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Hornisgrinde – unterwegs ins Hochmoor 

Windrad HornisgrindeDie Hornisgrinde ist mit 1163 Höhenmetern der Höchste Berg im Nordschwarzwald, das Hornisgrinde-Plateau grenzt zwar nur an den Nationalpark, das Hochmoor und seine Geschichte sind aber so spannend, das der Nationalpark Schwarzwald eine Führung und Exkursion dazu anbietet. Im August 2018 habe ich an einer Führung teilgenommen die von Ranger Jens Liß durchgeführt wurde. Er führte unsere Gruppe vom Mummelsee hoch hinauf zur Hornisgrinde und über den Westweg wieder zurück. 

Dabei hatte er so allerlei Interessantes und Wissenswertes zu erzählen.

Wichtig: Nur in Grundzügen ist es möglich diese Informationen wiederzugeben, die vielen Kleinigkeiten, Anekdoten und die Gespräche mit anderen Teilnehmen die den Spaßfaktor so einer Führung ausmachen können wir natürlich nicht wiedergeben.... Also die Führung am besten selbst mitmachen....

Ich habe zu den einigen bei der Führung angesprochenen Themen etwas weiter ausgeholt und eigenen Wissenstand und was ich recherchiert habe zugefügt....zudem habe ich mich dafür entschieden im Artikel die wichtigsten Informationen wiederzugeben, wenn Sie einen Artikel möchten mit "dann sind wir über diesen Baum geklettert, hier haben wir Pause gemacht etc." dann werden Sie nicht das finden was Sie erwarten...


Die Führung beginnt am Mummelsee

Wir nahmen nicht die allübliche Route, es war auch keine Führung im Gebiet des Nationalpark Schwarzwald, sondern wanderten zuerst ans Ufer des Mummelsees bevor wir auf naturbelassenen steinigen Pfaden zur Hornisgrinde empor stiegen. Der Mummelsee gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Nordschwarzwald, vorstellen möchte ich den Karsee trotzdem...Mummelsee

Mummelsee

Der Mummelsee ist mit Sicherheit der am meisten besuchten Ort entlang der Schwarzwaldhochstraße, ändern wird sich das vielleicht wenn das neue Nationalpark-Zentrum am Ruhestein fertig ist..
Von den 10 Karseen im Schwarzwald, liegen drei davon im Nationalparkgebiet, das sind der Huzenbacher See, der Wilde See und der Buhlbachsee. Alle Karseen sind Relikte aus der letzten Eiszeit, der Mummelsee ist der Größte. Auf 1036 Höhenmeter liegt der 18 Meter tiefe Karsee, mit einem Umfang von 800 m und einer Färbung aus Moorbräune und Bundsandstein eingebettet am Fuße der 

Hornisgrinde.

 

Wie entstand der Mummelsee

Mummelseblick

Die große Menge an Schnee die während er letzten Eiszeit fiel drückte diesen so sehr nach unten, dass sich Eis bildete und dieses verdichtete. An der heutigen Karwand entstanden Gletscher die immer dicker wurden und aufgrund des ausgeübten Drucks abrutschten. Das Eis, das sich in Bewegung setzte, riss angefrorene Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelten eine Mulde in den Hang. Dieses Gesteinsmaterial, das der Gletscher mit sich nahm, blieb als Endmoräne vor der ausgehobelten Mulde liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm, indem sich Regen und das Schmelzwasser des Gletschers sammelte und so zu einem Karsee wurde. 

Wie so manch anderer Karsee ist auch der Mummelsee von Sagen umwoben. Am Ufer des Mummelsee übergab Herr Liß einer Teilnehmerin zum Vorlesen

 

Die Mummelsee-Sage

Der Mummelsee in den dunklen Tannengründen hat seinen geheimnisvollen Namen von den Seefräulein oder Mümmlein. Sie wohnen in seiner unergründlichen Tiefe in einem prächtigen, kristallenen Schloss. Es ist umgeben von prachtvollen Gärten, in denen die blutrote Koralle neben der duftenden Seerose wächst. Die Mümmlein sind liebliche, reizende Gestalten von zartem, schlankem Wuchs und rosiger Schönheit. Jede Nacht steigen sie empor zu der Oberfläche des dunklen Gewässers, vollführen beim Klang der Instrumente einen lieblichen Tanz oder eilen mit der Spindel den nächsten Häusern im Tal zu. ......

