SankenbachseeSankenbachsee                     Google Maps

Der Sankenbachsee im Schwarzwald ist einer von fünf Karseen auf Baiersbronner Gemarkung. Der Sankenbachsee ist der einzige Karsee, in dem das Baden erlaubt ist, was von Besuchern auch gerne für eine Abkühlung im Sommer genutzt wird. Oberhalb des Karsees liegen die Sankenbach-Wasserfälle die in einer zweistufigen Wasserfallkaskade an der Karwand herabstürzen.

Der Sankenbachsee entstand während der letzten Eiszeit, der heutige See selbst wird wohl nicht mehr viel mit dem einstigen Karsee gemein haben, da er in Jahren 1980/81, nachdem er bereits verlandet war künstlich aufgestaut wurde. Die Sankenbacher Wasserfälle und die umgebende Fläche (4,8 Hektar) dagegen schon, sie wurden bereits 1937 als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen.

Die Karwand ist zwar nur 40 Meter hoch, die hohe Buntsandsteinwand geben dem zumeist nur wenig Wasser führenden Wasserfall durchaus etwas Beeindruckendes.

Sankenbachsee im SchwarzwaldWo liegt der Sankenbachsee

Der Sankenbachsee befindet sich südwestlich von Baiersbronn auf etwa 678 Höhenmeter, er ist damit der am Tiefsten gelegene Karsee im Nordschwarzwald. Bemerkenswert hier, fünf von zehn Karseen im Nordschwarzwald liegen auf Baiersbronner Gemarkung. Der See liegt etwa in 3,5 km Luftlinie nordöstlich von Baiersbronn, Freudenstadt ist etwa 5 km und Kniebis etwa 3 km entfernt.

Wie ist der Sankenbachsee entstanden

Während der letzten Eiszeit, in der Alpenregion Würmzeit genannt, wurde der See von einem Eisgletscher gebildet. Die Würmeiszeit begann vor etwa 115.000 Jahren. In fast 100.000 Jahren hatte sich hier an der östlichen sonnenabgewandten Seite des Berghang eine gewaltige Schneemasse durch Niederschläge und heran gewehtem Schnee angesammelt. Die mittlere Temperatur im Schwarzwald war damals etwa 8 bis 10°C niedriger als heute. So konnte in den Höhenlagen der Schnee auch im Sommer nicht schmelzen.

Sankenbachsee KarseeDa im Sommer die Temperaturen aber auch in der Eiszeit in Plusgrade übergingen wurde die obere Schneedecke durchfeuchtet. In kalten Tagen/Nächten konnte die Schneeoberfläche aber wieder gefrieren. Durch wiederholtes Auftauen und Wiedergefrieren der Schneeschicht "backten" die Schichten sich zusammen, aus ca. 8 Metern Schnee entstanden so etwa 1 Meter hoher Firnschnee. Der Vorgang der Firnbildung konnte aber auch durch den Druck der oberen Schneeschichten auf die alte Schneedecke erfolgen. Aus diesem Firn wurde in einem über Jahre gehenden Prozess Gletschereis.

Gegen Ende der Eiszeit, in der es langsam wärmer wurde, etwa vor 11.700 Jahren, bildeten sich auf dem Gletscher, aber auch unterhalb des Gletschers durch Abtauen des Eises Gletscherströme. Frostsprengungen durch eindringen und gefrieren von Wasser ins Gestein lösten viel Material von der Wand, darunter viele kleine Steine aber auch große Felsen. Es war die Zeit in der viele der Blockhalden im Schwarzwald entstanden.

Sankenbachsee EiszeitseeDie Gletscherströme sorgten für einen Schmelzwasserfilm, der Gletscher begann sich aufgrund seines Eigengewichtes langsam in Richtung Tal zu bewegen. Dabei gab die 40 Meter hohe Karwand Steine, Geröll und Erde frei, der Gletscher nahm alles mit und hobelte dabei eine tiefe Mulde in den Hang.

