Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden
Der Badische Markgraf, der schon zu Lebzeiten bei Freund und Feind unter dem Namen Türkenlouis bekannt war, gehört sicher zu den berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit. Geprägt war das Leben des Markgrafen von einem lebenslangen Streben nach Standeserhöhung, "Non Deteriora Sequendo" übersetzt "Nichts Geringeres verfolgen" war das Leitmotiv nach dem schon sein Vater Erbprinz Ferdinand Maximilian von Baden strebte. Und das sollte die Aufnahme in den erlauchten Kreis der Kurfürsten sein. Aber die Erfüllung dieses Lebenstraums sollte dem Badener Markgrafen, der zwar über große militärische Eigenschaften, als einer der größten Feldherren seiner Zeit galt, aber wenig diplomatisches Geschick verfügte versagt bleiben.
Bezeichnend für das Streben des Macht besessenen Markgrafen auch die Tatsache, dass der Markgraf trotz der Gefahr eines Angriffes der Franzosen im pfälzischen Erbfolgekrieg nicht an die Heimatfront wechselte, sondern als Oberbefehlshaber der Truppen im Kampf gegen das osmanische Reich zurück blieb, da es dort mehr Ruhm zu erreichen gab. In der Folge dieses Krieges wurde 1689 die Stadt Baden Baden und die umliegenden Städte der Markgrafenschaft fast bis auf die Grundmauern zerstört.
Lohn von Kaiser Leopold I. für seinen Kampf gegen die Türken ist die Ernennung des Markgrafen in den Rang des Generalleutnant, ein Militärischer Rang, den vor ihm nur vier weitere Befehlshabern im Kaiserlichen Heer erreicht haben. Auch bei der in der damaligen Zeit üblichen "Verheiratung" ist der Kaiser behilflich, mit der erst 15-jährigen Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg, der späteren Erbauerin von Schloss Favorite im Rastatter Ortsteil Förch findet der 35-Jährige verdiente Kriegsherr seine Ehegefährtin. Auch wenn es wie zu dieser Zeit üblich eine reine Standeshochzeit ist, findet sich das Paar schnell sympathisch und im weiteren Verlauf der Ehe auch in echter Liebe zueinander. Die Hochzeit findet am 27. März 1690 in der Raudnitzer Schlosskapelle statt.
Nach dem Ende der "türkischen Gefahr" erhält der Markgraf das Oberkommando der Armee am Oberrhein, wo er aber nicht mehr an die großen Erfolge seines Feldzuges gegen die Türken anknüpfen konnte, zumal es sich in der Heimat aufgrund der Übermacht der Franzosen vorwiegend um einen Verteidigungskrieg handelt, der ganz andere taktische Erfordernisse bedurfte.
Kaiser Leopold I., mit dem der Markgraf sich "leicht überworfen hat" nachdem dieser ausgerechnet seinen Erbfeind Herzog Ernst August von Hannover 1692 seine so sehr gewünschte Kurwürde zuteil werden lies, tat gut daran dies zu verweigern, konnte doch diese Standeserhöhung keinerlei substanziellen Vorteile, dafür aber großen Ärger mit der zweiten badischen Linie der evangelischen Markgrafen in Durlach einbringen. Die ablehnende Haltung Markgraf Ludwig Wilhelm gegenüber seinem Kaiser sollte noch Folgen haben, bei seiner Kandidatur zur polnischen Königskrone, die endlich die erhoffte Standeserhöhung bringen soll, verweigert Kaiser Leopold I. seine Unterstützung. Der Kaiser hat kein Vertrauen mehr in die Loyalität des Markgrafen, auch wenn er ihm die Krone aufgrund seiner großen Verdienste als Heerführer "gerne gönnen" würde.
In der Schlacht gegen die Franzosen am 2. Juli 1704 in Schellenberg bei Donauwörth wird der Markgraf schwer verwundet, dies und seine zahlreiche innere Erkrankung veranlassen den Markgrafen seinen Abschied von der Armee zu nehmen. Der wird ihm aber nicht genehmigt, die Krankheiten sind so glaubt der Hof nur vorgeschoben. Als dann, am 5. Mai 1705 Kaiser Leopold I. stirbt, übernimmt sein Sohn Kaiser Joseph voll Tatendrang und Energie die Nachfolge. Der will die mittlerweile aus dem Reich gedrängten Franzosen endgültig besiegen und plant einen Angriff, den Markgraf Ludwig Wilhelm kategorisch ablehnt. Der "zaudernde und unentschlossene" Generalleutnant fällt in Ungnade, ist aber gezwungen an der Seite des Duke of Marlborough und Prinz Eugen den Feldzug zu beginnen, seine Kriegsverletzung am Oberschenkel zwingt ihn aber zu einer mehrwöchigen Unterbrechung, was den Duke of Marlborough veranlasst sich beim Kaiser auf das Erbitterste zu beschweren. Der Kaiser schäumt und gibt dem Markgrafen die Schuld am fehlgeschlagenen Feldzug, der rechtfertigt sich in einem langen Schreiben.
Am 31. Oktober reicht Markgraf Ludwig Wilhelm endgültig seinen Abschied von der Armee ein, er bezieht sein noch nicht ganz fertig gestelltes Schloss in Rastatt, im Alter von 52 Jahren, stirbt der unter dem Namen Türkenlouis bekannte Markgrafen am 04. Januar 1707.