Unser Weg führte uns nun auf einem naturbelassenen Fußpfad steil bergauf in Richtung Dreifürstenstein. Wir machten Halt und blickten über die Schwarzwaldberge, die zum Nationalpark Südteil, wie Schliffkopf, Wilder See oder Schönmünztal, gehören.

Kommt hier noch die Frage auf

Wie viele Nationalparke gibt es in Deutschland?

In Deutschland sind 16 Gebiete offiziell als Nationalpark ausgeschrieben.
Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der jüngste seit 2015, Nationalpark Schwarzwald, gegründet 2014 und der erste in Baden-Württemberg
Der älteste Nationalpark der Welt ist der Yosemite in den USA, wurde 1864 unter Naturschutz gestellt und als erster Nationalpark der Welt der Yellowstone National Park in den USA, gegründet 1872.

Der schweizerische Nationalpark wurde 1914 gegründet und ist der älteste Nationalpark in den Alpen und Mitteleuropa.
Der älteste Nationalpark Schwedens ist der Sarek Nationalpark. Er wurde 1909 gegründet.

Die Gründung des Nationalpark Schwarzwald

Anfang der 90er Jahre wurde schon einmal versucht einen Nationalpark im Schwarzwald zu errichten, das scheiterte nicht zuletzt an dem Widerstand der Politiker und Teilen der Bevölkerung. Das es letztlich doch geklappt hat, liegt auch daran, das die Bundesregierung im Jahr 2007 eine Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt einleitete. Darin ist verankert:

"Bis zum Jahre 2020 soll sich die Natur auf mindestens 2 % der Landesfläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln dürfen."

Die Idee mit dem Nationalpark wurde wieder aufgenommen, auf der Suche nach einem waldreichen Standort für den Nationalpark prüfte der NABU-Landesverband Baden-Württemberg im Jahr 2011 mehrere Gebiete. Es wurde ein Suchraum von etwa 40000 Hektar erkannt in dem der Nationalpark mit einer Mindestgröße von 10.000 ha entstehen konnte. Unter den vorgeschlagenen Teilgebieten entschied man sich dann für das Gebiet um den Hohen Ochsenkopf und den Ruhestein. Vor der Gründung des Nationalparks standen am Ruhestein bereits 93 Prozent und im Bereich Hoher Ochsenkopf 50 % unter Schutz der Natura 2000.

So ist unser Nationalpark Schwarzwald in die Teilgebiete Nord und Süd aufgegliedert. Zum Nordteil gab die Stadt Baden-Baden eine Waldfläche auf der sich der Wildnispfad befindet, mit der Bedingung, dass dieser gleich Kernzone wird.

Wie ist der Nationalpark Schwarzwald aufgegliedert

Entwicklungszone
Flächen die in der Entwicklungszone liegen gehen später in die Kernzone über. Dies sind Waldbereiche, die noch gelenkt werden müssen, bevor hier ebenfalls Natur Natur sein darf. Nach 30 Jahren ab Gründung soll es keine Entwicklungszone mehr geben. Im Nationalparkplan ist festgelegt, welche Maßnahmen zur Unterstützung erfolgen dürfen.

Managementzone
In der Managementzone greift der Mensch noch lenkend ein, sofern es notwendig ist. Die Grindenflächen werden immer in der Managementzone verbleiben, da in diesen bedrohte Tierarten wie die Kreuzotter oder Alpine Gebirgsschrecke ihren Lebensraum haben und diese offene Struktur benötigen. Außerdem sollen die bestehenden Grindeninseln zwischen Baden-Baden und Freudenstadt mit einem Grindenband verbunden werden. Die vorhandenen Grindenflächen nehmen lediglich 2 % vom Nationalpark ein. Letztendlich verbleiben dann 25 % der Nationalparkfläche in der Managementzone.

