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Hochmoor im NordschwarzwaldDas Hochmoor auf der Hornisgrinde

Die Hornisgrinde ist mit 1164 Meter ü. NN der höchste Berg im Nordschwarzwald. Der Bergrücken der Hornisgrinde hat die Form eines rund zwei Kilometern langgestreckten Rückens („Sargdeckel“), der etwa von Nord nach Süd verläuft.

Nach der letzten Eiszeit, die vor etwa 11700 Jahren zu Ende war, entstanden überall in Deutschland Moore. Auch auf der Hornisgrinde haben sich in einem Zeitraum von mindestens 6000 Jahren mehrere Hochmoore gebildet. Sowohl auf dem Nordgipfel unterhalb 1135 m NN als auch auf dem Südgipfel unterhalb 1162 m NN sind Vermoorungen vorhanden. Das Klima war geradezu ideal, so ist für die Entstehung eines Moores ein feuchtes, kühles Klima mit hohen Niederschlägen erforderlich. Auf der Hornisgrinde liegt die Jahrestemperatur bei 4,9 °C, vergleichbar etwa mit Moskau. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 2200mm im Jahr, eigentlich genug für einen hohen Wasserüberschuss, wenn der Mensch nicht eingegriffen hätte.

Das Hochmoor auf dem Nordgipfel beim Hornisgrinde-Funkturm

Das Hochmoor beim Hornisgrinde-Funkturm, es handelt sich hier nicht um den schon aus dem Oberrheintal zu sehenden großen Südwestrundfunk "Sender Hornisgrinde" sondern um den weiter nördlich am Ende des asphaltierten Weges liegenden "DFMG Funkturm Hornisgrinde". Das Hochmoor beim Hornisgrinde-Funkturm liegt auf einer Schicht aus Buntsandstein, die soll auf dem Hornisgrindegebiet eine Mächtigkeit von 250 Metern aufweisen.

Die größte Torfmächtigkeit wurden am Hochmoor auf dem Nordgipfel mit 1,2 bis 1,4 Meter festgestellt. Es umschließt den Funkturm von drei Seiten, ist im oberen und östlichen Teil von Latschen bewachsen, Im westlichen Teil gibt es offene Flächen die mit Rasenbinse Pfeifengras und Erica bewachsen sind. Im anschließenden Randbereich sind einzelne Latschengruppen vorhanden. Das Moor im nördlichen Bereich der Hornisgrinde wurde in der Vergangenheit durch umfangreiche Torfstiche, die bis auf den Mineralboden gehen, schwer beeinträchtigt


Hochmoor auf dem Südgipfel beim Hornisgrinde-AusichtsturmDas Hochmoor auf dem Südgipfel beim Hornisgrinde-Ausichtsturm


Das Hochmoor auf der Plateaufläche des Südgipfels ist um ein vielfaches größer, auch dieses Hochmoor liegt auf einer Schicht aus Buntsandstein. Es fängt an beim steinernen Hornisgrinde-Ausichtsturm, führt etwas über den Bismarck-Aussichtsturm hinaus, in einer großen Schleife über den durchschneidenden Bohlenweg hinaus zum Dreifürstenstein. Kurz bevor es ihn erreicht, geht es zum kleinen abgesperrten Sondergebiet Bund und zurück zum Hornisgrindeturm.

Es ist mit Zwergsträuchern, Rasenbinse, Pfeifengras und Torfmoosen bewachsen, besonders am Übergang zum Hang finden sich größere Latschenbestände. Die größten Torfmächtigkeiten wurden hier mit 2 bis 4 Meter Dicke auf der nach Osten geneigten Flanke gemessen (rechts unterhalb des Kolkes) .

Der auf der westlichen Seite befindliche Teil des Moores ist durch einen asphaltierten Weg getrennt, der heute den Beginn des Rundweges darstellt. Torfstiche und das Anlegen von militärischen Bunkergebäuden haben die Moorbildung stark gestört, bzw. zerstört. In diesen Moorteilen haben sich wechselfeuchte Heidemoorgesellschaften (Rasenbinsen-Anmoor) durchgesetzt.

Am südlichen Teil des Hochmoores befinden sich mehrere vom Moor eingeschlossene Mooraugen, sie werden ausschließlich von Niederschlägen bzw. vom Regenwasserspeicher gespeist. Derartige als Kolke bezeichneten Wasserstellen bilden den nicht verdunstenden Feuchtigkeitsüberschuss eines Moores dar, hier sowie in der Gipfelmulde befinden sich noch kleinere intakte moorbildende Bereiche.

