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Mit dem Ranger unterwegs - Im Bann des Wilden Sees

Beim Nationalparkzentrum am Ruhestein trafen sich die Teilnehmer dieser Exkursion. Jeder stellte sich kurz vor und sagte was ihn bewog diese Führung mitzumachen. Der hauptamtliche Ranger Jens Liß hatte so einiges Wissenswertes rund um den Nationalpark zu erzählen.

Zunächst mal wichtig: Nur in Grundzügen ist es möglich diese Führung die ich im September gemacht habe zu beschreiben, die vielen Kleinigkeiten, Anekdoten und die Gespräche mit anderen Teilnehmen die den Spaßfaktor so einer Führung ausmachen, können wir natürlich nicht wiedergeben. Ich beschreibe nur eine Führung, letztlich ist jede Führung anders, nur das Rahmengerüst dürfte ähnlich sein... Also die Führung am Besten selbst mitmachen....

Ich habe zu den einigen bei der Führung angesprochenen Themen etwas weiter ausgeholt und eigenen Wissenstand und was ich recherchiert habe zugefügt....zudem habe ich mich dafür entschieden im Artikel die wichtigsten Informationen wiederzugeben, wenn Sie einen Artikel möchten mit "dann sind wir über diesen Baum geklettert, hier haben wir Pause gemacht etc." dann werden Sie nicht das finden was Sie erwarten...

Findling am RuhesteinDer Ruhestein

Der Ruhestein liegt genau auf der Passhöhe zwischen Baiersbronn im Murgtal und dem Achertal. An der Grenze zwischen Baden zum Königreich Württemberg ruhten sich früher Händler und Reisende bei einem etwa fünf Tonnen schweren Findling aus und legten vor dem Gebirgsübergang auf dem Ausruh-Stein eine Rast ein.

Später dann war der Höhenluftkurort Ruhstein die "erste Adresse" im Schwarzwald auf württembergischer Seite. Heute erkennt man noch immer die Grenze zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg an dem großen Sandstein-Findling, der mit dem Grenzzeichen aus der damaligen Zeit, vor der „Villa Klumpp“ dem jetzigen Besucherzentrum des Nationalparks liegt sowie zweier Grenzpfosten.

Die besten Jahre hatte der Ruhestein in den 1910 – 1950er Jahren in der die Eheleute Louis Klumpp die Buschwirtschaft übernahmen und auf Zureden des Straßburger Professor Dr. Euting anbauten und Übernachtungen anboten.

Das Höhengebiet im Nordschwarzwald erlebte in der damaligen Zeit hervorragende Winter, wurde ab Anfang 1890 auch touristisch genutzt indem Schneewanderungen durchgeführt wurden, mit den ersten Schneeschuhrennen im Februar 1897 wurde der Ruhestein zum Wintersportort gekürt. 1909 bauten sich die Gebrüder Klumpp auf der badischen Seite ein Wohnhaus, die im Jugendstil erbaute Villa Klumpp.

Zu Beginn des 1. Weltkrieges blieben die Gäste aus, das Hotel wurde zum Militärgenesungsheim umgestaltet. Noch einmal gelang es wieder internationale Gäste anzuziehen. Doch der 2. Weltkrieg machte dem ein jähes Ende. Nach dem Krieg beschlagnahmen französische Truppen das Kurhotel, nach der Freigabe waren die Gebäude in einem heruntergekommenen Zustand.

1970 wurden die Hotelgebäude bis auf die Villa Klumpp an die gewerkschaftseigene Baugesellschaft Neue Heimat Baden-Württemberg GmbH in Stuttgart verkauft.

Eigentlich sollte nach Abriss des alten Kurhaus ein großes Sporthotel auf dem Ruhestein-Gelände gebaut werden. Aber die Neue Heimat hatte Liquiditätsprobleme, wie schön, wäre das Gelände sonst durch eine Menge Betonklötze verunstaltet worden.

1998 zog das Naturschutzzentrum Ruhestein in die Villa Klumpp ein um den Besuchern die Natur hautnah zu vermitteln. Heute ist nun seit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald das Besucherzentrum des Nationalparks darin untergebracht.

Bald wird es nun ein neues Besucherzentrum geben, der Neubau mit Skywalk auf der gegenüber liegenden Straßenseite der Villa Klumpp ist in vollem Gange.

Das neue Besucherzentrum des Nationalpark Schwarzwald am Ruhestein

Die Besucherzahlen am Ruhestein steigen jährlich an, um den Besuchern hier die gewünschten Informationen geben zu können bedarf es neuer, größerer Räumlichkeiten. Trotzdem, mit gemischten Gefühlen sieht man der voraussichtlichen Eröffnung des neuen Besucherzentrums im Sommer 2020 entgegen.
Zum einen ist es die Furcht der großen Besucherzahl, die in den Nationalpark einströmen wird, werden doch rund 100000 Besucher pro Jahr eNeubauarbeiten Besucherzentrum Nationalparkrwartet. Zum anderen die Neugier, was dem Besucher alles geboten wird, es gibt die Hoffnung, dass viele Besucher allein schon vom Angebot hier zufrieden gestellt sind und nicht mehr das Bedürfnis haben, die Nationalparkfläche zu erkunden.

Am 13. Mai 2017 wurde der Grundstein für das Bauprojekt im Nationalpark gelegt. Ministerpräsident Wilfried Kretschmann reiste zu dieser Feierlichkeit mit großer Freude an.

Der Bau des neuen Besucherzentrums simuliert eine Windwurffläche nach, dazu wird überwiegend heimisches Holz verwendet. Auf einer Länge von 70 Metern, einer Breite von 6 Metern und einer Höhe von 4 Metern liegen die Riegel die umgestürzte Baumstämme darstellen sollen kreuz und quer übereinander. Von einem freischwebenden Skywalk werden die Besucher auf Berge und Wälder blicken können. Der Skywalk wird aber höchstens 1 Meter über den Baumkronen schweben.

Die neue Ausstellung des Nationalparkzentrums wird in drei von acht Riegeln gezeigt.