Kernzone
In der Kernzone gilt der Prozessschutz, d.h. Natur Natur sein lassen. Der Wald darf sich natürlich entwickeln ohne dass der Mensch lenkend eingreift. Lediglich die Verkehrssicherung der ausgewiesenen Wanderwege muss garantiert sein. Nach 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks sollen 75 % der Nationalparkfläche in die Kernzone übergegangen sein.

Erste Besiedlung in der Nationalparkregion durch den Mensch

Vor dem 11. Jahrhundert gab es im Schwarzwald kaum Siedlungen. Mit der Gründung der ersten Klöster entwickelten sich um diese herum größere Siedlungen. Erste Klöster waren z.B. in Lichtenthal, Reichental oder Allerheiligen.
So kam es schon im 14. Jh. dazu, als das Futter für das Vieh nicht mehr ausreichte, dass die Tiere zu den Waldweiden auf die Höhe getrieben wurden. Um diese offen zu halten bediente man sich am Ende eines Sommers der Brandrodung. Besonders gut für die Landwirtschaft war der Boden auf den Grindenflächen aber nie, der Buntsandstein, der dem Grundgebirge aufliegt, macht die Grinden zu einem sauren und wenig fruchtbaren Boden.

Die Rohstoffe im Schwarzwald

Erzabbau
Rohstoffe wie Erz waren in den letzten Jahrhunderten auch im Schwarzwald sehr begehrt. Um die Erze zum Schmelzen zu bringen wurden vorzugsweise Buchen als Brennmaterial verwendet. Dies wurde etwa 30 Jahre praktiziert, dann ging der Rohstoff aus und die Bergbauern wanderten ab.

Glasbläserei
Die größte und bedeutendste Glashütte im Schwarzwald war im 18. – 19. Jahrhundert in Buhlbach einem Ortsteil von Baiersbronn ansässig. Einst wurde sie bekannt durch die Entwicklung der druckfesten Champagnerflasche, dem „Buhlbacher Schlegel“, der zu einem weltweiten Erfolg wurde.

Holzköhlerei
Für die Verarbeitung des abgebauten Eisenerzes erreichte Holz nicht die erforderlichen Temperaturen. So kamen denn auch die Köhler in den Schwarzwald. Zuerst wurde das Holz verkohlt, damit es als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln konnte. Arm und einsam lebten die Köhler tief in den Wäldern.

Flößerei
Einst war der Schwarzwald ein urwaldähnlicher undurchdringbarer dunkler Tannenwald. Mit den ersten Besiedlungen wurde der Wald urbar gemacht, man rodete ihn. Der wichtigste Rohstoff des Waldes war das Holz, Energielieferant für Hausbau und Brennmaterial. Im 18. Jahrhundert kam die Zeit der Flößerei auch in den Nordschwarzwald. Als der größte deutsche Holzlieferant, wurden die meisten Tannen und Fichten aus dem Schwarzwald in den Rhein geflößt. So auch die „Holländertannen“, die bis nach Amsterdam geflößt wurden um Grachten zu bauen. Folge des lukrativen Exporthandels war natürlich, dass die Schwarzwaldhöhen immer kahler wurden.

Der Schwarzwald beinahe Wald frei

Um 1820 war es dann, als der Schwarzwald beinahe Wald frei war, wurde wieder mit der Aufforstung begonnen, eine Mischsaat aus Fichte, Tanne, Lärche und Kiefer wurde von den Forstleuten verstreut, aber nur die Fichte wuchs daraus hervor. Aber für ganz so schlimm hat man das wohl doch nicht erachtet, die Fichte ist der „Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft“, schnellwüchsig und in 80 – 100 Jahren erntefähig.

Doch die Fichte wird wohl auch dem Klimawandel nicht standhalten. Bei einer Klimaerwärmung von zwei Grad wird sie unterhalb von 700 Meter wahrscheinlich keine Chance haben. Hitzeverträglicher wäre die nordamerikanische Douglasie, da sie mit längeren regenfreien Perioden besser zurechtkommt und sich auch besser nach Trockenperioden erholt als die Fichte. Aber die nordamerikanische Douglasie ist kein einheimischer Baum, wird nie einen gleichwertigen Lebensraum für die Artenvielfalt im Wald stellen können.

