Wissenswertes über Wildbeeren
Eine Genusswanderung zum Hören, Fühlen und Schmecken
Nach dem sich jeder Teilnehmer kurz vorgestellt hat ging es auch gleich los.
Ein altes chinesisches Sprichwort lautet:
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“
Vorweg, wir befinden uns im Gebiet des Nationalpark Schwarzwald. Das Sammeln von Beeren mit Gefäßen ist hier nicht erlaubt. Am Wegrand ein paar Beeren zu naschen, gerade das was in den Mund passt, dagegen hat jedoch keiner etwas.
Die hier gezeigten Beeren wurden von Frau Reichel außerhalb des Nationalparks gepflückt und mitgebracht.
Das Risiko am Fuchsbandwurm zu erkranken
Natürlich gibt es hier auch Füchse und ein kleines Risiko am Fuchsbandwurm zu erkranken. Es gibt jährlich 30 Neuerkrankungen in Deutschland, die sich jedoch schwerpunktmäßig auf Förster und Landwirte mit Hunden beschränken bei denen die Larve über die Atemwege in den Körper gelangt. Kocht man die Beeren bei 60 °, werden die Erreger abgetötet.
Auf dieser genussvollen Rundwanderung am Vogelskopf erhalten wir von Anne Reichel eine Menge Informationen über die Beeren, die wir am Wegrand sehen. Zu den von Frau Reichel vorgestellten Wildbeeren hat sie etwas Leckeres zum Probieren mitgebracht. Angemerkt sei, auch die Beeren, die wir bei der Verköstigung erhalten, hat sie alle von außerhalb des Nationalparks mitgebracht.
Wer kennt ihn nicht, den Huckleberry (Finn)?
Genau, er ist die literarische Figur von Mark Twain. Und Huckleberry ist auch der Name für die amerikanische Heidelbeere.
Es gilt das Motto „seid lustig und guter Dinge“
Die Heidelbeere ist eine kleine blaue Beere die viel Vitamin C und E enthält. Diese beiden Vitamine fangen die freien Radikalen ab und stärken zudem das Immunsystem. Der hohe Gerbstoffgehalt der Heidelbeere hilft bei Durchfall. Bei den Kulturheidelbeeren beinhaltet nur die Schale die wertvollen Vitamine, das Fruchfleisch ist im gegensatz zu den Waldheidelbeeren innen weiß.
Einst hatten die Römer die blaue Farbe der Beeren um Stoffe oder Haare zu färben verwendet.
Die Heidelbeerbüsche wachsen auf saurem nährstoffarmem Boden, man findet die lichthungrige Pflanze vorwiegend auf den offenen strukturierten Grindeflächen wo sie Früchte trägt. Die Stengel der Heidelbeere sind ein bisschen kantig und die Blättchen ähneln ein wenig kleinen Rosenblättern. Zwischen Juni und September sind die Früchte der Heidelbeere reif. Zum Winter hin verlieren die Heidelbeersträucher ihre Blätter.
Für das Auerwild sind die Heidelbeersträucher, d.h. deren Triebe, Blätter und Früchte, vom Frühling bis zum Wintereinbruch die Hauptnahrungsquelle. Während der Erntezeit frisst es täglich bis zu 2 kg von den Beeren. Doch auch dem Fuchs schmecken die süßen kleinen blauen Beeren, dies ist auch an seiner Losung erkennbar.
Zur Verkostung reichte uns Frau Reichel Saft und Heidelbeer-Brownies.
„bleib standhaft, wenn die Stürme des Lebens toben“
Gerne wird die Vogelbeere auch Eberesche genannt, kommt wohl daher, dass früher die Schweine mit den Vogelbeeren gemästet wurden.
Die Vogelbeere ist eine Pionierpflanze aus der Gattung der Mehlbeeren innerhalb der Rosengewächse. Sie ist eine der ersten Pflanzen, die sich nach Stürmen oder Verwüstungen auf nährstoffarmem Boden sowie in Moorwäldern und Felsen ansiedeln.
Öffnet man die kleinen roten Beeren, ist in dem „Kernäpfelchen“ ein Kerngehäuse erkennbar. Durch das reichhaltige Parasorbin schmeckt die ungiftige Vogelbeere äußerst bitter. Doppelt soviel an Vitamin C als eine Zitrone beinhaltet die Vogelbeere, Frau Reichel nennt sie deshalb auch gerne „die Zitronen des Schwarzwalds“.
Bis zum Herbst dient die Vogelbeere als Nahrungsquelle für etwa 60 Vogelarten.
Die Vogelbeere lässt sich auf verschiedene Arten verwenden. So regen z.B. die getrockneten Beeren den Stoffwechsel an, fördern die Verdauung und wirken entwässernd.
Zum Probieren gab es Lachsschinken mit Vogelbeergelee und Käse.
Erdbeere
Die kleine schmackhafte Walderdbeere ist eine Sammelnussfrucht aus der Gattung der Erdbeeren. Bereits im 14. Jh. Hatte man vergeblich versucht, die süße vitaminreiche Frucht zu kultivieren. Im 19. Jh. Erhielt man durch eine Kreuzung aus der amerikanischen und chilenischen Erdbeere die Basis der heutigen Kulturerdbeere.
Nur 8 Stück der kleinen süßen Beeren decken den täglichen Vitamin-C Bedarf. Die Blätter beinhalten einen hohen Anteil an Gerbstoffen und werden deshalb gerne als Haustee verwendet der entschlackend und entzündungshemmende wirkt.
Die sonnenhungrigen Waldbrombeeren mit ihren Dornensträuchern siedeln sich gerne an Waldrändern, Böschungen oder lichtdurchlässigen Wäldern an und wachsen rasch zu einer undurchdringlichen Hecke heran.
Die Brombeere ist eigentlich gar keine Beere, sondern eine Sammelsteinfrucht. Schaut man genau hin, erkennt man viele kleine kugelige Steinfrüchte, die winzig kleine Samen enthalten.
Die ganzjährig grünblättrige Brombeere blüht zwischen Juni und August. Die Früchte reifen bis Ende Juli Anfang August zuerst rot und dann in blauviolett bis schwarz heran. Die kleine Frucht enthält viele Vitamine, so z.B. Vitamin A, C und E sowie die Mineralstoffe, Kalium, Kalzium und Magenesium. Bei Heiserkeit angewendet hat Brombeersaft eine wohltuende Wirkung.
In Schweden wird die Preiselbeere als „Gold des Landes“ bezeichnet. Die Sträucher der Preiselbeeren wachsen größtenteils auf den Grindeflächen im Nationalpark. Die fleisch-runden Blättchen weisen auf deren Unterseite Öldrüsen auf. Die Sträucher verlieren im Winter im Gegensatz zu den Heidelbeeren ihre Blätter nicht. Die roten Beeren mit dem weißen Fruchtfleisch enthalten Vitamin C, B-Vitamine und Provitamin A. Der Saft der Preiselbeeren soll vorbeugend gegen Harnblaseninfektionen helfen.
Preiselbeeren mit Käse und Weißbrot waren ein echter Genuss.
Der Name der Himbeere geht auf hinda-basja zurück, die Bezeichnung für eine Hirschkuh. Die Himbeere im Wald tritt als Pionierpflanze auf und wächst vorwiegend auf kali- und nitratreichen Böden und sind im Wald, gerne an sonnigen oder halbschattigen Waldlichtungen und Waldrändern zu finden. Die Himbeere, deren Inhaltsstoffe Zitronensäure, Vitamin C, Zucker und Mineralsalze sind, wird gerne in der Naturheilkunde angewendet, stärkt sie doch das Immunsystem.
In der Tierwelt ist die Himbeere für viele Insekten und etwa 50 verschiedenen Schmetterlingsraupen Nahrungsquelle.
Holunder
Der Name vom schwarzen Holunder, auch Hollerbusch genannt, hat er einer Göttin zu verdanken. Einst schützten die hohe Frau Holda und Frau Holle in ihrem Hollerbusch das Haus vor Krankheit und Unglück. So ranken sich auch in der heutigen Zeit noch einige Mythen und Märchen um den Hollerbusch.
„…Ringel Ringel Reihe, sind wir Kinder dreie, sitzen unterm Hollerbusch, machen alle Husch, Husch, Husch!...“
Der Holunder zählt zu der Gattung der Moschuskrautgewächse
Es gibt mehrere Arten von Holunder, so z.B. den roten und den schwarzen und den Zwerg-Holunder, wobei für den Menschen der schwarze Holunder wichtig ist.