Grinden und das Hochmoor auf der HornisgrindeMehr zur Vegetation auf der Hornisgrinde

Die Vegetation auf der Hornisgrinde wird heute weitgehend von der Rasenbinse (Trichophorum cespitosum) dominiert, das Moor auf der Hornisgrinde wird deshalb auch als Rasenbinsen-Moor bezeichnet. Die Pflanze aus der Familie der Sauergrasgewächse wächst meist direkt über der Brandschicht und bildet mit ihren Blättern einen dichten Filz. Sie erreicht in der Regel Wuchshöhen von 5 bis 40cm. Vermutlich haben die Folgen des großen Brandes im Jahr 1800 die Regeneration der ursprünglichen Hochmoor Vegetation bestehend aus Torfmoosen verzögert, was zu einem Rasenbinsenmoore geführt hat. Anzufinden sind aber auch verschiedene Arten von Torfmoosen, Laubmoosen, Lebermoosen und natürlich das Heidekraut, das scheidige Wollgras mit seinen auffallend weiß behaarten Fruchtständen, die Krähenbeere besonders unter Latschen, nur selten anzutreffen ist der Sonnentau.

Neben den moorigen Bereichen gibt es auch nicht vermoorte Bereiche, die seit dem Mittelalter als Weideland benutzt wurden. Während dieser Nutzung entstanden lichte Bergheiden mit wenigen Pflanzenarten: Rasenbinse (»Bocksergras«), Borstgras, Besenheide und Pfeifengras. Das ging noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, nach dem Ende der Weidetierhaltung hat sich das geändert, in den letzten 70 Jahren konnte sich das schnellwüchsige Pfeifengras gegen die langsamer wachsenden oder kleineren Pflanzen durchsetzen.

In den dichten Pfeifengrasflächen schaffen es die meisten Samen anderer Pflanzen noch nicht einmal auf den Boden, so können selbst die Samen der Besenheide nicht mehr keimen.

LatschenkieferDie Latsche

Sie wächst fast ausschließlich auf Moorstandorten in Höhenlagen von 1000 bis 2700 Metern, bekannt ist sie unter vielen Namen, man nennt sie Latschenkiefer, Legföhre, Bergföhre, Legkiefer, Krummholzkiefer oder Krüppelkiefer.
In den Grinden kommt die Latsche in der strauchartigen Version mit mehreren armstarken niederliegenden Stämmen vor. Die dunkelgrünen, spitzen Nadeln der Latschen stehen paarweise an den Kurztrieben und sind bis 5 cm lang. Ihre Lebensdauer beträgt 5 bis 10 Jahre.
Nach dem Ende der Weidetierhaltung und den damit verbundenen Brandrodungen eroberten die Latschen sukzessive die baumfähigen flachgründigen Moorflächen.

Untersuchungen haben festgestellt, dass die Wurzeln der Latsche auf den flachgründigen Bereich oberhalb der im Jahr 1800 entstandenen Brandschicht bleiben. Die Wurzeln dringen also nicht tiefer als etwa 20 Zentimeter in den Boden ein, was in Trockenphasen möglicherweise zu Wasserstress führt, in Regenphasen führt der Wasserstand dagegen zu Sauerstoffmangel.

Die Hochmoore sind stark geschädigt

Moore leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, intakte Moore erfüllen eine weitere wichtige Funktion, sie sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher aller Landlebensräume. Sie nehmen zwar nur 3% der Landfläche der Erde ein, doch sind diese 3 % in der Lage rund 30 % des weltweit im Boden vorhandenen Kohlenstoffs (des Treibhausgases Kohlendioxid ) zu speichern. Im Vergleich, die Fläche der Wälder unserer Erde beträgt 30% also 10 mal mehr Waldfläche als Moorfläche, aber die Moorflächen speichern doppelt so viel CO² wie die Waldfläche.
Die Hochmoore auf der Hornisgrinde übernehmen diese Funktion nur sehr eingeschränkt, nur wenige Bereiche sind noch in der Lage Torf zu bilden. Weite Bereiche sind von Mineralisierung betroffen, somit eher als Kohlenstoffquelle zu betrachten, sie geben ihr gespeichertes Kohlendioxid in Teilen wieder in die Umwelt.

Wie wurde das Jahrtausende lang intakte Moor geschädigt

Einen großen Anteil daran, dass die Hochmoore im Hornisgrindegebiet und um den Bannwald Wilder See geschädigt sind, dürfte dabei, der nach einer langen sommerlichen Trockenperiode am 4. August 1800 ausgebrochene Brand haben. Das als größter Brand in der Geschichte des Nordschwarzwald eingehende Ereignis wütete 17 Tage lang, dann hatte das Feuer rund 2800 Hektar Wald und viele jahrtausende alte Moorflächen zerstört. Heute ist der Brand an der etwa 20 Zentimeter unter der Oberfläche liegenden Brandschicht (meist 2-8 cm) sowie einen stark zersetzten Torf unter der Brandschicht zu erkennen.

Hornisgrinde Bohlenweg übers HochmoorSeit dem Mittelalter wurden die nicht vermoorten Bereiche der Hornisgrinde über Jahrhunderte als Weide für Rinder und Ziegen genutzt, dazu immer wieder brandgerodet. Erst als Anfangs des 20. Jahrhunderts die Stallhaltung aufkam nahm das ein Ende. Die Landschaft veränderte sich, es entstanden lichte Bergheiden mit wenigen Pflanzenarten, dazu zählen Rasenbinse (Bocksergras) Borstgras, Besenheide und Pfeifengras. Nach dem Ende der Beweidung hat sich die Vegetation wieder geändert, jetzt konnte sich das schnellwüchsige Pfeifengras durchsetzen.