Wenige Meter weiter stehen wir vor einer vom Borkenkäfer, dem Buchdrucker, geschädigten Fläche.

Doch wie geht man im Nationalpark mit dem Borkenkäfer um

An den Grenzen des Nationalparks wurde rundherum eine 500 Meter tiefe Pufferzone eingerichtet. Diese ist in 100 m lange Claims unterteilt und jeder Claim einem Forstwirt zugewiesen, der Woche für Woche jeden einzelnen Baum kontrolliert um zu sehen ob ein Befall vorliegt.


Welche Erkennungsmerkmale gibt es, wenn der Borkenkäfer einen Baum befällt?
Eine stabile, gesunde Fichte, kann einen Borkenkäfer ertränken, in dem sie Harz fließen lässt. Ist die Fichte aber z.B. durch lange Trockenheit gestresst oder die Menge der Käfer zu groß, wird der Borkenkäfer ein Leichtes haben einzudringen. Erkennbar ist dies, durch austretendes Bohrmehl, Nadelfall oder Verfärbung der Nadeln sowie Hartausfluss oder auch Spechtlöchern. 

Bei einem Befall wird der Baum markiert und digital an alle Beteiligten bzw. dem Forstamt in Freudenstadt übermittelt. Innerhalb von 14 Tagen sollte der Baum dann gefällt und weggeschafft werden.

Borkenkäfer Fraßgang


Wie sieht die Baumrinde einer vom Borkenkäfer befallenen Fichte aus?
Befällt ein Borkenkäfer eine Fichte strömt er ein Pheromon aus, das die Weibchen anlockt. Je Muttergang legen die Weibchen 40 – 50 Eier. So bilden Weibchen bei drei Generationen hunderttausend Nachkommen.


Das Muster der Baumrinde mit den Fraßgängen lässt sich vergleichen mit Buchrücken, aufgeschlagenen Buchseiten und Buchzeilen.
Während derzeit per Mitte August 2018 aufgrund der langen Trockenheit die zweite Käfergeneration ausgeflogen ist, wird durchaus noch die Entwicklung einer dritten Generation erwartet. Ob dies sein wird, kann allerdings erst im September zu sehen sein.

Der Borkenkäfer als Strukturumwandler in der Kernzone des Nationalpark Schwarzwald

Borkenkäfer Fichtenbefall

 

In der Kernzone gilt der Prozessschutz, es darf „Natur Natur sein“, der Wald sich in seiner natürlichen Art und Weise ohne menschliche Lenkung entwickeln. Hier darf der Borkenkäfer die Bäume befallen, denn er schafft offene Strukturen, in der andere Pflanzen, die Licht benötigen, eine Chance erhalten. Bäume wie Birke, Esche, Buche oder Tanne unterschiedlichen Alters können heranwachsen.

Im Verlauf der Führung wurden aus der Gruppe oder vom Ranger selbst weitere Punkte angesprochen.

 

Wegekonzept

Wie sieht es mit den vielen Wegen im Nationalpark aus? Vor der Gründung des Nationalpark gab es viele Forstwege, die nun nicht mehr benötigt werden. Diese werden zum Schutz der Natur und Ausdehnung von Ruhezonen nach und nach zurückgebaut. Fahrradwege werden in Doppelnutzung mit den Wanderern ausgewiesen, wobei aber nicht alle Wanderwege für die Nutzung von Radfahren erlaubt ist, bei einigen der Durchlass von Reitern ermöglicht ist.

Tourismus im Nationalpark

Oberstes Ziel im Nationalpark ist der Prozessschutz, das Ziel, dass nach 30 Jahren ab Gründung 75 % der Nationalparkfläche Kernzone geworden ist, das Motto „Natur Natur lassen“Nationalpark Schwarzwald verwirklicht werden konnte. Natürlich sollen die Menschen im Park Freizeitaktivitäten ausüben und sich erholen können.
So ist der Tourismus aber eher ein kleines Ziel, denn für manche Flächen werden keine Führungen angeboten.

