Wilde Weiden am Schliffkopf - Führung und Exkursion im Nationalpark
Die Natur und Landschaft am Schliffkopf gehört zu den schönsten im Nationalpark Schwarzwald, der Lebensraum zahlreicher Pflanzen und Tierarten gehört zur Managementzone im Park. Was das ist und mehr zur Geschichte, zur Entstehung und Bedeutung der Grinden, dazu gibt es Informationen in dieser Wanderung. Natürlich war es nicht möglich mir alles Wortgenau zu merken, daher habe ich im Nachhinein noch mal recherchiert um die Informationen die gegeben wurden sinngemäß wiederzugeben.
Die Exkursion durch die offene Landschaft der Grinden an der ich teilgenommen habe, findet im Juli 2018 statt, sie wird durchgeführt vom hauptamtlichen Ranger Lukas Schmidt und dem freiwilligen Ranger Roger Cornitzius. Nach einer kurzen Vorstellung ging es auch gleich los.
Entlang der Außenlage des Schliffkopfhotels, in der sich schon häufiger die Kreuzotter verirrt hatte (zur Kreuzotter später mehr) ging es bergan Richtung Schliffkopfgipfel.
An der Infotafel, die über bedrohte Tierarten und die Grinden informiert, halten wir erstmals an. Hier erfahren wir von Herrn Schmidt und Cornitzius etwas über Größe und Gebietsgliederung und die Zonen des Nationalparks.
Größe und Gebietsgliederung des Nationalpark Schwarzwald
Die Gesamtfläche des am 1. Januar 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald beträgt 10.062 Hektar und gliedert sich in das Teilgebiet Nord mit 2.447 Hektar und dem Teilgebiet Süd mit 7.615 Hektar. Die Nationalparkflächen liegen auf einer Höhenlage zwischen 470 und 1151 Metern über NN. Die gesamte Fläche des Nationalparks liegt auf Staatswald. Um die angrenzenden Wälder vor einem evtl. Borkenkäferübergriff zu schützen wurde an der Grenze des Nationalparks eine 500 m breite Pufferzone errichtet. Darin findet ein Borkenkäfermonitoring statt um einen Befall frühzeitig zu erkennen und die befallenen Fichten herauszunehmen.
Die Gesamtflache des Nationalparks ist in drei verschiedene Zonen aufgeteilt. In diesen Zonen wird die Artenvielfalt unterschiedlich stark geschützt
Managementzone
Höchstens 25 % der Nationalparkfläche bleibt immer Managementzone in der das Nationalparkteam pflegend und lenkend eingreift. Es sollen z.B. die Ziele des Biotop- und Artenschutz gesichert und die Ausbreitung des Borkenkäfers auf die umliegenden Wälder verhindert werden. Die Grindenflächen liegen ebenfalls in der Managementzone, bleiben dauerhaft erhalten und werden durch ein Grindenband miteinander vernetzt.
Entwicklungszone
Wälder, die in der Entwicklungszone liegen, werden auf einen späteren Übergang in die Kernzone vorbereitet. In manche Waldflächen muss noch eingegriffen werden, bevor man „Natur Natur sein“ lassen kann. Die Entwicklungszonen sollen nach 30 Jahren Kernzone sein.
Kernzone
In der Kernzone gilt es „Natur Natur sein“ lassen. In die darin liegenden Waldgebiete wird nicht mehr eingegriffen und sind am stärksten geschützt. Hier gilt der Prozessschutz. Zur Kernzone zählen im Nordteil die Bereiche Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf. Im Südteil sind es der Wilde See/Kleemüsse und der Buhlbachsee/Hechliskkopf. In den internationalen Richtlinien des Nationalparks ist festgelegt, dass in 30 Jahren 75 % der Nationalparkfläche Kernzone geworden ist. Diese Gebiete dürfen nur unter Berücksichtigung der hier geltenden Schutzvorschriften auf den ausgewiesenen Wegen betreten werden
Die Grinden im Schwarzwald
Wer den Schwarzwald kennt, weiß welche Bedeutung diese einzigartigen Landschaft zukommt. Entstanden sind die Grinden zum größten Teil durch menschlichen Einfluss als es nicht mehr genügend Weideflächen für die Viehhaltung in den Tälern des Schwarzwalds gab. Rinder und Ziegen wurden auf die ebenen Hochflächen mit nur wenig Baumbewuchs und offener Struktur zum weiden getrieben. Am Ende jeden Weidejahres fand eine Brandrodung statt. Es sollten sich keine Bäume ausbreiten, dafür aber mehr Gras wachsen um größere Weideflächen zu erhalten. Die in Nähe der Höfe liegenden Wiesen konnten stattdessen für die Heugewinnung genutzt werden. Doch die ständige Beweidung durch die Rinder und Ziegen auf den Schwarzwaldhochflächen hatte einen Nährstoffverlust zur Folge. Der Boden verdichtete sich und aufgrund der hohen Niederschläge vernässte er und es bildete sich Moor, die Grinden entstanden.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden die Weiden auf den Grinden bewirtschaftet. In der Mitte des 18. Jh. waren durch die Brandrodung so große Waldflächen vernichtet, dass man es verboten hatte. Als die Zeit kam, in der die Tiere in den Ställen gehalten wurden endete die Beweidung. Allerdings nutzte man die Grinden um Heu zu gewinnen, hauptsächlich wegen der heilenden Wirkung durch das Borstgras. Aber gegen Ende des 18. Jh. begann eine zielgerechte Aufforstung auf den Grindenflächen was nach und nach die Schwarzwaldhöhen im 19. Jh. bewaldete.
Die Viehwirtschaft ging in den 50er Jahren des 20 Jahrhunderts immer weiter zurück, so dass man auch die Grinden nicht mehr landwirtschaftlich nutzte. Nach und Nach eroberte sich der Wald die kahlen Flächen zurück. Zunächst siedelten sich auf natürliche Weise hauptsächlich Bergkiefern an.
Erst mit der Gründung des Naturschutzzentrum Ruhestein begann man mit intensiver Naturschutzarbeit unter dem LIFE -Projekt „Grindenschwarzwald“ die Grinden wieder zu beweiden um eine offene Struktur wieder herzustellen. Die Grindenflächen werden von Schafen und Ziegen offen gehalten, seit einigen Jahren beteiligt sich daran auch das Hinterwälder Weiderind, für gröberes Gehhölz heute auch das Heckrind. Die verheerenden Folgen, die Orkan Lothar an Weihnachten 1999 hinterlassen hat, kamen dem Grindenprojekt entgegen.
Hinterwälder Weiderind
Das Hinterwälder Weiderind ist in den Grinden am Schliffkopf eingesetzt. Es frisst Süssgräser und kleinere Verbuschungen um dies offene Struktur zu erhalten. Einzigartig, wenn die Hinterwälder Gefahr spüren umkreisen sie ihr Kalb und nehmen es in die Mitte.
Die Entstehung des Schwarzwalds und der Oberrheingrabenbruch
Unsere Ranger erzählen mehr zu Entstehung dieser einzigartigen Landschaft und gehen an dieser Haltestation weit zurück, der Schwarzwald ist das höchste deutsche Mittelgebirge mit knapp 1500 Metern. Er war ein unwegsames Geländer, dicht bewaldet und Heimat wilder Tiere, aber nur wenige Stellen von Menschen bewohnt. Die Römer nannten ihn deshalb Schwarzwald (Silva nigra“, soviel wie „schwarzer Wald“. Vom Dreiländereck (Frankreich, Deutschland, Schweiz), ganz im Südwesten Deutschlands über 160 Kilometer bis nach Pforzheim nimmt er an Fläche ein. Im Westen begrenzt ihn der Oberreingraben, im Osten die Schwäbische Alb.
Gehen wir 70 Millionen Jahre zurück, wir sind im Erdzeitalter des Tertiär als der Oberrheingraben einbricht. Die umliegenden Gesteinsmassen versuchten diese Bewegung im Erdreich auszugleichen. Der Schwarzwald erhebt sich an den Rändern des Oberrheingrabens.
Doch diese Erhebung geschieht nicht gleichmäßig. Das Gebirge steigt im Westen stärker hoch als im Osten – man nennt dies „Putscholle“.
Das gleiche passiert im Südschwarzwald am Feldberg. Das Gesteinsmassiv steigt höher als im Norden. Durch die Vielzahl der Hebungs- und Faltungsvorgänge gibt es im Süden und Westen höhere Gebirgszüge als im Osten und Norden des Schwarzwalds.
Wandert man heute durch den Schwarzwald erkennt man noch immer die unterschiedlichen Gesteinsschichten.
Im Nordschwarzwald kann man besonders gut den Buntsandstein erkennen. Er ist eine der ältesten Schichten, viele historischen Gebäude wie Burgen und Kirchen wurden aus dieser Gesteinsart erbaut.
Am Gipfel des Schliffkopf
Nur ein Stück weiter ist das Schliffkkopf-Plateau. Wanderwege wie der Westweg und Seensteig passieren diesen Platz, die 5. Etappe der Murgleiter endet hier. Bei klarem Wetter erlaubt es uns die Fernsicht bis zu den Alpen. Eine vollständig freie Rundumsicht ist inzwischen nicht mehr gegeben, 20 Jahre nach Orkantief Lothar ist die Sicht in Richtung Süden nicht mehr uneingeschränkt frei.
Wenige Meter weiter steht das Schliffkopf-Kreuz, 2001 durch den CVJM Obertal und Mitarbeitern der Kirchengemeinde Baiersbronn-Obertal aufgestellt. Alljährlich zum Schliffkopf-Grindenfest wird hier ein Gottesdienst abgehalten.
Dinkelacker Gedenkstein
Der Dinkelacker Gedenkstein steht nicht weit weg vom Schliffkopf-Kreuz, der Sandsteinfindling mit einem Gewicht von dreieinhalb Tonnen wurde als Toten- und Ehrenmal zu Gedenken an 500 gefallene Skiläufer des Schwäbischen Schneeschuhbundes im ersten Weltkrieg aufgestellt. Die Festrede an der Einweihungsfeier am 31. Januar 1920 hielt Bundesvater Paul Dinkelacker.
An dieser Stelle stehen einige abgestorbene Bäume, die eine Gelegenheit geben über das Lieblingsthema der Nationalpark-Gegner zu sprechen!
Kommen wir nun zum Borkenkäfer
Entlang des Westwegs sieht man mehrere bereits abgestorbene Bäume, man nennt es Käferloch. Vom Borkenkäfer, wir sprechen hier vom Buchdrucker, werden Fichten befallen, die schon nahezu 70 - 80 Jahre alt sind. Ein Alter, in dem die Fichten geerntet werden und den besten Ertrag einbringen. Ein vom Borkenkäfer befallener Baum bringt höchstens noch 30 % ein, ein herber Verlust.
Eine gesunde Fichte kann sich gegen den Borkenkäfer wehren, sie schüttet Harz aus und ertränkt ihn. Ist die Fichte aber geschwächt, z.B. bei längerer Trockenheit, ist es ein leichtes in sie einzudringen und ihre Eier in der Rinde oder dem Holz abzulegen. In der Rinde des Baumes sind saftführende Schichten, seine Lebensader, und die Nahrungsgrundlage der Larven. Ein Befall durch die Larven führt meist zum Absterben der Fichte.
In einem Wirtschaftswald ist der Borkenkäfer ein gefürchteter Schädling, im Nationalpark der sich der Aufgabe „Natur Natur sein“ lassen verpflichtet gibt es keine Schädlinge, dazu ist der Borkenkäfer Wegbereiter für die Ansiedlung besonderer Tier- und Pflanzenarten. Denn gerade im Nationalpark ist dies ein wichtiger Bestandteil, durch das Absterben eines Baumes schafft der Borkenkäfer neuen Lebensraum für andere Tierarten, so brütet der Dreizehenspecht nur in stehendem Totholz. Der Rauhfußkauz legt seine Brutstätte in die Spechthöhlen und auch der Hirschkäfer lebt im Totholz Bei großflächigem Borkenkäferbefall, wie es in den Monokulturen der Fichten vorkommen kann, entstehen offene Strukturen für die Entwicklung eines jungen Bergwaldes.
In einer vom Borkenkäfer befallenen Waldfläche kann man so einiges beobachten
Wenn wir uns den Hohen Ochsenkopf anschauen, ist das ebenso ein ideales Brutgebiet für Dreizehenspecht oder Sperlingskauz wie im Schutzgebiet um den Wilden See, das ja schon 1911 als Bannwald ausgewiesen und Natur Natur sein durfte. Vom Dreizehenspecht schätzt man im aktuellen Jahr 2018 etwa 2 -3 Brutpaare im Nationalpark.
Nicht selten ist der Rotrandige Baumschwamm. Wegen seiner schwarz-rot-gold Färbung im ausgewachsenen Zustand hat er den Namen „Deutschlandpilz erhalten. Man findet ihn das ganze Jahr über an lebenden und abgestorbenen Laub- und Nadelbäumen vorzugsweise jedoch an Fichten, man nennt ich deshalb auch den Fichtenporling.