Im 19. Jahrhundert wurde der torfbildenden Vegetation durch Entwässerungsgräben das Wasser buchstäblich abgegraben, das Torfwachstum wurde so verlangsamt oder ist zum Stillstand gekommen, Torf wurde als Brennmaterial und Streu abgebaut.

In den 20er und 30er Jahren des 20.Jahrhunderts, das Deutsche Reich hat den 1. Weltkrieg verloren und der Versailler Vertrag verbot praktisch eine deutsche Luftwaffe. Die private Fliegerei war davon nicht betroffen, so wurde die Hornisgrinde als Start- und Landeplatz für Segelflieger genutzt, natürlich mit tatkräftiger Unterstützung des Militärs....

Während des dritten Reiches übernahm die Wehrmacht den Fliegerstützpunkt auf der Hornisgrinde, die militärische Nutzung der Hornisgrinde begann. Auf der Hornisgrinde wurde eine Flugabwehrbatterie installiert, mit dem Bau der Anlage wurde der Hornisgrindegipfel zum Sperrgebiet erklärt.

Zurück zu dem asphaltierten Weg, der das südliche Hochmoor trennt, wann dieser Weg erstmals angelegt wurden haben wir nicht erfahren, sicher aber ist, er wurde 1939 vom deutschen Militär/Polizei zu einer für schwere Lastwagen befahrbaren Ringstraße ausgebaut.

Torfstiche und Anlegen von militärischen Bunkergebäuden haben die Moorbildung stark gestört, bzw. zerstört.

Nach Ende des Krieges 1945 übernahmen die Franzosen, auch sie legten Entwässerungsgräben an und entfernten Torf. Vor allem das Hochmoor auf dem Südgipfel leidet durch Wegebau und Anlegen von militärischen Bunkerelementen. Gut ist, dass der Boden im Hochmoor zu weich und durchnässt für die schweren Militärfahrzeuge war, die  hätten sich hier nur beschwerlich bewegen können. Erstellte Bauten würden schnell "absaufen", so bleiben die Franzosen mit ihren Bauten überwiegend im Randbereich und unterhalb des Gipfels.

Das Hornisgrinde-Plateau blieb bis 1996 in der Hand des französischen Militärs.
Seit dem Jahr 1997 durfte das Plateau auf dem Berg dann wieder öffentlich betreten werden. Wer von den älteren Menschen erinnert sich nicht an den über 2,5 Meter hohen Sperrzaun um das Plateau, der den Zutritt verwehrte. Er wurde ab 1997 zurückgebaut, aber viele der Betonstützen sind heute noch zu sehen... Viel ist aus der Zeit der Französischen Besatzung nicht bekannt, die Franzosen mauern bis heute.... die großen Buntsandsteine, die auf dem Gebiet der Hornisgrinde liegen, die stationierten Soldaten mit Jahreszahl, Namen und Einheiten markiert haben verraten da schon mehr..

Torfschicht Hornisgrinde HochmoorDie Hochmoore renaturieren

Es gibt einige Möglichkeiten geschädigte Moore wieder in den Stand intakter Moore zu bringen, im Falle der Hornisgrinde Hochmoore dürfte sich das aber als schwierig erweisen. Zuerst müssten Teile der gestörten Torflager im Wasserhaushalt stabilisiert werden. Das bedeutet vor allem Wiedervernässung entwässerter Moorbereiche und bei den durch Torfstich freigelegten Torflagern eine Verhinderung durch Erosion.

Eigene Gedanken

Wie diese und weitere Maßnahmen durchgeführt werden müssen, dafür fehlt uns das Fachwissen, aber wird das bedingt durch den Klimawandel, der bei steigenden Temperaturen weniger Niederschläge bringt überhaupt reichen? Ist es nicht besser, die vorhandenen Latschenflächen, die sowohl erst nach der Brandkatastrophe im Jahr 1800 aufgekommen sind zu erhalten und dabei das Aufkommen der Fichte zu verhindern?

Mehr Informationen zu Mooren und Grinden im Schwarzwald



Quellen:
„Zukunft der Grinden: Erfassung und Bewertung des Wachstumspotenzials von Moorflächen auf den Grinden“ Dr. Pascal von Sengbusch
Büro für ökologische Gutachten/Moorkunde
NATURA 2000- Naturschutzgebiet Hornisgrinde-Bieberkessel, Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg
Natur über den Wäldern: >>LIFE<< auf dem Grindenpfad, Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg
Moorkataster des Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg
Hornisgrinde - Die Wehrgeschichte eines Schwarzwaldberges, Friedrich, Florian und Felix Wein

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