Mit einem zwei- bis dreiminütigen Film im ersten Riegel werden die Besucherströme so getaktet, dass immer höchstens 30 – 40 Besucher gleichzeitig in den Ausstellungsräumen unterwegs sind.

Es geht natürlich um den Wald, der Weißtanne die einst der am häufigstesten vorkommende Baum im Schwarzwald war – wie der Samen keimt, langsam heranwächst von der Jugendphase zur Erwachsenenphase übergeht, dann als stehendes oder liegendes Totholz stirbt, für die Besucher optisch etwa 3 – 4 m nach unten fällt und welche Rolle dann den einzelnen Organismen zukommt. Begleitend dazu in Videoanimation Stimmungen entsprechend der geänderten Tageszeiten, Vogel- und Tierstimmen.

Der zweite Riegel zeigt die vier Jahreszeiten in der Nationalparkregion während im dritten Riegel der Besucher in den Mikrokosmos eintaucht. Unter der Erde spannen sich Wurzelwerke, Pilzgeflechte leben in Symbiose mit Pflanzen und Bäumen, sind miteinander vernetzt. Eine atemberaubende Reise in das Leben im Erdreich beginnt.

Selbstverständlich gibt es noch einiges mehr zu sehen, Sie werden überrascht sein….
Auf einem Pfad der nur für Führungen mit dem Ranger gedacht ist, wandern wir bergwärts.

Waldklassenzimmer Nationalpark SchwarzwaldDas Waldklassenzimmer

An einer Stelle, an der mitten im Fichtenwald die Bäume teilweise entwurzelt und quer liegen bleiben wir stehen.
Fragt uns der Ranger, was könnte da passiert sein?

Es ist doch langweilig wenn in einem Waldklassenzimmer im Nationalpark die Fichten wie in einem reinen Wirtschaftswald dastehen. Es soll doch alles eine Spur wilder sein, man soll doch sehen, dass Natur Natur sein darf. Deshalb hat man hier nachgeholfen, und ist mit starkem Gefährt in die Fläche gegangen, hat Fichten entwurzelt, rausgerissen, oder gedreht. So etwas wird Wildnisbeschleunigungsfläche genannt.

Erklären wir nun mal den Unterschied zwischen Naturpark und Nationalpark

Naturpark
Ein Naturpark ist eine Kulturlandschaft, deren Form bewahrt und touristisch vermarktet wird. Beispielsweise werden regionale Produkte angeboten. Durch Einwirken, Nutzen und Bewirtschaften über eine lange Zeit ist ein geschützter Lebensraum entstanden. Die Gebiete in den Naturparks müssen alle in der gleichen Weise entwickelt und gepflegt werden. Landschafts- und Naturschutzgebiete müssen hier überwiegen. Die Landschaft ist abwechslungsreich zu nutzen, sie soll eine große Arten- und Biotopenvielfalt aufweisen.

Nationalpark
Ein Nationalpark ist ein ökologisch wertvolles Schutzgebiet mit einer Mindestgröße von 10.000 Hektar das nicht wirtschaftlich genutzt wird. Die Natur darf sich meistens in ihrer natürlichen Weise ohne Einwirken des Menschen entwickeln. Die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme soll in dem Schutzgebiet gesichert sein. Angebote zur Naturerfahrung, Forschung Bildung sowie Erholung sollen gefördert werden.

Nationalparke auf der Welt
Nationalparke gibt es schon lange, das Schutzgebiet Yosemite in den USA wurde bereits im Jahr 1864 gegründet, acht Jahre später folgte die Gründung des Yellowstone National Park. Der älteste Nationalpark Europas wurde in Schweden im Jahr 1909 gegründet.

In Deutschland gibt es 16 Nationalparke, der jüngste ist der 2015 gegründete Nationalpark Hunsrück-Hochwald, ältester Park ist seit 1970 der Nationalpark Bayrischer Wald, dann folgen 1978 der Nationalpark Berchtesgaden, 1985 Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, 1986 Niedersächsisches Wattenmeer, der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wurde ein Tag vor der Wiedervereinigung Deutschlands gegründet.

Ein guter Grund für den Nationalpark in Baden-Württemberg: Ein Ziel der Bundesregierung war dass bis 2020 2 % der Waldfläche Deutschlands als Schutzgebiet ausgewiesen wird, derzeit sind es gerade mal 0,7 % weit davon entfernt…..

Voraussetzung für die Gründung eines Nationalparks
Die Mindestgröße eines Nationalparks beträgt 10.000 ha. Diese Größe wird vom EUROPARC Deutschland e.V., dem Dachverband der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks in Deutschland, vorgegeben. Weltweiter Dachverband ist der IUCN, nach dessen Richtlinien ist der Nationalpark ein Schutzgebiet, das hauptsächlich zur Sicherung großflächiger natürlicher und naturnaher Gebiete dient, und großräumig ökologische Prozesse etabliert. Hierin soll die ökologische Unversehrtheit von einem oder mehreren Ökosystemen gesichert werden, widrige Nutzungen ausgeschlossen, aber Naturerfahrungs-, Forschungs-, Bildungs- und Erholungsangebote sollen gefördert werden.

Um die internationalen Richtlinien der IUCN erfüllen zu können, müssen mindestens drei Viertel der Schutzgebietsfläche so verwaltet werden, dass sie das Hauptziel erreichen. Das bedeutet, dass Nationalparke auf 75 % der Fläche so weit als möglich einem naturnahen Zustand entsprechen müssen. Sie dürfen keiner anderen als dem Schutzweck dienenden Nutzung unterliegen. Außerdem muss das Schutzgebiet so groß sein, dass es ein oder mehrere vollständige Ökosysteme umfasst.

Die Auswahl der Fläche des Nationalparks Schwarzwald
Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wählte man den Nordschwarzwald aus, da diese Region in Baden-Württemberg den meisten Wald hat. Der Südschwarzwald kam nicht in Frage, weil dieser häufig durch landwirtschaftlich genutzte Flächen zerschnitten ist. Im Gespräch war zuerst auch der Kaltenbronn, es wurde jedoch mit noch größerem Widerstand gegen den Nationalpark gerechnet als es die Region Baiersbronn letztlich verursachte.