Daneben ist Bildungsarbeit ein wichtiges Thema

Um Menschen für Wildnis zu begeistern, bietet der Nationalpark Schwarzwald Führungen für unterschiedliche Interessen- und Altersgruppen an. Die Besucher dem Geschehen im Nationalpark näher zu bringen und für die Wildnis begeistern ist eines der Ziele. In Zusammenarbeit mit Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulen jeglicher Arten und Klassenstufen den Zugang in die Natur und Wildnis den jüngeren Generationen zu ebnen.
Wir nähern uns jetzt dem Dreifürstenstein, der mit 1151 m ü.NN höchsten Erhebung des Schwabenlandes.

Dreifürstenstein

Am südöstlichen Rand der Hornisgrinde-Hochfläche befindet sich eine Buntsandsteinplatte, der Dreifürstenstein. Einst markierte dieser die Grenze zwischen der Markgrafschaft Baden, dem Herzogtum Württemberg und dem Fürstbistum Straßburg. Heute bestimmt er die Gemarkungsgrenzen zwischen den badischen Gemeinden Sasbach und Seebach sowie der württembergischen Gemeinde Baiersbronn.

Dreifürstenstein Hornisgrinde

Weiter geht es nun auf dem Grindenpfad, einem Projekt im Natura 2000- und Naturschutzgebiet "Hornisgrinde-Biberkessel" aus dem Wald hinaus auf einen Bohlensteg. Vor uns öffnet sich die gewaltige Hochfläche der Hornisgrinde. Teile der Hochfläche auf der Hornisgrinde und der Biberkessel wurden 1992 durch Verordnung des Regierungspräsidium Freiburg als Naturschutzgebiet ausgewiesen.


Geschichte der Hornisgrinde

Die Hornisgrinde, mit 1163 m üNN, ist der höchste Berg im Nordschwarzwald. In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Hochplateau ein Treffpunkt der Segelflieger. Mit Übernahme des Fliegerstützpunkts durch die Deutsche Wehrmacht im Dritten Reich begann ab 1942 die Zeit der militärischen Nutzung der Hornisgrinde.

Nach Ende des 2. Weltkriegs besetzten die Franzosen 1945 bis 1996 die Hornisgrinde und betrieben im Auftrag des französischen Auslandsgeheimdienstes eine Abhörstation. Auch die NATO und Bundeswehr nutzten den Standort der Hornisgrinde bis 1994. Hohe Zäune umgaben das militärische Sperrgebiet, noch heute ist dies durch die noch vorhandenen Grenzsteine erkennbar. Mehrere Jahre lag die Militäranlage auf der Hornisgrinde brach, endlich dann im Jahr 1997 wurde das Sperrgebiet freigegeben.
Was niemand mehr zu hoffen wagte, das Unglaubliche geschah, im Jahr 1999 konnten die Eigentümergemeinden Sasbach, Sasbachwalden und die Waldgenossenschaft Seebach ihre Liegenschaften zurückkaufen.

Klima der Hornisgrinde

Klima der Hornisgrinde

Auf der Hornisgrinde herrscht eine jährliche Durchschnittstemperatur von 5°C. Durchschnittlich fallen 2200 mm/m² an Niederschlägen im Jahr, das sind mehr als auf dem im Südschwarzwald gelegenen Feldberg mit 1637 mm/m². Das kommt daher, dass die Zaberner Senke vorgelagert ist und den Regenstaueffekt der Vogesen um einiges mindert.


Folge ist, dass die feuchten Luftmassen beinahe ungehindert vom Atlantik einströmen können und die Wolken sich im Nordschwarzwald abregnen bzw. im Winter als Schnee fallen. Oftmals liegt auf dem Berg Nebel, im Herbst und Winter wenn es oben wärmer als in den tieferen Lagen ist, gibt es auch Inversionswetterlagen. Vergleichbar ist das Klima wie es in Nordschottland oder Skandinavien herrscht.

