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Geschichte der Badekultur Baden-Baden

Die Heilkraft des Badener Thermalwasser lockte Ende des 15. Jahrhundert schon 3000 Fremde jährlich nach Baden, darunter hoch angesehene Gäste wie den damals berühmten Kanzelredner Geiler von Kaiserberg oder die Pfalzgräfin Amelie von Veldenz, Tochter des Kurfürsten von Brandenburg, selbige in Baden ein kostspieliges Leben führte wie ein erhaltener Bittbrief an den Herrn Papa bezeugt.

Zum Ende des 15. Jahrhunderts gab es in Baden Baden 10 Herbergen die Bäder mit Thermalwasser anzubieten haben, mit 60 Badekabinen war der "Ungemach" dabei der vornehmste Gasthof. Daneben gab es noch einige Privatbäder, ein Armenbad, ein Bürgerbad, zwei Stufenbäder, dann noch das Gutleuthausbad und das Spitalbad zugehörig zur heute noch bestehenden Spitalkirche.

Die Bäder wurden in aus Holz gefertigten Bütten oder Kästen verabreicht, ein Besuch der Badeanstalt musste aber schon am Vortag angemeldet werden. Damit das Badewasser die richtige Temperatur besaß, wurde am Vorabend das Badebehältnis bis zur Hälfte mit Thermalwasser gefüllt und am Morgen mit heißem Wasser nachgefüllt.

Die Bäder wurden aber vornehmlich als Gesellschaftsbäder eingenommen, dabei war es durchaus üblich, das beiderlei Geschlechter anwesend waren. Nur ein niederes Brett trennte Männlein von Weiblein, wobei dies natürlich nicht als Blickschutz dienen konnte. Den "Edelingen" war zu dieser Zeit aber schon ein Einzelbad vorbehalten.

In der Bäderstadt gab es in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts mit dem Meister Hans Ulrich sogar einen namentlich bekannten Chirurg, der auch beim Markgrafen hohes Ansehen genoss. Von 1481 bis 84 war in der Person des Johann Widmann, 1482 sogar zum Leibarzt des Markgrafen Christoph I. ernannt eine hoch angesehener Badearztes in Baden-Baden. Widmann konnte sich in der Badestadt gründliche Kenntnisse im Bäderwesen erwerben (dahingehend er die zuträgliche Badezeit auf neun Stunden am Tag beschränkte), er wurde aber schon 1485 von der Universität Tübingen abgeworben wo er eine Professur übernahm. Erhalten ist eine Abfassung über das Bäderwesen das Johann Widmann in seinem Buch "Tractatus de balneis ferrinarum thermarum vulgo Vuildbaden" im Jahr 1513 herausbrachte.

Eine Neuerung gab es 1488 zu vermelden, täglich beheizte Badstuben in denen auch Bader und Scherer ihr Handwerk ausübten. Markgraf Christoph I. gibt 1507 eine Stadtordnung für das Bäder und Heilungswesen aus, und erhebt die erste Kurtaxe von 6 Pfennigen für jedem "sogen Baden kompt und alsda ußpadet" erhob. Auch die Einheimischen mussten mit dem so genannten Maipfennig eine Gebühr für das Benutzen der Bürgerbäder bezahlen.

Ein Kurdirektor kümmerte sich um den aufstrebenden Kurbetrieb, alles wurde wohl geordnet, nur die freizügigen Badesitten änderten sich nicht. Männlein und Weiblein badeten immer noch gemeinsam in einem Badebehälter, nur das jetzt kein Brett mehr trennte, dafür ein Brett quer mit Wein und allerlei Leckerbissen gefüllt war. Da solcherlei Bäder ihre Zeit in Anspruch nahmen, wurde auch für Unterhaltung gesorgt, Fahrende Gesellen spielten zum Vergnügen der Badenden auf und dabei ist als sicher anzunehmen, das keine geistlichen Lieder gesungen wurden. Was den elsässischen Franziskaner Mönch Thomas Murner dazu brachte gegen den "Höllenpfuhl" Baden zu lästern.

Über die Badesitten der damaligen Zeit gibt es aber noch mehr merkwürdiges oder uns lustig anmutendes zu schreiben.

