Die letzte Eiszeit auf der Erde hat unsere Landschaft umgeformt, so ist nach der letzten umfassenden Kaltphase im Alpenraum, der Würmeiszeit, die vor etwa 11.700 Jahren zu Ende ging der Verlauf unserer Flüsse bestimmt worden.
Die Moore, insbesondere unsere Hochmoore im Schwarzwald, sind in der Nacheiszeit als Präboreal bezeichnete Periode entstanden. Auch die vielen Kare im Schwarzwald wurden durch Gletscher, die aus Firnschnee entstanden, gebildet.
Das größte und hochgelegenste Kar mit der steilsten Karwand das sich im Nordschwarzwald gebildet hatte, ist das Biberkessel-Kar, einst gab es hier sogar einen Karsee.
Wie war das mit der Eiszeit wirklich?
Wer an Eiszeit denkt, der vermutet vielleicht, dass alles hier im Oberrheingebiet unter einer dicken Eisschicht lag, aber wie war es wirklich?
Die Eisgletscher
Die Eisgletscher waren bis zu 3000 Meter dick in Skandinavien und sie schoben sich langsam vornehmlich in südliche und östliche Richtung, dabei wurden die im Osten liegenden Länder Polen und Russland fast vollständig bedeckt. Im Gebiet des heutigen Deutschland reichte die Eisdecke jedoch nicht bis in den Oberrheingraben hinein.
Ein weiterer Gletscher zog vom Alpenraum bis an den Rand des Oberreingrabens heran. Zwischen dem aus Skandinavien kommenden Gletscher und den Alpengletschern war der Boden im Oberrheingraben zwar meterdick gefroren (im Winter) aber gletscherfrei. Nur die höchsten Gipfel von Schwarzwald und Vogesen waren durchgehend mit einer Eisschicht bedeckt.
Im Nordschwarzwald, auch das Hornisgrindegebiet, es war mit einer geschlossenen Firnschneekappe bedeckt, von der aus fünf Gletscherzungen mit bis zu drei Kilometer Länge hinabreichten. Die Gletscherzungen waren Formgeber der heutigen Kare unterhalb der Hornisgrinde, am bekanntesten Mummelsee und natürlich der Wilde See beim Ruhestein.
Aber auch an vielen anderen Stellen im Schwarzwald bildeten sich an sonnenabgewandten Seiten Firneisgletscher, aus denen viele Kare und Karseen entstanden. Im Nordschwarzwald gibt es jedoch viel mehr Kare und Karseen als im Südschwarzwald, verantwortlich dafür ist der weichere, oftmals mehrere hundert Meter dicke Untergrund aus Buntsandstein.
So entstanden im Nordschwarzwald nach der Eiszeit 129 Kare, im Südschwarzwald, der auf dem Grundgebirge aus hartem Granit liegt, dagegen nur 20 Kare. Der größte Kar im Nordschwarzwald ist mit ca. 500 m Durchmesser und 170 m Tiefe der Biberkessel in dem sogar ein Doppelkar entstanden ist. Hierbei ist der große Biberkessel durch eine 50 Meter hohe Rippe vom kleinen Biberkessel getrennt.
Im kleinen Biberkessel bleibt der Schnee oftmals bis Ende Juni liegen. Im Gegensatz zum großen Biberkessel ist er nicht überall frei zugänglich.
Wo liegt der Biberkessel
Der Biberkessel liegt direkt unterhalb der Hornisgrinde, deren etwa 1700 Meter lange Bergrücken, der die Form eines langgestreckten Rückens („Sargdeckel“) hat, verläuft von Norden nach Süden. An der Ost- und Südostflanke haben sich an den abgehenden Hängen mehrere Kare gebildet, der größte ist der Biberkessel.
Der Biberkesselkar unterhalb der rund 130 Meter steil abfallenden Karwand teilt sich in zwei Teilkare, die durch einen Moränenriegel getrennte Moorbereiche gebildet haben. Der Biberkessel gehört wie die Hornisgrinde zum Naturschutzgebiet Hornisgrinde-Biberkessel, das Gebiet besitzt eine Fläche von 95,1 Hektar.
Der Karsee und das Hochmoor im Biberkessel
Vor etwa 8000 Jahren im Quartär (Nacheiszeit) staute sich zwischen Karwand und Moränenriegel das von der Hornisgrinde aus Quellen austretende Wasser und Regenwasser, so entstand im Biberkessel ein vermutlich 8 Meter tiefer See. Pollenanalysen haben ergeben, dass der Karsee wohl schon vor 2000 Jahren verlandet sein muss, nur ein kleiner Restsee von wenigen Metern Durchmesser hat sich halten können. Ein natürlicher Vorgang, der im Grunde schon bei jedem Landgewässer mit der Entstehung beginnt.
