Wilder See Ruhestein Google Maps
Der "Wilde-See" ist einer von den drei im Nationalpark Schwarzwald gelegenen Karseen. Der See, der einst nur wenig besucht war ist mittlerweile der Karsee im Nationalpark, der die meisten Besucher anzieht,
Dieser Artikel befasst sich überwiegend mit dem Karsee, mehr über das Gebiet um den See gibt es bei Bannwald Wilder See.
Die Jahresdurchschnittstemperatur am Wilden See (910 m) beträgt übrigens nur 5-6°C, der Jahresniederschlag rund 2000 mm. Der See wird aus zwei in der Karwand austretenden Quellen gespeist. Entwässert wird er über den Seelochbach, der als Schönmünz bei Schönmünzach in die Murg mündet.
Wo liegt der Karsee Wilder See
Der Karsee Wilder See liegt auf 910 Meter Höhe nordöstlich des Nationalparkzentrum am Ruhestein im Gemeindegebiet von Baiersbronn. Der stille See ist umgeben von einem mehr als 100 Jahre alten Bannwald. Vom Nationalpark-Zentrum am Ruhestein bis zum See hinunter sind es 3,2 Kilometer Wegstrecke. An dem breiten Forstweg der zum See führt kommt man am Wildseeblick bei der Euting-Grabstätte vorbei, die liegt auf dem 1055 m ü. NN gelegenen Seekopf. Wer von Seibelseckle über die Darmstädter Hütte zum See wandert, für den sind es 5,3 Kilometer Wegstrecke bis zum See hinunter.
Der Karsee zur Zeit der Holznutzung
Der See wurde wie andere Karseen im Schwarzwald im 18. und 19. Jahrhundert als Stausee (Schwallung) genutzt um das Holzflößen zu ermöglichen. Dazu wurde das Wasser des Sees aufgestaut und mit gefällten Baumstämmen gefüllt. War der See ausreichend gefüllt wurde der Abfluss geöffnet und die Stämme in Richtung Murg abwärts geflößt. Von hier ging das Holz des Schwarzwaldes über den Rhein bis hin nach Amsterdam. Dort wurde das Holz der mächtigen Tannen als Masten der holländischen Schiffe verwendet, große Teile der Stadt Amsterdam stehen auf dem Holz aus dem Schwarzwald.
Nach Ende der Flößerei auf der Schönmünz gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer Eingriff in den Wildsee. Um den Karsee als Auffangbecken für Schmelzwasser zu verwenden, wurde der Wasserspiegel zunächst gesenkt. Rund 20 Jahre später wurde beim Wiederaufstauen zu viel Wasser in den See gelassen so dass die Hochmoorvegetation überflutet und geschädigt wurde.
Wie ist der Kar Wilder See entstanden
Der Wilde See ist ein eiszeitlicher Karsee, ein Relikt der Würmeiszeit, der letzten umfassenden Kaltphase im Alpenraum, sie begann vor rund 100.000 Jahren und war erst vor etwa 12.000 Jahren zu Ende.
Geformt wurde der Karsee im Nordschwarzwald von einem Eisgletscher, der durch Schnee entstanden ist und sich an dieser "Kalten Stelle" in zehntausenden Jahren angesammelt hat. Der "weiche" Buntsandstein, der im Nordschwarzwald auf dem Kristallin des Grundgebirges aufliegt, hat die Bildung einer tiefen Mulde begünstigt. Der Sandstein ist auch der Grund, warum im Nordschwarzwald mehr eiszeitliche Kare gebildet wurden als im Südschwarzwald, hier ist der Untergrund viel härter.
So hat sich eine gewaltige Schneemasse, durch Druck, auftauen und wieder gefrieren zu einem Eisgletscher verdichtet. Aufgrund der gewaltigen Masse ist der Gletscher in Bewegung gekommen und an der 125 Meter hohen Karwand entlanggerutscht, dabei riss er Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelte eine Mulde am Ende des Hangs.
Das Gesteinsmaterial, das der Gletscher mit sich nahm, blieb als Endmoräne am Ende der Mulde liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm indem sich durch Regen und dem Schmelzwasser sowie Wasser aus Quellen und Bächen, die oberhalb des Hanges austreten, ein See bildete. Herabfallender Schutt an der Karwand entstand durch Verwitterung und Frostsprengung hat dafür gesorgt, dass die Böschung am Fuß der Karwand flacher wurde.
Der Kar Wilder See besitzt eine fast runde Form, er ist etwa 11,5 Meter tief. Seine Wasseroberfläche beträgt etwa 2,4 Hektar. Wie jeder Karsee im Schwarzwald ist auch der Wilde See dabei zu verlanden.
Wie sieht die zukünftige Entwicklung des Wilde Sees aus
Der Karsee verlandet, er wird sich, sofern der Vorgang nicht gestoppt wird, zu einem Hochmoor entwickeln. Der Prozess der Verlandung beginnt schon unmittelbar nach seiner Entstehung. Wasser das als Schmelz- oder Regenwasser aus dem Hang in den See läuft bringt feinen Sand mit. In einem Zeitraum von vielen tausenden Jahren bildete sich aus abgestorbenen Pflanzenresten eine dicke Torfschicht. Diese Torfschicht wird die Wasserfläche des Sees irgendwann komplett eingenommen haben.