Wie ist der Nationalpark Schwarzwald aufgegliedert?
Die Gesamtfläche des Nationalparks von 10.062 Hektar ist aufgeteilt iin einen Nordteil und Südteil. Der Wald besteht aus Landesbesitz und einer kleinen Tauschfläche der Stadt Bühl. Die Stadt Baden-Baden hat dem Nationalpark im Schwarzwald 423 Hektar geschenkt, darin liegt der Wildnispfad und der Luchspfad. Bedingung der Stadt war, dass diese Flächen sofort Kernzone sind. Es hatte ein bißchen auch den touristischen Hintergrund, sich etwas vom Klischee des reichen Baden-Baden und des Galopprennens zu entfernen. Natur kommt heute gut, das „Tor zum Nationalpark“ zu sein dürfte in der Zukunft noch einiges Wert sein....

Der Genossenschaftswald der Murgschifferschaft, bei der das Land Baden-Württemberg Anteile von 52 % hält, trennt den Nordteil und Südteil. Doch das Stimmgewicht der Kleinen und Großen Anteilhaber ist gleich. Eine ununterbrochene Nationalparkfläche wäre für die Murgschifferschaft nur denkbar gewesen bei einem Tausch von Waldfläche im Verhältnis 1:3.

So gliedert sich nun der Nationalpark Schwarzwald in den nördlichen Teilbereich Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf und dem südlichen Teilbereich Wilder See/Kleemüsse sowie dem Buhlbachsee/Hechliskopf im Süden.

Der Nationalpark Schwarzwald ist ein in Zonen aufgeteilter Entwicklungsnationalpark, von denen innerhalb von 30 Jahren ab Gründung 75 % der Fläche in die Kernzone übergegangen sein soll.

Kernzone
In der Kernzone gilt der Prozessschutz, das bedeutet, Natur Natur sein lassen, der Wald darf sich in seiner ganz natürlichen Weise entwickeln.

Managementzone
In der Managementzone bleiben nach 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks höchstens 25 % der Nationalparkfläche. Es wird immer pflegend und lenkend eingegriffen. Die Pufferzone an den Grenzen des Nationalparks wird in der Managementzone verbleiben um eine Ausbreitung des Borkenkäfers auf die außerhalb liegenden Wälder zu verhindern. Ebenso werden die Grindenflächen durch Beweidung offengehalten und durch ein Grindenband miteinander vernetzt.

Entwicklungszone
Manche Waldbereiche bedürfen noch der Lenkung, bevor man sie sich selbst überlassen kann um z.B. den Lebensraum für den Auerhahn zu sichern. Im Nationalparkplan ist festgelegt, welche Maßnahmen dazu ergriffen werden. Eine Entwicklungszone soll es 30 Jahre nach Gründung des Nationalparks keine mehr geben.

In der Entwicklungsfläche könnte man z. B. den Wald in eine andere Baumart, z.B. Buche umwandeln. Doch jeder Forstwirt weiß, dass dies in 30 Jahren nicht möglich ist. Aber man könnte den Waldbeständen die heute einen Fichtenanteil von 80 % haben Startimpulse durch das Einpflanzen von vier Buchenpflanzen oder einer Tanne auf 1 ha Waldfläche geben. So könnte in 60 Jahren ein Samenpotential geschaffen werden, das ist der Zeitpunkt zu dem eine Buche beginnt Früchte zu tragen. Auf diese Weise könnte man die Basis für die Entwicklung eines jungen Bergmischwaldes schaffen.

Vergleichsbeispiel ist die Vegetation auf der Hornisgrinde

Die Torfschicht auf der Hornisgrinde wächst im Jahr durchschnittlich um 1 mm an. Die häufigen Niederschläge hier oben auf dem Höchsten Berg des Nordschwarzwalds sorgen für viel Wasser, der Boden staut das Wasser an, Pflanzenreste werden aufgrund von Sauerstoffmangel nicht komplett abgebaut, so dass sich Torf bildet. Pollenuntersuchungen zeigen, dass überwiegend Kiefer und Ahorn in der Vergangenheit wuchsen, mit einem Fichtenanteil von nur 5 – 6 %.

Der Schwarzwald vor Jahrhunderten

Erste Siedlungen in der Nationalparkregion
Die ersten sesshaften Bewohner hatten die Klöster, z.B. Lichtenthal, Reichenthal oder Allerheiligen, dann erst entwickelten sich um diese herum größere Siedlungen.
Immer mehr Siedler betrieben Ackerbau und Viehzucht, folglich wurden die Weideflächen für die Tiere immer knapp und die Siedler trieben die Tiere in die Höhenlagen. Damit Flächen aber nicht wieder zuwuchsen bediente man sich alljährlich am Ende eines Sommers der Brandrodung. Durch die Brandrodung, über die Jahrhunderte währende Beweidung, die den Boden verdichtete und hohe Niederschlagsmengen auf dem geologischen Untergrund von Gneisen, Granit und der Deckschicht dem Buntsandstein, entstanden die heutigen Grinden.

Rohstoffe im Schwarzwald

Glasbläserei
Die größte und bedeutenste Glashütte war im 18. – 19. Jahrhundert in Buhlbach einem Ortsteil von Baiersbronn ansässig. Bekannt wurde sie durch die Entwicklung der druckfesten Champagnerflasche, dem „Buhlbacher Schlegel“, der zu einem weltweiten Erfolg wurde.

Holzköhlerei
Um abgebautes Eisenerz zu verarbeiten benötigte man hohe Temperaturen, die brachte nur die Holzkohle. Die Köhler kamen in den Schwarzwald um dieses Brennmaterial herzustellen. Dazu wurde das Holz verkohlt, bis es als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln konnte. Die Köhler lebten arm und einsam tief in den Wäldern, die Holzköhlermeiler wurden immer in Nähe einer Wasserstelle errichtet.

