Schurmsee Google Maps
Der Schurmsee ist aufgrund seiner abgeschiedenen Lage einer der weniger besuchten Karseen im Nordschwarzwald. Würden nicht einige wenige Wanderwege wie, der "Seensteig Etappe 4, vom Mummelsee nach Schönmünzach" am See vorbeiführen, nur wenige Wanderer würden den Weg zum Schurmsee finden.
Das hat durchaus Vorteile, wer schon einmal den heute zum Nationalpark Schwarzwald gehörenden "Wilder See" besucht hat, wird die Ruhe am Schurmsee richtig genießen können.
Oberhalb des Felshang an der 960 Meter hoch gelegenen Schurmseehöhe gibt es einen wunderbaren Blick auf den See.
Wo liegt der Schurmsee
Der Schurmsee liegt auf 794 Meter Höhe auf der Gemarkung Forbach im Landkreis Rastatt, zwischen Hundsbach und Schönmünzach. Von Hundsbach ausgehend liegt der See ca. 4,7 Kilometer entfernt, von Schönmünzach sind es ca. 3,8 Kilometer. Der Felshang, auch Karwand genannt, der dem See vorsteht ist Teil eines flachen Bergrückens der von der Hornisgrinde nach Nordosten her führt.
Wie ist der Schurmsee entstanden
Der Schurmsee ist ein Karsee, entstanden am Ende der letzten Eiszeit, im Alpenraum wird sie als Würmeiszeit bezeichnet, sie begann vor rund 100.000 Jahren und war erst vor etwa 12.000 Jahren zu Ende.
Der Hang oberhalb des heutigen Schurmsees hat nur wenig Sonnenlicht erhalten. Auf diese Weise konnte sich an dieser kalten Stelle in zehntausenden von Jahren Schnee, teils durch Niederschläge teils durch herangewehtem Schnee sammeln.
Die Schneemasse hat sich dann durch auftauen und wiedergefrieren zu einem Eisgletscher verdichtet. Als es dann vor etwa 20.000 Jahren begann langsam wieder wärmer zu werden wurde der Vorgang noch verstärkt. Bald bildeten sich auf der Oberfläche und unterhalb des Gletschers Schmelzwasserströme. Aufgrund der gewaltigen Masse kam der Gletscher in Bewegung, er rutschte an der fast 170 Meter hohen Karwand entlang, dabei riss er Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelte so eine Mulde in den Hang.
Das Gesteinsmaterial, das der Gletscher mit sich nahm, bliebt als Endmoräne am Ende der Mulde liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm indem sich durch Regen und Schmelzwasser sowie Wasser aus Quellen und Bächen, die oberhalb des Hanges austraten, ein See bildete.
Der bis zu 13 Meter tiefe Schurmsee besitzt nach dem Mummelsee die größte Wassertiefe aller Karseen im Nordschwarzwald. Der Karsee zeigt eine leicht ovale Form mit spitzem Anfang. Seine Wasseroberfläche erstreckt sich auf 1,6 Hektar, der Wasserinhalt des Schurmsees beträgt 180 000 Kubikmeter. Der Schurmsee ist in einer Seerunde von 1,2 km gut zu umwandern.
Der Schurmsee wurde wie andere Seen im 19 Jahrhundert als Stausee (Schwallung) genutzt, um das Holzflößen zu ermöglichen. Noch heute ist etwa die Hälfte der Waldfläche hier im Besitz der Murgschifferschaft, diese entstand schon im 15. Jahrhundert als Vereinigung von Waldbesitzern, Sägewerksbesitzer und Flößer. Erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden etwas mehr als die Hälfte des Waldes an den badischen Staat verkauft.
Wie sieht die zukünftige Entwicklung des Schurmsee aus
Auch wenn es beim Schurmsee noch lange dauert, wird er verlanden, fast ein Drittel des Sees ist bereits verlandet. Der See wird also irgendwann komplett verlanden und sich zu einem Moor entwickeln. Dieser Prozess begann schon unmittelbar nach der Entstehung des Karsees. Wasser das als Schmelz- oder Regenwasser aus dem Hang in den See läuft bringt feinen Sand mit. Die Vermoorung und Verlandung des Schurmsees zeigt sich schon heute durch einen bis zu 15 Meter breiten Vegetationsgürtel mit Schwingrasen. Dieser Schwingrasengürtel, er besteht aus einer auf dem Wasser schwimmenden Pflanzendecke aus Torfmoosen, wird die Wasserfläche des Sees irgendwann komplett eingenommen haben.