Am Ende der Mulde verlor sich die Kraft des Gletschers, das mitgerissene Gesteinsmaterial blieb als Endmoräne liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm indem sich durch Regen und dem Schmelzwasser sowie Wasser aus Quellen und Bächen, die oberhalb des Hanges austraten ein See bildete. Im Verlauf der Jahrtausende sorgte von der Karwand herabfallender Schutt dafür, dass die Böschung am Fuß der Karwand flacher wurde.

Sankenbachsee NordschwarzwaldDer Sankenbachsee heute

Der ursprünglich entstandene Sankenbachsee existiert heute leider nicht mehr, der Karsee war schon vor etwa 3000 Jahren verlandet, ein Schicksal das letztlich alle Karseen ereilen wird, so ist auch der höchste Karsee im Nordschwarzwald im Biberkessel schon vor 2000 Jahren verlandet.

In den Jahren 1980/81 wurde vom staatl. Forstamt Obertal in Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Freudenstadt an der Stelle des Moränenwalls, also an der Stelle an der das Gesteinsmaterial als Endmoräne liegen blieb aus ca. 12.000 Kubikmetern Erdmaterial eine neue Wassersperre geschaffen. Der Sankenbachsee wurde so wieder angestaut, das bestehende Verlandungsmoor geflutet. Für den Fremdenverkehr ergab sich natürlich ein positiver Effekt, die vielen seltenen Pflanzenarten die dadurch "unters Wasser" gekommen sind, die vielen Tierarten die dadurch ihren Lebensraum verloren haben würden wohl anderer Meinung sein....

Die Wasserfläche des Sankenbachsee wird mit 2.3 Hektar angegeben, die Wassertiefe mit 5 bis 7 Meter. Der Karsee ist ca. 160 Meter lang und 140 Meter breit. Der Wasserspiegel des Sankenbachsees wird übrigens jedes Jahr vor der Schneeschmelze abgesenkt, so können die Wassermengen, die bei der Schneeschmelze anfallen auch aufgefangen werden. Der Sankenbachsee dient so auch als Hochwasserschutz für die tiefer gelegenen Gebiete.

Wasser im SankenbachseeDas Wasser im Sankenbachsee

Das Wasser im Sankenbachsee wird durch im Wasser gelöste Huminstoffe braun gefärbt, diese lassen es dunkel und trüb erscheinen. Er speist sich aus dem Wasser der Sankenbach Wasserfälle. Der Sankenbach tritt an der gegenüberliegenden künstlichen Staustufe wieder aus, er geht ein in den Forbach und weiter zur Murg.

Der geologische Untergrund im Nordschwarzwald besteht überwiegend aus dem mittleren Buntsandstein. Dieser ist extrem kalk- und basenarm und somit sehr sauer und nährstoffarm weshalb die Gewässer auf dieser Schicht stark sauer sind. Messungen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg zeigen, dass die Karseen im Nordschwarzwald stark sauer sind. So zeigen Proben im Jahr 2002 einen PH Wert 4,68 - 5,63, dem gegenüber stehen Proben von 1987, die einen PH Wert von 4,5 angeben. Die Gewässerversauerung geht also deutlich zurück, aber Entwarnung im Hinblick auf Amphibien-vorkommen kann noch nicht gegeben werden.

SankenbachseeWie sieht die zukünftige Entwicklung des Sankenbachsee aus

Der Sankenbachsee würde ohne die künstliche Aufstauung schon heute nicht mehr bestehen. Schon vor etwa 3000 Jahren war der Karsee verlandet, in dieser Zeit konnte sich bereits eine Torfschicht bilden. Da der See jedoch Anfang der 1980er Jahre künstlich aufgestaut wurde, für den Fremdenverkehr eine wichtige Rolle spielt, besteht beim Sankenbachsee wohl nicht mehr die Gefahr das er in absehbarer Zeit wieder verlandet, obwohl am Nordrand des neuen Sees erneut Verlandungsvorgänge zu beobachten sein sollen.