Und wen haben wir denn da gefunden? Ob das vielleicht ein Tannenrüssler ist?
Vom Rüsselkäfer sind meist ältere und geschwächte sowie kränkelnde Tannen befallen. Indem der Käfer seine Brut unter der Rinde verteilt, unterbricht er die zur Baumkrone führende Wasserversorgung. Die Folge ist, die Rinde platzt ab, am Stamm findet man schleimige Spuren und die Spechte klopfen Höhlen in den Baum.
Symbiose zwischen Baum und Pilz
Ist ein Baum mit einem Pilz bewachsen, können in dieser Beziehung beide voneinander profitieren, denn jeder kann seinen Vorteil daraus ziehen. Es werden Nährstoffe ausgetauscht, das Wachstum der Pflanzen wird durch diese Gemeinschaft gefördert und der Baum ist vor Erkrankungen der Wurzel aufgrund Bakterien oder sonstigen Mitläufern geschützt.
Mykorrhiza- Pilze (Großpilze) und auch ein Vielzahl aller Pflanzenarten gehen gerne eine Lebensgemeinschaft miteinander ein. Bei einem Pilz funktioniert unter der Erde die Photosynthese nicht, es fehlen ihm lebensnotwendige Kohlenhydrate. Diese kann er sich jedoch durch die Verbindung mit den Pflanzenwurzeln beschaffen. Als Gegenleistung bekommt die Pflanze Wasser und Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff aus dem Pilzgeflecht im Boden.
Allerdings ist eine eingegangene Gemeinschaft nicht immer für beide Teile positiv, wenn sie auf eine Art schädigend wirkt, nennt man das Parasitismus.
Von der Landschaft der Grinden die einst durch den Menschen geschaffen wurde profitieren viele Tier und Pflanzenarten, wer mehr über die Pflanzen hier erfahren möchte der kann das bei einer Führung von Naturpädagogin und Wanderführerin Anne Reichel, Wildkräuter entdecken im Nationalpark Schwarzwald.
Mehr zu ein paar der von den Rangern angesprochenen Tiere.
Kreuzotter
Die Kreuzotter ist im Schliffkopfgebiet heimisch. Sie fühlt sich wohl zwischen den Gebüschen und den leichten Einbuchtungen unter den Steinen wo sie sich verstecken kann und auch vor hohen Temperaturen geschützt ist. Für den Menschen ist die Kreuzotter eigentlich nicht gefährlich, solange sie sich nicht bedroht fühlt. Ihren Giftbiss spart sie lieber für ihren Beutezug auf Eidechsen, Frösche oder Mäuse und Ratten auf. Seit Jahren schon zählt die Kreuzotter zu den stark bedrohten geschützten Tierarten. Über den Winter gräbt sich die Kreuzotter in frostfreies Erdreich ein und fällt in Winterstarre.
Wiesenpieper und Baumpieper
Es wird beobachtet, dass Wiesenpieper Moor- und Heideflächen, Feuchtwiesen als Brutstätte bevorzugen. Der Wiesenpieper brütet im April – Juni in zwei Brutzeiten. Der Baumpieper bevorzugt in der Brutzeit zwischen Mai - Juli Ränder von Laub- und Nadelwald, Lichtungen mit vielen Kräutern sowie Moore und Heideflächen, die mit wenigen Bäumen oder Büschen bewachsen sind. Auch er legt zwei Bruten.
Alpine Gebirgsschrecke
Auch die Alpine Gebirgsschrecke hat im Nationalpark Schwarzwald ihren Lebensraum entdeckt. Ideal für sie sind diese feuchten Grindenflächen, sie ernährt sich von Moosen und Flechten, Wildbeeren, Pfeifengras und den jungen Trieben aufkeimender Gehölze.
Bei den Alpine-Gebirgsschrecken die eine kräftige grüne Farbe mit schwarzer Musterung haben werden die Männchen bis zu 23 Millimeter, die Weibchen bis zu 31 Millimeter lang.
Wie der Name schon sagt, kommt die Alpine-Gebirgsschrecke nur in hohen Lagen vor. Das ist der Alpenraum und die höchsten Lagen des Schwarzwaldes.
Die im Schwarzwald vorkommende Alpine-Gebirgsschrecke stellt eine isolierte Population dar, vermutet wird, das die Populationen bei uns schon seit etwa 10000 Jahren von der Alpen-Gebirgsschrecke isoliert ist. Es ist leider zu befürchten, dass die Heuschreckenart im Schwarzwald durch die Klimaerwärmung ausstirbt.
Das Auerhuhn und sein Lebensraum
Das Auerhuhn bevorzugt eine lichte offene Struktur, durchsetzt mit Laub- und Nadelbäumen, und Heidelbeersträuchern als Bodenbewuchs. Nahrungsquelle der Auerhühner sind im Sommer die Blätter er Heidelbeeren und die Beeren. Im Winter ernähren sie sich überwiegend von den Nadeln und Knospen der Kiefer, Fichte, Tanne und Buche. Als Küken benötigen die Auerhühner in den ersten Lebenswochen tierisches Eiweiß, d.h. Insekten.
Der Auerhahn ist mit einem Meter schon auffallend groß, hat ein Gewicht von etwa 4 – 5 kg und seine Flügelspannweite beträgt etwa 90 cm. Er ist dunkelgrau bis dunkelbraun und hat ein metallisch glänzendes Brustschild.
Die Auerhenne dagegen wiegt nur etwa 2,5 kg, ist etwa 60 cm groß, die Flügelspannweite beträgt nur etwa 70 cm. Auf der Oberseite ist die Auerhenne braun gefärbt mit darin schwarzen und silbernen Querbändern, auf der Unterseite heller und gelblich.
Die Balzzeit des Auerhahns beginnt Mitte März und endet Ende April. Nach einer Brutzeit von etwa 26 – 28 Tagen bei einem Gelege von 5 – 12 Eiern schlüpfen die Küken. Die Mutter wärmt die Küken in den ersten 2- 3 Lebenswochen, es ist ihnen bereits ab drei Wochen möglich zu fliegen und sind nach 4 Wochen selbstständig. Allerdings bleiben die Jungen bis zum Ende des Herbstes bzw. Winteranfang bei der Mutter.
Das Auerhuhn zählt zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Deshalb sollte in den Schutzgebieten auch nur auf den ausgewiesenen Wegen geblieben werden. Das Auerhuhn ist sehr scheu, wird es mit den Jungen aufgescheucht, zerstreuen sie sich in alle Richtungen und finden evtl. nicht mehr zur Mutterhenne zurück. Das könnte den Tod für die Kleinen bedeuten. Fressfeinde des Auerhuhns können überall lauern. Dazu zählen z.B. Uhu, Marder, Fuchs, Habicht, Sperber und Kolkrabe haben es hauptsächlich auf die Küken abgesehen.
Meist hält sich das Auerhuhn am Tag am Boden auf und bewegt sich dort fort. Die Nacht verbringt er auf Schlafbäumen. Die brütende Henne, die ihre Küken aufzieht bleibt auch nachts bei den Jungtieren, die noch nicht fliegen können.
Die Schwarzwaldhochstraße
Nun sind wir am Ende unserer Führung angelangt, leider..... Schade eigentlich auch, die Schwarzwaldhochstraße trennt dieses wertvolle Schutzgebiet Nationalpark Schwarzwald in zwei Teile und zerschneidet Lebensräume. Doch was kann man machen? Querungshilfen in Form von Wildtierkorridoren schaffen, um die Lebensräume wieder zu vernetzen wäre doch eine unverzichtbare Hilfe bei einem Ortswechsel vieler Tierarten. Ein erster Schritt ist zumindest die Vernetzung der vielen Grindeninseln entlang der Schwarzwaldhochstraße.
Ein Dankeschön den beiden Rangern für die vielen interessanten Informationen, die wir auf dieser Führung erhalten haben.
Wildkräuter entdecken im Nationalpark Schwarzwald
Der Nationalpark im Schwarzwald ist Heimat vieler Pflanzen, besonders die Wildkräuter die hier am Wegesrand zu finden sind möchte ich kennen lernen, heilende und schmackhafte Kräuter von giftigen Pflanzen unterscheiden.
Bei einer geführten Wanderung die von der Naturpädagogin und Wanderführerin Anne Reichel angeboten wird konnte ich im Juli 2018 mehr über die Heilkräuter im Nationalpark erfahren.
Wir treffen uns an der Bushaltestelle Schliffkopf, nach einer kurzen Vorstellung jeder teilnehmenden Person ging es gleich los unter dem Motto „ausprobieren, kosten“
Da jedoch das Sammeln der Früche und Pflanzen im Nationalpark verboten ist, hat Frau Reichel diese für die Führung mitgebracht. Sämtliche Pflanzen wachsen auch außerhalb des Schutzgebiets.
Vorab sei auch angemerkt, dass die essbaren Wildpflanzen nur in der der Volksmedizin zur Anwendung kommen.
Zu Beginn gabs zur Verkostung auch gleich ein Kraftpaket mit auf den Schliffkopf-Rundweg: Thymian umwickelt mit Käse.
aber dann gehts erstmal los....
Der Weg führt in die Grinden
„schlag da an der Grind no, wennd jetzt net offpascht“
Ein idealer Ort die Heilkräuter zu entdecken sind die Grindenflächen am Schliffkopf, der Weg unserer Gruppe führt über den Schliffkopfrundweg. Am 1000-Meter Weg bei der Aussichtsplattform gabs ein bisschen Schwarzwaldgeschichte über die Grinden, was am besten mit kahler Kopf übersetzt wird, und deren Pflege mit Weidetieren, wie diese eingesetzt werden.
Hier am 1000-Meter-Weg sind die Hinterwälder Weiderinder zu dieser Jahreszeit zu sehen. Sie fressen die hier wachsenden Süssgräser, während die Ziegen Sträucher und Büsche abfressen, und halten so die Grinden offen. Die Hinterwälder sind die kleinste Rinderrasse, da diese nicht so schwer sind, wird der Boden geschont. Das Hinterwälder Weiderind aus dem Südschwarzwald soll sich aus dem Keltenrind entwickelt haben, seit 1997 wird es zur Beweidung zwischen Ruhestein und Schliffkopf eingesetzt. Zur Grindenpflege werden auch Heckrinder eingesetzt, eine in den 1920er Jahren entstandene Hausrinderrasse, benannt nach den Brüdern Heck. Die Heckrinder fressen größere Verbuschungen und Bäume ab.
Dass es heute die Grinden gibt, ist auf den Menschen zurückzuführen. Im 14. Jahrhundert stieg die Bevölkerungszahl an weshalb die Weideflächen für die Tiere in den Tälern nicht mehr ausreichten. Rinder und Ziegen wurden zum Weiden auf die ebenen Hochflächen mit lichtem Baumbewuchs getrieben. Immer am Ende des Weidejahres fand die Brandrodung statt, damit keine Bäume wuchsen, dafür aber mehr Gras. Der Boden verlor durch die Nutzung an Nährstoffen und dies führte zur Bodenverdichtung. Hohe Niederschläge verursachten Vernässung und Moor bildete sich wodurch Grinden entstanden.
Ich möchte in diesem Artikel jeweils ein paar Sätze zur jeweiligen Pflanze schreiben, einiges habe ich von Frau Reichel während der Führung erfahren, vieles habe ich im nachhinein anhand meiner Bücher recherchiert.
Eine Auswahl an Kräutern, wohltuende aber auch ein paar giftige im Nationalpark Schwarzwald
Thymian:
Da glaubt man Thymian findet sich nur im Mittelmeerraum, nicht ganz Thymian ist auch in den Höhenlagen des Nordschwarzwald zu finden.
Motto „Der nächste Schnupfen kommt bestimmt, nicht für den der Thymian nimmt“
Woran Thymian erinnert?
Ja ganz richtig, Urlaub, Sonne und Mittelmeer. Bereits im 11. Jh. wurde Thymian von den Mönchen verwendet. Von den Ägyptern ist bekannt, Thymian wurde zum desinfizieren und die Toten wurden damit einbalsamiert.
An einer Tomatensauce darf Thymian natürlich auch nicht fehlen.
Thymian wirkt entkrampfend, ermutigend , muskellockernd und schleimlösend. Der echte Thymian hat einen fein behaarten Stängel.
Ein Tipp:
Kommt man abends erschöpft von der Arbeit nach Hause, ist ein Armbad im Waschbecken ermutigend und kraftschöpfend. Dazu sollte am Morgen schon ein Tee mit Thymian aufgebrüht und bis zum Abend stehen gelassen werden. Dann abseihen und in kaltem Wasser die Arme bis zu den Ellbogen eintauchen.