Flößerei

Holz war der wichtigste Rohstoff des Waldes, Lieferant für Hausbau und Brennmaterial. Schon die ersten Siedler rodeten den urwaldähnlichen undurchdringlichen dunklen Schwarzwald und machten ihn urbar. Mit dem 18. Jahrhundert kam auch die Flößerei in den Nordschwarzwald. Die Schwarzwaldtannen und Fichten waren ein lukratives Geschäft, wurden für den Schiffsbau, u.a. für die Schiffsmasten verwendet. Die mächtigen Holländertannen des Schwarzwalds flößte man über den Rhein bis nach Amsterdam. Selbst Amsterdam ist bis zu 80 % auf den Tannen des Schwarzwalds erbaut.

WirtschaftswaldFolge der Abholzung war, dass um 1820 die Schwarzwaldhöhen beinahe Wald frei waren. Man begann mit der Aufforstung. Da man aber keinen Samen hatte, musste dieser aus den Kölner Fichten bezogen werden. Der „Brotbaum des armen Mannes“ wurde die schmal und schnellwüchsige in 80 – 100 Jahren erntefähige Fichte genannt. Die Fichtenpflanzen wurden aus den Sämlingen gezogen und mit dem Erdballen mühsam auf die Höhen gebracht und eingepflanzt. Mit ein Grund, dass die Baiersbronner „unser Wald“ sagen und der Widerstand gegen den Nationalpark so groß war.


Wildtiere im Nationalpark

Schädigungen der Bäume durch Verbiss, Nagen oder Schälen, werden vor allem vom Rotwild aber auch Dammwild und Hasen verursacht. So werden hauptsächlich Keimlinge, Knopsen Blätter und Triebe abgeäst, Pilze dringen ein oder der Baum kann keinen geraden Stamm mehr entwickeln, so verliert der Baum an Wert. Im Nationalpark kein Problem, aber die Tiere wechseln auch in die umliegenden Wälder. Dies ist auch ein Grund weshalb Wildtiere, vor allem das Rotwild, auch im Nationalpark noch gejagt wird. Das erarbeitete Modul Wildtiermanagement sieht folgendes vor:

Ab dem Jahr 2020 soll auf 1/3 der Nationalparkfläche nicht mehr gejagt werden. Jagdfrei sind dann Flächen die zu großen Teilen in der jetzigen Kernzone, den Grindenflächen, Naturerlebnisbereichen und Wildbeobachtungsbereichen liegen. Mit Ablauf von 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks sollen 75 % der Nationalparkfläche jagdfrei sein. Mehr dazu im Artikel Nationalpark Schwarzwald – Wildtiermanagement und Prozessschutz

Auf  dem Höhenrücken angekommen, befinden wir uns auf den Grinden, einer einzigartigen Kulturlandschaft mitten im Nationalpark Schwarzwald.

Die Grinden im Nationalpark Schwarzwald

Eine Besonderheit im Nationalpark Schwarzwald sind die Grinden. Man nennt die baumfreie Kulturlandschaft, bewachsen mit Latschenkiefern, Beerensträuchern, Heidekraut und PfeifenkrautGrindenpflege Nationalpark Schwarzwald auch kahler Kopf, erinnert sie doch an die Landschaften wie sie in Skandinavien vorkommen. Entstanden sind die Grinden seit dem 14. Jahrhundert durch Beweidung und Brandrodung als die Weideflächen in den Tälern nicht mehr ausreichten.

Lässt man hier Prozessschutz „Natur Natur sein lassen“ gewähren, würde auf dieser wertvollen Kulturlandschaft innerhalb weniger Jahren ein Wald entstehen und das Bild der Lanschaft mitsamt Artenvielfalt verloren gehen. Deshalb sind und bleiben die Grinden in der Managementzone. sie unterlagen auch schon vor dem Nationalpark der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) und Natura 2000, den europaweit geschützten Gebieten.

Darin ist festgelegt, dass die Grinden wie sie auf dem Schliffkopf zu finden sind offengehalten werden, um den Lebensraum für die Artenvielfalt zu erhalten. Für diese Pflegemaßnahmen nimmt man Hinterwälder Weiderinder, die kleinste und leichteste Art Rinder, die den Boden nicht weiter verdichten zu Hilfe. Die Offenhaltung erfolgt auch durch Beweidung von Ziegen, Schafen und Heckrindern. Zwischen Alexanderschanze und Ruhestein liegende einzelne kleine Grindeninseln sollen durch Pflegemaßnahmen zu einem Grindenband miteinander verbunden werden. Damit wird ermöglicht, dass besonders gefährdete Arten wie z.B. Wiesenpieper, Kreuzotter und viele Insektenarten sich austasuchen können, um ihre genetische Vielfalt zu und die Überlebenchance zu erhöhen. Je mehr genetische Merkmale eine Art hat umso widerstandsfähiger ist sie, kommt mit Änderungen des Lebensraumes besser zurecht.

Pflanzenvielfalt auf den Grinden
Auf den Grinden wächst das Pfeifengras, ein Süsgras das die Weiderinder mögen. Das Horst bildende Zwiebelgewächs, zieht die Nährstoffe für den Winter in die Zwiebel und gibt sie im Frühjahr wieder zum Wuchs nach oben ab. Der feuchte nährstoffarme und saure Boden auf der Buntsandsteinschicht lässt die Beerenvielfalt aus Heidelbeeren, Moosbeeren und Rauschbeeren besonders gut wachsen. Die raue Schönheit der Grinden wird durch Latschenkiefern und Pionierbäume wie Birke und Eberesche ergänzt.

Tierwelt auf den Grinden
Verschiedene seltene Tierarten haben ihren Lebensraum auf den Grinden gefunden. Die Alpine Gebirgsschrecke mit ihren kurzen Fühlern und stummeligen Flügeln fühlt sich auf den Grinden genau so wohl wie der weniger bekannte aber noch seltenere Warzenbeißer.
Die wechselwarme Kreuzotter hat ihr Lebensraum ebenfalls auf den Grindeflächen im Schwarzwald gefunden. Die Grindefläche in der Nähe Wildesee-Seekopf beherbergt etwa 20 Stück.
Eine erwachsene Kreuzotter ist bis zu 72 cm lang. Es gibt zwei (optische) Arten von Kreuzottern, schwarze und braune Kreuzottern, die schwarze Kreuzotter ist eher in den höheren Lagen heimisch. Durch die dunkle Haut nehmen diese nach dem Winter die Wärme der ersten Sonnenstrahlen besser auf.
Die Kreuzotter ist eine Giftschlange, das Gift einer jungen sogar etwas konzentrierter.

