav Adolf, bekannt als König von Schweden, unter Führung des lutherischen Margrafen Friedrich V. von Baden-Durlach, zum Amtmann der Ämter Stainbach, Bühl und Großweier ernannt. In diesem Jahr gelang es Friedrich von Stein das obere Schloss mit all seinem Besitz an sich zu nehmen. Die kaiserlichen besetzten 1634 beide Markgrafenschaften und vertrieben die Schweden. Im Oktober floh Markgraf von Baden-Durlach, im Dezember floh die Familie von Stein aus dem oberen Schloss ins Exil nach Straßburg. Nachdem Abzug der Schweden im Jahre 1650 kehrte Friedrich von Stein 1651, der inzwischen zum Domkapitular des Bistums von Straßburg gewählt worden war, aus Straßburg nach Neuweier ins obere Schloss zurück. Friedrich von Stein von Reichenstein starb 1666 und wurde in Lichtenau evangelisch beerdigt. Französische Truppen zerstören und plündern am 15. September 1690 im pfälzischen Erbfolgekrieg das gesamte Dorf Neuweier. Der Nordflügel des unteren Schlosses Neuweier geht in Flammen auf und es wird vermutet, auch das obere Schloss sowie die Kapelle. Wie durch ein Wunder bleibt die Marienstatue in der Kapelle unbeschädigt, seit diesem "Wunder von Neuweier" gilt die Reblandgemeinde als Wallfahrtsort.
Freiherr Franz Philipp von Katzenellenborgen erwarb 1778 das gesamte obere Schloss mit allen Besitzungen käuflich. Er ließ 1783 das obere Schloss wegen Baufälligkeit abreißen und den Platz einebnen. Der letzte Grundherr von Neuweier verstarb 1816 und wurde in der Ortskapelle vor dem Marienaltar der ehemaligen Kapelle des oberen Schlosses beerdigt.
Das obere Schloss hatte beim Durchschreiten der Jahrhunderte nicht so viel Glück als das untere Schloss Neuweier. Ab Ende des 16. Jahrhunderts gab es kaum noch nennenswerte geschichtliche Ereignisse und gegen Ende des 18. Jahrhunderts endete die Geschichte des oberen Schlosses von Neuweier.
Das untere Schloss in Neuweier
Das untere Schloss Neuweier liegt im Ortseingang unterhalb des Elsenbergs. Das Schloss Neuweier ist eine Tiefburg, eine der schönsten Wasserburgen von Deutschland. Westlich daneben liegt der etwas vorgelagerte rechteckige
Wirtschaftshof. Die Vorburg erreicht man, indem man durch einen ca. 4 m breiten Torbogen am damaligen Gebäude der Stallungen fährt. Über einen Steg und die Zugbrücke des Wassergrabens kommt man dann in das Schloss. In der gotischen Eingangshalle befinden sich zwei gotische Spitzbogentore, ein Kreuzrippengewölbe und der Schlussstein mit Jahreszahl und Steinmetzzeichen des Baumeisters Lux von Rangolstein aus Tirol.
Ein seltsamer Türsturz kann man über der Tür zur Turmtreppe betrachten. Über einem gotischen spitzzulaufenden Eselrücken winden zwei Fabelwesen ihren schlangenartigen Körper, auslaufend in einen geöffneten Rachen eines Wolfskopfes. In der Mitte sind ihre Enden zusammengebunden und ihre Haltung richtet sich nach außen. Vom Graben aus ist im südlichen Torturm das damalige Burgverlies zu sehen. Der kleine achteckige Treppenturm erhebt sich über die barocken Mansardendächer in dem kleinen nicht überdachten Innenhof. Um zu den drei Stockwerken zu gelangen, führt eine Wendeltreppe durch eine niedriges Renaissance-Portal worüber das Dalbarg-Cronbergsche Allianzwappen aus rotem Sandstein zu sehen ist. Der alte Ziehbrunnen aus dem Jahr 1562, überdacht von einer Sandsteinplatte, steht neben diesem Treppen- und Wartturm. An der Nordseite des Schlosses fand man früher den Rittersaal, der vom Innenhof aus zu erreichen war.
Die Ruine des Rittersaals wird heute als überdachte Terrasse des Schlossrestaurants genutzt. Zur alten Kapelle gelangte man, indem man an der Ostseite des Wasserschlosses entlang ging. Davor stehen Grenzsteine mit den Wappen der adligen Besitzer der Dalbergs, das Allianzwappen Dalberg-Sickingen und Wappen der Markgrafen. Der Wappenstein des bekannten Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen sowie des Bischof von Eichstett und Förderer des Schulwesens ist in einer Fensternische der Kapelle zu finden.
Die Ritter von Bach erwarben das untere Schloss am Ortseingang von Neuweier im Jahre 1311 und besaßen es bis zum Jahr 1538, indem es an die Schwiegersöhne von Cronberg und von Dahlberg überging. Die Stammburg der Ritter von Bach lag zwischen Bühl und Kappelwindeck. Die Geschlechter Dahlberg und Cronberg zählten zum damaligen Hochadel.
1547 wurde das Schlossgut reichsunmittelbar, als Kaiser Karl V. die Freiheiten und Rechte des unteren Schlosses bestätigte. Philipp von Dalberg lässt 1548/49 das Schloss in ein Renaissanceschloss umbauen und die Gebäude der Bach’s integriert. Zum ersten Mal wurde 1598 eine Kapelle urkundlich erwähnt. Der letzte Dalberg verstarb 1615. Die Schwiegersöhne Johann Knebel von Katzenellenborgen und Hans Wolf von Elz, beide von rheinischem Hochadel, übernahmen nach 1615 das untere Schloss. Im Jahre 1725 kaufte der kurmainzische Hofmarschall und Geheime Rat Freiherr Franz Ludwig von Knebel den Besitz von den Erben des Eberhard von Elz nach dessen Tod.
Die zwei Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden Baden wurden im Jahr 1632 von den Schweden überrannt. Die kaiserlichen vertrieben im Jahr 1634 die Schweden und besetzten beide Markgrafschaften. Die beiden Schlösser litten sehr durch die Plünderungen, Sachschäden und Brände unter der kaiserlichen Besetzung und mehrere Besitzerwechsel schaden dem Schlossgut erheblich.
Die Familie Rößler aus Baden-Baden übernahm 1869 das untere Schloss. Stilgerechte Umbauten folgten, der zerstörte Nordflügel wurde im Jahre 1909 wieder aufgebaut und das Schloss wieder sein ursprüngliches ansehen. 1992 erwarb die Familie Joos das untere Schloss und ließ es in aufwendigem Stil renovieren.
Neben dem unteren Schloss finden sich in Neuweier auch die Reste eines vor 1200 im Auftrag des Markgrafen von Baden gebauten älteren Schlosses, das obere Schloss Neuweier.
Das untere Schloss in Neuweier, die Vorderseite
Das untere Schloss in Neuweier, die Rückseite