Schmalblättriges Weidenröschen
Das schmalblättrige Weidenröschen, auch Feuerblume oder „Fireweed“ genannt ist eine Pionierpflanze, die sich auf den entstandenen Schutt- und Trümmerflächen im zweiten Weltkrieg schnell vemehrte. Nach Waldbränden ist die Feuerblume die erste Pflanze, die sich auf den entstandenen Lichtungen wieder ausbreitet. Zu finden ist das schmalblättrige Weidenröschen an Kahlschlägen, Ufern und Böschungen, aber auch auf Fels- und Blockschutt und Trümmerfeldern. Die Samen fliegen bis zu 10 km weit.
Die Blüten kann man entweder direkt von der Pflanze weg essen, im Salat oder einfach zur Dekoration auf verschiedenen Speisen verwenden. Die jungen zarten Blütenblätter im Frühling haben einen hohen Vitamin-C Gehalt.
Das Weidenröschen blüht von Juni bis August, die Blütenstände wandern von unten nach oben, je weiter oben, je weiter ist der Sommer fortgeschritten, sind diese verblüht heißt es schwermütig vom Sommer Abschied nehmen.
Zum schmalblättrige Weidenröschen gibt es auch eine Verkostung:
Leckeren Weidenröschenquark mit Baguette. Man nimmt nur die feinen Blüten und verquirlt diese mit dem Quark. Schmeckt ein bisschen nach Banane.
Dazu hat Frau Reichel Holundersirup gereicht und uns das Rezept dazu verraten.
Anwendung des schmalblättrigen Weidenröschens in der Naturheilkunde
Als Tee bei gutartigen Prostataveränderungen helfend, bei Blasenschwäche und anderen Harnwegsproblemen.
Kleinblütiges Weidenröschen
Fast unscheinbar wächst nicht weit davon das kleinblütige Weidenröschen. Anspruchslos wächst die krautige Pflanze fast überall. Auch dieses hat mit seinen antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften eine heilkräftige Wirkung auf die Prostata und andere Harnwegserkrankungen.
Die echte Goldrute
Am Wegrand sichten wir die echte Goldrute, eine Pflanze mit gelben traubenartigen Blüten aus der Familie der Korbblütengewächse. Die echte Goldrute wächst bis zu 1 Meter hoch, hat einen aufrechten Stängel der sich verzweigt.
Sie wird als Heilpflanze bei Harnwegsinfekten, Blasenproblemen und Gicht verwendet. Als Tee wirkt sie leicht krampflösend , wassertreibend und entzündungshemmend.
Neben der echten Goldrute wächst und gedeiht bei uns auch die Kanadische Goldrute
Kanadische Goldrute
Die Kanadische Goldrute kommt ursprünglich aus Nordamerika und gilt bei Gärtnern als Neophyt, lässt man Sie aber nicht verwildern, gibt Sie dem heimischen Garten einen besonderen Reiz.
Auch sie wird bei Harnwegserkrankungen angewandt und wirkt stark harntreibend.
Kennt Ihr Huckleberry (Finn)?
Ist natürlich die literarische Figur von Mark Twain. Aber Huckleberry wird auch die amerikanische Heidelbeere bezeichnet.
„seid lustig und guter Dinge“
Allerlei konnten wir zu der Wildbeere, die beim Verzehr eine blaue Zunge hinterlässt erfahren.
Nicht nur das Auerhuhn frisst die Heidelbeere, auch der Fuchs, wie wir an einer Losung erkennen können. Das Auerhuhn verzehrt 2 kg dieser süßen Früchte.
Nun, was macht diese kleine Beere so gesund? Die Heidelbeeren enthalten reichlich Vitamin C und E. Das Vitamin C kurbelt die Produktion von Collagen an und das Vitamin E ist das Schönheits-Vitamin. Beide Vitamine fangen freie Radikale ab und stärken das Immunsystem. Die in der Heidelbeere enthaltenen Gerbstoffe wirken gegen Durchfall.
Die Römer hatten die blaue Farbe in den Beeren zum Stoffe oder Haare färben verwendet.
Der Stengel der Heidelbeere ist etwas kantig, die Blättchen erinnern an kleine Rosenblätter. Der Heidelbeerstrauch wirft die Blätter zum Winter hin ab. Die Erntezeit liegt zwischen Juni und September. Heidelbeersträucher mit Früchten findet man hauptsächlich in offen strukturierten Flächen wie den Grinden, da diese Pflanze dazu Licht braucht.
Preiselbeere
Im Nationalpark wachsen noch andere Beerenarten.
Auch die Preiselbeere zählt zu den Heidekrautgewächsen und wächst vor allem auf den Grindenflächen im Nationalpark. Die Blättchen der Preiselbeere sind rund und fleischig. An der Unterseite findet man Öldrüsen. Das Blattgrün der Sträucher bleibt den Winter über erhalten. Die Beere selbst ist außen rot und innen weiß.
Die Preiselbeeren enthalten Vitamin C, B-Vitamine und Provitamin A. Der Saft der Preiselbeeren soll vorbeugend gegen Harnblaseninfektionen helfen.
Auch Speisen aus der Preiselbeere durften wir verkosten.
Es wurden Heidelbeerbrownies und Preisbeersirup von Frau Reichel angeboten.
Walderdbeere
Die Walderdbeere ist eine heimische Sammelnussfrucht aus der Gattung der Erdbeeren und wie alle Erdbeeren entstammt sie der Familie der Rosengewächse und bildet die Zuchtbasis der meisten Monatserdbeeren. Die Walderdbeere ist aber nicht die Wildform der unserer Garten- bzw Kulturerdbeere.
8 Stück dieser kleinen süßen Frucht decken den täglichen Vitamin-C Bedarf. Die Blätter enthalten Gerbstoffe und werden gerne für die Teezubereitung verwendet und wirkt entschlackend sowie entzündungshemmend.
Rauschbeere
Die Rauschbeere, auch Trunkelbeere oder Nebelbeere genannt, zählt ebenfalls zu den Heidekrautgewächsen und stammt aus der Gattung der Heidelbeere. Am liebsten siedelt sie sich auf Standorten mit feuchtem, torfhaltigem Boden an. Die Rauschbeere blüht im Mai bis Juni. Das Blattgrün hat einen etwas türkisblauen Touch, hebt sich zwischen Heidelbeer- und Preiselbeersträuchern aber durchaus ab. Die etwas eiförmigen Früchte sind größer als die der Heidelbeere, außen blau mit hellem Fruchflesich und hellem Saft.
Vom Verzehr der Rauschbeere wird abgeraten, da diese vermutlich von dem schmarotzenden Schlauchpilz befallen sind, der Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann, z.B.. rauschartige Erregung wie Erbrachen, Pupillenerweiterung und Schwindelgefühl.
Der Fuchsbandwurm, ein Risiko beim Verzehr der rohen Beeren
Ganz ungefährlich sind die rohen Früchte leider nicht, beim Verzehr von Waldbeeren wird natürlich vor dem Fuchsbandwurm gewarnt. Man kann die Beeren wohl erhitzen oder einfrieren. Ob man sie roh essen möchte bleibt jedem selbst überlassen und selbst entscheiden dieses Risiko einzugehen.
Größte Risikogruppe sind jedoch die Förster und Landwirte, die den Keim durch die Atemluft einatmen. Jährlich gibt es etwa 30 Neuerkrankungen.
Kommen wir nun zu einer nicht immer beliebten Pflanze, die Brennnessel
Die Brennnessel ist beinahe auf der ganzen Welt verbreitet und in Deutschland fast überall angesiedelt, besonders stark gedeiht sie auf stickstoffreichem Boden
Man unterscheidet in erster Linie die Große Brennnessel und die Kleine Brennnessel.
Die Brennnessel ist für ungefähr 50 heimische Schmetterlingsarten bzw. ihren Raupen eine Futterpflanze, manche Schmetterlingsarten wie der Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und weitere, sind sogar speziell auf die Brennnessel angewiesen.
Kommt unsere Haut mit den Brennhaaren, deren Brennflüssigkeit (Nesselgift) u.a. Ameisensäure enthält, in Berührung, entstehen schmerzhafte Schwellungen. Die Brennflüssigkeit der Kleinen Brennnessel ist wesentlich schmerzhafter als die der Großen Brennnessel.
Die Römer nutzten die Brennnessel früher um z.B. um Nesseltücher zu fertigen oder auch zur Folter.
Bei der großen Brennnessel gibt es männliche und weibliche (sind zweihäusig) Pflanzen. Es ist nicht schwer sie zu unterscheiden: Die männlichen Blütenstände stehen waagrecht ab oder wachsen schräg aufrecht. Bei den weiblichen sind zumindest die unteren Blütenstände hängend.
Beim Pflanzenschutz setzt man Brennnesseljauche an und benutzt sie zur Schädlingsbekämpfung.
Die Brennessel als Heilkraut
Die Brennnessel wird gerne als Heilkraut eingesetzt. So wird die Heilpflanze z.B. zur Entgiftung und Entschlackung sowie zur Anregung der Verdauung oder sogar bei Eisenmangel eingesetzt. Bei einer Blasenentzündung angewendet, werden die Harnwege durchspült und die Krankheitserreger ausgespült. Als altes Hausmittel wird es in der Volksmedizin klassisch bei Bluthochdruck, Blutreinigung, und weiteren Beschwerden angewendet.
Der Eisengehalt der Brennnessel als Nahrungsmittel enthält vergleichsweise zu Spinat wesentlich mehr Eisen und Calcium.
Die Brennnessel Verkostung
Keine Angst, da "brennt " nichts, leckere Pizzaschnitten mit Brennnesseln und dazu eine Wiesenlimonade, alles selbst zubereitet von Frau Reichel, war ein echter Genuss.
Und was wächst denn da sonst noch so am Wegesrand?
Der Frauenmantel
Der aus Osteuropa kommende Frauenmantel ist inzwischen auch bei uns heimisch geworden und siedelt sich oftmals wild an. Er gehört zur Familie der Rosengewächse, über Nacht bilden sich Tropfen auf den Blättern die sich früh morgens in der Mitte der Blätter sammeln.
Der Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) erreicht eine Größe bis zu 30 cm. Beinahe unscheinbar sind die gelblich-grün gefärbten Blüten, die in knäuelförmigen Blütenständen angeordnet sind und von Mai bis September blühen.
Das Frauenmantelkraut wirkt durch den hohen Gerbstoffgehalt u. a. zusammenziehend, antibakteriell und blutungshemmend. Wie der Name schon sagt, eignet sich die Frauenmantel-Pflanze für beinahe alle Frauenerkrankungen, so auch beispielsweise bei Unterleibsentzündungen, Wechselsjahresbeschwerden, oder auch als zusammenziehendes Mittel bei Blutungen und Durchfall. Aber auch bei Männern kommt die Heilpflanze zum Einsatz, so soll sie durch ihre entzündungshemmenden Wirkstoffe bei Hodenentzündungen hilfreich sein sowie abschwellend auf die Prostata wirken.
Johanniskraut
Am 24. Juni ist Johannistag, das Hochfest zur Geburt Johannes des Täufers. Um dieses Datum herum, der Sommersonnenwende, blüht auch das Johanniskraut an dessen Blattunterseite Öldrüsen zu sehen sind.
Motto: „die Zeit ist da, entscheide dich“
Das „Echte Johanniskraut“, man nennt es auch Tüpfel-Johanniskraut“ , gehört zur Gattung der Johanniskräuter.
Gerne wird das Johanniskraut zur Wundheilung verwendet. Zerreibt man die Blüte zwischen den Fingern, tritt eine rötliche Flüssigkeit (Hypericine) aus, die antibiotische Wirkung hat. Als Heilpflanze kommt das Johanniskraut mehrfach zur Anwendung. Obwohl es langsamer wirkt als chemische Antidepressiva, gilt es als das bessere pflanzliches Heilmittel gegen Depressionen.
Zum Einsatz kommt das Johanniskrautöl bei leichten Muskelverletzungen und Prellungen. Johanniskrauttee ist wegen der krampflösenden Wirkung auch hilfreich gegen Bauch- und Unterleibschmerzen.
Zu beachten sei jedoch, das die Einnahme von Johanniskraut die Wirkung von Verhütungsmittel beeinträchtigt oder allergische Reaktionen bei Sonneneinstrahlung hervorruft.
Die Herstellung von Rotoöl aus Johanniskraut:
Tierchen von Blüten und Knospen entfernen, ganz fest in ein Glas drücken und quetschen, damit sie leichter ihren Wirkstoff in das Öl abgeben können. Ein hochwertiges Oliven- oder Sonnenblumenöl , gerne Bio-Qualität (wer es lieber geschmacksneutral haben möchte sollte zu Sonnenblumenöl greifen) hinzugießen. Alle Blüten sollten gut bedeckt sein. Das Glas offen an einen sonnigen Ort stellen, der Gärungsprozess dauert etwa fünf Tage. Dann wird es verschlossen und an einen sonnigen Platz gestellt. Zweimal wöchentlich das verschlossene Glas kräft hin und her bewegen. Der Johanniskrautölauszug entfaltet erst nach zwei Jahren seine voll Wirkung. Dann erst werden die Blüten und Knospen mit einem Tee- oder Kaffeesieb abgegossen. Es ist natürlich eine lange Zeit, denn man muss das Öl schimmelfrei halten. Ab sofort sollte es vor Licht geschützt werden, z.B. im Schrank stehen und innerhalb eines Jahres aufgebraucht werden.