Wie soll man sich verhalten wenn man von einer Kreuzotter im Nationalpark Schwarzwald gebissen wird?

Zuerst mal Ruhe bewahren und einen Notruf absetzen, möglichst nicht viel bewegen. Dann geht es zur Beobachtung ins Krankenhaus nach Freudenstadt. Hier wird geprüft, ob sich ein Strich in Richtung Herzen bildet, ist das nicht der Fall entscheidet der Arzt ob ein Gegengift verabreicht wird. Der Biss einer Kreuzotter ist eigentlich nicht gefährlicher, als ein Wespenstich, auf den aber auch eine allergische Reaktion folgen kann.

Zudem passen wir auch nicht in das Beuteschema einer Kreuzotter, sitzt man irgendwo ganz still und bewegt sich dann plötzlich werden wir aber durchaus als Gefahr wahrgenommen, oftmal erhalten wir jedoch nur einen Warnbiss ohne oder mit einem geringen Anteil Gift. 

Die feuchten Wiesen, Viehweiden und Moorgebiete sind das Brutgebiet des Wiesenpiepers. Er baut sein Nest auf dem Boden aus Halmen und Moos, polstert es mit Haaren aus, normalerweise gut vor Sicht von oben geschützt. Der Zitronenzeisig, der in diesem Gebiet auch gerne brütet, wurde allerdings schon 2017 nicht mehr gesehen.

Was wenn der Wolf kommt?

Große Teile des Nordschwarzwald wurden zum Wolfsgebiet erklärt.
Und wenn er in den Nationalpark kommt? Die elektrischen Weidezäune der Schäfer sind inzwischen höher als in der Vergangenheit. Als Mensch (Schäfer) sollte man die Zäune nicht übersteigen, denn auch der Wolf ist lernfähig, könnte das sehen und sie überspringen. Vielmehr soll er das nicht angenehme Gefühl des Elektrozaunes an seiner Nase spüren und davon abgehalten werden, diese Barriere zu überwinden.
Der Wolf ist im Nationalpark ein gern gesehener Gast, der aber wohl aufgrund der geringen Fläche sowieso nur durchziehen wird.

Wir wenden uns nun in Richtung Seekopf, schon nach wenigen Metern stehen wir im Bannwald Wilde See.

Was ist ein Bannwald?

In einem Bannwald wird die Waldfläche nicht mehr bewirtschaftet. Ungestört soll sich das Totalreservat zum „Urwald von morgen“ entwickeln. Es findet keine Holzernte statt, der Prozessschutz lässt die Lebensgemeinschaften im Wald frei entfalten. Wissenschaftliche Untersuchungen hier können Erkenntnisse liefern wie sich die Tier- und Pflanzenwelt ohne Einflussnahme des Menschen entwickelt.

Den Bannwald Wilder See  gibt es seit 1911, er wurde zuerst mit 75 Hektar ausgewiesen, 1998 auf 150 Hektar erweitert. Mit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald im Jahr 2014 ist der Bannwald Wilder See mit dem Wilden See Kernzone, das Herzstück des Nationalparks. In der bereits vor mehr als 100 Jahren der Natur frei überlassenen Fläche lässt sich heute schon erahnen wie der Urwald von morgen aussehen wird..
Wir können hier jede Menge stehendes und liegendes Totholz entdecken. Die Struktur dieser Waldfläche ist bereits so lichtdurchlässig, dass verschiedene Laubholzgewächse ihren Lebensraum erobern.

BorkenkäferDer Borkenkäfer als Strukturumwandler

Der Borkenkäfer sucht sich meist Gruppen von Fichten im Alter von etwa 70 – 80 Jahren aus. Im Bannwaldgebiet Wilde See sieht man das ganz deutlich. Lang und heiß war besonders der Sommer 2003, die Fichten waren vom Wassermangel geschwächt und der Buchdruckerr hatte bei den Fichten leichtes Spiel.

Ist eine Fläche vom Borkenkäfer beschädigt, fällt Licht auf den Boden. Als erstes entwickelt sich die Grasschicht, dann die Krautschicht, dann keimen die Samen von Pionierbäumen wie Eberesche, Birke und Buche und wachsen heran. Natürlich findet auch die Tanne und Fichte ihren Platz.  Doch die Fichte wächst schneller, überholt die anderen Bäume, doch ungefähr alle 80 Jahre kommt der Borkenkäfer wieder an diese Stelle vorbei, eine neue Verjüngungsphase beginnt. Und dann nach dem 3. Mal, etwa nach 250 Jahren, haben es die Laubbäume geschafft, sie sind hoch genug gewachsen um die Fichte zu verdrängen. Ein schöner Bergmischwald ist entstanden.

Der Borkenkäfer schafft Lebensraum für viele Tierarten

Ist eine Fichte geschwächt haben Borkenkäfer leichtes Spiel, denn gerade in sehr heißen und langen Sommern wie z.B. 2003  vermehren sich die Borkenkäfer massiv,  die Bäume haben durch die Trockeneinheit nicht genügend Harz um die Borkenkäfer abzuwehren. Pionierkäfer, die sich in den Stamm einbohren konnten produzieren Pheromone, die über den Urin in das austretende Bohrmehl abgegeben werden. und weitere Borkenkäfer beiden Geschlechts angelocken.

Bei einem Massenbefall des Borkenkäfers der Fichte, geben die Borkenkäfer durch chemische Prozesse Ablenkstoffe ab, die signalisieren, der „Brutbaum ist besetzt“. Andere heranfliegenden Borkenkäfer befallen dann die umstehenden Fichten, so entstehen Käfernester. Folge des Borkenkäferbefalls ist, dass der Nährstofffluss der Fichten durchbrochen wird, sie sterben ab.
Doch in der Kernzone des Nationalparks bedeutet der Borkenkäfer keine Katastrophe, er ist in der Kernzone sogar gewollt, denn er schafft neuen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.