Die Flora und Fauna am Sankenbachsee

Der Sankenbachsee und das Sankenbachtal sind Teil des Landschaftsschutzgebiets „Seitentäler der Murg“, in der Kurzbeschreibung des Schutzgebiets steht: Naturnahe Erholungslandschaft in verschiedenen Seitentälern der Murg mit offenen Wiesenauen, Bergwiesen, Erlen-Eschenwäldern als natürliche uferbegleitende Gehölze in einem fast vollständig bewaldeten Teil des Nordschwarzwaldes.

Pflanzen am SankenbachseeAnfang der 1980. Jahre wurde das sicher wertvolle Biotop am Sankenbachsee durch das durchaus nachvollziehbare Wiederherstellen des Karsees zerstört, erst im November 1985 wurde das Landschaftsschutzgebiet "Seitentäler der Murg", zu dem das Gebiet des Sankenbachsees gehört ausgewiesen. Die äußeren Einflussfaktoren, wie verschiedene Freizeitaktivitäten, sind für spezialisierte Arten wie sie an einem Karsee vorkommen nicht gerade optimal. Es gibt jedoch einige für Besucher gesperrte Flächen am Ufer des Sankenbachsees. Auf diesen Flächen soll sich die teilweise seltene Flora und Fauna ungestört entwickeln können.

Wir haben so gut wie nichts über die Tiere und Pflanzenarten am Sankenbachsee gefunden, für Fische ist das Wasser in den Karseen normalerweise zu sauer sein, im Sankenbachsee kommen aber sehr wohl Fische vor. Das lässt sich aus einem Artikel des Schwarzwälder Boten vom Dezember 2017 erkennen, damals sollte das Wasser des Sees abgelassen werden.

Die Wassermassen müssen behutsam abfließen, und auch die im See lebenden Fische müssen entsprechend geschützt werden. "Was am Ende rauskommt, wissen wir auch nicht, aber um die Fische kümmern wir uns.

Einzig eine Publikation über den Zwergtaucher wurde von uns noch gefunden. Das Brutvorkommen des seltenen Zwergtauchers wurde von den Wissenschaftlern Martin Boschert und Marc Förschler auch am Sankenbachsee überprüft, leider geht der Bestand am Sankenbachsee zurück. Vermutlich wegen der Freizeitaktivitäten am Sankenbachsee, an dem sehr häufig gebadet wird, so dass in den Jahren 1998 und 1999 kein Bruterfolg mehr festgestellt werden konnte, aktuellere Zahlen konnten wir leider nicht finden.

SankenbachseeDas Wasser im Sankenbachsee wird abgelassen

Ein Artikel des Schwarzwälder Boten vom Dezember 2017 berichtet darüber,
Die beiden Revierförsterinnen Susanne Gaiser und Ina Waidelich vom Kreisforstamt Freudenstadt lassen den See trocken laufen. Zusammen mit vier Auszubildenden vom forstlichen Ausbildungsstützpunkt in Bad Rippoldsau-Schapbach und deren Ausbilder Jörg Sackmann haben die beiden das aufwendige Unterfangen in die Wege geleitet.

Nötig was die Aktion um die Stauvorrichtung, den so genannten Mönch zu überprüfen und gegebenenfalls zu erneuern...

Sankenbach WasserfallSankenbach Wasserfälle

Der Sankenbachwasserfall der die Karwand "hinabstürzt" wurde bereits 1937 als flächenhaftes Naturdenkmal eingestuft, das Wasser des Sankenbach stürzt in zwei Stufen über eine durch den Mittleren Buntsandstein gebildete Steilstufe in den Sankenbachsee. Die Fallhöhe beträgt ca. 40 Meter, da der Sankenbach nur wenig Wasser führt, sieht der Wasserfall nicht so spektakulär aus, die Wand aus Buntsandstein beeindruckt da schon eher.

Sankenbach WasserfälleIn einem kleinen Becken oberhalb der ersten Fallstufe kann Wasser angesammelt werden, von einem Steg aus kann das Becken mittels einem Holzschieber geöffnet und das Wasser abgelassen werden um so den Sankenbach Wasserfall zu verstärken. Am Wasserfall führt ein Wanderweg hinauf oder wahlweise zum Karsee hinunter.