Forscher vermuten, das der Name Biberkessel auf die Kelten zurückgeht, die Bezeichnung "Biver" oder "Fiber" bedeutete in der Keltensprache Wasser. Vor 2000 Jahren zur Zeit der Kelten war im Biberkessel wohl noch ein größeres Moorauge vorhanden, der Rest des einstigen Karsees. Mittlerweile hat sich im Biberkessel an Stelle des Sees ein Hochmoor mit einer Torfmächtigkeiten von bis zu 3,3 Meter aufgewölbt.
Einige Besonderheiten besitzt der Biberkessel, so bilden sich in schneereichen Wintern große Schneewächten in der 130 Meter abfallenden Karwand, die als Lawinen abgehen. Dies ist ungewöhnlich, da Lawinen im Schwarzwald ansonsten nur am Südschwarzwald vorkommen.
Hölzer und Hölzer (1987 Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe) konnten bei Pollenanalysen im Biberkessel Fichtennadeln (Großreste) finden, die vor Christi Geburt stammen. Nach Meinung der Experten stellen diese den „frühesten wirklichen Nachweis von Fichte im Nordschwarzwald“ dar.
Der Biberkessel liegt sowohl im FFH-Gebiet Wilder See-Hornisgrinde als auch im Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald, was gute Erkenntnisse über die vielfältigen Bereiche der Flora und Fauna des Gebietes bringt.
So wird der Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Feuchte Hochstaudenfluren untersucht. Untersuchungen zeigen, dass sich die vielleicht am besten entwickelte montane Hochstaudenflur des nördlichen Schwarzwaldes im Biberkesselkar am nordöstlich exponierten Steilabfall des Hornisgrindenmassivs befindet. (LUBW) Neben typischen Arten wie Alpendost, Berg- Kälberkropf, Alpen-Frauenfarn und Berg-Lappenfarn kommen hier auch mehrere seltenere Arten vor. Das Arteninventar ist hier mit hervorragend – Wertstufe A bewertet. Je nach Flächengröße ist die lebensraumtypische Vegetationsstruktur mit gut oder hervorragend (Biberkesselkar) bewertet.
Die Buntsandstein-Blockhalden - Geröllhalden
Die Buntsandstein-Blockhalden und Geröllhalden sind besonders schön am Nordrand des Kleinen Biberkessels. Wo Felsen in Hanglage zu Trümmern zerfallen entstehen Blockhalden, ist viel Feinmaterial dabei, entstehen Geröllhalden. Das können kleine Flächen oder ausgedehnte Blockströme sein, die aus einer locker liegenden Anhäufung von Schutt oder großen Blöcken bestehen.
Diese lassen in der Regel keinen Bewuchs größerer Gewächse zu, allenfalls das Heidekraut (Calluna vulgaris) hat eine Chance sich anzusiedeln. Auch krautige Pflanzen sind nur Wenige vertreten. Blockhalden die überwiegend trockene, aber auch feuchtere Bereiche besitzen, sind je nach Gesteinsgröße Lebensraum für spezialisierte Tier und Pflanzenarten. Es finden sich in den Blockhalden am Biberkessel Moose, Flechten und Farne. Auf einer kleinen Fläche wurde sogar der Tannenbärlapp (Huperzia selago) gefunden.
Weitere Pflanzenarten in den Blockhalten sind Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum), Lanzettblättriges Weidenröschen (Epilobium lanceolatum), Klebriges Greiskraut (Senecio viscosus). Wichtigen Lebenraum bieten sie auch für seltene Spinnen und Käfer wie dem Bosch's Berg-Dammläufer, der Blockhalden-Wolfspinne oder dem Berg-Bartläufer.
Der große Brand im Jahr 1800
In den letzten 5000 Jahren hat es vermutlich 8 Brände im Biberkessel gegeben (Hölzer und Hölzer), der verheerendste war mit Sicherheit der Brand vom 4. August 1800. Das als größter Brand in der jüngeren Geschichte des Nordschwarzwald eingehende Feuer wütete 17 Tage lang, dann hatte es rund 2800 Hektar Wald und viele Jahrtausende alte Moorflächen zerstört oder zu einer Unterbrechung des Moorwachstums geführt.
Heute ist der Brand an der etwa 20 Zentimeter unter der Oberfläche liegenden Brandschicht (meist 2-8 cm) sowie einem stark zersetzten Torf unter der Brandschicht zu erkennen.
Wie in vielen Mooren sind auch im Biberkessel Entwässerungsgräben gezogen und Torfstiche durchgeführt worden.