Im Volksmund sagt man „Vor dem Holder soll man den Hut ziehen“. In unseren Breitengraden ist er eine der ältesten und wertvollsten Heilpflanzen. Der Schwarze Holunder wächst bis zu einem 5 Meter hohen Strauch heran, vorzugsweise auf nährstoffreichen Böden. Die Die Beeren des schwarzen Holunders sind erst nach dem Erhitzen genießbar, da sie im rohen Zustand leicht giftig sind.
„die Blütenessenz steht für eine neue Sichtweise“
Jetzt noch einige unbekömmliche Beeren:
Traubenholunder (Roter Holunder)
Beim roten Holunder müssen zuerst die giftigen Samenkörner entfernt werden, die Beeren haben auch keine heilkräftige Wirkung. Die Früchte des Traubenholunders können zu Marmelade oder Saft verarbeitet werden, oder man setzt sie als Abführ- und Brechmittel ein. Verkleinert man die Wurzeln helfen diese als Umschlag angewendet gegen Entzündungen und Warzen.
Attich bzw. Zwerg-Holunder
Der Zwerg-Holunder auch Attich genannt ist vollkommen giftig, vor allem die Samenkerne und die Blüten. Die krautige Pflanze wächst senkrecht nach oben, die leicht rosa-farbenen Blüten verströmen einen bitteren sehr unangenehmen Geruch.
Rauschbeere
Man nennt die Rauschbeere auch Nebelbeere oder Trunkelbeere, ist ebenfalls ein Heidekrautgewächs aus der Gattung der Heidelbeere und bevorzugt feuchte und Torfhaltige Standorte. Die Blütezeit der Rauschbeere liegt zwischen Mai und Juni.
Die Rauschbeere sollte man nicht unbedingt essen. Sie wird gerne von dem schmarotzenden Schlauchpilz befallen, der Vergiftungserscheinungen wie z.B. rauschartige Erregung, Erbrechen, Pupillenerweiterung und Schwindelgefühl verursachen kann. Blättchen mit einem Hauch türkisblau lassen sich durchaus von den Heidelbeer- und Preiselbeersträuchern unterscheiden. Die blauen eiförmigen Beeren mit hellem Fruchtfleisch sind größer als die der Heidelbeere.
Ein gelungener Nachmittag an dem wir so mancherlei Wissenswertes über Wildbeeren erfahren konnten ging zu Ende.
Der Karsee Mummelsee Google Maps
Der Mummelsee gehört nicht nur zu den meistbesuchten Seen in Baden-Württemberg, entlang der Schwarzwaldhochstraße ist er der am meisten von Touristen besuchte Ort im Nordschwarzwald, Spötter bezeichnen den See schon mal als Rummelsee....
Der Name des Mummelsees geht wohl auf die weißen Seerosen auch Mummeln genannt zurück, die früher in großer Anzahl auf dem See vorkamen. In der Botanik ist mit Mummel die gelbe Teichrose, Nuphar lutea, gemeint.
Um keinen anderen See im Schwarzwald gibt es so viele Sagen und Mythen wie vom Mummelsee. Als im Jahr 1930 die Schwarzwaldhochstraße eröffnet wurde, entwickelte sich der Mummelsee schnell zu einem beliebten Ausflugsziel im Badischen. Für viele Gäste des Mummelsee-Berghotels ist er noch heute Ausgangspunkt für Wanderungen im Nordschwarzwald.
Dieser Artikel befasst sich alleine mit dem Mummelsee als Karsee, mehr Touristische Informationen finden Sie unter:
Die Attraktionen am Mummelsee
Die Geschichte des Berghotel Mummelsee
Hoch über dem See, der Mummelseeblick
Wo liegt der Mummelsee
Der Mummelsee, zwischen Unterstmatt und Nationalparkzentrum Ruhestein gelegen, ist nicht nur in der schneelosen Zeit die wichtigste Attraktion entlang der Schwarzwaldhochstraße. Der Mummelsee mit 800 Metern Umfang und fast 19 Metern Tiefe liegt auf 1029 m Höhenlage, etwas unterhalb des höchsten Berges im Nordschwarzwald, der 1164 m hohen Hornisgrinde.
Auf 1029 Meter Höhenlage liegend ist der Mummelsee der am höchsten gelegene heute noch erhaltene Karsee im Nordschwarzwald. Vor etwas mehr als 2.000 Jahren war das noch anders, zu dieser Zeit war der Karsee im Großen Biberkessel etwas weiter nordöstlich des Hornisgrinde-Plateaus auf 1050 Meter gelegen noch nicht verlandet.
Der Mummelsee ist der tiefste der neun noch vorhandenen Karseen im Nordschwarzwald. Das hängt auch mit seiner Lage zusammen, kein anderer Karsee im Nordschwarzwald liegt höher als der See an der Schwarzwaldhochstraße. Er besitzt eine ovale Form, ist etwa 270 Meter lang und 170 Meter breit, die Tiefe des Sees schwankt je nach Quellenangabe von 18-19 Meter. Seine Wasseroberfläche beträgt etwa 3,7 Hektar, sein Umfang ca. 800 Meter. Die Karseen im Schwarzwald sind fast alle dabei zu verlanden, hier bildet der Mummelsee eine Ausnahme, bei ihm ist die Verlandung auch Aufgrund seiner Tiefe kaum zu bemerken.
Wie ist der Mummelsee entstanden
Alle Welt spricht vom Klimawandel, auch wenn der Mensch das Klima seit der Industrialisierung entscheidend mit verändert, in den vergangenen zweieinhalb Millionen Jahren kam es immer wieder zu einem Wechsel zwischen Eiszeiten, auch als Kaltzeiten oder Glazialen und Warmzeiten auch Interglazialen benannt. Meist dauerten die verschiedenen Eiszeiten etwa 80.000 bis 100 000 Jahre. Die Warmzeiten dagegen nur 10 000 bis 20 000 Jahre.
So gehört auch der Mummelsee zu den Überbleibseln einer Eiszeit, er wurde wie alle Karseen im Schwarzwald geschaffen in der Würmeiszeit. Es war die letzte von vielen Kaltzeiten, die es auf der Erde gab. Die Würmeiszeit begann vor rund 100.000 Jahren, vor etwa 12.000 Jahren war sie dann zu Ende. Die mittlere Temperatur im Schwarzwald lag damals um 8 bis 10°C niedriger als heute, das sorgte in den Höhenlagen für Dauerfrost und Gletscher.
Ein Eisgletscher entstand aus Niederschlägen in Schnee und zusätzlich herangewehter Schnee (Firnschnee) hat sich in vielen zehntausenden von Jahren angesammelt.
Am Ende der Eiszeit, als es wieder wärmer wurd entstanden auf der Oberfläche und unterhalb des Gletschers Schmelzwasserströme, so kam die gewaltige Masse in Bewegung, der Gletscher begannt an der steilen etwa 100 Meter hohen Karwand entlang zu rutschen, dabei riss er Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelte so eine tiefe Mulde in den Hang.
Das Gesteinsmaterial, das der Gletscher mit sich nahm, blieb als Endmoräne am Ende der Mulde liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm indem sich durch Regen und dem Schmelzwasser sowie Wasser aus Quellen und Bächen, die oberhalb des Hanges austraten ein See bildete. Der durch Verwitterung und Frostsprengung von der Karwand herabfallende Schutt hat dafür gesorgt, dass die Böschung am Fuß der Karwand flacher wurde.
Der Mummelsee wird gespeist vom Wasser der Hornisgrinde, der Abfluss erfolgt dann in das Seebächle das steil bergab ins Seebachtal fließt und dort in die Acher mündet.
Das Wasser im Mummelsee
Der geologische Untergrund im Nordschwarzwald besteht überwiegend aus dem mittleren Buntsandstein. Der ist extrem kalk- und basenarm und somit sehr sauer und nährstoffarm. Deshalb sind die Gewässer auf dieser Schicht stark sauer (pH < 5). Der Mummelsee erhält sein Wasser vom Hornisgrindeplateau, das ist Wasser aus einem Hochmoor. Es wird durch im Wasser gelöste Huminstoffe braun gefärbt und lässt das Wasser dunkel und trüb erscheinen.
Die Flora und Fauna am Mummelsee
Der Mummelsee kann entgegen der anderen Karseen im Schwarzwald wenig bieten, es leben wohl einige Amphibien- und Molcharten im See. Das den Mummelsee speisende Moorwasser von der Hornisgrinde, das wie auch die anderen Karseen im Nordschwarzwald übermäßig sauer ist, enthält zuviel Schwefel und so wenig Sauerstoff dass keine Fische darin überleben können. Leider haben wir keine Quelle gefunden, die nähere Angaben macht welche Tier und Pflanzenarten sich im Bereich des Mummelsee finden. Lediglich eine Untersuchung "Mercuriale - Libellen in Baden -Württemberg" zeigt an, dass am See eine Libellenart gefunden wurde, Calopteryx virgo die Blauflügel-Prachtlibelle.