Der geologische Untergrund im Nordschwarzwald besteht überwiegend aus dem mittleren Buntsandstein. Der ist extrem kalk- und basenarm, somit sauer und nährstoffarm. Das Wasser ist extrem nährstoffarm, es wird durch Huminstoffe braun gefärbt. Im See selber und am Uferbereich gibt es nur wenige spezialisierte Pflanzenarten.
Die Flora und Fauna am Karsee Wilder See
Die Artenvielfalt in den verschiedenen Bereichen des Wilden Sees ist gerade in Bereichen mit viel Totholz, am Boden liegend und abgestorben sowie stehend sehr artenreich. Hier finden sich viele Insekten, seltene Hochmoor-Libellenarten, Heuschrecken, Schmetterlinge und Spinnen, auch Rote-Liste-Arten. Besonders hervorzuheben, über 100 Holzkäferarten und 40 Laufkäferarten sind nachgewiesen, darunter 11 Arten die nur hier nachgewiesen werden.
An Vögeln finden sich Auerhühner und Ringdrossel aber auch die typischen Nadelwaldbewohner der Hochlagen wie Fichtenkreuzschnabel, Winter- und
Sommergoldhähnchen, Tannen- und Haubenmeisen. Auch das Nationalpark Maskottchen Sperlingskauz findet sich neben dem Rauhfußkauz am Wilden See. Zitronengirlitz, Waldschnepfe und Gartenrotschwanz sind auch zu sehen.
Festgestellt wurde, dass ungewöhnlich viele Vogelarten brüten, im Uferbereich brüten Gebirgsstelze und Zwergtaucher. Spechte wie Bunt-, Schwarz- und Dreizehenspecht treten außergewöhnlich häufig auf. Beim Dreizehenspecht ist der Bestand allerdings schon wieder gefährdet, so braucht er große Mengen an Borkenkäfern. Bei einer Temperatur von – 12°C sind täglich 3200 Borkenkäferlarven vonnöten um den Energiebedarf zu decken. Die Jungvögel dagegen werden überwiegend mit Bockkäferlarven gefüttert. Der Dreizehenspecht braucht somit vom Borkenkäfer befallene noch stehende Bäume, aber auch bereits seit Jahren liegende tote Bäume, erst dann sind genügend Bockkäferlarven zu finden.
An großen Säugetieren finden sich Rotwild, Rehwild und Schwarzwild am Karsee und Bannwald.
Die Fauna
Die Artenvielfalt ist enorm, beeindruckend beim Abstieg der Karwand ist die Großvatertanne, sie dürfte direkt nach dem Waldbrand im Jahr 1800 gepflanzt worden sein. Dass sie lange Zeit alleine stand ist an den bis nach unten gehenden Ästen zu erkennen. Nur Solitär stehende Bäume mit umlaufendem Lichteinfall bilden am unteren Stamm derartige Äste. Dass es zur damaligen Zeit nicht viel mehr Bäume gab, liegt auch daran, dass bis in die 1830er Jahre eine Beweidung stattfand. Erst 1832 wurde die Viehbeweidung auf die Grindehochflächen beschränkt. Im Jahr 1864 wurde die Waldweide bis auf ein Areal von 74 Morgen Fläche, das der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, ganz eingestellt.
Vom stehenden und liegenden Totholz profitieren vor allem Pilze und Flechten, auch extrem seltene Arten wie der Tannenstachelbart, der zumeist an kränkelnden oder abgestorbenen Weißtannen vorkommt, die meist noch stehenden Tannen müssen zudem einen dickeren Durchmesser besitzen.
Im Uferbereich
Im Gegensatz zu den meisten anderen Karseen im Schwarzwald besitzt der Wilde See keinen Schwingrasen. In der Verlandungszone dominieren Großseggengesellschaften wie Schnabel-Segge, in der Moosschicht dominiert das Trügerische Torfmoos.
Wie viele Karseen gibt es noch
Am Ende der Eiszeit hatte es allein im Nordschwarzwald mehr als 100 Karseen gegeben. Im Laufe der Zeit sind die meisten zugewachsen und verlandet, heute sind einige noch als Moore bekannt. Nur wenige der Karseen sind noch übrig, der Ellbachsee, er war bereits verlandet der Buhlbachsee nur dank künstlich herbei geführten Aufstauungen.
Die Orte an denen es früher Karseen gab kann man auch an den Gewannbezeichnungen auf Karten sehen, die Gewannnamen geben noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes.
Bezeichnungen wie "Blinder See" oder "Weiher" zeigen das hier noch vor wenigen Jahrhunderten ein See bestand, "Misse" bezeichnet eine sumpfige Stelle, die Moore die einst vielleicht ein Karsee waren sind aber fast alle entwässert und mit Fichten bepflanzt worden.