Bis ins 17. Jahrhundert gab es die Sitte der Maibäder die in der Walpurgisnacht genommen wurden, dabei kamen von nah und fern die katholischen schwäbischen Bauern und ihre Frauen nach Baden herbei, badeten, aßen und tranken im Übermaß bis ihnen beinahe die Sinne schwanden und legten sich dann zum schlafe. Zehn Tage später die gleiche Geschichte mit den nichtkatholischen Landsleuten. Dabei badeten die Gäste sozusagen auf Vorrat, unvernünftiger Badegenuss (wenn denn schon mal gebadet wurde) war zu dieser Zeit aber wohl üblich.

Auch die Empfehlungen der Ärzte bei den Badeanwendungen muten uns heute etwas unwirklich an, so gab Johann Widmann die zuträgliche Badezeit auf neun Stunden am Tag am. Der Straßburger Arzt Laurentius Phries stellte in seinem 1519 erschienenem Büchlein "Tractat der Wildbeder natur" gleich 13 Regeln für das Badeleben auf, darin waren solch bemerkenswerte Weisheiten wie "Tu Geld in deinen Beutel" aber auch sinnvolles wie nicht zur heißesten Tageszeit zu baden und im Bade Speise und Trank zu genießen. Nach dem Bade war der Badegast aber angewiesen "ziemlicher vile" zu verzehren. Über die von seinem Kollegen Johann Widmann angegebene zuträgliche Badezeit von neun Stunden sprach er sich aus und empfahl nicht sofort zu lange im Bade zu bleiben sondern täglich eine Stunde zu zugeben.

Die zu empfehlende Verweildauer im Bade war im 16. und 17. Jahrhundert immer noch abzuklärender Gegenstand der Ärzteschaft, so empfiehlt der Arzt Brunfels 1535 die Badedauer von vier auf sechs und dann auf acht Stunden zu erhöhen. Sein Kollege der berühmte Theophrastus Paracelsus dagegen stellte den Grundsatz auf, das die Verweildauer sich nach der Art des Leidens richten sollte. Im Jahr 1541 geht aus den Anweisungen eines Walter Rifs hervor, das unsinnig lang gebadet wird und man nicht so lange im Wasser bleiben dürfe bis man Ohnmächtig werde. So soll es Badende geben, die Tag und Nacht in der Bütte verbrachten und dabei sogar schliefen. Kollege Leucippäus pflichtet 1593 Theophrastus Paracelsus bei und gibt an vier Stunden am Tag seien das Normale und sollte acht Stunden gebadet werden, dann die Badezeit auf den Vormittag und Nachmittag zu verteilen sei. 37 Tage sollte die Badekur nicht überschreiten.

Geschrieben haben die Ärzte zu dieser Zeit viel, aber wie auch heute noch, kümmert sich kaum einer drum und die Leute badeten so viel und so lange wie sie es für richtig hielten. In einer Sache war man sich aber einig, das heiße Bäder in der kalten Jahreszeit gefährlich seien. Zumindest von einem Fall war aber bekannt, das eine Winterbadekur mit großem Erfolg verabreicht wurde, und zwar bei einem Grafen Friedrich von Fürstenberg. Der Graf war wie es hieß durch übermassigen Weingenuß zu schaden gekommen, und hatte in Baden eine Entziehungskur wohl erfolgreich abgeschlossen.

Die Frage der Verweildauer war im Jahr 1620 immer noch nicht ausreichend beantwortet, es war Johannes Matthäus der eine lange Badedauer von sechs Stunden empfiehlt, aber der Erste war, der die Nützlichkeit von kaltem Thermalwasser und Thermalschlamm erkannte. Auch war da noch die Frage über Sinn und Unsinn der Trinkkur zu beantworten, Paracelsus empfahl das Trinken des heißen Quellwassers von Fall zu Fall. Der Arzt Etschenreutter tat die Trinkkur gar als Unsitte ab, "Wein sei doch viel bekömmlicher". Die ersten chemischen Untersuchungen des Thermalwassers unternahm wohl Leonhard Thuneysers aus Basel im Jahr 1572.