Wieviel Karseen gab es und gibt es noch
Die Würmeiszeit hat die Landschaft stark verändert, so entstanden allein im Nordschwarzwald mehr als 100 Karseen. Bis heute erhalten sind nur wenige, einige Seen wie der Ellbachsee, Sankenbachsee und der Buhlbachsee nur dank dem Eingreifen des Menschen. Greift der Mensch ein, ist das aber nicht immer gut, so wurde der Wilde See beim Ruhestein früher als Auffangbecken für Schmelzwasser verwendet. Daher wurde der Wasserspiegel Ende des 19. Jahrhunderts zunächst gesenkt. Rund 20 Jahre später wurde beim Wiederaufstauen zu viel Wasser in den See gelassen, so dass die Hochmoorvegetation überflutet und geschädigt wurde.
Fast alle früheren Karseen wurden von Sedimenten zugeschüttet oder von Pflanzen überwachsen und sind heute verlandet. Die meisten wurden trockengelegt, auch weil sich die Kare gut zum Anlegen einer Viehweide oder Hofanlage eigneten, oder sie wurden einfach mit Fichten bepflanzt.
Einige Kare sind als Moore erhalten, die bei günstigen Wetterbedingungen durchaus kleinere Wasserflächen bilden. Trotzdem ist der Nordschwarzwald das Gebiet mit den meisten Karen Mitteleuropas
Zwölf erhaltene Karseen sind im Schwarzwald heute noch vorhanden, es sind:
Karseen im Nordschwarzwald
Herrenwieser See, Gemarkung Forbach-Herrenwies im Landkreis Rastatt
Schurmsee, Gemarkung Forbach, Landkreis Rastatt ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Huzenbacher See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Wilder See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Mummelsee, Gemarkung Seebach, direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Landkreis Ortenaukreis
Ellbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Buhlbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Sankenbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Glaswaldsee, Gemarkung Bad Rippoldsau-Schapbach Landkreis Freudenstadt
Karseen im Südschwarzwald
Feldsee, Gemarkung Hinterzarten, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Titisee, Landkreis Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Nonnenmattweiher, Gemarkung Neuenweg, Landkreis Lörrach
Wie den Mummelsee erreichen
Nichts leichter als das, der Mummelsee liegt gerade einmal 25 Kilometer von Baden-Baden entfernt, direkt an der Schwarzwaldhochstraße zwischen Untersmatt und Seibelseckle.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen
100 Jahre Bannwald Wilder See Schriftenreihe FORST BW Band 85
Baiersbronn vom Königsforst zum Luftkurort - Wegrahistorik-Verlag Stuttgart
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/In_Deutschland_ausgestorbene_Arten_06_09.pdf
http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/265578/isf_arbeitsbericht_2015.pdf?command=downloadContent&filename=isf_arbeitsbericht_2015.pdf
http://epic.awi.de/36566/24/Roesch_2012.pdf
http://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/pages/download/get;jsessionid=DB9D5E38A6C28809B717176B65111B89.public5?file=rep3047599470764843631.pdf&mimetype=application/pdf
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
https://nationalpark.blog/sagenhaftes-und-erdgeschichtliches/
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
Managementplan für das FFH-Gebiet 7415-311 „Wilder See ...
http://www.badische-heimat.de/heft/reprint/1960_3_eiszeit.pdf
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg - Bodenversauerung - Ursachen, Auswirkungen, Maßnahmen Kurzfassung einer Literaturstudie
https://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/17040/bodenversauerung_kurzfassung.pdf?command=downloadContent&filename=bodenversauerung_kurzfassung.pdf
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg - Amphibien und Gewässerversauerung 2002
http://fachdokumente.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/94762/U64-M332-J02.pdf?command=downloadContent&filename=U64-M332-J02.pdf&FIS=91063
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
http://www.zobodat.at/pdf/Jh-Ver--vaterl-Naturkunde-Wuerttemberg_63_Beilage_0001-0041.pdf
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/18/51/1967/egqsj-18-51-1967.pdf
https://opus.htwg-konstanz.de/frontdoor/deliver/index/docId/1074/file/umweltdaten_2015.pdf
http://www.botanik-sw.de/BAS/media/texte/Exkursionsf%C3%BChrer_FlorSoz_2001_72dpi.pdf
http://www.inula.de/files/veroeffentlichungen/Schiel_et_al_Libellen_Nationalpark_Schwarzwald_2017.pdf
Wilder See Ruhestein Google Maps
Der "Wilde-See" ist einer von den drei im Nationalpark Schwarzwald gelegenen Karseen. Der See, der einst nur wenig besucht war ist mittlerweile der Karsee im Nationalpark, der die meisten Besucher anzieht,
Dieser Artikel befasst sich überwiegend mit dem Karsee, mehr über das Gebiet um den See gibt es bei Bannwald Wilder See.
Die Jahresdurchschnittstemperatur am Wilden See (910 m) beträgt übrigens nur 5-6°C, der Jahresniederschlag rund 2000 mm. Der See wird aus zwei in der Karwand austretenden Quellen gespeist. Entwässert wird er über den Seelochbach, der als Schönmünz bei Schönmünzach in die Murg mündet.
Wo liegt der Karsee Wilder See
Der Karsee Wilder See liegt auf 910 Meter Höhe nordöstlich des Nationalparkzentrum am Ruhestein im Gemeindegebiet von Baiersbronn. Der stille See ist umgeben von einem mehr als 100 Jahre alten Bannwald. Vom Nationalpark-Zentrum am Ruhestein bis zum See hinunter sind es 3,2 Kilometer Wegstrecke. An dem breiten Forstweg der zum See führt kommt man am Wildseeblick bei der Euting-Grabstätte vorbei, die liegt auf dem 1055 m ü. NN gelegenen Seekopf. Wer von Seibelseckle über die Darmstädter Hütte zum See wandert, für den sind es 5,3 Kilometer Wegstrecke bis zum See hinunter.
Der Karsee zur Zeit der Holznutzung
Der See wurde wie andere Karseen im Schwarzwald im 18. und 19. Jahrhundert als Stausee (Schwallung) genutzt um das Holzflößen zu ermöglichen. Dazu wurde das Wasser des Sees aufgestaut und mit gefällten Baumstämmen gefüllt. War der See ausreichend gefüllt wurde der Abfluss geöffnet und die Stämme in Richtung Murg abwärts geflößt. Von hier ging das Holz des Schwarzwaldes über den Rhein bis hin nach Amsterdam. Dort wurde das Holz der mächtigen Tannen als Masten der holländischen Schiffe verwendet, große Teile der Stadt Amsterdam stehen auf dem Holz aus dem Schwarzwald.
Nach Ende der Flößerei auf der Schönmünz gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte ein weiterer Eingriff in den Wildsee. Um den Karsee als Auffangbecken für Schmelzwasser zu verwenden, wurde der Wasserspiegel zunächst gesenkt. Rund 20 Jahre später wurde beim Wiederaufstauen zu viel Wasser in den See gelassen so dass die Hochmoorvegetation überflutet und geschädigt wurde.
Wie ist der Kar Wilder See entstanden
Der Wilde See ist ein eiszeitlicher Karsee, ein Relikt der Würmeiszeit, der letzten umfassenden Kaltphase im Alpenraum, sie begann vor rund 100.000 Jahren und war erst vor etwa 12.000 Jahren zu Ende.
Geformt wurde der Karsee im Nordschwarzwald von einem Eisgletscher, der durch Schnee entstanden ist und sich an dieser "Kalten Stelle" in zehntausenden Jahren angesammelt hat. Der "weiche" Buntsandstein, der im Nordschwarzwald auf dem Kristallin des Grundgebirges aufliegt, hat die Bildung einer tiefen Mulde begünstigt. Der Sandstein ist auch der Grund, warum im Nordschwarzwald mehr eiszeitliche Kare gebildet wurden als im Südschwarzwald, hier ist der Untergrund viel härter.
So hat sich eine gewaltige Schneemasse, durch Druck, auftauen und wieder gefrieren zu einem Eisgletscher verdichtet. Aufgrund der gewaltigen Masse ist der Gletscher in Bewegung gekommen und an der 125 Meter hohen Karwand entlanggerutscht, dabei riss er Steine, Geröll und Erde mit sich und hobelte eine Mulde am Ende des Hangs.