Der Oberrheingrabenburch

Es sind etwa 240 Milliionen Jahren her, im Erdzeitalter Trias, als im Südwesten Deutschlands aus den nahen Gebirgen Sand abgelagert wurde. Diese Sandablagerungen wurden vor ca. 205 – 65 Millionen Jahren (Jura- und Kreidezeit) von einem Meer bedeckt, das warm, muschel- und korallenreich war, riesige Kalksteinschichten wurden abgelagert. Den Druck den diese Kalksteinschichten ausübten ließen die darunter liegenden Sande mit der Zeit zu Sandstein werden, den heutigen Buntsandstein, der das Deckgebirge des Hornisgrindegebiets mit 250 Metern bildet.
Doch dann geschah es, dass sich vor ungefähr 65 Millionen Jahren (im Erdzeitalter des Tertiär) die Erdkruste im Südwesten Deutschlands zu heben begann. Zur gleichen Zeit brach der Oberrheingraben ein. Im Westen entstanden die Vogesen und im Osten der Schwarzwald. Diese Schichten verschoben sich vertikal teilweise über 3000 Meter, dadurch wurden aber auch die Gebirge mehr abgetragen. Verwitterungsmaterial landete über Bäche und Flüsse in den Rheingraben, als erstes die Kalkschichten und dann der obere Buntsandstein. So wurde der Oberrheingraben mit den Gesteinen des Rheins in der Art aufgefüllt, dass zwischen dem Grabenpunkt und Hornisgrindegipfel nur noch 1000 Meter an Höhenunterschied besteht.

Die Grinden und das Hochmoor auf der Hornisgrinde

Grinden und das Hochmoor auf der HornisgrindeUrsprung der baumlosen Feuchtheiden auf der Hochfläche der Hornisgrinde, den Grinden, sind die Grindennutzung als Weidefläche und deren Brandrodung sowie die klimatischen Bedingungen, erstmals ab dem 12. Jh. bekannt mit der Ansiedlung von Mönchen im Schwarzwald.

Auf dem südlichen Teil des Hornisgrindegipfels befand sich schon immer ein waldfreies Hochmoor das nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Die Moorlandschaft auf der Hornisgrinde bildete sich durch Abschmelzen des Eises, dauernden Niederschlägen, die das Wasser stauten und dem kühlen Klima. Pflanzenreste, die hauptsächlich von Torfmoosen und Gräsern stammten wurden im Wasser aufgrund Sauerstoffmangel nicht vollständig abgebaut und Torf bildete sich. Die Pflanzenschicht auf dem Torf wuchs weiter nach oben während sich das darunter liegende Torf durch weiteres abgestorbenes Pflanzenmaterial vergrößerte. Die Torfschichten sind heute bis zu fünf Meter angewachsen, man schätzt sie auf ein Alter von mindestens 6000 Jahren.

Pflanzenwelt auf der HornisgrindePflanzenwelt auf der Hornisgrinde

Auf dem nährstoffarmen Boden des Hochmoors auf der Hornisgrinde und dem rauhen Klima, gedeihen besonders verschiedene Torfmoose, Pfeifengras und Rasenbinse. Im Frühjahr entdeckt man besonders das scheidige Wollgras mit den auffallend weiß behaarten Fruchtständen. Außerdem haben sich Heidelbeeren, Preiselbeeren, Rauschbeeren sowie das Heidekraut angesiedelt. Beheimatet ist der rundblättrige Sonnentau, der mit den klebrigen rötlich-schimmernden Blättern Insekten einfängt und so seinen Nährstoffhaushalt reguliert. Auf der gesamten Hochfläche finden sich immer wieder Gruppen von Latschenkiefern, die auch den Übergang zu den Wäldern des Biberkessels bilden.

Bismarckturm HornisgrindeBismarcksturm

Der Bismarcksturm steht mitten in der Gipfelebene. Ursprünglich war der 1871 errichtete Signalturm 7 Meter hoch und diente der Landesvermessung.1892 wurde an der Außenseite eine Treppe montiert und als Aussichtsturm freigegeben. Der Turm lag während der militärischen Nutzung innerhalb des Sperrgebiets und war nicht zugänglich.

Bei einer Sanierung im Jahr 2001 wurde eine neue Wendeltreppe aus Stahl angebracht und der Zugang nach oben wieder freigegeben. Schautafeln aus Edelstahl mit Orientierungspunkten wurden an der umlaufenden Brüstung oben auf dem Turm angebracht. Bei guter Fernsicht sieht man bis in österreichischen Alpen, den Vogesen und auch das Straßburger Münster.