Anwendbar bei Muskelkater, unreiner Haut, scharfen oder stumpfen Verletzungen. Das Öl macht die Haut lichtempfindlicher, es wird mehr Sonnenschutzcreme (ab LF 40) benötigt.
Zur Behandlung bei Arthrose oder Gicht nehme man Mandelöl, zur Entgiftung Sesamöl.
Blutwurz/Ruhrwurz
„Tormentill und Bibernell, dann stirbt ihr nicht so schnell“
Der Blutwurz ist eine krautige Pflanzenart mit leuchtend gelben Blüten, die zur Familie der Rosengewächse gehört uns gerne auf mäßig saurem Boden wächst. Der Wurzelstock enthält einen roten Farbstoff und wurde früher als Mittel gegen Blutungen verwendet.
Der Blutwurz enthält eine hohe Konzentration an Gerbstoff und wirkt deshalb gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie Durchfall. Durch ihre blutstillenden Eigenschaften kann sie zur Wundheilung bei äußerlichen Wunden eingesetzt werden.
Bekannt ist die Blutwurz eher durch den gleichnamigen Kräuterschnaps, der durch den hohen Gerbstoffgehalt für eine bessere Verdauung sorgt.
Selbstverständlich gab es auch ein Schlückchen zum Probieren.
Vom 1000-Meter Weg biegen wir jetzt in die Entwickungszone des Nationalparks auf den naturbelassenen Fußpfad nach rechts ab. Nach wenigen Metern stoßen wir auf den Westweg, hier steht noch ein Grenzstein, der früher Baden und Württemberg teilte.
Pfeifengras
Das Pfeifengras ist eine Pflanze aus der Familie der Süßgräser. Im Schwarzwald und Nationalpark ist es häufig verbreitet. Es mag feuchte, wechselnd zwischen feucht bis nass, nährstoffarme und etwas saure Standorte wie Sand oder Moorböden. Ebenso findet man das Pfeifengras in teilentwässerten Mooren, selbst in lichten Laub- und Nadelwäldern ärmerer Standorte hat es sich angesiedelt.
Am Schliffkopf entlang von Schliffkopfrundweg und Westweg säumt das Pfeifengras den naturbelassenen Fußpfad.
Die Weiderinder, Ziegen und Schafe, die zur Grindenpflege eingesetzt werden, mögen dieses Süßgras gerne.
Binsengras
Auch das Binsengras (Rasenbinse) gehört zu den Sauergräsern, sie sind teilweise sommergrün, es gibt aber auch viele wintergrüne Arten. Das Binsengras vermehr sich durch Samenflug im Wind, oder die Früchte haften im Gefieder der Vögel oder im Fell von Tieren. Die Früchte sind sehr fetthaltig und dienen als Nahrungsmittel für Ameisen..
Die Art aus der Gattung Juncus bevorzugt feuchte bis nasse Standorte, ebenso Moore und Sümpfe sowie Gewässerufer oder Feuchtwiesen. Diese sieht man auch überwiegend auf den Grinden. Dagegen mag die Gattung Luzula eher trockenere Böden und schattenspendende Wälder und Gebüsche.
Vogelbeere
Die Pflanzart zählt zu der Gattung Mehlbeeren, ebenfalls innerhalb der Rosengewächse. Die Beeren sehen aus wie kleine Äpfel, daher sieht man auch dass die Vogelbeere einen Kern hat. Bevorzugter Lebensraum sind Büsche und lichte Wälder. Verbreitet findet man die Vogelbeere auf nährstoffarmem Boden, Moorwäldern und Felsen.
Die Vogelbeere wird gerne auch Eberesche genannt. Der Name Eberesche rührt wohl daher, dass früher die Schweine mit den Vogelbeeren gemästet wurden.
Die Vogelbeere/Eberesche -Beeren werden von Frau Reichel gerne auch "die Zitronen des Schwarzwalds" genannt. Sie haben doppelt soviel Vitamin C als Zitronen.
„bleib standhaft wenn die Stürme des Lebens toben“
Die roten aufgrund der enthaltenen Parasorbinsäure recht gallebitteren Beeren sind ungiftig und bis zum Herbst eines Jahres die Nahrungsquelle für mehr als fünfzig Vogelarten - steht die Vogelbeere doch für Lebensvielfalt.
Das Obst der Mährischen Eberesche ist verwendbar zu Kompott, Gelee oder auch Spirituosen.
„Die Eberesche - ein heiliger Baum
Bei den Germanen war die Eberesche dem Gewittergott Thor geweiht.
In der Göttersage Edda wird berichtet, dass sie Thor das Leben rettete. Als dieser bei der Jagd in einen Fluss stürzte und ihm das Wasser bis zum Halse stand, bekam er einen Zweig der Eberesche zu fassen und konnte sich so aus dem tosenden Strom retten.“
Auch hier konnten wir den Geschmack der Vogelbeere erschmecken, zum Probieren hat uns Frau Reichel Vogelbeergelee angeboten.
Schafgarbe
Bei der Schafgarbe handelt es sich um eine krautige Pflanze, sie gehört zu den Korbblütlern. Die Achillea-Art bevorzugt sonnige und trockene Standorte, man findet sie vornehmlich auf Wiesen, Weiden oder Wegrändern.
Wegen der wundheilungsfördernden und antibakteriellen Eigenschaften wird die Schafgarbe auch „das Jod der Wiese“ genannt. Anwendbar ist sie auch bei leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich oder Unterleibsbeschwerden der Frauen.
Die in der Schafgarbe enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe wirken zusammenziehend und desinfizierend. Schafe fressen davon, wenn sie Bauchschmerzen haben.
In der Küche angewendet, gibt die Schafgarbe Salaten, fetten Speisen oder auch Weichkäse einen gewissen Pepp.
Zum Probieren gabs selbstgemachte Kräuterbutter aus Schafgarbe und Brot, schneckt am Besten mit dunklem Brot.
Schargarbentee ist empfehlenswert für verärgerte Menschen, hier gilt das Motto „ich habe Geduld“
Eine Mischung aus Schafgarbe und Frauenmantel schafft Linderung bei Frauenleiden.
Bärwurz
„hast du Bärwurz in der Blutbahn, kannst du balzen wie ein Truthahn“
Der Bärwurz gehört zur Familie der Doldenblütler. Selbst wenn er getrocknet wird, riecht er noch ziemlich stark. Von Mai bis Juni blüht er mit vielen weißen bis gelblichen Blüten. Das Laub ähnelt dem Dill. Der Geschmack der zarten Blätter und der jungen Blütenknospen ähnelt ein bisschen dem Anis, Fenchel und Bohnenkraut
Den Bärwurz findet man hauptsächlich auf nährstoffarmem Boden sowie auf Bergwiesen und Bergheiden.
Von März bis Mai lassen sich die Blätter und Blütenknospen zum Würzen von z.B. Salaten, Suppen oder Quark verwenden. Die Wurzel, die im Herbst geerntet werden kann, ist für Gemüse geeignet. Eine Spezialität ist auch der Bärwurz-Schnaps mit seiner magenstärkenden Wirkung.
Pastinak
Die Pastinak gehört zu der Familie der Doldengewächse und blüht zwischen Juli und September.
Pastinak erinnert an den Geschmack einer Möhre, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt.
Man findet sie an Wiesen- und Wegrändern, oftmals an Böschungen und Brachland. Die Pastinak ist vielseitig einsetzbar. Die Blätter und Wurzeln als Suppengewürz, Salat oder Kräuterbutter oder als aromatischen Tee zu genießen.
Die gelblichen Wurzeln haben im Geschmack und Aussehen Ähnlichkeit mit der Petersilienwurzel.
Kommen wir jetzt noch zu ein paar Pflanzen am Wegesrand von denen einige Heilwirkung haben, andere ungenießbar oder sogar giftig sind:
Fuchsgreiskraut
Es wird auch Fuchskreuzkraut und zählt zur Familie der Korbblütler. Es gedeiht an Wegrändern in schattenspendenden und feuchten Mischwäldern. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September. Die schlanke hohe Pflanze verzweigt sich im Bereich der gelben Blüten. Das Fuchsgreiskraut vermehrt sich durch kurze unterirdische Ausläufer.
Im Mittelalter wurde das Fuchsgreiskraut als Wundkraut benutzt, z.B. bei zu starken Monatsblutungen oder Schleimhautblutungen. Wie alle Greiskraut-Arten enthält es das leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide und es ist leicht mit anderen Greiskraut-Arten zu verwechseln. Von einer Verwendung wird heute abgeraten.
Dolden Habichtskraut
Auch das Dolde Habichtskraut, eine in der volksmedizin angewandte Heilpflanze, ist ein Korbblütengewächs und bevorzugt bodensaure Böden in mageren Eichenwäldern ebenso wie Standorte in Trockengebüschen, Wiesen, Heiden und Dünen.
Typisch sind die Pflanzenstengel mit nur einem Blatt. Während der Blütezeit zwischen Mai und Oktober fehlen die Grundblätter der Pflanze. Die gelben Korbblüten ähneln den Löwenzahnblüten, einzig sind sie nur etwas kleiner.
Salbei Gamander
Der Salbei Gamander stammt aus der Familie der Lippenblütler, ist eine krautige Pflanzenart der Gattung Gamander. Seine gelblich farbigen Lippenblüten auf traubenartigen Blütenstände blühen von Juli bis September. Die Wildstaude mit ihren unterirdischen Ausläufern verbreitet sich recht schnell.
In lichten Laub- und Nadelwälder und Heiden und Wegrändern wie auch hier im Nordschwarzwald und Nationalpark wächst er besonders gut. Er mag gerne feuchte kalkarme Böden und gedeiht auf nährstoffarmen sauren und modrigem Humosboden, oftmals auch auf sandigen und steinigen Lehmböden.
Der Salbei-Gamander kann wie die echten Salbei-Arten beispielsweise als Wundmittel eingesetzt werden. Der Wirkstoff findet sich in homöopathischen Arzneimitteln und wird nur in der Volksmedizin verwendet.
Wir sind jetzt am Ende dieser sehr informativen, interessanten Exkursion angelangt und haben eine ganze Menge Wildkräuter entdeckt und über sie erfahren.
Nun sollten wir mindestens drei Wildkräuter aus den Fotos wieder erkennen und benennen können.
Es war ein wunderschöner Nachmittag, nochmals ein herzliches Dankeschön an Frau Anne Reichel.
Informationen zum Urheberecht
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Nationalpark Schwarzwald – Modul Arten- und Biotopschutz
Mit dem Beschluss in Baden-Württemberg einen Nationalpark einzurichten, mussten auch die gesetzlichen Vorgaben zur Planung und Entwicklung für das Gebiet des Nationalparks geregelt werden. Der Landtag hat so am 28. November 2013 das Gesetz zur Errichtung des Nationalparks Schwarzwald (Nationalparkgesetz – NLPG) beschlossen.
Darin ist geregelt, spätestens fünf Jahre nach der Parkeröffnung ist ein Nationalparkplan zu beschließen, der neben dem Leitbild des Nationalparks die örtlichen Ziele und Maßnahmen für die Entwicklung des Nationalparks darstellt. Diese vielfältigen Ziele und Maßnahmen wurden in verschiedenen Module erarbeitet und vorgestellt.
Die Nationalparkverwaltung veröffentlicht den Nationalparkplan im Internet, interessierten Besucher des Park bietet die Nationalparkverwaltung an in einer Exkursion näheres zu erfahren. Nachdem wir vor wenigen Tagen bei einer Führung das Modul Wildtiermanagement und Prozessschutz teilnehmen konnten, hat uns auch das wichtige Modul Arten- und Biotopschutz interessiert.
Zu diesem Modul hatte der Nationalpark Schwarzwald zu zwei Führungen am 17. Und 19. Juli 2018 im Gebiet Lotharpfad eingeladen. Der Leiter des Fachbereichs Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz Dr. Marc Förschler, informierte darüber wie es möglich ist „Natur Natur sein lassen“ und der Erhalt von bestehender Landschaft oder die Erweiterung bestimmter Biotope umzusetzen.
Es folgt ein nicht vollständiger Überblick der Informationen, die wir über das Modul Arten- und Biotopschutz im Nationalpark Schwarzwald erhalten haben.
Stark bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowie ihre Lebensräume im Nationalpark Schwarzwald sollen durch dafür geeignete Maßnahmen geschützt werden und erhalten bleiben. Um dies zu verwirklichen gibt es jedoch einiges zu beachten.
Gesetzliche Grundlagen
FFH-Richtlinie
Ein länderübergreifendes, europäisches Schutzgebietsnetz ist die Natura 2000 (FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-RL) + Vogelschutz-Richtlinie) FFH-Richtlinie: Natürliche oder naturnahe Lebensräume und der darin lebenden Artenvielfalt sollen erhalten und geschützt werden.