Urnengrabstätte des Prof. Dr. Julius Euting

Nach wenigen Metern beim Eutinggrab des Prof. Dr. Julius Euting. 1872 war er Mitbegründer des Vogesenclubs der Sektion Straßburg. Als häufiger Wanderer im Gebiet Ruhestein und Urnengrabstätte Dr. Julius EutingUmgebung haftete ihm der Beiname "Ruhesteinvater" an. Als häufig Reisender führte ihn sein Weg in den Vordseren Orient zur Erforschung und Aufzeichnung vorislamischer Denkmäler und Inschriften, so beherrschte er 16 Sprachen. Er verstarb 1913 und wurde auf seinen Wunsch am Seekopf beim Ruhestein oberhalb des Wildsees beigesetzt. Jedes Jahr an seinem Geburtstag am 11. Juli wird entsprechend einer testamentarischen Verfügung arabischer Mokka ausgeschenkt.

Ein Blick über die Nationalparkfläche, dem Schönmünztal in dem die Wildtiere ihre Ruhe haben sollen und noch einen hinab zum Wildsee, bevor wir uns weiter auf den Weg machen, zum Abstieg in der Karwand ans Seeufer.

Wilde See Nationalpark Schwarzwald

Nach einer Vesperpause erklärt uns Jens wann der Mehrwert eines Baumes für den Nationalpark beginnt.

Der Wert des Baumes im Nationalpark

Jens zeichnet mit seinem Stock einen runden Kreis in den Boden und erklärt an diesem die Entwicklungsstufen von der Keimung bis zur Zersetzung den Lebensrhythmus eines Baumes im Nationalpark

Eine Fichte könnte 900 Jahre alt werden, eine Tanne 600 und eine Buche 400 – 450 Jahre, Bäume können mehrere Menschengenerationen überdauern, voraussgesetzt sie dürfen es. Im forstwirtschaftlichen Anbau kommen die Bäume mit 70– 80 Jahren ins Erntealter "Ikeabäume" sogar schon mit 30 – 40 Jahren.
Das Leben eines Baumes gliedert sich in vier Entwicklungsphasen. Mit der Keimung des Samens z.B einer Tanne wächst er in der Jugendphase bis zu 10 Meter heran, das dauert normalerweise 20 – 30 Jahre, es aber durchaus auch vorkommen dass eine Tanne nach 200 Jahren erst 2,5 Meter hoch ist. Diese hat unter dem Nadeldach der Eltern einfach abgewartet bis vielleicht ein anderer Bäum abstirbt, genug Licht auf den Boden fällt um dann richtig durchzustarten.
In der Optimalphase besitzt der Baum die höchste Vitalität, sie wachsen empor und haben eine große Abwehrkraft gegen Pilze und Insekten. Diese zweite Phase kann bis zu 500 Jahre dauern, kann eine Höhe von 50 Meter erreichen und der Durchmesser des Baumstammes auf bis zu zwei Metern anwachsen.
Die Optimalphase wird von der Altersphase abgelöst. Jetzt beginnt sein Mehrwert für den Nationalpark. Der Baum altert, erste Äste trocken aus, brechen ab, durch Schnee- und Windbruch dringen Pilze in den Baum ein und schädigen ihn.

Käfer dringen in die Rinde und dem Holz ein, für immer mehr Arten wird der Baum nun Lebensraum. Viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte kann die Altersphase des Baumes dauern.
Wenn das letzte Blatt oder die letzte Nadel vom Baum gefallen ist, beginnt die letzte Phase des Baumes. In der Zerfallsphase steht der abgestorbene Nadelbaum nackt und grau im Wald und wird von vielen weiteren Käferarten, Spinnen und Pilze besiedelt. Die Spechte hämmern immer mehr Höhlen in die Stämme
Genau diese Habitatsansprüche stellen die Höhlenbrüter wie der Schwarzspecht, der seine ovalen Löcher in den Stamm hämmert, oder der Buntspecht mit seinen runden Höhlen.
Ja, und natürlich der vom Aussterben bedrohte Dreizehenspecht, der sich im Jahr von etwa 5 kg Borkenkäfern ernährt. Je weniger Borkenkäfer es in einem Jahr gibt, je schlechter ist das für den Dreizehenspecht.

Der Dreizehenspecht
Der Dreizehenspecht hämmert seine Bruthöhlen in stehendes Totholz, jedes Jahr eine neue. Seinen Nachwuchs füttert er mit Bockkäferlarven. Die findet er nur in Naturwäldern, die einen hohen Altholzanteil an Fichten haben. Aktuell gab es vom Dreizehenspecht 4 Brutpaare. Der erwachsene Dreizehenspecht ernährt sich hauptsächlich vom Borkenkäfer und seinen Larven. Im Durchschnitt frisst er davon jährlich etwa 5 kg. Man hat beobachtet, dass der Bestand leicht rückläufig ist, ursächlich wohl, dass der Borkenkäferbefall nicht höher ist als in den Jahren zuvor. Der Habitatsanspruch des bereits als gefährdet geltenden Dreizehenspecht orientiert sich u. a. auch am Vorkommen des Borkenkäfers.

Sperlingskauz
Die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz und das Maskottchen des Nationalparks, ist Nachmieter der Höhlen des Dreizehenspechts. Das Männchen muss dem Weibchen 5 – 8 Höhlen zur Auswahl zeigen. Um die Aufzucht kümmert sich das Weibchen alleine, das Männchen darf nicht in die Bruthöhle steigen, es muss das Futter besorgen. Das allerdings wird in Depots gelagert wo es dem Weibchen auch übergeben wird.
Die Höhlen dienen als Vorratskammern, Kleinvögel wie Meisen passen ins Beuteschema des Sperlingkauz, im Winter dienen die Höhlen auch als Gefrierschrank zum haltbar machen.

Karseen

Im Schwarzwald gibt es 16 Karseen, etwa alle 6 km² einen, nach Ende der Würmeiszeit gab es mehr als 100 Karseen, allerdings sind die meisten abgelassen worden oder verlandet.
Im Nordschwarzwald sind der Mummelsee, Herrenwieser See, Schurmsee, der fast verlandete Blindsee, Ellbachsee, Sankenbachsee, im Nationalpark liegend der Huzenbacher See, Buhlbachsee und der Wilde See zu finden.