SWR-Sendeturm HornisgrindeWindpark

Bis zum Jahr 2015 befand sich ein in Mitte der 1990er Jahre errichteter kommerzieller Windpark auf der Hornisgrinde. 1994 wurden zwei Windkraftanlagen erbaut und um eine dritte Anlage im Jahr 1996 ergänzt. Mitte August 2015 wurden die drei Altanlagen abgebaut und durch eine einzelne größere Anlage ersetzt.

Sendeanlagen auf der Hornisgrinde

Vom höchsten Punkt ausgehend befindet sich nördlich ein 206 m hoher Sendeturm des Südwestrundrunks. Der nicht für die Öffentlichkeit zugängliche in stahlbetonweise errichtete Turm wurde in den Jahren 1971 bis 1972 errichtet.

Ein Sendeturm der Deutschen Telekom AG befindet sich am nördlichen Ende des Bergrückens der Hornisgrinde. 2008 wurde von Vodafone Deutschland ein Sendeturm als freistehende Stahlfachwerkkonstruktion am südlichen Ende des Hornisgrinde-Gipfelplateaus errichtet.
Wir wenden uns jetzt gen Süden, denn dort oberhalb des Mummelsees, befindet sich der Hornisgrindeturm.

Hornisgrinde-Aussichtsturm Hornisgrindeturm

Auf eine Initiative des Badischen Schwarzwaldvereins wurde anlässlich der Fertigstellung des 285 Kilometer langen Westwegs von Pforzheim nach Basel, dessen Wegführung das Gipfelplateau der Hornisgrinde passiert, der Hornisgrindeturm erbaut.

Zum Bau wurde der in der Nähe vorkommende Buntsandstein verwendet. Im 2. Weltkrieg wurde er im Jahr 1942 von der deutschen Luftwaffe beschlagnahmt.

Nach Kriegsende diente der Turm dem französischen Militär als Abhörstation. Nach Rückerwerb des Turms übertrug die Waldgenossenschaft Seebach den Turm in Erbpacht an die Gemeinde Seebach.

Wir verlassen nun den Bergrücken der Hornisgrinde auf dem Westweg auf steinigem Fußpfad bergab in Richtung Katzenkopf. Noch einmal machen wir Halt, bei der offenen Struktur des jungen Bergwaldes kommen wir auf das Auerwild zu sprechen.

Der Biberkessel am Fuße der Hornisgrinde
BiberkesselAn der Ostseite der Hornisgrinde-Hochfläche fallen bis zu 130 m hohe Karwände hinab zu den unten liegenden Mulden des kleinen und großen Biberkesselkars. Während der letzten Eiszeit schoben sich kleine Gletscherzungen ins Tal hinab, schoben Geröll vor sich her und hobelten Karmulden aus, beim Schmelzen des Eises entstanden Karseen. Der große Biberkesselkar ist der größte Kar im Nordschwarzwald, er inzwischen längst verlandet ist. Beim Kleinen Biberkesselkar ist noch eine kleine Wasserlinse ins Moor eingebettet.

Etwas Besonderes ist eine Blockhalde, die sich nordwestlich des Biberkessels befindet. Wenn in die Spalte eines Felsen Wasser eindringt und gefriert, werden durch den hohen Druck der erzeugt wird kleine und große Felsblöcke weggesprengt.

Blockhalde BiberkesselIn der Karwand des Biberkessels wachsen Bergkiefern, Ebereschen und Birken sowie wenige Mehlbeeren. Häufig gehen im Winter Lawinen ab, so dass keine größere Bewaldung möglich ist. Seltene Pflanzenarten wie Alpendost, Alpen -Milchlattich und Stern-Steinbrech haben hier ihren Lebensraum gefunden. Auch Moose profitieren von dem ganzjährig feuchten und kühlen Klima.