Vogelschutz-Richtlinie
Der Bestand der im Vogelschutzgebiet lebenden Vogelarten sowie der Zugvögel soll dauerhaft erhalten bleiben.
Ebenso liegen das Bundesnaturschutzgesetz, das Gesetz des Landes Baden-Württemberg zum Schutz der Natur und zur Pflege der Landschaft sowie das Nationalparkgesetz der Ausführung des Vorhabens zugrunde.
Wie wurde das Modul erarbeitet, was soll gemacht werden
Bis zum Jahr 2014 hat das ehemalige Naturschutzzentrum Ruhestein über mehrere Jahre eine Expertise erstellt, diese und das LIFE-Projekt Grindenschwarzwald liegen dem Modul Arten- und Biotopschutz zugrunde.
Seit 2015 tauschen sich die Fachexperten des Nationalpark mit anderen Naturschutzbehörden des Landes regelmäßig aus.
Seit 2015 werden Habitat-Pflegemaßnahmen in den Management- und Enwicklungszonen des Nationalparks ergriffen, dies geschieht in Anlehnung an den Aktionsplan Auerhuhn der FVA.
Wälder sollen sich frei entwickeln können, dabei sind die Interessen der Anrainer, welche den Borkenkäfer in ihrem Wirtschaftswald fürchten, zu wahren. Eine 500 Meter breite Pufferzone innerhalb bzw. außerhalb der Nationalparkgrenze soll dies gewährleisten. Langfristig ist das Ziel gesetzt, Management und Prozessschutz zu vereinen. …..
Aktuell sind 30 % der Nationalparkflläche Kernzone. Hoher Ochsenkopf im Nordteil, Wilde See im mittleren Teil und der Buhlbachsee im Südteil des Nationalparks. Angestrebt sind bis 2044 auf 75 % der Nationalparkfläche „Natur Natur sein lassen“ und Prozessschutz zu üben.
Ein wichtiger Teil des Nationalparks im Schwarzwald sind die Grinden, bereits 2015 wurde begonnen einzelne Grinde-Inseln zu vernetzen, damit ein durchgängiges Grindenband, auf Grundlage des Biotophilfekonzepts, der LUBW entsteht. Gerade mal 2 % der gesamten Nationalparkfläche besteht aus Grinden.
Die bisherige Grindenbeweidung und Schaffung von „Wilden Weiden“ wird seit 2016 optimiert. Hierzu kommen Schafe, Hinterwälder und neuerdings Heckrinder zum Einsatz.
Wie sieht es mit dem Klimawandel aus
Der Klimawandel bewirkt, dass die Schneeschmelze früher einsetzt, viele Heiden gehen unter, da die Wiesenstruktur sich durchsetzt. Leider wird es in der Tier- und Pflanzenwelt Verlierer geben, die mit der Klimaerwärmung nicht zurecht kommen.
Das Vorkommen des Lilagold Feuerfalter und anderer Schmetterlinge auf dieser Höhenlage ist Folge des Klimawandels. So sollen Vögel, die in tieferen Lagen nicht mehr zurecht kommen, neuen Lebensraum finden. Ob dieses Konzept dann auch mit Wolf und Luchs sowie anderen großen Wildtieren funktionieren kann, wird man erst in 100 Jahren wissen können. Da das Verhalten vieler Tierarten unbekannt ist, bleibt die Möglichkeit, diese Maßnahmen präventiv zu ergreifen.
Was ist ein Mosaikzykluskonzept
Das Mosaik-Zyklus-Konzept durchläuft verschiedene Phasen. Die wichtigsten sind die Verjüngungsphase, die Optimalphase und die Zerfallsphase. Im Nationalpark bedeutet dies verschiedene Gebietsflächen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, Lebensraum für entsprechend verschiedene Tierarten auf unterschiedlichen Flächen.
So benötigt der Wendehals im Prozessschutz wärmere Bedingungen für eine Brut. Vergleichsweise besiedelte der Gartenrotschwanz überwiegend Sturmflächen.
Wo die Tierarten letztendlich ihr primäres Habitat haben werden, muss erst noch erlernt werden. Dies ist vom Klima und anderen Faktoren abhängig, deshalb ist auch ein Klimamonitoring angedacht.
Habitatpflege
Wenn Wälder alt werden und zerfallen, bieten Sie viele Baumhöhlen und holzbewohnende Insekten. Ideale Lebensräume für Spechte, kleine Eulen und Fledermäuse. Um die Qualität des Lebensraums der einzelnen Tierart zu erhöhen, wird das absterbende Holz nicht entfernt. Damit der Borkenkäfer sich nicht auf angrenzende Wirtschaftswälder ausbreitet, wird um die Waldfläche herum eine Pufferzone errichtet.
Die Grinden im Nationalpark
Am Lotharpfad beginnt unsere Führung, wir gehen in nördlicher Richtung an einen Waldweg und folgten ein Stück dem Verlauf eines Waldwegs. Halt machten wir neben einer Weidefläche, in welcher einige wenige Inseln von Heidekraut und Heidelbeeren aber viele Infos über die Grinden zu finden sind.
Hier einiges über die Grindenlandschaft und ihre Pflanzen und Tiere.
Grinde
Grinde heißt „kahler Kopf“. Beinahe baumfrei wachsen die Feuchtheiden auf den flachen aus Buntsandstein bestehenden Höhenrücken im Nordschwarzwald.
Seit Anfang des 20. Jh. wurden die Grindenflächen nicht mehr genutzt. Erst 1997, als das Naturschutzzentrum Ruhestein gegründet wurde, war am bestrebt, die Grinden mit Weidetieren offen zu halten, zumal auch die Menschen diese offenen Flächen mögen.
Grindenpflege
Im Nationalpark Schwarzwald liegen nun plötzlich Grindeflächen, die naturschützlich sehr hochwertig eingestuft werden und lt. Gesetz dauerhaft im Nationalpark zu pflegen und offenzuhalten sind. Derzeit sind dreierlei Weidetierarten zur Grindenpflege im Nationalpark unterwegs. So die Schafe von Schäfer Svensson aus Baden-Baden, die Hinterwälder Weiderinder von Gerold Wein und die Heckrinder von Sascha Hummel, dem Pächter des Restaurant Klosterhof beim Kloster Allerheiligen.
Schafe
Die Schafe fressen das satte Grün der Wildweiden. Seit diesem Jahr wird nun auch verstärkter Herdenschutz betrieben. Spezielle Zäune müssen die Flächen sichern, auf denen sich die Schafe aufhalten. Wölfe, die vielleicht eines Tages auftauchen, sollen diese Zäune weder überspringen noch untergraben können.
Hinterwälder Weiderind
Hinterwälder Weiderind ist die kleinste deutsche Rinderrasse. Eingesetzt in der Grindepflege fressen Sie vorwiegend kleinere Büsche und lösen solche Verbuschungen.
Heckrind
Das Heckrind ist eine in den 1920er Jahren entstandene Hausrinderrasse, benannt nach den Brüder Heck. Ausgangsrassen des Heckrinds sind das Korsische Rind, das schottische Hochlandrind, das ungarische Steppenrind und Mumau-Werdenfelser. Bei der Grindenpflege werden die Heckrinder dazu eingesetzt, dass Sie größere Verbuschungen und auch Baumgewächse abfressen.
Grindenband
Etwa 120 – 130 offene Grindenflächen sind vorhanden. Durch den Einsatz der Weidetiere sollen entlang der B500 die restlichen Grinden offen gelegt und mit einem Grindenband vernetzt werden. Korridore werden angelegt, damit Schafe und die anderen Weidetiere nicht mehr auf Wege müssen. Die hier lebenden Tierarten können miteinander leben und eine genetische Vielfalt entstehen lassen. Bleibt die Frage, ob die Fläche für alle Arten ausreicht?
Natur Natur sein lassen (Prozessschutz) und Weide (Management) stehen sich hier natürlich im Widerspruch. Wilde Weide und Wald integrieren? Fernziel ist, beides miteinander in Einklang zu bringen.
Mittlerweile wird auf den Grinden durch Habitatpflege Artenschutz mit Prozessschutz betrieben. Seit dem Orkan Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 ist der Bestand des Rauhfußkautz zurückgegangen. Plötzlich waren keine Höhlen mehr da, in denen genistet werden konnte. Natura 2000 stellt eine Art Verpflichtung dar, diese Vogelart zu erhalten. Deshalb werden Raufußkautz-Kästen als Nisthilfe aufgehängt. Langfristig erhofft man sich, dass wieder Höhlen zum Nisten entstehen. Die Nistkästen sind natürlich auch insofern von Vorteil, dass die Überwachung der Population einfacher ist.
Rauhfußkautz
Der Rauhfußkauz ist etwa 24 – 26 cm groß und hat eine Spannweite zwischen 53 – 60 cm. Männchen und Weibchen sehen gleich aus, einzig das Gewicht und ihr Brutplatzverhalten unterscheidet sie. Der Rauhfußkauz ist ein Höhlenbrüter und bevorzugt die Höhlen des Schwarzspecht, akzeptiert aber auch Nistkästen. Im Februar ist Balzzeit, Mitte April bis Anfang Mai legt das Weibchen 3 – 6 Eier, in mäusereichen Jahren sogar bis zu 10 Eier. Wenn die Jungen geschlüpft sind bleibt das Weibchen die ersten drei Wochen bei ihnen und werden vom Männchen mit Nahrung versorgt. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen bis sie selbstständig sind noch etwa 3 – 5 Wochen von den Eltern betreut. Hauptnahrungsquelle sind Wühlmäuse, allerdings werden auch Waldmäuse genommen.
Der Rauhfußkauz besiedelt üblicherweise Waldflächen mit altem Holzbestand in denen Schwarzspechthöhlen zu finden sind. Wichtig sind dichte Nadelbäume drum herum um sich am Tag zu verstecken. Außerdem benötigt er daran angrenzende Lichtungen, Waldwiesen, Kahlschläge oder Schneisen wo er auf Beutejagd gehen kann.
Baumpieper und Wiesenpieper
Baumpieper und Wiesenpieper bevorzugen zum brüten Wildweiden, eine kräuterreiche Lichtung mit Mooren und Heideflächen, evtl. noch mit ein paar einzelnen Bäume oder Büsche bewachsen. Das Brutnest bauen die Baumpieper gut versteckt im Bodenbewuchs. Der Wiesenpieper hingegen versteckt sein lockeres nicht besonders kunstvolle Bodennest häufig unter einem Grasbüschel, hohe Bäume mag er jedensfalls nicht. Dies ist natürlich ein Risiko, dass Brutstätten zerstört werden, wenn Weidetiere wie Schafe, die in Herden laufen, die Grindenfläche pflegen.
Kreuzotter
Die Kreuzotter mit ihrem kleinen schuppigen Körper wird zwischen 50 und 70 cm lang, ganz selten auch etwas länger. Die Kreuzotter ist u. a. in Europa und im gesamten Alpengebiet und auf dem Balkan zu finden. Im Nationalpark hat Sie ihren Lebensraum auf den Grinden beim Schliffkopf und dem Gebiet um den Ruhestein, in Habitaten, die hohe Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und Luftfeuchtigkeit aufweisen. Gebüsche und leichte Einbuchtungen unter Steinen, die sich schnell erwärmen, die Kreuzotter aber auch vor hohen Temperaturen schützen. Ebenso findet sie sich in Humus, Torf oder Altgras. Seit vielen Jahren ist ihre Art stark bedroht und steht deshalb unter Naturschutz.
Die Kreuzotter ist eine tagaktive Schlange und mag direkte Sonneneinstrahlung. Nur wenn es sehr heiß ist, legt sie ihre Aktivitäten auf die Dämmerung. Die Kreuzotter ist eine Giftschlange und produziert ein körpereigenes Gift mit dem Sie ihre Beutetiere tötet oder vorverdaut. Sollte man gebissen werden, ist es ratsam schnell einen Arzt aufzusuchen.
Die Paarung der Kreuzotter findet nach der Winterstarre und nach der Frühjahrshäutung statt.
Auf dem Speiseplan einer Kreuzotter stehen vor allem Eichdechsen, Frösche und sonstige Amphibien, allerdings auch Mäuse und Ratten.
Auf den Grinden im Schwarzwald gibt es nicht wenige schwarz gefärbte Kreuzottern, da diese wenn es noch kalt ist, sich durch die Sonneneinstrahlung schneller erwärmen. In tieferen Lagen findet sich dann eher die braune Kreuzotter.
Alpine Gebirgsschrecke
Die Alpine Gebirgsschrecke ist eine Kurzfühlerschrecke und wird der Familie der Feldheuschrecken zugeordnet.
Im Nationalpark Schwarzwald findet man die Alpine Gebirgsschrecke in Moorgebieten oder auf den Grinden. Ihr bevorzugter Lebensraum sind feuchte Wiesen, Moorgelände, feuchte Lichtungen oder lichte Wälder. Nahrungsquelle der Alpinen Gebirgsschrecke sind Gräser, Flechten und Moose, bevorzugt aber z.B. Blaubeere, Preiselbeere und blaues Pfeifengras.