Wir machen uns jetzt an den Aufstieg in der Karwand und kommen an der bekannten Großvatertanne vorbei. Eine urwüchsige alte zweigeteilte Tanne, mehr als 200 Jahre alt. Vor 100 Jahren sah sie fast genauso aus wie heute. Nach dem letzten Waldbrand 1800 war sie wohl einer der ersten freistehenden Bäume in der Karwand des Wilden Sees.

An einem Baum entdecken wir den Rotrandporling, er wird auch Deutschlandpilz genannt weil er schwarz-rot-gelb umrandet ist.

Was für eine Rolle spielen Pilze im Ökosystem?

Pilze sind weder Tier noch Pflanze, der eigentliche Körper in der Erde verborgen. Der sichtbare Teil der Pilz nicht mehr eine Frucht wie sie an einem Apfelbaum vorkommt. Im Ökosystem eines der Natur überlassenen Waldes spielen sie eine wichtige Rolle. Der größte Teil des Pilzes, das feine Pilzgeflecht (Mycel) wächst im Boden, nur die Fruchtkörper sind es die aus der Erde herauskommen. Pilze zersetzen abgestorbene Bäume, Laub und Nadelstreu und schaffen neuen Lebensraum für Insekten,

Pilze die in Symbiose mit Bäumen leben tauschen Nährstoffe aus. Diese Mykorrhizapilze versorgen den Baum mit Wasser, filten Schadstoffe und schützen die Wurzeln vor Krankheiten. Dafür versorgt der Baum die Pilze mit Zucker (Glucose), die können Pilze, da sie keine Photosynthese betreiben nicht selber herstellen.

Photosynthese
Pflanzen nehmen über die Wurzeln Wasser auf und über die Blätter das Kohlenstoffdioxid der Luft. In den Blättern entstehenden Kohlenhydrate (Glucuse) und Sauerstoff. Der Sauerstoff wird über die Blätter an die Umgebung abgegeben. Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe des Chlorophyls im Blattgrün und dem Sonnenlicht in Glucose umgewandelt.

Einige im Nationalpark vorkommende Pilze

Tannenstachelbart
Ein recht seltener Pilz aus der Gattung der Stachelbärte in Deutschland, der an Nadelholz wächst, sieht aus wie eine Koralle, wächst vorwiegend an Weißtannen. In der Naturheilkunde gilt er als Vitalpilz

Ästige Stachelbart
Befällt Laubbäume, bevorzugt morsche Buchen, ist in Deutschland stark gefährdet.

Zitronengelbe Tramete
Kein ganzes Jahr war vergangen nach der Gründung des Nationalpark Schwarzwald als im Bannwaldgebiet Wilder See die Zitronengelbe Tramete gefunden wurde. Um zu wachsen benötigt Sie den Rotrandigen Baumschwamm (Fichtenporling, Deutschlandpilz) der das Holz zuerst zersetzt. Ein Zeichen dafür, dass beides vorhanden ist weil die Entwicklung des Bannwald um den Wilden See schon seit mehr als 100 Jahren sich selbst überlassen ist und deshalb benötigten Bedingungen bietet. Mittlerweile wurde er sogar schon an zwei Standorten entdeckt.

Parasitäre Pilze
Es gibt Pilze, die leben parasitär mit den Pflanzen. Diese Lebensgemeinschaft ist nur für eine Art von Vorteil. Der Wirt stellt die Nährstoffe zur Verfügung und der Parasit entzieht sie dem Wirt und schwächt ihn damit.

Birkenporling
Der Birkenporling ist ein Pilz dessen Fruchkörper meist einzeln am Stamm auftritt. Für den Baum hat er keinen Nutzen, er verursacht an der Birke eine starke Braunfäule. Das Holz wird brüchig, Folge ist meist Windbruch an der Befallshöhe. Früher wurde der Birkenporling wegen seiner antiseptischen Inhaltsstoffe als Bandage zur Wundheilung verwendet.

Hallimasch
Auch der Hallimasch ist ein parasitärer Pilz, ein Erreger der Weißfäule. Er baut den Holzstoff Lignin und auch Zellulose ab.
Bei der Hallimasch-Fäule wird das Holz jedoch nicht hell sondern dunkel-rotbraun, dann faserig, feucht und grenzt sich vom gesunden Holz meistens scharf ab.
Der Hallimasch bildet Rhizomorphen, das sind wurzelähnliche Stränge, ebenso weisse Myzelmatten. Einige Hallimasche befallen auch lebende Bäume und bringen diese zum Absterben, da er in die Wurzeln geht, ist das nicht erkennbar.

Puppenkernkeule
Auch die Puppenkernkeule ist ein Parasit, die Sporen des Pilzes befallen Larven und Puppen verschiedener Insekten und wirkt so einer Überpopulation entgegen. Doch findet das Cordyceps medizinische Anwendung z.B. nach Organtransplantationen um durch Beeinflussung des Immunsystems eine Abstoßung transplantierter Organe zu hemmen.

Saprophyten
Diese Pilzart sind Fäulnisbewohner, sie leben auf dem Totholz und zersetzen die Holzsubstanz. Zusammen mit anderen kleinen Lebewesen (Mikroorganismen) bauen sie Pflanzen, Laub, Nadeln und Tierkadaver ab, es entsteht wertvoller Humus.

Zersetzungsarten von Totholz

Braunfäule
Bei der Braunfäule ist das Holz nach dem Zelluloseabbau im geschädigten Bereich dunkelbraun gefärbt, übrig bleibt das braune Lignin. Wenn das Holz trocknet schwindet es in Faserrichtung, es kommt zum Würfelbruch.

Weißfäule
Bei der Weißfäule bauen Pilze den braunen Inhaltsstoff des Holzes Lignin ab, übrig bleibt die faserige weiße Zellulose.

Beim nächsten Halt vor einer offen strukturierten Fläche, wie sie der Auerhahn zum Leben benötigt, erfahren wir noch einiges über die Lebensweise des größten Vogels im Schwarzwald.