Der Schurmsee wird aus Regenwasser gespeist, zudem vom "Vorderer Seebach", der gleichzeitig für den Abfluss des Schurmsees auf der Ostseite sorgt. Der Seebach übergibt sein Wasser dann in die Murg.
Das Wasser im Schurmsee
Der geologische Untergrund im Nordschwarzwald besteht überwiegend aus dem mittleren Buntsandstein. Dieser ist extrem kalk- und basenarm und somit sehr sauer und nährstoffarm. Die Gewässer auf dieser Schicht sind stark sauer (pH < 5). Das Wasser im See wird durch Huminstoffe braun gefärbt.
Die Flora und Fauna am Schurmsee
Der See, das Ufer und der Bereich um den See ist Heimat seltener Pflanzen geworden, so wurde dieser 7,8 Hektar große Bereich 1985 zum Naturschutzgebiet Schurmsee erklärt. Der Schurmsee ist umgeben von einem ca. 160 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet.
Der Schurmsee im Schwarzwald ist wie alle Karseen ein Biotop für gefährdete Tier und Pflanzenarten. Im breiten torfigen Vegetationsgürtel am Rande des Sees wachsen Pfeifengras, Stern-Segge, scheidiges Wollgras und Rundblättriger Sonnentau. Näher am See in den nasseren Bereichen wachsen Schlamm- und Schnabel-Segge, auf der Wasserfläche am Überlauf findet sich die gelbe Teichrose. Um den See herum zeigen sich vorwiegend Fichten, Kiefern und Tannen.
An Tieren findet sich eine große Anzahl wasserliebender Insekten und Vögel. Eine Wanderung der Grasfrösche wie im Buhlbachsee oder eine Krötenwanderung wie im Huzenbachersee konnten wir leider noch nicht beobachten. Im Schurmsee finden sich Grasfrösche, Erdkröten sowie Berg- und Fadenmolche.
Seit Ende der 80er Jahre wird die Amphibien-Population am See erforscht, im Jahr 2012 kam es wegen des sauren Wassers sogar zum Absterben der früh abgelegten Laichballen des Grasfrosches. Später abgelegter Laich dagegen wies fast gar keine Schäden auf.
In den letzten Jahren konnte im See eine Zunahme an Jungtieren bei Molchen, Erdkröten und Grasfröschen festgestellt werden. Auch die Erdkröte, eine der säure-empfindlichsten Amphibienart vermehrt sich wieder. Fische können in dem sauren Wasser aber nicht überleben..
Wie viele Karseen gibt es noch
Nach der letzten Eiszeit hatte es allein im Nordschwarzwald 129 Kare gegeben, davon waren mehr als 100 Kare mit einem Karsee entstanden. Im Laufe der Zeit sind die meisten zugewachsen und verlandet, heute als Moore bekannt. Nur wenige der ehemaligen Karseen sind heute noch erhalten, der Sankenbachsee und der Ellbachsee waren bereits verlandet, beide Seen wie auch der Buhlbachsee existieren heute nur dank künstlich herbei geführter Aufstauungen.
Orte an denen es früher Karseen gab kann man auch an ihren Bezeichnungen auf Karten sehen. Diese Gewann-Namen sind teilweise viele Jahrhunderte alt und geben noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes.