Wir steuern nun in dem Waldstück einen Bereich an, in welchem, obwohl er nicht in der Managementzone liegt, Natur Natur sein darf. Diese kleine Prozessschutzzone hat die Nachbargemeinde erlaubt, die Zone soll mit dem Lotharpfad verbunden werden. Der am Lotharpfad beginnende Spechtpfad führt dann in diesen Fichtenwald.
Einst stand hier eine einzige, heute noch vorhandene Fichte, um die herum sich weitere ansiedelten.
Die Struktur in diesem Waldstück stellt eine ökologische Bereicherung dar. Die dem Prozessschutz unterliegende Waldfläche soll Brutplätze für Spechte und dem Wendehals bringen. Denn z.B. der Dreizehenspecht ist erst durch ausübenden Prozessschutz 1982 wieder gekommen, einen ersten Brutnachweis 1995.Früher war das Waldstück in dem wir stehen Grindefläche.
Das Waldsterben in den 1980er Jahren, verstärkt durch den folgenden Borkenkäferbefall hat die Rückkehr der Spechte mit begünstigt, in den vorgeschädigten Wäldern erwacht heute die Tanne zu neuem Leben. Ein Beispiel hierfür ist der Bannwald des heute in der Kernzone liegenden Hohe Ochsenkopf, er war Folge eines Borkenkäferbefalls.
Spechte im Schwarzwald
Im gesamten Nordschwarzwald gibt es etwa 3 – 6 Brutpaare des Dreizehenspechts, u. a. im Nägeliskopf und Herzstück des Nationalparks, dem Wilde See Bannwaldgebiet.
Vergleichsweise würde der Weißrückenspecht, der bereits vor über 100 Jahren ausgestorben ist, gegenüber dem Dreizehenspecht mehr Totholz im Laubholzbereich benötigen, allerdings in tieferen Höhenlagen.
Dreizehenspecht
Wie der Name schon sagt, der Dreizehenspecht hat nur drei Zehen, zwei nach vorn und einen nach hinten gerichtet. Als Lebensraum bevorzugt er Fichtenwälder mit hohem Totholzanteil. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten, Larven und Puppen, die er sich mit seinem Schnabel aus der Rinde der geschädigten oder toten Bäume hackt. Ergänzungfuttermittel sind Baumsäfte und Pflanzen.
Brutplatz ist eine vom Männchen geschaffene Baumhöhle. Zwischen Mai und Juli legt das Weibchen etwa 3 – 5 Eier, die dann in 12 bis 14 Tagen gebrütet waren. Die Jungvögel verlassen nach etwa drei Wochen zum ersten Mal die Höhle, bleiben aber nochmals etwa einen Monat bei den Vogeleltern.
Weißrückenspecht
Der Weißrückenspecht ist der größte Specht unter den schwarz-weiß gefärbten Spechten. Beim Männchen ist der Scheitel rot und beim Weibchen schwarz gefärbt, jeweils mit einem gelben Fleck auf der Stirn
Wie der Dreizehenspecht und alle anderen Spechte ernährt er sich ebenfalls hauptsächlich von Insekten und Larven sowie wenn nötig von Pflanzen. Zwischen Mai und Juni legt das Weibchen 3 -5 Eier, die Brutzeit in einer Baumhöhle beträgt etwa 2 Wochen. Etwa nach vier Wochen sind verlassen die Jungvögel Nest und Eltern.
Zurück auf dem Weg, zeigt uns Herr Dr. Marc Förschler als Beispiel die unterschiedlichen Strukturen auf den beiden Wegseiten. Auf beiden Seiten liegt eine ehemalige Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg. Auf der einen Seite wurden Fichten entnommen, ob die Grinde offener zu halten. Eine Kreuzotter hatte diese Stelle sogar einmal genutzt zum Überwintern. Auf der anderen Seite ließ man die Bunkeranlage zuwachsen.
Nächster Halt ist auf der anderen Seite der B500 vom Lotharpfad.
Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald
Zahlreiche seltene oder auch vom Aussterben bedrohte Vogelarten finden im Nordschwarzwald ihr Zuhause. Die Nationalparkfläche liegt zu großen Teilen im Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald. Die Gesamtfläche Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald beträgt 36.045 ha. Der Nationalpark ist 10.062 ha groß. Das im Nationalpark liegende Vogelschutzgebiet hat eine Größe von 7.783 ha.
Entsprechend Natura 2000 müssen die Managementpläne im Nationalpark aufeinander angestimmt sein. Im Vogelschutzgebiet Nordschwarzwald verzeichnet man Zu- und Abnahmen im Vogelbestand.
Auf der roten Liste stehen der Dreizehenspecht, die Ringdrossel, die Zippammer und der Zitronenzeisig sowie die Rauhfußhühner Auerhahn und Haselhuhn. Sie sind vom Aussterben bedroht. Bei Zippammer und Zitronenzeisig kann kein Vorkommen mehr nachgewiesen werden.
Stark gefährdete Vogelarten sind der Wendehals, Zwergtaucher und Grauspecht. Andere Wichtige Brutvögel sind der Sperlingskauz, Selten vorkommende Brutvögel sind der Wanderfalke, Neuntöter, Wendehals und Hohltaube.
Leider ist ein Rückgang des Vogelbestands bei Auerhahn, Baumfalke, Dreizehenspecht, Ringdrossel und Zwergtaucher zu beobachten. Ein Zugang ist bei Wendehals, Sperlingskauz und Wespenbusshard zu verzeichnen.
Weiter abwärts kommen wir nun in das Gebiet Buhlbacher Läger, ein optimaler Lebensraum für das Auerhuhn. Orkantief Lothar hat eine offene Landstruktur geschaffen, die wieder gewachsenen Fichten wurden herausgenommen. Für das Auerwild stellt dies ein extrem hoher Stellenwert dar, ist es doch der Symbolvogel des Landkreis Freudenstadt.
Auerhuhn
Der Bestand des Auerhahn/-huhn im Schwarzwald beträgt etwa 300 Stück, davon etwa 150 Hähne. Im Nordschwarzwald sind es 200 Stück, im Nationalparkgebiet hat man ein Vorkommen von etwa 100 Stück gezählt. Davon jeweils etwa die Hälfte Hahn und Huhn.
Im Prozessschutz wird genügend Fläche benötigt. Der Lebensraum muss gemanaged werden. Das Auerhahn liebt eine offene Struktur mit Heidelbeeren, der Hauptnahrungsquelle. Ein Auerhahn frisst etwa 2 kg Beeren am Tag. Ernährungsquelle im Winter sind überwiegend Kiefern, was auch an der Losung zu sehen ist. Fichten werden aus dem Lebensraum des Auerhuhns regelmäßig entnommen. So hat auch die Tanne eine Chance, die erst bei Licht zu wachsen beginnt.
Das Auerhuhn bevorzugt als Lebensraum halboffene Bergheiden, lichte, strukturierte Waldbestände mit Nadelholz, Altholz und Totholz und natürlich eine gute entwickelte Bodenvegetation auf der die lebensnotwendigen Heidelbeeren gedeihen.
Das Auerhuhn ist gegen äußere Einflüsse sehr empfindlich und reagiert auf jede Störung sehr sensibel. Das Auerhuhnpaar benötigt vor allem in der Paarzungszeit Ruhe. Nur wenige Tage sind es, in denen es zu einer Befruchtung kommen kann und es wäre schade wenn das imposante Liebesspiel gestört werden würde. Denn dann dauert es wieder lange, bis die beiden sich erneut annähern. 2018 hat man übrigens 48 balzende Hähne gezählt.
Das Auerhuhn ist eine sehr empfindliche Mutter und beschützt die kleinen Küken. Bei Gefahr verstreuen sich die Küken in der Umgebung. Dabei kühlen Sie aber sehr schnell aus, was den Tod der kleinen bedeuten kann.
Nesträuber
Und dann sind da noch die Nesträuber (Prädatoren). Ist es der Fuchs, Habicht oder Marder? Wer es wirklich ist, der die Nester der Rauhühner plündert, weiß man nicht wirklich. Es heißt nur immer „der Fuchs war`s“.
Die Füchse jagt man aber nicht, es ist besser wenn immer das gleiche Paar im Revier ist als immer wechselnde Jungfüchse, diese bringen nur Bewegung in die Fläche. Im Nationalpark-Gebiet leben sowieso nur wenig Füchse.
Wildschweine stellen ein viel größeres Problem dar, denn diese werden von den Jagdpächtern angefüttert.
Der Waschbär hingegen kommt nur in Tälern (z.B. Obertal) vor, wo Mülleimer geplündert werden können oder gefüttert wird. Einen Nachweis hat hier eine Fotofalle gebracht.
Neofyten
Im Nationalpark Schwarzwald findet man eine Vielzahl von Pflanzenarten. Darunter leider auch Pflanzen, die sich in Gebieten angesiedelt haben wo sie zuvor nicht heimisch waren. Darunter z.B. der Riesenbärenklau, das Springkraut oder der Schlingknöterich.
FFH-Lebensräume
Im Nationalpark Schwarzwald gibt es natürliche und naturnahe Lebensraumtypen. Gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union müssen die darin vorkommenden Arten geschützt und erhalten werden. Im Nationalpark Schwarzwald befinden sich 2.747 ha FFH-Gebiete. Im NLP-Gesetz und FFH-Verordnung ist verankert, dass sollte der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen ungünstig sein, Eingriffe erlabt und notwendig sind.
Bodensaure Nadelwälder
Natürliche bzw. naturnahe Fichtenwälder wachsen auf nährstoffarmen, mit Kieselsäure angereicherten Böden in kühlfeuchtem Klima und schwer zersetzbarer saurer Bodenauflage auf der Moose gedeihen.
Trockene Heiden
Überwiegend baumfreie Lebensräume, Zwergsträucher aus der Pflanzenfamilie Heidekrautgewächse wachsen auf nährstoffarmen, sauren Böden mit frischem bis trockenem Wasserhaushalt.
Moorwälder
Moorwälder können als Laubwälder mit Moorbirke oder Nadelwälder mit Waldkiefer sein. Sie wachsen auf feuchtnasse und nährstoffarmen sauren Torfen. Der Bodenbewuchs unter den Bäumen sind Tortmoose und Zwergsträucher wie z.B. die Rauschbeere oder Rosmarinheide.
Fließgewässer mit flutender Wasservegetation
Von der Ebene bis ins Bergland fließen natürliche und naturnahe Gewässer mit flutender Wasserpflanzenvegetation.
Dystrophe Seen
Dystrophe Seen sind nährstoffarme Stillgewässer. Sie beinhalten Huminsäuren, meist aus darunter liegenden Torfsubstraten oder aus Mooren die sie umgeben, dadurch erhalten die Gewässer eine bräunliche Färbung.
Geschädigte Hochmoore
Diese Hochmoore sind im Wasserhaushalt beeinträchtigt oder teilabgetorft, allerdings noch regenierbar.Dieser Lebensraumtyp umfasst auch Moor-Degenerationsstadien mit Pfeifengras und Zwergsträuchern. Nicht dazu zählen jedoch Hochmoore die flächenhaft abgetorft wurden oder wenn die Hochmoore eine sticksoffliebende Vegetation aufweisen.
Übergangs- und Schwingrasenmoore
Moore und Schwingrasen wachsen auf zum Teil vom Grundwasser beeinflussten nährstoffarmen Standorten. Die torfbildende Vegetation aus der sie entstehen setzt sich hauptsächlich aus torfmoosreichen Seggenrieden und Schwingrassen zusammen. Die Verlandungsgürtel nährstoffarmer Gewässer mit Schnabelsegge sind eingeschlossen.
Sillikatschuthalden und Sillikatfelsen mit Felsspaltenvegetation
Natürliche Felsen werden aufgrund ihrer Größe und der geringen Bodenbildung in den Felsspalten nicht von Gehölzen bewachsen oder beschattet. Sie sind extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt, dies hat zur Folge, dass aufgrund der Trockenheit nur wenig Moose Flechten und andere Gewächse Lebensraum finden.
Auenwälder mit Erle, Esche, Weide
Entlang von Fließgewässern oder quelligen, durchgesickerten Wäldern in Tälern und Hangfüßen wachsen Erlen- und Eschenauenwälder.
Subalpine und alpine Hochstaudenfluren
An feuchten und nährstoffreichen mit Stickstoff angereicherten Standorten wie Gewässerufer und Waldrändern wachsen Hochstaudenflure. Dies sind z.B. Pfeifengras oder Wasserdost. Alpine Hochstaudenfluren wie Blauer Eisenhut , grauer Alpendost oder Alpen-Ampfer entstehen durch Beweidung.
Stören die vielen Besucher im Nationalpark nicht?