Das Gesteinsmaterial, das der Gletscher mit sich nahm, blieb als Endmoräne am Ende der Mulde liegen. Es bildete sich so etwas wie ein natürlicher Staudamm indem sich durch Regen und dem Schmelzwasser sowie Wasser aus Quellen und Bächen, die oberhalb des Hanges austreten, ein See bildete. Herabfallender Schutt an der Karwand entstand durch Verwitterung und Frostsprengung hat dafür gesorgt, dass die Böschung am Fuß der Karwand flacher wurde.
Der Kar Wilder See besitzt eine fast runde Form, er ist etwa 11,5 Meter tief. Seine Wasseroberfläche beträgt etwa 2,4 Hektar. Wie jeder Karsee im Schwarzwald ist auch der Wilde See dabei zu verlanden.
Wie sieht die zukünftige Entwicklung des Wilde Sees aus
Der Karsee verlandet, er wird sich, sofern der Vorgang nicht gestoppt wird, zu einem Hochmoor entwickeln. Der Prozess der Verlandung beginnt schon unmittelbar nach seiner Entstehung. Wasser das als Schmelz- oder Regenwasser aus dem Hang in den See läuft bringt feinen Sand mit. In einem Zeitraum von vielen tausenden Jahren bildete sich aus abgestorbenen Pflanzenresten eine dicke Torfschicht. Diese Torfschicht wird die Wasserfläche des Sees irgendwann komplett eingenommen haben.
Der geologische Untergrund im Nordschwarzwald besteht überwiegend aus dem mittleren Buntsandstein. Der ist extrem kalk- und basenarm, somit sauer und nährstoffarm. Das Wasser ist extrem nährstoffarm, es wird durch Huminstoffe braun gefärbt. Im See selber und am Uferbereich gibt es nur wenige spezialisierte Pflanzenarten.
Die Flora und Fauna am Karsee Wilder See
Die Artenvielfalt in den verschiedenen Bereichen des Wilden Sees ist gerade in Bereichen mit viel Totholz, am Boden liegend und abgestorben sowie stehend sehr artenreich. Hier finden sich viele Insekten, seltene Hochmoor-Libellenarten, Heuschrecken, Schmetterlinge und Spinnen, auch Rote-Liste-Arten. Besonders hervorzuheben, über 100 Holzkäferarten und 40 Laufkäferarten sind nachgewiesen, darunter 11 Arten die nur hier nachgewiesen werden.
An Vögeln finden sich Auerhühner und Ringdrossel aber auch die typischen Nadelwaldbewohner der Hochlagen wie Fichtenkreuzschnabel, Winter- und
Sommergoldhähnchen, Tannen- und Haubenmeisen. Auch das Nationalpark Maskottchen Sperlingskauz findet sich neben dem Rauhfußkauz am Wilden See. Zitronengirlitz, Waldschnepfe und Gartenrotschwanz sind auch zu sehen.
Festgestellt wurde, dass ungewöhnlich viele Vogelarten brüten, im Uferbereich brüten Gebirgsstelze und Zwergtaucher. Spechte wie Bunt-, Schwarz- und Dreizehenspecht treten außergewöhnlich häufig auf. Beim Dreizehenspecht ist der Bestand allerdings schon wieder gefährdet, so braucht er große Mengen an Borkenkäfern. Bei einer Temperatur von – 12°C sind täglich 3200 Borkenkäferlarven vonnöten um den Energiebedarf zu decken. Die Jungvögel dagegen werden überwiegend mit Bockkäferlarven gefüttert. Der Dreizehenspecht braucht somit vom Borkenkäfer befallene noch stehende Bäume, aber auch bereits seit Jahren liegende tote Bäume, erst dann sind genügend Bockkäferlarven zu finden.
An großen Säugetieren finden sich Rotwild, Rehwild und Schwarzwild am Karsee und Bannwald.
Die Fauna
Die Artenvielfalt ist enorm, beeindruckend beim Abstieg der Karwand ist die Großvatertanne, sie dürfte direkt nach dem Waldbrand im Jahr 1800 gepflanzt worden sein. Dass sie lange Zeit alleine stand ist an den bis nach unten gehenden Ästen zu erkennen. Nur Solitär stehende Bäume mit umlaufendem Lichteinfall bilden am unteren Stamm derartige Äste. Dass es zur damaligen Zeit nicht viel mehr Bäume gab, liegt auch daran, dass bis in die 1830er Jahre eine Beweidung stattfand. Erst 1832 wurde die Viehbeweidung auf die Grindehochflächen beschränkt. Im Jahr 1864 wurde die Waldweide bis auf ein Areal von 74 Morgen Fläche, das der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, ganz eingestellt.
Vom stehenden und liegenden Totholz profitieren vor allem Pilze und Flechten, auch extrem seltene Arten wie der Tannenstachelbart, der zumeist an kränkelnden oder abgestorbenen Weißtannen vorkommt, die meist noch stehenden Tannen müssen zudem einen dickeren Durchmesser besitzen.
Im Uferbereich
Im Gegensatz zu den meisten anderen Karseen im Schwarzwald besitzt der Wilde See keinen Schwingrasen. In der Verlandungszone dominieren Großseggengesellschaften wie Schnabel-Segge, in der Moosschicht dominiert das Trügerische Torfmoos.
Wie viele Karseen gibt es noch
Am Ende der Eiszeit hatte es allein im Nordschwarzwald mehr als 100 Karseen gegeben. Im Laufe der Zeit sind die meisten zugewachsen und verlandet, heute sind einige noch als Moore bekannt. Nur wenige der Karseen sind noch übrig, der Ellbachsee, er war bereits verlandet der Buhlbachsee nur dank künstlich herbei geführten Aufstauungen.
Die Orte an denen es früher Karseen gab kann man auch an den Gewannbezeichnungen auf Karten sehen, die Gewannnamen geben noch heute Rückschlüsse auf die frühere Nutzung, Lage oder Beschaffenheit des bezeichneten Gebietes.
Bezeichnungen wie "Blinder See" oder "Weiher" zeigen das hier noch vor wenigen Jahrhunderten ein See bestand, "Misse" bezeichnet eine sumpfige Stelle, die Moore die einst vielleicht ein Karsee waren sind aber fast alle entwässert und mit Fichten bepflanzt worden.
Zwölf erhaltene Karseen besitzt der Schwarzwald heute noch, es sind:
Karseen im Nordschwarzwald
Herrenwieser See, Gemarkung Forbach-Herrenwies im Landkreis Rastatt
Schurmsee, Gemarkung Forbach, Landkreis Rastatt ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Huzenbacher See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Wilder See, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Mummelsee, Gemarkung Seebach, direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Landkreis Ortenaukreis
Ellbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Buhlbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Sankenbachsee, Gemarkung Baiersbronn, Landkreis Freudenstadt
Glaswaldsee, Gemarkung Bad Rippoldsau-Schapbach Landkreis Freudenstadt
Karseen im Südschwarzwald
Feldsee, Gemarkung Hinterzarten, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Titisee, Landkreis Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Nonnenmattweiher, Gemarkung Neuenweg, Landkreis Lörrach
Wie den Wilden See erreichen
Ein breiter Forstweg entlang der Strecke Ruhestein - Darmstätter Hütte gibt zwei mögliche Zugänge, einmal über den Standort "ehemalige Falzhütte" und einmal über den Abstieg an der Karwand.
Vom Nationalpark-Zentrum am Ruhestein bis zum Abstieg in der Karwand, der wenige hundert Meter nördlich des Euting-Grabes beginnt, sind es ca. 2,5 Kilometer Wegstrecke.
Wer den Abstieg an der Karwand vom Seibleseckle herkommend über die Darmstädter Hütte wählt, für den sind es ca. 4,5 Kilometer Wegstrecke. Der Strecke für den Abstieg selbst wird nach Beschilderung mit 800 Meter angegeben. Bei nassem Wetter ist der Weg unter Umständen gefährlich. Festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt sind aber immer unerlässlich.
Es gibt jedoch nur die Möglichkeit über die Karwand zum Karsee hinunter zu laufen, wohlgemerkt zu laufen. Es gibt zwar immer mal wieder Mountainbiker, die glauben den Pfad abwärts befahren zu können, da die Ranger mittlerweile sehr genau darauf achten, gibt es verstärkt Mountainbiker, die den Pfad mit dem Fahrrad auf dem Rücken bergauf gehen... Keine leichte Sache, wer das nicht möchte hat aber immer noch die Wahl auf Post vom Amt...;-).