So zeigen Gewann-Name wie "Blinder See" oder "Weiher" dass hier noch vor einigen Jahrhunderten ein See bestand, "Misse" bezeichnet eine sumpfige Stelle. Die Moore, die einst vielleicht ein Karsee waren sind aber fast alle entwässert und mit Fichten bepflanzt worden. Schon vor dreitausend Jahren, bei frühen Besiedlungen, wurden die ebenen Moränenflächen der Kare als Standort für Hofanlagen und Felder genutzt
Zwölf erhaltene Karseen besitzt der Schwarzwald heute noch, es sind:
Karseen im Nordschwarzwald
Herrenwieser See, Gemarkung Forbach-Herrenwies im Landkreis Rastatt
Schurmsee, Gemarkung Forbach, Landkreis Rastatt ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Huzenbacher See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Wilder See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Mummelsee, Gemarkung Seebach, direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Landkreis Ortenaukreis
Ellbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Buhlbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Sankenbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Glaswaldsee, Gemarkung Bad Rippoldsau-Schapbach Landkreis Freudenstadt
Karseen im Südschwarzwald
Feldsee, Gemarkung Hinterzarten, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Titisee, Landkreis Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Nonnenmattweiher, Gemarkung Neuenweg, Landkreis Lörrach
Wie den Schurmsee erreichen
Eine Wanderung zum Schurmsee und Blindsee kann somit von Schönmünzach erfolgen. Am besten beim Parkplatz gegenüber dem Kurhaus und der Tourist-Info von Schönmünzach parken und sich an dem Seensteig Zeichen zu orientieren. Es gibt auch eine 12 Kilometer lange Rundwanderung, die "Schurmsee Runde", die am Bahnhof in Schönmünzach beginnt.
Info: Der Mehretappenweg Seensteig Etappe 4 vom Mummelsee nach Schönmünzach führt am Schurmsee vorbei.
Eine kleine offene Schutzhütte steht in unmittelbarer Nähe oberhalb des Seeufers, ein schmaler Pfad führt hinunter zum Seeufer, welches durch einen Holzzaun abgegrenzt ist. Vereinzelte Sitzbänke lassen Wanderer hier ausruhen und eine Pause machen, die herrliche Ruhe am See genießen und Natur überwiegend in Form von Pflanzen und Tieren beobachten. Ein Begehen der Uferzonen ist nicht erlaubt, der bis zu 15 m breite schwimmende Schwingrasen aus Torfmoosen lässt das aber auch nur schwerlich zu. Dass Baden im See verboten ist, dürfte selbstverständlich sein.
Auf der knapp 160 Meter höher gelegenen Schurmseehöhe gibt es zwei Stellen mit Aussicht auf den Schurmsee, der erste Aussichtspunkt liegt beim Aufstieg näher am Weg. Der freie Blick auf den Schurmsee ist hier bedingt durch die Bepflanzung aber etwas schlechter.
Die zweite Aussichtspunkt liegt wenige Meter weiter und bietet den schöneren Blick auf den See, eine Sitzbank lädt zum Verweilen ein. Auf beiden Aussichtsplätzen gibt es aber einen Blick in östlicher Richtung auf den Karsee, ins Murgtal und die Baiersbronner Gegend.
Der Blindsee
Nicht allzuweit abseits des Schurmsee findet sich, ebenfalls am Seensteig liegend, der Blindsee. Es bietet sich an, auch diesem doch schon stark verlandeten See, der eher ein baumfreies Moor ist zu besuchen.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen
100 Jahre Bannwald Wilder See Schriftenreihe FORST BW Band 85
Baiersbronn vom Königsforst zum Luftkurort - Wegrahistorik-Verlag Stuttgart
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/In_Deutschland_ausgestorbene_Arten_06_09.pdf
http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/265578/isf_arbeitsbericht_2015.pdf?command=downloadContent&filename=isf_arbeitsbericht_2015.pdf
http://epic.awi.de/36566/24/Roesch_2012.pdf
http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/download/get;jsessionid=DB9D5E38A6C28809B717176B65111B89.public5?file=rep3047599470764843631.pdf&mimetype=application/pdf
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
http://www.stoppt-die-wanderhuette-am-silberberg.de/Download/Landschaftsschutzgebiet_Huzenbacher-See_Schoenmuenz_und_Langenbachtal.pdf
https://nationalpark.blog/sagenhaftes-und-erdgeschichtliches/
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
Managementplan für das FFH-Gebiet 7415-311 „Wilder See ...
http://www.badische-heimat.de/heft/reprint/1960_3_eiszeit.pdf
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg - Bodenversauerung - Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen Kurzfassung einer Literaturstudie
https://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/17040/bodenversauerung_kurzfassung.pdf?command=downloadContent&filename=bodenversauerung_kurzfassung.pdf
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg - Amphibien und Gewässerversauerung 2002
http://fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/94762/U64-M332-J02.pdf?command=downloadContent&filename=U64-M332-J02.pdf&FIS=91063
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
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https://opus.htwg-konstanz.de/frontdoor/deliver/index/docId/1074/file/umweltdaten_2015.pdf