Besucherlenkung
Ein erarbeitetes Wegekonzept soll ausreichend Ruheraum für die geschützten Tiere ermöglichen. Viele Wanderwege und Forstwege, die man in der Forstwirtschaft nicht mehr benötigt, werden so der natürlichen Entwicklung überlassen. Besucher des Nationalparks dürfen nur noch die ausgeschilderten Wanderwege mit entsprechenden Wegzeichen begehen.
Teilhaben am Nationalpark Schwarzwald
Jeder Besucher des im Jahr 2014 gegründeten Nationalpark im Nordschwarzwald soll Teilhaben können am Nationalpark Schwarzwald, das ist ein wichtiger Teil der Nationalpark-Idee.
Teilhaben am Nationalpark Schwarzwald ist auch der Titel einer Führung und Exkursion die von der Nationalpark-Verwaltung am Ruhestein angeboten wird. Wir wollten wissen, was darunter zu verstehen ist und haben am 03.06.2018 an dieser Führung im Nationalpark, die an der Bushaltestelle beim Schliffkopfhotel (B 500) ihren Treffpunkt hat teilgenommen.
Kursleiter der Führung an diesem Tag war Martin Rimmler, der im Nationalpark für die Regionalentwicklung zuständig ist.
Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person wurden die Themenbereiche zu der Exkursion durch die Grindenlandschaft am Schliffkopf auf dem Schliffkopf-Rundweg vorgestellt, dazu gehörten:
- Aufgaben und Ziele des Nationalpark Schwarzwald.
- Die Bedeutung der Zonen und der Grenzen in die der Nationalpark aufgeteilt ist.
- Die Entstehung und Nutzung der Grinden, ihre Besonderheiten sowie die unter Schutz stehende Tier- und Pflanzenwelt.
- Wie kann man am Nationalpark teilhaben oder sogar mitmachen?
- Das neue Wegkonzept, welche Wege dürfen im Nationalpark begannen werden
Dass wir letztlich viel mehr über den Nationalpark erfahren konnten lag an den vielen Fragen der Teilnehmer, die von Martin Rimmler alle gerne beantwortet wurden, wobei er, eigentlich doch als "nur" Sachbearbeiter für den Tourismusbereich durchaus Rancherqualitäten zeigen konnte. Die Führung selbst ging vom Schliffkopfhotel zur Aussichtsstelle am Schliffkopfplateau und über den Schliffkopfrundweg durch das Grindengebiet im Nationalpark Schwarzwald.
Die besprochenen Themen der Führung:
Aufgaben und Ziele des Nationalpark Schwarzwald
Vorrangiges Ziel des Nationalpark Schwarzwald beinhaltet dessen Motto "Natur Natur sein lassen" somit der Arten- und Biotopschutz.
Das vorrangige Ziel des NLP ist der Prozesssschutz, d. h. die natürlichen Prozesse sollen möglich ungestört durch den Menschen ablaufen. Einfacher: Der Mensch nimmt sich zurück, greift nicht mehr ein und schaut zu wie sich die Natur von alleine entwickelt, unabhängig davon ob ihm das Ergebnis gefällt oder nicht.
Im Nationalpark findet sehr viel naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung statt, jedoch soll der Park auch den Menschen als Freizeit- und Erholungsort zur Verfügung stehen, damit diese sich bspw. von der Hektik des Alltags erholen können. Um den verschiedensten Anforderungen gerecht zu werden, werden alle Aufgaben, Themen und Ziele im Nationalparkplan festgehalten und teilweise gleichzeitig oder nacheinander von der Nationalparkverwaltung (unter Beteiligung der Region) bearbeitet.
Die Bedeutung der Zonen und der Grenzen in die der Nationalpark aufgeteilt ist
Welche Zonen sind im Nationalpark Schwarzwald zu finden?
Entwicklungszone
Die in der Entwicklungszone liegenden Wälder sollen später sanft in die Kernzone übergleiten. Manche Waldbereiche benötigen noch etwas Lenkung bevor hier ebenfalls „Natur Natur sein lassen“ gilt. Nach 30 Jahren (2044) ist angestrebt, dass es keine Entwicklungszone mehr gibt.
Managementzone
Es gibt Teile im Nationalpark Schwarzwald, die immer Managementzone bleiben werden. So auch die Grindenflächen, die dauerhaft erhalten und miteinander vernetzt werden sollen. Hierzu pflegt und lenkt das Nationalparkteam um z.B. Biotop- und Artenschutzziele zu sichern und auch eine Ausbreitung des Borkenkäfers auf umliegende Waldgebiete zu unterbinden.
Kernzone
Die Bereiche Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf im Nordteil des Nationalpark Schwarzwald, dem Wilder See/Kleemüsse in der Mitte und der Buhlbachsee/Hehliskopf im südlichen Teil liegen in der Kernzone des Nationalparks. Das Motto „Natur Natur sein lassen“ kommt hier zum Tragen. Diese Gebiete sind am stärksten geschützt, wird ganz sich selbst überlassen und darf „eine Spur wilder“ sein .
Drei Viertel der Nationalparkfläche müssen 2044 (nach 30 Jahren seit Entstehung des Nationalparks) Kernzone sein. Besucher/innen dürfen in diesen Gebieten unter Berücksichtigung der Schutzvorschriften des Nationalparks nur auf den ausgewiesenen Wegen unterwegs sein.
Die Entstehung und Nutzung der Grinden, ihre Besonderheiten sowie die unter Schutz stehende Tier- und Pflanzenwelt
Was ist überhaupt eine Grindenlandschaft?
Grinde bedeutet „kahler Kopf“. Die beinahe baumfreien Feuchtheiden wachsen auf den abgeflachten Höhenrücken aus Buntsandstein im Nordschwarzwald. Die Grinden entstanden überwiegend durch den Einfluss des Menschen. Im 14. Jahrhundert reichten die Weideflächen für die Viehhaltung in den Tälern des Schwarzwaldes nicht mehr aus. So wurden die Rinder und Ziegen auf die flachen Hochebenen getrieben. Zum Ende des Weidejahres wurde brandgerodet um den Baumwuchs zu unterbinden.
Auf Dauer führte diese Überweidung auf den Hochflächen schon im 16. Jahrhundert zu einem Nährstoffverlust und der Boden verdichtete sich zunehmend. Im Jahr fielen bis zu 2200 mm an Niederschlägen was eine Vernässung und Moorbildung zur Folge hatte. So entstanden die Grinden.
Auf den Grinden wurde bis ins 19. Jahrhundert beweidet. Mitte des 18. Jh. Waren riesig große Waldflächen vernichtet, eine weitere Brandrodung wurde verboten. Heu wurde jedoch weiterhin von den Grinden gewonnen, das Borstgras versprach eine heilende Wirkung auf die Tiere, so dass es sehr beliebt war. Als die Grinden landwirtschaftlich nicht mehr genutzt wurden, wurden die kahlen Flächen teils auf natürlichem Weg mit vorwiegend Bergkiefern, teils durch Aufforstung wieder bewaldet.
Beweidung mit robusten Rinderrassen
Heute finden sich die Grindenflächen im Nordschwarzald auf der Hornisgrinde, Schiffkopf und Kniebis.
Die Grinden am Schliffkopf befinden sich in der Managementzone des Nationalpark Schwarzwald. Damit die Grindenflächen offen bleiben findet eine gezielte Beweidung mit robusten Rinderrassen wie die Hinterwälder sowie mit Ziegen und Schafen des Schäfers Svensson aus Baden-Baden statt.
Lebensraum seltener Tiere und Pflanzenarten
Auf den Grinden am Schliffkopf ist wie in anderen Teilen des Nationalparks die Kreuzotter und das Auerhuhn beheimatet. Beerensträucher und Bergkiefern mit den angrenzenden Waldflächen bilden zusammen einen optimalen Lebensraum für diese Tierarten.
Übrigens, es gibt eine schwarze Kreuzotter und eine braune. Die schwarze Kreuzotter lebt vorwiegend in den höheren Lagen. Da es hier kühler ist, wärmt die Sonne die schwarze Haut schneller als die braune.
Hier abgebildet ist eine Schlingnatter, eine weitere Schlange die im Nationalpark zu finden ist.
Wie kann man am Nationalpark teilhaben oder sogar mitmachen?
Es gibt beim Nationalpark nicht nur hauptamtliche Mitarbeiter. Es helfen auch viele Menschen auf ehrenamtlicher Basis mit, um das große Ziel des Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ zu verwirklichen. Die Freiwilligen wurden zum Wanderführer/in geschult und können kompetent Auskunft über den Nationalpark geben. Alle Mitarbeitenden des Nationalparks, auch die Freiwilligen, nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil um so über alles Neue im Nationalpark auf dem Laufenden zu sein.
An Aktionen wie Baumpflanzungen oder Freihaltung der Grinden, sind freiwillige Helfer willkommen.
Juniorranger
Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren dürfen als Beobachter, Forscher und Entdecker die Natur erleben, die Tier- und Pflanzenwelt erforschen. Es gibt Anfänger und Fortgeschrittenenkurse. Mehrere Aktionen werden mit Kindern durchgeführt.
Wegkonzept
Nicht mehr alle Wege im Nationalpark werden gepflegt. Sie werden nach und nach der Natur überlassen und somit zurückgebaut. Welche Wege für die Öffentlichkeit noch frei sind, zeigt die erschienene Starterkarte des Nationalpark Schwarzwald. Rad- und Wanderwege mit Wegzeichen dürfen begangen werden. Wenn Sie keine Karte mitführen sollten Sie beachten, nur ausgeschilderte Wege, mit Wanderzeichen wie z.B. die des Seensteig oder Westweg, aber auch die gelbe oder blaue Raute oder Hinweisschilder zeigen begehbare Wege. Alle Wege und Pfade ohne diese Zeichen dürfen nach dem neuen Wegerecht nicht mehr begangen oder befahren werden.
Kleiner Grundkurs in Sachen Nadelbaum
Gegen Ende der Wanderung gab's von Martin noch ein paar Infos, wie werden Fichte und Weißtanne voneinander unterschieden?
Die Fichte hat eine schuppige rotbraune Rinde. Die Nadeln der Fichte sitzen auf kleinen verholzten Stielen um die Äste herum. Die Zapfen der Fichte hängen nach unten. Um den gerade gewachsenen Stamm bildet sich die Krone der Fichte kegelförmig aus.
Die Tanne hat eine graue Rinde, die bei jungen Bäumen glatt ist und bei alten Bäumen meistens in kleine Platten zerfällt. Die Nadeln der Tanne sind flach, lassen sich leicht biegen und tragen auf der Unterseite zwei helle Stoma-Bänder. Die Zapfen der Tanne wachsen an den obersten Zweigen am Wipfel immer aufrecht am Zweig.
Was haben wir gelernt
Natürlich noch viel mehr als hier aufgeschrieben, zum "Teilhaben am Nationalpark Schwarzwald" erfahren wir, neben den hauptamtlichen Mitarbeitenden im Nationalpark helfen viele Menschen ehrenamtlich aus, um das große Ziel des Nationalparks, "Natur Natur sein lassen", zu unterstützen. Teilhaben kann aber jeder Besucher des Nationalparks im Schwarzwald. Dazu muss er nur Aufmerksam durch die Natur gehen und die wilden Schönheiten des Schwarzwalds, den Zauber unberührter Natur fernab der Alltags-Hektik genießen.
Vielen Dank an Martin Rimmler, der uns an diesem Tag durch eine durchweg interessante und abwechslungsreiche, aber manchmal auch lustige Wanderung geführt hat
Nationalpark Schwarzwald – Wildtiermanagement und Prozessschutz
Neben dem Verkehrskonzept und dem Borkenkäfermanagement ist das Wildtiermanagement sicher eines der wichtigsten Module im Nationalpark Schwarzwald.
Schon seit dem ersten Jahr des Nationalparks 2014 bis zum Jahr 2018 wird an den Rahmenbedingungen gearbeitet, so erläuterten Nationalparkmitarbeiter ihre Ideen zum Konzept in mehr als 100 Vorträgen, Führungen, Exkursionen, Seminaren und Workshops, vor allem für Vertreterinnen und Vertreter aus der skeptischen Jägerschaft und Forstwirtschaft, sie galt es zu überzeugen.
Alle Beteiligten wurden angehört
In diesem mehrjährigen Prozess wurden so alle Beteiligten, darunter die betroffenen Anrainer, Jagdverbände, Natur- und Tierschutzverbände, Tourismus und Gemeinden, an einen Tisch gebracht und ein Modul erarbeitet, das für alle Beteiligten tragbar sein soll.
Die letzte Phase der Beteiligung hat mit der Freigabe durch den Nationalparkrat am 14. Mai 2018 begonnen. Bis zum 15. Juli ist es noch möglich sich auf der Beteiligungs-Plattform zu informieren und Fragen zu stellen. Im Oktober 2018 soll dann endgültig über die Verfahrensweise entschieden werden.
Das Modul Wildtiermanagement wird vorgestellt
Auch uns ist es wichtig, so haben wir mit Spannung auf das fertig erarbeitete Konzept gewartet. Am 13. Juni gab es im Löwen in Baden-Baden Lichtental auch über das Wildtiermanagement einen Vortrag.