Ein zweiter Weg, der von der gegenüberliegenden Seite an den Weg führt, ist mit dem Mountainbike oder zu Fuß erreichbar
Wer mit dem Mountainbike oder zu Fuß zum See will, kann auch einen anderen, jedoch etwas längeren Weg über den Standort "ehemalige Falzhütte" benutzen, der sollte dann auch für Outdoor-Kinderwagen befahrbar sein. Die Abzweigung dafür befindet sich etwa 4 Kilometer von Seibleseckle oder ca. 3,0 Kilometer vom Nationalparkzentrum entfernt, zum See sind es dann noch 1,2 Kilometer. Wer diesen Weg wählt, einige hundert Meter vor dem See beginnt der eigentlich interessante Bannwald, hier gibt es beeindruckende Bäume, die zwar bereits abgestorben aber nicht weniger imposant sind. Ein Zustand der durchaus Jahrzehnte und bei wirklichen Baumriesen Jahrhunderte dauern kann.
Informationen zum Urheberecht
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Quellen
100 Jahre Bannwald Wilder See Schriftenreihe FORST BW Band 85
Internet
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/12124/5970
http://www.fva-bw.de/termine/veranstaltungen/111012bannwald100_afz.pdf
https://www.landkreis-freudenstadt.de/site/Landkreis-Freudenstadt/get/documents_E-2076474416/landkreis-freudenstadt/Objekte/02_Landratsamt/LRA/50/Waldschutzgebiete%20Baiersbronn/Schonwald%20Wilder%20See.pdf
https://www.researchgate.net/publication/286441757_Bannwald_Wilder_See-Hornisgrinde_-_eine_durch_Buchdruckerbefall_getriebene_Walddynamik
http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt2/dokablage/oac_12/wuerdigung/2/2027.htm
http://www.botanik-sw.de/BAS/media/texte/Exkursionsf%C3%BChrer_FlorSoz_2001_72dpi.pdf
https://www.bo.de/wirtschaft/wirtschaft-regional/hollaendertannen-kamen-einst-bis-nach-amsterdam
http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Freiburg/Ahrens2002.pdf
https://naturschutz-und-denkmalpflege.projekte.tu-berlin.de/pages/leitfaden-biotopholz/altbaeume-als-lebensraum/lebensphasen.php
https://www.wsl.ch/totholz/holzabbau/index_DE
https://www.planet-wissen.de/kultur/mittelgebirge/schwarzwald/index.html
https://www.researchgate.net/profile/Marc_Foerschler/publication/325037076_Libellen_im_Nationalpark_Schwarzwald/links/5af2bda1aca272bf4259e69f/Libellen-im-Nationalpark-Schwarzwald.pdf?origin=publication_detail
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.leo-bw.de/web/guest/themen/natur-und-umwelt/seen/karseen
Managementplan für das FFH-Gebiet 7415-311 „Wilder See ...
http://www.badische-heimat.de/heft/reprint/1960_3_eiszeit.pdf
https://www.sedimentologie.uni-freiburg.de/staff/Hemmerleetal.2016Nat_Forsch_Freiburg.pdf
https://www.eg-quaternary-sci-j.net/18/51/1967/egqsj-18-51-1967.pdf
Mit dem Ranger unterwegs - Im Bann des Wilden Sees
Beim Nationalparkzentrum am Ruhestein trafen sich die Teilnehmer dieser Exkursion. Jeder stellte sich kurz vor und sagte was ihn bewog diese Führung mitzumachen. Der hauptamtliche Ranger Jens Liß hatte so einiges Wissenswertes rund um den Nationalpark zu erzählen.
Zunächst mal wichtig: Nur in Grundzügen ist es möglich diese Führung die ich im September gemacht habe zu beschreiben, die vielen Kleinigkeiten, Anekdoten und die Gespräche mit anderen Teilnehmen die den Spaßfaktor so einer Führung ausmachen, können wir natürlich nicht wiedergeben. Ich beschreibe nur eine Führung, letztlich ist jede Führung anders, nur das Rahmengerüst dürfte ähnlich sein... Also die Führung am Besten selbst mitmachen....
Ich habe zu den einigen bei der Führung angesprochenen Themen etwas weiter ausgeholt und eigenen Wissenstand und was ich recherchiert habe zugefügt....zudem habe ich mich dafür entschieden im Artikel die wichtigsten Informationen wiederzugeben, wenn Sie einen Artikel möchten mit "dann sind wir über diesen Baum geklettert, hier haben wir Pause gemacht etc." dann werden Sie nicht das finden was Sie erwarten...
Der Ruhestein
Der Ruhestein liegt genau auf der Passhöhe zwischen Baiersbronn im Murgtal und dem Achertal. An der Grenze zwischen Baden zum Königreich Württemberg ruhten sich früher Händler und Reisende bei einem etwa fünf Tonnen schweren Findling aus und legten vor dem Gebirgsübergang auf dem Ausruh-Stein eine Rast ein.
Später dann war der Höhenluftkurort Ruhstein die "erste Adresse" im Schwarzwald auf württembergischer Seite. Heute erkennt man noch immer die Grenze zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg an dem großen Sandstein-Findling, der mit dem Grenzzeichen aus der damaligen Zeit, vor der „Villa Klumpp“ dem jetzigen Besucherzentrum des Nationalparks liegt sowie zweier Grenzpfosten.
Die besten Jahre hatte der Ruhestein in den 1910 – 1950er Jahren in der die Eheleute Louis Klumpp die Buschwirtschaft übernahmen und auf Zureden des Straßburger Professor Dr. Euting anbauten und Übernachtungen anboten.
Das Höhengebiet im Nordschwarzwald erlebte in der damaligen Zeit hervorragende Winter, wurde ab Anfang 1890 auch touristisch genutzt indem Schneewanderungen durchgeführt wurden, mit den ersten Schneeschuhrennen im Februar 1897 wurde der Ruhestein zum Wintersportort gekürt. 1909 bauten sich die Gebrüder Klumpp auf der badischen Seite ein Wohnhaus, die im Jugendstil erbaute Villa Klumpp.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges blieben die Gäste aus, das Hotel wurde zum Militärgenesungsheim umgestaltet. Noch einmal gelang es wieder internationale Gäste anzuziehen. Doch der 2. Weltkrieg machte dem ein jähes Ende. Nach dem Krieg beschlagnahmen französische Truppen das Kurhotel, nach der Freigabe waren die Gebäude in einem heruntergekommenen Zustand.
1970 wurden die Hotelgebäude bis auf die Villa Klumpp an die gewerkschaftseigene Baugesellschaft Neue Heimat Baden-Württemberg GmbH in Stuttgart verkauft.
Eigentlich sollte nach Abriss des alten Kurhaus ein großes Sporthotel auf dem Ruhestein-Gelände gebaut werden. Aber die Neue Heimat hatte Liquiditätsprobleme, wie schön, wäre das Gelände sonst durch eine Menge Betonklötze verunstaltet worden.
1998 zog das Naturschutzzentrum Ruhestein in die Villa Klumpp ein um den Besuchern die Natur hautnah zu vermitteln. Heute ist nun seit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald das Besucherzentrum des Nationalparks darin untergebracht.
Bald wird es nun ein neues Besucherzentrum geben, der Neubau mit Skywalk auf der gegenüber liegenden Straßenseite der Villa Klumpp ist in vollem Gange.
Das neue Besucherzentrum des Nationalpark Schwarzwald am Ruhestein
Die Besucherzahlen am Ruhestein steigen jährlich an, um den Besuchern hier die gewünschten Informationen geben zu können bedarf es neuer, größerer Räumlichkeiten. Trotzdem, mit gemischten Gefühlen sieht man der voraussichtlichen Eröffnung des neuen Besucherzentrums im Sommer 2020 entgegen.
Zum einen ist es die Furcht der großen Besucherzahl, die in den Nationalpark einströmen wird, werden doch rund 100000 Besucher pro Jahr erwartet. Zum anderen die Neugier, was dem Besucher alles geboten wird, es gibt die Hoffnung, dass viele Besucher allein schon vom Angebot hier zufrieden gestellt sind und nicht mehr das Bedürfnis haben, die Nationalparkfläche zu erkunden.
Am 13. Mai 2017 wurde der Grundstein für das Bauprojekt im Nationalpark gelegt. Ministerpräsident Wilfried Kretschmann reiste zu dieser Feierlichkeit mit großer Freude an.
Der Bau des neuen Besucherzentrums simuliert eine Windwurffläche nach, dazu wird überwiegend heimisches Holz verwendet. Auf einer Länge von 70 Metern, einer Breite von 6 Metern und einer Höhe von 4 Metern liegen die Riegel die umgestürzte Baumstämme darstellen sollen kreuz und quer übereinander. Von einem freischwebenden Skywalk werden die Besucher auf Berge und Wälder blicken können. Der Skywalk wird aber höchstens 1 Meter über den Baumkronen schweben.