Zwölf erhaltene Karseen besitzt der Schwarzwald heute noch, es sind:
Karseen im Nordschwarzwald
Herrenwieser See, Gemarkung Forbach-Herrenwies im Landkreis Rastatt
Schurmsee, Gemarkung Forbach, Landkreis Rastatt ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Huzenbacher See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Wilder See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Mummelsee, Gemarkung Seebach, direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Landkreis Ortenaukreis
Ellbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Buhlbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Sankenbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Glaswaldsee, Gemarkung Bad Rippoldsau-Schapbach Landkreis Freudenstadt
Karseen im Südschwarzwald
Feldsee, Gemarkung Hinterzarten, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Titisee, Landkreis Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Nonnenmattweiher, Gemarkung Neuenweg, Landkreis Lörrach
Wie den Wilden See erreichen
Ein breiter Forstweg entlang der Strecke Ruhestein - Darmstätter Hütte gibt zwei mögliche Zugänge, einmal über den Standort "ehemalige Falzhütte" und einmal über den Abstieg an der Karwand.
Vom Nationalpark-Zentrum am Ruhestein bis zum Abstieg in der Karwand, der wenige hundert Meter nördlich des Euting-Grabes beginnt, sind es ca. 2,5 Kilometer Wegstrecke.
Wer den Abstieg an der Karwand vom Seibleseckle herkommend über die Darmstädter Hütte wählt, für den sind es ca. 4,5 Kilometer Wegstrecke. Der Strecke für den Abstieg selbst wird nach Beschilderung mit 800 Meter angegeben. Bei nassem Wetter ist der Weg unter Umständen gefährlich. Festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt sind aber immer unerlässlich.
Es gibt jedoch nur die Möglichkeit über die Karwand zum Karsee hinunter zu laufen, wohlgemerkt zu laufen. Es gibt zwar immer mal wieder Mountainbiker, die glauben den Pfad abwärts befahren zu können, da die Ranger mittlerweile sehr genau darauf achten, gibt es verstärkt Mountainbiker, die den Pfad mit dem Fahrrad auf dem Rücken bergauf gehen... Keine leichte Sache, wer das nicht möchte hat aber immer noch die Wahl auf Post vom Amt...;-).
Ein zweiter Weg, der von der gegenüberliegenden Seite an den Weg führt, ist mit dem Mountainbike oder zu Fuß erreichbar
Wer mit dem Mountainbike oder zu Fuß zum See will, kann auch einen anderen, jedoch etwas längeren Weg über den Standort "ehemalige Falzhütte" benutzen, der sollte dann auch für Outdoor-Kinderwagen befahrbar sein. Die Abzweigung dafür befindet sich etwa 4 Kilometer von Seibleseckle oder ca. 3,0 Kilometer vom Nationalparkzentrum entfernt, zum See sind es dann noch 1,2 Kilometer. Wer diesen Weg wählt, einige hundert Meter vor dem See beginnt der eigentlich interessante Bannwald, hier gibt es beeindruckende Bäume, die zwar bereits abgestorben aber nicht weniger imposant sind. Ein Zustand der durchaus Jahrzehnte und bei wirklichen Baumriesen Jahrhunderte dauern kann.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen
100 Jahre Bannwald Wilder See Schriftenreihe FORST BW Band 85
Internet
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/12124/5970
http://www.fva-bw.de/termine/veranstaltungen/111012bannwald100_afz.pdf
https://www.landkreis-freudenstadt.de/site/Landkreis-Freudenstadt/get/documents_E-2076474416/landkreis-freudenstadt/Objekte/02_Landratsamt/LRA/50/Waldschutzgebiete%20Baiersbronn/Schonwald%20Wilder%20See.pdf
https://www.researchgate.net/publication/286441757_Bannwald_Wilder_See-Hornisgrinde_-_eine_durch_Buchdruckerbefall_getriebene_Walddynamik
http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt2/dokablage/oac_12/wuerdigung/2/2027.htm
http://www.botanik-sw.de/BAS/media/texte/Exkursionsf%C3%BChrer_FlorSoz_2001_72dpi.pdf
https://www.bo.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/hollaendertannen-kamen-einst-bis-nach-amsterdam
http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Freiburg/Ahrens2002.pdf
https://naturschutz-und-denkmalpflege.projekte.tu-berlin.de/pages/leitfaden-biotopholz/altbaeume-als-lebensraum/lebensphasen.php
https://www.wsl.ch/totholz/holzabbau/index_DE
https://www.planet-wissen.de/kultur/mittelgebirge/schwarzwald/index.html
https://www.researchgate.net/profile/Marc_Foerschler/publication/325037076_Libellen_im_Nationalpark_Schwarzwald/links/5af2bda1aca272bf4259e69f/Libellen-im-Nationalpark-Schwarzwald.pdf?origin=publication_detail
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
Managementplan für das FFH-Gebiet 7415-311 „Wilder See ...
http://www.badische-heimat.de/heft/reprint/1960_3_eiszeit.pdf
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/18/51/1967/egqsj-18-51-1967.pdf