Lebensraum mit offenen Strukturen für den Auerhahn

Der Lebensraum des Auerwildes sind lichte Wälder mit Nadelbäumen, am liebsten Kiefern, der Boden mit Heidelbeeren bewachsen sowie Alt- und Totholzbestände. Das Auerwild schläft auf Kiefern, es sitzt auf den äußeren Ästen um bei Gefahr, wenn z.B. ein Marder am Stamm hochklettert, schneller ungehindert wegfliegen zu können. Hauptnahrungsquelle von Auerhahn  Auerhenne sind Heidelbeeren, deren Blätter, Trieben und Knospen.

Im Winter ernähren sie sich hauptsächlich von Kiefernadeln. In regelmäßigen Abständen nehmen sie kleine Steinchen zu sich. Auerhahn und Auerhenne besitzen einen Muskelmagen, mit den Steinchen zerrreiben sie die Nadeln, die werden so erst verdaulich und geben ihre Nährstoffe ab. Zwei lange Blindddärme sind eine Anpassung an die schwer verdauliche und nährstoffarme Nahrung.


Die Balzzeit des Auerhahns
Die Balzzeit des Auerhahns beginnt Ende März und dauert bis Anfang Juni. Wenn der Tag zu dämmern beginnt wird an den Balzpätzen mit der Baumbalz an einem aussichtsreichen Baum mit starken Ästen begonnen. Wenn sich dann später wenn auch Hennen eingefunden haben geht es mit der Bodenbalz weiter.
Während der Balz ist der Testosteronspiegel des Auerhahns um das 100-fache erhöht. Der Hahn ist während dieser Zeit höchst aggressiv, eine Begegnung sollte besser vermieden werden.
Um zu erfahren, wieviele Auerhähne und Auerhennen es etwa in einem Gebiet gibt, setzen sich etwa 15 -20 Leute/Ranger während der Balzzeit in Nähe der Balzplätze. Auf einen Beobachtungsposten vor Sonnenaufgang versteckt gilt es einfliegende Hähne zu zählen. Fliegt z. B. innerhalb von 1-3 Minuten ein Hahn an verschiedenen Posten vorbei zählt er als ein Stück. Verstreichen mehr Minuten dazwischen werden zwei Hähne gezählt. Auf eine Anzahl von Auerhähnen kommt etwa die gleich Menge an Auerhennen.

Bestand des Auerhahns
Der Bestand des Auerwilds zählt derzeit im gesamten Schwarzwald etwa 300 Stück, und zwar etwa gleichviel Auerhähne und Auerhennen mit je 150 Tieren. Im Südschwarzwald sind es etwa 1/3 im Nordschwarzwald 2/3. Im Nationalpark selbst sind es knapp je 50 beiden Geschlechts. Aufgrund der landschaftlichen Bedingungen ist ein genetischer Austausch zwischen Nord- und Südschwarzwald nicht möglich.

Brutzeit und Aufzucht des Auerwilds
Nach dem Tretakt legt die Henne im Durchschnitt 8 Eier. Die Dauer der Brutzeit ist von Witterung und Höhenlage abhängig und beträgt etwa 26 -28 Tage.
Wenn die Küken geschlüpft sind, wiegen sie nur etwa 30 Gramm. Von der Henne werden sie solange gehudert (gewärmt) bis sie ihre Körpertemperatur selbst aufrechterhalten können. Nur wenige Minuten können sich die Küken Anfangs zur Nahrungssuche von der Mutterhenne entfernen. In dieser Zeit ernähren sich die Jungen hauptsächlich vom tierischem Eiweiß der Insekten, Raupen und Puppen. Ganz wichtig während dieser Zeit ist, dass die Auerhahnfamilie nicht gestört wird. Bis zum Winteranbruch müssen die Jungküken ihr Geburtsgewicht um das 100fache erhöhen, denn wenn ein Auerhahn oder eine Auerhenne weniger als 3 kg wiegt, haben sie keine Chance den Winter zu überleben. Die Junghennen bleiben bis Anfang September bei der Mutter, dann lösen sich die Gesperre auf, zuerst verstreichen die Junghähne, später dann die Junghennen.

Unruhefaktoren für das Auerhahn und Auerhenne
Der Mensch bringt dem Auerwild die größte Unruhe in die Lebensraumfläche hinein. Dies beginnt mit dem Sammeln der doch so schmackhaften Heidelbeeren. Es ist kein Problem am Wegrand ein paar Beeren zu naschen, doch mit Gefäßen in die Fläche hineinzugehen um die Beerensträucher abzuernten, erschreckt die Auerhuhn-Kinder so sehr, dass sie sich instinktiv sternförmig in alle Richtungen zerstreuen. Kühlen Sie aus und finden nicht mehr zur Auerhenne zurück, bedeutet das den sicheren Tod, ebenso können Sie das Opfer von Fressfeinden werden. 
Aber nicht nur die Heidelbeersammler sind ein Risiko für das Auerwild. Im Winter kommen die Schneeschuhwanderer, natürlich ist es in unberührter Fläche am Schönsten mit den Schneeschuhen zu laufen. Morgens um 8 oder 9 Uhr da ist es auch noch toll, aber um 11 Uhr wenn schon alles platt getreten ist, macht das Schneeschuhwandern nicht mehr den selben Spaß. Doch abseits der ausgewiesenen Trails zu laufen ist für alle Wildtiere ein viel zu großer Unruhezustand.

Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, fahren die Wildtiere ihre Körpertemperatur im Winter herunter.  Werden sie aufgeschreckt und müssen flüchten, ist das ein hoher Energieverlust, gerade im Winter wenn es nicht viel zu fressen gibt kann das den Tod bedeuten, vielleicht nicht bei der ersten Flucht, bestimmt aber beim zweiten Mal.
Nicht weit entfernt vom Ruhestein kommen wir noch an einem Aussichtspunkt vorbei, ein Blick auf Seebach, dem Mummelseehotel und der Hornisgrinde, bei klarer Fernsicht könnte man das Straßburger Münster sehen.

Eine interessante Führung. die sehr viel Spaß gemacht hat geht zu Ende. Dem Ranger Jens Liß mit seinem Australian Sheppard sei gedankt.

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