Die neue Ausstellung des Nationalparkzentrums wird in drei von acht Riegeln gezeigt.
Mit einem zwei- bis dreiminütigen Film im ersten Riegel werden die Besucherströme so getaktet, dass immer höchstens 30 – 40 Besucher gleichzeitig in den Ausstellungsräumen unterwegs sind.
Es geht natürlich um den Wald, der Weißtanne die einst der am häufigstesten vorkommende Baum im Schwarzwald war – wie der Samen keimt, langsam heranwächst von der Jugendphase zur Erwachsenenphase übergeht, dann als stehendes oder liegendes Totholz stirbt, für die Besucher optisch etwa 3 – 4 m nach unten fällt und welche Rolle dann den einzelnen Organismen zukommt. Begleitend dazu in Videoanimation Stimmungen entsprechend der geänderten Tageszeiten, Vogel- und Tierstimmen.
Der zweite Riegel zeigt die vier Jahreszeiten in der Nationalparkregion während im dritten Riegel der Besucher in den Mikrokosmos eintaucht. Unter der Erde spannen sich Wurzelwerke, Pilzgeflechte leben in Symbiose mit Pflanzen und Bäumen, sind miteinander vernetzt. Eine atemberaubende Reise in das Leben im Erdreich beginnt.
Selbstverständlich gibt es noch einiges mehr zu sehen, Sie werden überrascht sein….
Auf einem Pfad der nur für Führungen mit dem Ranger gedacht ist, wandern wir bergwärts.
Das Waldklassenzimmer
An einer Stelle, an der mitten im Fichtenwald die Bäume teilweise entwurzelt und quer liegen bleiben wir stehen.
Fragt uns der Ranger, was könnte da passiert sein?
Es ist doch langweilig wenn in einem Waldklassenzimmer im Nationalpark die Fichten wie in einem reinen Wirtschaftswald dastehen. Es soll doch alles eine Spur wilder sein, man soll doch sehen, dass Natur Natur sein darf. Deshalb hat man hier nachgeholfen, und ist mit starkem Gefährt in die Fläche gegangen, hat Fichten entwurzelt, rausgerissen, oder gedreht. So etwas wird Wildnisbeschleunigungsfläche genannt.
Erklären wir nun mal den Unterschied zwischen Naturpark und Nationalpark
Naturpark
Ein Naturpark ist eine Kulturlandschaft, deren Form bewahrt und touristisch vermarktet wird. Beispielsweise werden regionale Produkte angeboten. Durch Einwirken, Nutzen und Bewirtschaften über eine lange Zeit ist ein geschützter Lebensraum entstanden. Die Gebiete in den Naturparks müssen alle in der gleichen Weise entwickelt und gepflegt werden. Landschafts- und Naturschutzgebiete müssen hier überwiegen. Die Landschaft ist abwechslungsreich zu nutzen, sie soll eine große Arten- und Biotopenvielfalt aufweisen.
Nationalpark
Ein Nationalpark ist ein ökologisch wertvolles Schutzgebiet mit einer Mindestgröße von 10.000 Hektar das nicht wirtschaftlich genutzt wird. Die Natur darf sich meistens in ihrer natürlichen Weise ohne Einwirken des Menschen entwickeln. Die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme soll in dem Schutzgebiet gesichert sein. Angebote zur Naturerfahrung, Forschung Bildung sowie Erholung sollen gefördert werden.
Nationalparke auf der Welt
Nationalparke gibt es schon lange, das Schutzgebiet Yosemite in den USA wurde bereits im Jahr 1864 gegründet, acht Jahre später folgte die Gründung des Yellowstone National Park. Der älteste Nationalpark Europas wurde in Schweden im Jahr 1909 gegründet.
In Deutschland gibt es 16 Nationalparke, der jüngste ist der 2015 gegründete Nationalpark Hunsrück-Hochwald, ältester Park ist seit 1970 der Nationalpark Bayrischer Wald, dann folgen 1978 der Nationalpark Berchtesgaden, 1985 Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, 1986 Niedersächsisches Wattenmeer, der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wurde ein Tag vor der Wiedervereinigung Deutschlands gegründet.
Ein guter Grund für den Nationalpark in Baden-Württemberg: Ein Ziel der Bundesregierung war dass bis 2020 2 % der Waldfläche Deutschlands als Schutzgebiet ausgewiesen wird, derzeit sind es gerade mal 0,7 % weit davon entfernt…..
Voraussetzung für die Gründung eines Nationalparks
Die Mindestgröße eines Nationalparks beträgt 10.000 ha. Diese Größe wird vom EUROPARC Deutschland e.V., dem Dachverband der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks in Deutschland, vorgegeben. Weltweiter Dachverband ist der IUCN, nach dessen Richtlinien ist der Nationalpark ein Schutzgebiet, das hauptsächlich zur Sicherung großflächiger natürlicher und naturnaher Gebiete dient, und großräumig ökologische Prozesse etabliert. Hierin soll die ökologische Unversehrtheit von einem oder mehreren Ökosystemen gesichert werden, widrige Nutzungen ausgeschlossen, aber Naturerfahrungs-, Forschungs-, Bildungs- und Erholungsangebote sollen gefördert werden.
Um die internationalen Richtlinien der IUCN erfüllen zu können, müssen mindestens drei Viertel der Schutzgebietsfläche so verwaltet werden, dass sie das Hauptziel erreichen. Das bedeutet, dass Nationalparke auf 75 % der Fläche so weit als möglich einem naturnahen Zustand entsprechen müssen. Sie dürfen keiner anderen als dem Schutzweck dienenden Nutzung unterliegen. Außerdem muss das Schutzgebiet so groß sein, dass es ein oder mehrere vollständige Ökosysteme umfasst.
Die Auswahl der Fläche des Nationalparks Schwarzwald
Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wählte man den Nordschwarzwald aus, da diese Region in Baden-Württemberg den meisten Wald hat. Der Südschwarzwald kam nicht in Frage, weil dieser häufig durch landwirtschaftlich genutzte Flächen zerschnitten ist. Im Gespräch war zuerst auch der Kaltenbronn, es wurde jedoch mit noch größerem Widerstand gegen den Nationalpark gerechnet als es die Region Baiersbronn letztlich verursachte.
Wie ist der Nationalpark Schwarzwald aufgegliedert?
Die Gesamtfläche des Nationalparks von 10.062 Hektar ist aufgeteilt iin einen Nordteil und Südteil. Der Wald besteht aus Landesbesitz und einer kleinen Tauschfläche der Stadt Bühl. Die Stadt Baden-Baden hat dem Nationalpark im Schwarzwald 423 Hektar geschenkt, darin liegt der Wildnispfad und der Luchspfad. Bedingung der Stadt war, dass diese Flächen sofort Kernzone sind. Es hatte ein bißchen auch den touristischen Hintergrund, sich etwas vom Klischee des reichen Baden-Baden und des Galopprennens zu entfernen. Natur kommt heute gut, das „Tor zum Nationalpark“ zu sein dürfte in der Zukunft noch einiges Wert sein....
Der Genossenschaftswald der Murgschifferschaft, bei der das Land Baden-Württemberg Anteile von 52 % hält, trennt den Nordteil und Südteil. Doch das Stimmgewicht der Kleinen und Großen Anteilhaber ist gleich. Eine ununterbrochene Nationalparkfläche wäre für die Murgschifferschaft nur denkbar gewesen bei einem Tausch von Waldfläche im Verhältnis 1:3.
So gliedert sich nun der Nationalpark Schwarzwald in den nördlichen Teilbereich Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf und dem südlichen Teilbereich Wilder See/Kleemüsse sowie dem Buhlbachsee/Hechliskopf im Süden.
Der Nationalpark Schwarzwald ist ein in Zonen aufgeteilter Entwicklungsnationalpark, von denen innerhalb von 30 Jahren ab Gründung 75 % der Fläche in die Kernzone übergegangen sein soll.
Kernzone
In der Kernzone gilt der Prozessschutz, das bedeutet, Natur Natur sein lassen, der Wald darf sich in seiner ganz natürlichen Weise entwickeln.
Managementzone
In der Managementzone bleiben nach 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks höchstens 25 % der Nationalparkfläche. Es wird immer pflegend und lenkend eingegriffen. Die Pufferzone an den Grenzen des Nationalparks wird in der Managementzone verbleiben um eine Ausbreitung des Borkenkäfers auf die außerhalb liegenden Wälder zu verhindern. Ebenso werden die Grindenflächen durch Beweidung offengehalten und durch ein Grindenband miteinander vernetzt.