Das Sturmtief Lothar
Nur zu gut erinnert man sich noch heute an das verheerende Orkantief Lothar, das sich am 26. Dezember 1999 über der Biskaya entwickelt hatte und in nordöstlicher Richtung über West- und Mitteleuropa mit über 200 Stundenkilometer hinweg zog.
Der durch den Orkan Lothar verursachte Schaden war enorm, 30 Millionen m³ Sturmholz wurden in nur wenigen Stunden auf rund 40.000 Hektar hinterlassen. Große Waldgebiete wurde so in eine trostlose und baumlose Kahlfläche verwandelt.
Aus einer kleinen Anfrage des Abg. Dr. Walter Caroli SPD und der Antwort des Ministeriums Ländlicher Raum konnten wir zum Biberkessel folgendes erfahren:
In den Kammlagen der Naturschutzgebiete „Schliffkopf“ und „Hornisgrinde- Biberkessel“ wurden die Wälder flächig abgeräumt; auch an den Hängen existieren große Windwurfschneisen. Die dadurch entstandenen lichteren Verhältnisse könnten sich andererseits durchaus positiv auf die dort noch vorhandene Population des in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohten Auerhuhns auswirken; in diesen Bereichen soll das Holz nach Möglichkeit erst im Herbst herausgezogen werden, um während der Brut- und Setzzeit Beunruhigungen zu vermeiden.
Wie kommt man zum Biberkessel
Zum kleinen Biberkessel gelangt man, indem man am besten auf dem wohl allen Wanderern bekannten Westweg, einem Fernwanderweg des Schwarzwaldvereins, bis zum Ochsenstall folgt. Das Gasthaus Ochsenstall erreicht man nach etwa 1,7 Kilometern. Wenn der Westweg bei Ochsenstall nach wenigen Metern zur Hornisgrinde hinauf ansteigt, bleibt man an dieser Abzweigung auf dem Forstweg bis sich der Weg am Nordrand des Kleinen Biberkessels in drei Wege verzweigt, hierbei wird der bergwärts führende Weg außeracht gelassen. Die zwei anderen Wege leiten in den kleinen Biberkessel hinein, beide sind jedoch Sackwege, aber äußerst lohnend, sie zu begehen. Der rechte Sackweg führt an Moor gebildeten Flächen vorbei und endet an einer aus Holz errichteten Absperrung, die es nicht ermöglicht weiter in den Kernpunkt des Kleinen Biberkessel einzudringen.
Wählt man an der Abzweigung den linken Weg, gibt es bei einem Hochstand für Jäger auch kein Weiterkommen. Dieses Waldgebiet ist aufgelichtet und ein sehr wertvolles Schutzgebiet.
Informationen zum Urheberecht
Die in diesem Artikel eingestellten Bilder dürfen unverändert und unter Angabe der Quelle kopiert und zum Zweck der öffentlichen Berichterstattung in allen Medien weiterverarbeitet werden.
Quellen:
- Vegetation und Flora der Nördlichen Oberrheinebene, des Nordschwarzwalds und des Strombergs, Exkursionsführer zur 51. Jahrestagung der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe 2001
- Zur Vegetationsgeschichte des Hornisgrinde- Gebietes im Nordschwarzwald: Pollen, Großreste und Geochemie, Adam Hölzer & Amal Hölzer 1995
- Die Wälder des Nordschwarzwaldes, Standorte, natürliche Vegetation und anthropogene Veränderung* Thomas Ludemann 2014
- Ein spätglaziales Pollenprofil von der Hornisgrinde - Nordschwarzwald, Siegfried Schloss
- Managementplan für das FFH-Gebiet 7415-311 „Wilder See ... - LUBW
- Natura 2000-Managementplan 7415-311 Wilder See-Hornisgrinde und Oberes Murgtal, Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets, Regierungspräsidium Karlsruhe Referat 56 - Naturschutz und Landschaftspflege
- „Zukunft der Grinden: Erfassung und Bewertung desWachstumspotenzials von Moorflächen auf denGrinden“, Dr. Pascal von SengbuschBüro für ökologische Gutachten/Moorkunde, April 2010
- Vogesen- und Schwarzwald-Kare Von ADOLF ZIENERT, Heidelberg, Dezember 1967
- Die Schneereste des Schwarzwaldes im Früh sommer und die Beziehungen ihrer Lage zu den Stellen ehemaliger Vergletscherung. Von Fritz Klute, 1911.
Natur über den Wäldern:»LIFE«auf dem Grindenpfad, STAATLICHE NATURSCHUTZVERWALTUNG BADEN_WÜRTTEMBERG - Existenzielle Bedrohung durch „Lothar“, Landtag von Baden-Württemberg, Kleine Anfrage des Abg. Dr. Walter Caroli SPD und Antwort des Ministeriums Ländlicher Raum, 30. 12. 1999