Die Tierwelt im Hornisgrinde-Biberkessel

Ideale Nistplätze finden in der Karwand des Biberkessels Felsbrüter wie z.B. der Wanderfalke. In den urwüchsigen offen strukturierten Wäldern des Biberkessels leben Auerhühner und zahlreiche Insekten. Ebenso profitiert der Schwarzspecht vom Bestand der alten Bäume, in dessen Höhlen Nachbewohner wie Raufuß- und Sperlingskautz oder Gartenschläfer und Fledermäuse einziehen können.
Wir gelangen zum Bismarcksturm, dem höchsten Punkt mit 1164 m üNN auf dem Hornisgrinde-Plateau.

Junger Bergmischwald HornisgrindeAuerhahn

Der Auerhahn beansprucht nadelbaumreiche, lichten Altwaldbestand aus Fichten und Bergkiefern sowie ausreichenden Bodenbewuchs mit Heidelbeerbüschen als Nahrungsquelle und gleichzeitig nachwachsenden Jungbäumen zur Deckung aber auch Sicht und Flugmöglichkeiten an leicht geneigten südlichen Hanglagen sind ideale Lebensbedingungen.

Die Balzzeit des Auerwilds findet zwischen Ende März und Anfang Juni statt, diese ist abhängig von Verlauf der Witterung, der Vegetation und der Höhenlage. Die Baumbalz beginnt, wenn der Tag zu dämmern anfängt, auf einem Baum mit starken Ästen und reichlich Aussicht. Sind Hennen gegenwärtig geht die Balz auf dem Boden weiter.

Wenn ungefähr drei Tage nach dem Tretakt verstrichen sind, legt die Auerhenne innerhalb von 10 Tagen zwischen 5 und 12 Eier, die sie dann in 26 – 28 Tagen ausbrütet. Die Küken werden dann etwa 2 Wochen lang von der Henne gewärmt bis sie selbst ihre Körpertemperatur halten können. Die Jungen ernähren sich anfangs von Insekten, deren Raupen und Puppen, eben hauptsächlich tierischem Eiweiß. Erst später fressen Sie nur Pflanzen, Heidelbeeren bzw. die Blätter und Knospen der Sträucher. Im Winter dagegen ernährt sich das Auerwild von Nadeln, vorzugsweise die der Kiefer. Der tägliche Bedarf an Nadeln beträgt 400 g, dies entspricht 3 Würfelzucker an Energie.

Der Auerhahn hat ein Körpergewicht von etwa 4 – 5 kg bei einer Größe von 1 Meter. Die Auerhenne dagegen erreicht ein Gewicht von etwa 3 kg und hat eine Körpergröße von 60 cm. Ein Auerhuhn bzw. Auerhahn wird es bei einem Körpergewicht unter 3 kg nicht schaffen den Winter zu überleben.
Deshalb ist es so immens wichtig, dass das Auerwild störungsfrei leben kann und der Mensch nicht in seinen Lebensraum eindringt. Dies gilt vor allem während der Balz,- Brut und Aufzuchtzeit, denn werden die kleinen Auerhuhn-Küken aufgeschreckt verstreuen sie sich sternförmig in alle Richtungen. Finden sie nicht zur Mutter zurück, werden sie ganz schnell Opfer von Fressfeinden oder verhungern oder erfrieren noch in derselben Nacht.
Auch im Winter sind die störungsanfälligen Tiere, dies gilt auch für Rehe und Hirsche, sehr gefährdet, werden Sie aufgeschreckt, verbrauchen sie sehr viel Energie, was ebenfalls den Tod bedeuten kann.

Deshalb ein Appell an Winterwanderer und Schneeschuhläufer, bitte immer auf den ausgewiesenen erlaubten Wegen bleiben.

Außerdem ist auch zu beachten, bis 1 Stunde nach Sonnenaufgang und bis 1 Stunde vor Sonnenuntergang hat sich der Mensch nicht im Wald aufzuhalten.

Ein überaus interessanter und informationsreicher Nachmittag geht bei der Rückkehr zum Mummelsee zu Ende. Nochmals ein großes Dankeschön für die wunderbare Führung, die sehr viel Spaß gemacht hat, an Herrn Jens Liß.

Informationen zum Urheberecht
 
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