Entwicklungszone
Manche Waldbereiche bedürfen noch der Lenkung, bevor man sie sich selbst überlassen kann um z.B. den Lebensraum für den Auerhahn zu sichern. Im Nationalparkplan ist festgelegt, welche Maßnahmen dazu ergriffen werden. Eine Entwicklungszone soll es 30 Jahre nach Gründung des Nationalparks keine mehr geben.
In der Entwicklungsfläche könnte man z. B. den Wald in eine andere Baumart, z.B. Buche umwandeln. Doch jeder Forstwirt weiß, dass dies in 30 Jahren nicht möglich ist. Aber man könnte den Waldbeständen die heute einen Fichtenanteil von 80 % haben Startimpulse durch das Einpflanzen von vier Buchenpflanzen oder einer Tanne auf 1 ha Waldfläche geben. So könnte in 60 Jahren ein Samenpotential geschaffen werden, das ist der Zeitpunkt zu dem eine Buche beginnt Früchte zu tragen. Auf diese Weise könnte man die Basis für die Entwicklung eines jungen Bergmischwaldes schaffen.
Vergleichsbeispiel ist die Vegetation auf der Hornisgrinde
Die Torfschicht auf der Hornisgrinde wächst im Jahr durchschnittlich um 1 mm an. Die häufigen Niederschläge hier oben auf dem Höchsten Berg des Nordschwarzwalds sorgen für viel Wasser, der Boden staut das Wasser an, Pflanzenreste werden aufgrund von Sauerstoffmangel nicht komplett abgebaut, so dass sich Torf bildet. Pollenuntersuchungen zeigen, dass überwiegend Kiefer und Ahorn in der Vergangenheit wuchsen, mit einem Fichtenanteil von nur 5 – 6 %.
Der Schwarzwald vor Jahrhunderten
Erste Siedlungen in der Nationalparkregion
Die ersten sesshaften Bewohner hatten die Klöster, z.B. Lichtenthal, Reichenthal oder Allerheiligen, dann erst entwickelten sich um diese herum größere Siedlungen.
Immer mehr Siedler betrieben Ackerbau und Viehzucht, folglich wurden die Weideflächen für die Tiere immer knapp und die Siedler trieben die Tiere in die Höhenlagen. Damit Flächen aber nicht wieder zuwuchsen bediente man sich alljährlich am Ende eines Sommers der Brandrodung. Durch die Brandrodung, über die Jahrhunderte währende Beweidung, die den Boden verdichtete und hohe Niederschlagsmengen auf dem geologischen Untergrund von Gneisen, Granit und der Deckschicht dem Buntsandstein, entstanden die heutigen Grinden.
Rohstoffe im Schwarzwald
Glasbläserei
Die größte und bedeutenste Glashütte war im 18. – 19. Jahrhundert in Buhlbach einem Ortsteil von Baiersbronn ansässig. Bekannt wurde sie durch die Entwicklung der druckfesten Champagnerflasche, dem „Buhlbacher Schlegel“, der zu einem weltweiten Erfolg wurde.
Holzköhlerei
Um abgebautes Eisenerz zu verarbeiten benötigte man hohe Temperaturen, die brachte nur die Holzkohle. Die Köhler kamen in den Schwarzwald um dieses Brennmaterial herzustellen. Dazu wurde das Holz verkohlt, bis es als Brennmaterial die nötige Hitze entwickeln konnte. Die Köhler lebten arm und einsam tief in den Wäldern, die Holzköhlermeiler wurden immer in Nähe einer Wasserstelle errichtet.
Flößerei
Holz war der wichtigste Rohstoff des Waldes, Lieferant für Hausbau und Brennmaterial. Schon die ersten Siedler rodeten den urwaldähnlichen undurchdringlichen dunklen Schwarzwald und machten ihn urbar. Mit dem 18. Jahrhundert kam auch die Flößerei in den Nordschwarzwald. Die Schwarzwaldtannen und Fichten waren ein lukratives Geschäft, wurden für den Schiffsbau, u.a. für die Schiffsmasten verwendet. Die mächtigen Holländertannen des Schwarzwalds flößte man über den Rhein bis nach Amsterdam. Selbst Amsterdam ist bis zu 80 % auf den Tannen des Schwarzwalds erbaut.
Folge der Abholzung war, dass um 1820 die Schwarzwaldhöhen beinahe Wald frei waren. Man begann mit der Aufforstung. Da man aber keinen Samen hatte, musste dieser aus den Kölner Fichten bezogen werden. Der „Brotbaum des armen Mannes“ wurde die schmal und schnellwüchsige in 80 – 100 Jahren erntefähige Fichte genannt. Die Fichtenpflanzen wurden aus den Sämlingen gezogen und mit dem Erdballen mühsam auf die Höhen gebracht und eingepflanzt. Mit ein Grund, dass die Baiersbronner „unser Wald“ sagen und der Widerstand gegen den Nationalpark so groß war.
Wildtiere im Nationalpark
Schädigungen der Bäume durch Verbiss, Nagen oder Schälen, werden vor allem vom Rotwild aber auch Dammwild und Hasen verursacht. So werden hauptsächlich Keimlinge, Knopsen Blätter und Triebe abgeäst, Pilze dringen ein oder der Baum kann keinen geraden Stamm mehr entwickeln, so verliert der Baum an Wert. Im Nationalpark kein Problem, aber die Tiere wechseln auch in die umliegenden Wälder. Dies ist auch ein Grund weshalb Wildtiere, vor allem das Rotwild, auch im Nationalpark noch gejagt wird. Das erarbeitete Modul Wildtiermanagement sieht folgendes vor:
Ab dem Jahr 2020 soll auf 1/3 der Nationalparkfläche nicht mehr gejagt werden. Jagdfrei sind dann Flächen die zu großen Teilen in der jetzigen Kernzone, den Grindenflächen, Naturerlebnisbereichen und Wildbeobachtungsbereichen liegen. Mit Ablauf von 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks sollen 75 % der Nationalparkfläche jagdfrei sein. Mehr dazu im Artikel Nationalpark Schwarzwald – Wildtiermanagement und Prozessschutz
Auf dem Höhenrücken angekommen, befinden wir uns auf den Grinden, einer einzigartigen Kulturlandschaft mitten im Nationalpark Schwarzwald.
Die Grinden im Nationalpark Schwarzwald
Eine Besonderheit im Nationalpark Schwarzwald sind die Grinden. Man nennt die baumfreie Kulturlandschaft, bewachsen mit Latschenkiefern, Beerensträuchern, Heidekraut und Pfeifenkraut auch kahler Kopf, erinnert sie doch an die Landschaften wie sie in Skandinavien vorkommen. Entstanden sind die Grinden seit dem 14. Jahrhundert durch Beweidung und Brandrodung als die Weideflächen in den Tälern nicht mehr ausreichten.
Lässt man hier Prozessschutz „Natur Natur sein lassen“ gewähren, würde auf dieser wertvollen Kulturlandschaft innerhalb weniger Jahren ein Wald entstehen und das Bild der Lanschaft mitsamt Artenvielfalt verloren gehen. Deshalb sind und bleiben die Grinden in der Managementzone. sie unterlagen auch schon vor dem Nationalpark der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) und Natura 2000, den europaweit geschützten Gebieten.
Darin ist festgelegt, dass die Grinden wie sie auf dem Schliffkopf zu finden sind offengehalten werden, um den Lebensraum für die Artenvielfalt zu erhalten. Für diese Pflegemaßnahmen nimmt man Hinterwälder Weiderinder, die kleinste und leichteste Art Rinder, die den Boden nicht weiter verdichten zu Hilfe. Die Offenhaltung erfolgt auch durch Beweidung von Ziegen, Schafen und Heckrindern. Zwischen Alexanderschanze und Ruhestein liegende einzelne kleine Grindeninseln sollen durch Pflegemaßnahmen zu einem Grindenband miteinander verbunden werden. Damit wird ermöglicht, dass besonders gefährdete Arten wie z.B. Wiesenpieper, Kreuzotter und viele Insektenarten sich austasuchen können, um ihre genetische Vielfalt zu und die Überlebenchance zu erhöhen. Je mehr genetische Merkmale eine Art hat umso widerstandsfähiger ist sie, kommt mit Änderungen des Lebensraumes besser zurecht.
Pflanzenvielfalt auf den Grinden
Auf den Grinden wächst das Pfeifengras, ein Süsgras das die Weiderinder mögen. Das Horst bildende Zwiebelgewächs, zieht die Nährstoffe für den Winter in die Zwiebel und gibt sie im Frühjahr wieder zum Wuchs nach oben ab. Der feuchte nährstoffarme und saure Boden auf der Buntsandsteinschicht lässt die Beerenvielfalt aus Heidelbeeren, Moosbeeren und Rauschbeeren besonders gut wachsen. Die raue Schönheit der Grinden wird durch Latschenkiefern und Pionierbäume wie Birke und Eberesche ergänzt.