Unten angekommen steht wenige Meter entfernt ein Hütte mit Spielplatz und Grillstelle, bei unseren Besuchen ist die Grillstelle immer in Benutzung, vermutlich kann sie über die Gemeinde reserviert werden.....


Wie viele Karseen gibt es noch

Am Ende der Eiszeit hatte es allein im Nordschwarzwald mehr als 100 Karseen gegeben. Im Laufe der Zeit sind die meisten zugewachsen und verlandet, einige sind aber noch als Moore bekannt. Nur wenige der Karseen sind noch übrig, der Ellbachsee, er war bereits verlandet, der Buhlbachsee nur dank künstlich herbei geführten Aufstauungen erhalten geblieben.

Die Orte an denen es früher Karseen gab kann man auch an den Gewannbezeichnungen auf Karten sehen, die Gewannnamen geben noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes.

Bezeichnungen wie "Blinder See" oder "Weiher" zeigen, dass hier noch vor wenigen Jahrhunderten ein See bestand. "Misse" bezeichnet eine sumpfige Stelle, die Moore die einst vielleicht ein Karsee waren sind aber fast alle entwässert und mit Fichten bepflanzt worden.

Zwölf erhaltene Karseen besitzt der Schwarzwald heute noch, es sind:

Karseen im Nordschwarzwald

Herrenwieser See, Gemarkung Forbach-Herrenwies im Landkreis Rastatt
Schurmsee, Gemarkung Forbach, Landkreis Rastatt ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Huzenbacher See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Wilder See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Mummelsee, Gemarkung Seebach, direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Landkreis Ortenaukreis
Ellbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Buhlbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Sankenbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Glaswaldsee, Gemarkung Bad Rippoldsau-Schapbach Landkreis Freudenstadt

Karseen im Südschwarzwald

Feldsee, Gemarkung Hinterzarten, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Titisee, Landkreis Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Nonnenmattweiher, Gemarkung Neuenweg, Landkreis Lörrach

Wie den Sankenbachsee erreichen

Der See ist zu Fuß oder mit dem Mountainbike zu erreichen, zum See führt der Genießerpfad Sankenbachsteig, der Baiersbronner Himmelsweg 2-Seen-Tour und die Seensteig Etappe 1.

Informationen zum Urheberecht

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Quellen
Baiersbronn vom Königsforst zum Luftkurort - Wegrahistorik-Verlag Stuttgart
Fritz Fezer Eiszeitliche Erscheinungen im nördlichen Schwarzwald

Internet

http://www.botanik-sw.de/BAS/media/texte/Exkursionsf%C3%BChrer_FlorSoz_2001_72dpi.pdf
https://www.planet-wissen.de/kultur/mittelgebirge/schwarzwald/index.html
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
http://www.badische-heimat.de/heft/reprint/1960_3_eiszeit.pdf
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/18/51/1967/egqsj-18-51-1967.pdf
http://www.geo.fu-berlin.de/v/pg-net/geomorphologie/glazialmorphologie/Gletscher/Gletscherbewegung/index.html
http://www.fosor.de/artikel/zwergtaucher.pdf
https://www.leo-bw.de/themen/natur-und-umwelt/seen/sankenbachsee
https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.baiersbronn-sankenbachssee-wird-abgelassen.a3e325e1-ae2b-45a0-b2ae-f7ae0c87f286.html
https://www.nationalparkregion-schwarzwald.de/Media/Attraktionen/Baiersbronn-Sankenbachseehttps://mobil.deutschebahn.com/region/sued/schwarzwald/sankenbachsee-bei-baiersbronn-nordschwarzwald
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/18/51/1967/egqsj-18-51-1967.pdf
https://www.lernstunde.de/thema/gletscher/grundwissen.htm
http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/download/index.xhtml;jsessionid=5EEFD2635CBD53518CBC4B79344231C8.public5?file=rep5801275014294929273.pdf&mimetype=application%2Fpdf&printname=Datenauswertebogen

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