Bei einer Führung im Waldgebiet Herrenwies mit Gebietsleiter Bernd Schindler und Wildtiermanager Friedrich Burghardt am 22. Juni 2018 haben wir mit rund 20 weiteren Interessierten weitere Informationen zum Modul Wildtiermanagement erhalten.
Es folgt ein nicht vollständiger Überblick der Informationen, die wir über das Modul Wildtiermanagement und den Prozessschutz im Nationalpark Schwarzwald erhalten haben.
Warum war es nötig ein Modul Wildtiermanagement zu erarbeiten?
Jagen im Schwarzwald kann einen Veganer oder Vegetarier schnell mal zur „Weißglut“ bringen, die Jagd im Nationalpark Schwarzwald ist aber auch für viele „normale“ Menschen unverständlich, dazu muss man kein ausgewiesener Tierschützer sein. Schon vor Eröffnung des Nationalparks im Jahr 2014 war das Jagen im Nationalpark Schwarzwald eines der am meisten diskutierten Themen.
Eigentlich sollte doch in einem Nationalpark die Jagd vollständig eingestellt sein. Doch wie ist das im Nationalpark Schwarzwald, da stehen sich Prozessschutz und Wildtiermanagement im Widerspruch. Wildtiermanager Friedrich Burghardt wäre ein jagdfreier Nationalpark am liebsten. Doch man muss den durchaus berechtigten Sorgen der Anrainer durch Schäden einer zu großen Population von Wildtieren im Wirtschaftswald so weit als möglich entgegenkommen.
Und wie wird nun im Nationalpark mit den großen Säugetieren Hirsch Reh und Wildschwein umgegangen? Wird man dem Nationalpark Leitfaden „Natur Natur sein lassen“ gerecht und wahrt dabei gleichzeitig die Interessen der an den Nationalpark angrenzenden Waldbesitzer? Befürchten diese doch große Schäden in ihren Wirtschaftswäldern, wenn sich die Wildtiere ohne Einschränkung vermehren.
Da kann man schon mal vorweg mitteilen, Hauptverursacher der Fraßschäden ist das Rotwild, das auch die Wildtierart ist, die im Park gejagt wird.
Was versteht man im Nationalpark unter Prozessschutz
Ziel des Nationalparkplans ist es, „Natur Natur sein lassen“. Das bedeutet, der Mensch greift nicht ein, um das Waldbild zu verschönern, vielmehr soll sich die Pflanzen- und Tierwelt frei entwickeln. Im Nationalpark selbst gibt es keine Fraßschäden durch Wild, weder durch das Großwild noch durch den Borkenkäfer. Die Tiere und Pflanzen bestimmen wo es langgeht und wie der Park sich entwickelt.
Die Bedenken eines Teilnehmers, der das Beispiel des Borkenkäfers im Bayrischen Wald, wo ganze Landschaften zerstört wurden, nannte, konnte zerstreut werden.
Im Nationalpark Bayrischer Wald dominierte zum Zeitpunkt der Borkenkäferplage die Fichte, die zudem meist gleichzeitig gepflanzt wurde, so waren es ältere Bäume gleichen Alters, die einen für den Borkenkäfer angreifbaren Baumdurchmesser besaßen. In der Kernzone des Nationalpark Schwarzwald ist das anders, es stehen neben Fichten unterschiedlichen Alters viele Laubbäume und Tannen. Hier gibt es Bereiche die schon seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden, siehe hier auch den Bannwald Wilder See, der schon seit 1911 Naturschutzgebiet ist. Und mal ehrlich, es gibt nichts Langweiligeres als durch einen reinen Wirtschaftswald zu laufen, wir lieben die Bereiche die alle Generationen eines Waldes zeigen, dazu gehören neben Bäumen verschiedener Art und Alter auch abgestorbene noch stehende und liegende Bäume dazu, schon deswegen da das Artenreichtum hier viel größer ist.
Aber zurück zu den Tieren, der Prozessschutz gilt natürlich auch für unsere großen Wildtiere. Eine möglichst große Fläche soll in den nächsten Jahren und Jahrzehnten für Hirsche, Rehe und Wildschweine zur jagdfreien Zone werden. Dass jagdfrei nicht nur für das Großwild gilt, sondern auch für kleine Wildtiere, wie zum Beispiel den Borkenkäfer ist selbstverständlich, dazu später mehr im Artikel Borkenkäfermanagement.
Da es sich aber beim Nationalpark Schwarzwald um einen Entwicklungsnationalpark handelt, geschieht die Vorgehensweise in mehreren Teilschritten um den Ansprüchen der angrenzenden Waldbesitzer, genannt Anrainer, gerecht zu werden.
Bedenken der Anrainer
Der gewünschte Prozessschutz im Nationalpark tangiert also auch die umliegenden Anrainer, das sind vorwiegend die Waldbesitzer der angrenzenden Wirtschaftswälder des Nationalparks. Hierzu zählen z.B. die Murgschifferschaft, Hundsbach, Baden-Baden. Befürchten diese doch bei einer ausgesetzten Jagd eine übermäßige Wildtierpopulation, die dann aus dem Nationalpark Schwarzwald in Ihre Waldgebiete abwandern und Wildschäden verursachen.
Durch abgeknabberte Triebe kann der Baum keinen geraden Stamm mehr entwickeln, die Tiere gehen aber auch an die Rinde. Durch das Rindenschälen geraten bei dem häufigsten Baum im Wirtschaftswald, der Fichte innerhalb weniger Stunden Pilzsporen in den Baum. Die Sporen erzeugen die Rotfäule, dabei wird der Ligninanteil des Holzes zerstört, das Fichtenholz verliert seine Festigkeit.
Wer nun weiß, dass eine Fichte im gesunden Zustand ca. 90 EUR je Festmeter bringt, eine von der Rotfäule befallene nur ca. 30 EUR je Festmeter, kann die Sorgen der Waldbesitzer sicher verstehen.
Neben den großen Tieren, die für Waldschäden sorgen, gibt es noch ein weiteres Tier das zu enormen Schäden im Wirtschaftswald führt, den Borkenkäfer. Der Befürchtung, dass der Borkenkäfer auf den Wirtschaftswald der Anrainer übergreift , wurde bereits 2014 durch die Schaffung eines 500 m breiten Schutzstreifens, in dem der Borkenkäfer bekämpft wird, entgegengewirkt.
Wildtiermanagement
Wildtiere machen im Nationalpark wie er heute besteht für einige Zeit noch ein lenkendes Eingreifen des Menschen notwendig. Betroffen sind hierbei Hirsch, Reh, Wildschwein sowie, sofern einwandernd, Luchs und Wolf, bei denen jedoch ein intensives Beobachten und Dokumentieren im Vordergrund steht.
Wie das Beobachten und Dokumentieren und die notwendige Jagt abläuft.
Monitoring – Wildbeobachtung
Es wird erforscht „Was geschieht, wenn nichts mehr geschieht“?“ Denn wie verändern sich die Bestände der großen Wildtiere, wenn Rothirsch, Reh und Wildschwein nicht mehr gejagt werden? Wie werden sich die Tiere verhalten, und wie entwickelt sich dann die Pflanzenwelt. Es werden Spuren und Fährten ausgewertet, die hinterlassene Losung der Wildtiere wird genetisch analysiert und die Satellitentelemetrie kommt zum Einsatz. Beinahe 30 Tiere des Rotwilds haben ein Halsbandsender erhalten, der ihr Bewegungsprofil aufzeichnet.
Um die Sender den Tieren umzulegen, werden diese betäubt. Damit diese funktionsfähig sind, erhalten die Wildtiere im Aufwachstadion einen Magneten, den Sie mit Wasser und den ersten Schluckreflexen schlucken. Dieser stört das Tier nicht, er verbleibt bis zu deren Tod im Magen. Anders verläuft es mit dem Halsband, ist die Studie an einem Rotwildtier beendet, wird das Halsband computergesteuert geöffnet.
So erfährt das Forscherteam viel über das Verhalten der Tiere im Nationalpark, wohin sie sich bewegen, ob Sie Straßen überschreiten und wie weit Sie den Menschen in ihre Nähe lassen.
Angebrachte Fotofallen im Nationalparkgebiet geben Aufschluss über die Aktivität der Wildtiere tagsüber und welche Pflanzen bevorzugt gefressen werden.
Die Jagd im Nationalpark Schwarzwald
Ab 2020 soll auf 1/3, ca. 30 % (etwa 3000 ha) der Nationalparkfläche die Jagd eingestellt werden. In der jagdfreien Fläche sind große Teile der heutigen Kernzone, sowie Grindeflächen, Naturerlebnisbereiche und Wildbeobachtungsbereiche enthalten. Auf 2/3 (etwa 7000 ha) wird auf Rücksichtnahme der Anrainer weiterhin intensiv gejagt.
Bis zum Jahr 2044 sollen 75 % der Nationalparkfläche jagdfrei werden, der Mensch soll im Schutzgebiet wenn möglich nicht mehr eingreifen, so der Wunsch des Nationalparks.
Im Gegensatz zu den Waldgebieten der Anrainer, wo es viele Jagdpächter gibt, erfolgt die Jagd im Nationalpark in Eigenregie oder mit ausgesuchten Jägern der Umgebung.
Zuerst werden die Jagdzeiten im Nationalpark Schwarzwald bei gleicher Abschussquote reduziert
- Jagen nur von August bis Ende Dezember
- Von Januar bis Juli findet keine Jagd statt, damit die Hirschkühe ungestört ihre Kälber aufziehen können
- Damit die Tiere in der Nacht nicht gestört werden, sind Nachtjagden verboten
Wichtig für die Säugetiere im Nationalpark sind Rückzugsorte. Ruhezonen, die für den Menschen nicht einsehbar sind. Deshalb gilt auch ein Wegegebot, an den sich wirklich jeder Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer halten sollte. Ruhezonen sind wichtige Orte, damit die Wildtiere lernen sich sicher zu fühlen.
Wichtig für Besucher, nur ausgeschilderte Wege, als Wanderzeichen wie z.B. die des Seensteig oder Westweg, aber auch die gelbe oder blaue Raute oder Hinweisschilder zeigen begehbare Wege. Alle Wege und Pfade ohne diese Zeichen dürfen nach dem neuen Wegerecht nicht mehr begangen oder befahren werden.
Um das Wild im Nationalpark an bestimmte Zonen anzulocken und zu gewöhnen und den Jagdbestand zu regulieren werden im Nationalpark Lichtungen geschaffen, die uns gezeigte wird zu Versuchszwecken dreimal im Jahr nur teilweise gemäht. So entstehen in den Bereichen mit hohem Gras Flächen, die den Wildtieren als Deckung dienen.
Von einem fest stehenden Hochsitz wird von zwei sehr erfahrenen Jägern versucht, Muttertier und Kalb gleichzeitig zu erlegen. Hintergrund für diese Vorgehensweise ist, dass die Tiere negative Erfahrungen vererben können. So wird die Generation unterbrochen und keine schlechten Erfahrungen von Mutter oder Kalb an die Abkömmlinge tradiert.
Es gibt im Nationalpark Schwarzwald auch leichte mobile Hochsitze, die an wechselnden Standorten zusammengebaut zum Einsatz kommen. Ebenso gibt es nur wenige Kilogramm schwere Kletterhochsitze, deren Vorteil ist neben ihrer Mobilität, dass sie von den Wildtieren nicht erkennbar sind.
Neue Lebensräume entstehen
Ganz vergessen möchten wir aber auch nicht die positiven Folgen dieser „Frassschäden“ durch das Wild. Flächen mit niederem Bewuchs wie Heidelbeeren zwischen lichten Laub- und Nadelbäumen bieten dem Rotwild optimalen Deckungsschutz. Orkan Lothar hat 1999 offene Flächen geschaffen, die es erlauben, eine lichte Mischung aus Buchen und Nadelbäumen zwischen Totholz, Heidelbeeren und Heiden heranwachsen zu lassen. Selbst die lichtliebende Weißtanne erhält die Chance aus ihrem Schlaf in der Dunkelheit zu erwachen.
Aus abgestorbenen Bäumen erwacht neues Leben. Pilze wachsen heran. Wasserinsekten finden in aufgewühltem und gesuhlten Boden neuen Lebensraum oder es entstehen Laichplätze für verschiedene Libellenarten. Verbissene Bäume wachsen dicht und buschig heran und bieten Nistplätze für viele Vögel. Beim Äsen nehmen die Wildtiere reife Pflanzsamen auf, tragen diese bis zur Ausscheidung an andere Orte. Bei Futterknappheit im Winter schält das Rotwild gerne die Rinde an den Bäumen. Ideal für Spechte, die durch das Klopfen Höhlen für darauf angewiesene Nachmieter schaffen.
Wer jetzt mehr Infos zu dem Modul lesen möchte, ausführliche Informationen finden Sie hier zum Nachlesen.