Während des 30jährigen Krieges (1618 bis 1648) wird Baden Baden von schwedischen Truppen angegriffen, das geht einher mit der Teilung Badens sowie einer Zeit mit häufigem Regierungswechsel. Plünderungen zerstören die Badeanlagen der Stadt, die Unruhen, die vielen Glaubenswechsel und wirtschaftlichen Auseinandersetzungen gehen einher mit Seuchen und halten die Badegäste fern.

Aus der Zeit von 1673 geht hervor, dass es von Anfang Mai bis Ende September wieder so etwas wie eine allgemeine Badezeit gab, jeder Gasthof hatte jetzt seine eigenen Bäder. Nicht alle der Quellen wurden für die Badegäste genutzt, zwei der heißen Quellen waren für wirtschaftliche Zwecke genutzt, man rupfte und brütete darin das Federvieh und die Schweine.

Französische Truppen besetzen im "Pfälzischen Erbfolgekrieg" 1688/89 Baden-Baden, am 24 August 1669 wurde die Stadt in Brand gesetzt, was die Badenden Gäste für lange Zeit fern von Baden halten sollte.

Noch im Bäderbuch "De praecipuis medicalis Germaniae fontibus" 1924 von G.G. Hoffmanns aufgelegt wird Baden nicht einmal erwähnt. Die Qualität der vorhandenen Badeärzte gibt dabei auch Fragen auf, so stellte ein Dr. Joh. Caspar 1731 Untersuchungen darüber an, ob sich das Thermalwasser auch für Frauen eignet. Zumindest kam er zu dem befriedigenden Ergebnis, dass die "Weibspersonen" weil sie vernünftiger als die Männer lebten einen größeren Nuten als diese durch das heiße Thermalwasser hätten.

Wie sehr das Herbergswesen im Argen lag und wie lange die auswärtigen Badegäste wohl fernblieben, kann auch am Tagebuch des päpstlichen Prälat Monsignore Giuseppe Garampi erkannt werden, dieser besuchte 1763 Baden-Baden und in diesem ist zwar von vielen Ruinen aber kein Wort von heißem Wasser und Bädern zu finden.

Auch die Regierung erkennt die Notwendigkeit den einstig blühenden Badeort zu unterstützen und erbaut 1765 am Fuße des Beutig ein kleines hölzernes Promenadenhaus (heute steht an dieser Stelle das Kurhaus) und lässt eine Allee davor anlegen. Mit Erfolg, schon 1790 zählt man in Baden-Baden wieder 554 Badegäste, die sich allerdings mehr der damals üblichen Trinkkur bedienten. Die französische Revolution bring viele Emigranten herüber und der 1797-99 stattfindende Rastatter Kongress auch vornehme Persönlichkeiten.

Gleich um 1800 erlebt Baden-Baden hohen Fürstenbesuch, 1802 weilt Markgräfin Amalie von Baden (Witwe von Erbprinz Karl Ludwig) für ganze fünf Wochen in der Bäderstadt. 1804 werden im neuen Schloss, das zu dieser Zeit in ziemlich verwahrlostem Zustand befindet eilig ein paar Räume für die ankommende Königin Luise von Preußen hergerichtet. Fürst Karl Friedrich besucht seinen hohen Gast im eigenen Schloss des öfteren und lernt so selbst die Annehmlichkeit des Kurortes kennen, was ihn im nachfolgenden Jahr wohl dazu veranlasste seine Sommerresidenz von Karlsruhe-Durlach nach Baden in das neu restaurierte Neue Schloss zu verlegen.

1804 wird die Altertumshalle auf dem Marktplatz erbaut, sie dient der Aufnahme der Funde aus der Vorzeit. Im Jahr 1807 wird ein Herr von Sternhayn als Badedirektor eingestellt, der Herr stellt sich aber als überhaupt nicht "Herrlich" heraus und treibt es derart bunt, das er 1808 auf die Festung Dilsberg bei Neckargmünd gebracht wird, wo ihm aber schon nach acht Tagen die Flucht gelang.

Mittlerweile wurden in den Gasthöfen Theater-Veranstaltungen und zwei Mal wöchentlich Bälle abgehalten, was den Besucherzahlen erträglich war.

wird fortgesetzt ....

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