Tierwelt auf den Grinden
Verschiedene seltene Tierarten haben ihren Lebensraum auf den Grinden gefunden. Die Alpine Gebirgsschrecke mit ihren kurzen Fühlern und stummeligen Flügeln fühlt sich auf den Grinden genau so wohl wie der weniger bekannte aber noch seltenere Warzenbeißer.
Die wechselwarme Kreuzotter hat ihr Lebensraum ebenfalls auf den Grindeflächen im Schwarzwald gefunden. Die Grindefläche in der Nähe Wildesee-Seekopf beherbergt etwa 20 Stück.
Eine erwachsene Kreuzotter ist bis zu 72 cm lang. Es gibt zwei (optische) Arten von Kreuzottern, schwarze und braune Kreuzottern, die schwarze Kreuzotter ist eher in den höheren Lagen heimisch. Durch die dunkle Haut nehmen diese nach dem Winter die Wärme der ersten Sonnenstrahlen besser auf.
Die Kreuzotter ist eine Giftschlange, das Gift einer jungen sogar etwas konzentrierter.
Wie soll man sich verhalten wenn man von einer Kreuzotter im Nationalpark Schwarzwald gebissen wird?
Zuerst mal Ruhe bewahren und einen Notruf absetzen, möglichst nicht viel bewegen. Dann geht es zur Beobachtung ins Krankenhaus nach Freudenstadt. Hier wird geprüft, ob sich ein Strich in Richtung Herzen bildet, ist das nicht der Fall entscheidet der Arzt ob ein Gegengift verabreicht wird. Der Biss einer Kreuzotter ist eigentlich nicht gefährlicher, als ein Wespenstich, auf den aber auch eine allergische Reaktion folgen kann.
Zudem passen wir auch nicht in das Beuteschema einer Kreuzotter, sitzt man irgendwo ganz still und bewegt sich dann plötzlich werden wir aber durchaus als Gefahr wahrgenommen, oftmal erhalten wir jedoch nur einen Warnbiss ohne oder mit einem geringen Anteil Gift.
Die feuchten Wiesen, Viehweiden und Moorgebiete sind das Brutgebiet des Wiesenpiepers. Er baut sein Nest auf dem Boden aus Halmen und Moos, polstert es mit Haaren aus, normalerweise gut vor Sicht von oben geschützt. Der Zitronenzeisig, der in diesem Gebiet auch gerne brütet, wurde allerdings schon 2017 nicht mehr gesehen.
Was wenn der Wolf kommt?
Große Teile des Nordschwarzwald wurden zum Wolfsgebiet erklärt.
Und wenn er in den Nationalpark kommt? Die elektrischen Weidezäune der Schäfer sind inzwischen höher als in der Vergangenheit. Als Mensch (Schäfer) sollte man die Zäune nicht übersteigen, denn auch der Wolf ist lernfähig, könnte das sehen und sie überspringen. Vielmehr soll er das nicht angenehme Gefühl des Elektrozaunes an seiner Nase spüren und davon abgehalten werden, diese Barriere zu überwinden.
Der Wolf ist im Nationalpark ein gern gesehener Gast, der aber wohl aufgrund der geringen Fläche sowieso nur durchziehen wird.
Wir wenden uns nun in Richtung Seekopf, schon nach wenigen Metern stehen wir im Bannwald Wilde See.
Was ist ein Bannwald?
In einem Bannwald wird die Waldfläche nicht mehr bewirtschaftet. Ungestört soll sich das Totalreservat zum „Urwald von morgen“ entwickeln. Es findet keine Holzernte statt, der Prozessschutz lässt die Lebensgemeinschaften im Wald frei entfalten. Wissenschaftliche Untersuchungen hier können Erkenntnisse liefern wie sich die Tier- und Pflanzenwelt ohne Einflussnahme des Menschen entwickelt.
Den Bannwald Wilder See gibt es seit 1911, er wurde zuerst mit 75 Hektar ausgewiesen, 1998 auf 150 Hektar erweitert. Mit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald im Jahr 2014 ist der Bannwald Wilder See mit dem Wilden See Kernzone, das Herzstück des Nationalparks. In der bereits vor mehr als 100 Jahren der Natur frei überlassenen Fläche lässt sich heute schon erahnen wie der Urwald von morgen aussehen wird..
Wir können hier jede Menge stehendes und liegendes Totholz entdecken. Die Struktur dieser Waldfläche ist bereits so lichtdurchlässig, dass verschiedene Laubholzgewächse ihren Lebensraum erobern.Der Borkenkäfer als Strukturumwandler
Der Borkenkäfer sucht sich meist Gruppen von Fichten im Alter von etwa 70 – 80 Jahren aus. Im Bannwaldgebiet Wilde See sieht man das ganz deutlich. Lang und heiß war besonders der Sommer 2003, die Fichten waren vom Wassermangel geschwächt und der Buchdruckerr hatte bei den Fichten leichtes Spiel.
Ist eine Fläche vom Borkenkäfer beschädigt, fällt Licht auf den Boden. Als erstes entwickelt sich die Grasschicht, dann die Krautschicht, dann keimen die Samen von Pionierbäumen wie Eberesche, Birke und Buche und wachsen heran. Natürlich findet auch die Tanne und Fichte ihren Platz. Doch die Fichte wächst schneller, überholt die anderen Bäume, doch ungefähr alle 80 Jahre kommt der Borkenkäfer wieder an diese Stelle vorbei, eine neue Verjüngungsphase beginnt. Und dann nach dem 3. Mal, etwa nach 250 Jahren, haben es die Laubbäume geschafft, sie sind hoch genug gewachsen um die Fichte zu verdrängen. Ein schöner Bergmischwald ist entstanden.
Der Borkenkäfer schafft Lebensraum für viele Tierarten
Ist eine Fichte geschwächt haben Borkenkäfer leichtes Spiel, denn gerade in sehr heißen und langen Sommern wie z.B. 2003 vermehren sich die Borkenkäfer massiv, die Bäume haben durch die Trockeneinheit nicht genügend Harz um die Borkenkäfer abzuwehren. Pionierkäfer, die sich in den Stamm einbohren konnten produzieren Pheromone, die über den Urin in das austretende Bohrmehl abgegeben werden. und weitere Borkenkäfer beiden Geschlechts angelocken.
Bei einem Massenbefall des Borkenkäfers der Fichte, geben die Borkenkäfer durch chemische Prozesse Ablenkstoffe ab, die signalisieren, der „Brutbaum ist besetzt“. Andere heranfliegenden Borkenkäfer befallen dann die umstehenden Fichten, so entstehen Käfernester. Folge des Borkenkäferbefalls ist, dass der Nährstofffluss der Fichten durchbrochen wird, sie sterben ab.
Doch in der Kernzone des Nationalparks bedeutet der Borkenkäfer keine Katastrophe, er ist in der Kernzone sogar gewollt, denn er schafft neuen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.
Urnengrabstätte des Prof. Dr. Julius Euting
Nach wenigen Metern beim Eutinggrab des Prof. Dr. Julius Euting. 1872 war er Mitbegründer des Vogesenclubs der Sektion Straßburg. Als häufiger Wanderer im Gebiet Ruhestein und Umgebung haftete ihm der Beiname "Ruhesteinvater" an. Als häufig Reisender führte ihn sein Weg in den Vordseren Orient zur Erforschung und Aufzeichnung vorislamischer Denkmäler und Inschriften, so beherrschte er 16 Sprachen. Er verstarb 1913 und wurde auf seinen Wunsch am Seekopf beim Ruhestein oberhalb des Wildsees beigesetzt. Jedes Jahr an seinem Geburtstag am 11. Juli wird entsprechend einer testamentarischen Verfügung arabischer Mokka ausgeschenkt.
Ein Blick über die Nationalparkfläche, dem Schönmünztal in dem die Wildtiere ihre Ruhe haben sollen und noch einen hinab zum Wildsee, bevor wir uns weiter auf den Weg machen, zum Abstieg in der Karwand ans Seeufer.
Nach einer Vesperpause erklärt uns Jens wann der Mehrwert eines Baumes für den Nationalpark beginnt.
Der Wert des Baumes im Nationalpark
Jens zeichnet mit seinem Stock einen runden Kreis in den Boden und erklärt an diesem die Entwicklungsstufen von der Keimung bis zur Zersetzung den Lebensrhythmus eines Baumes im Nationalpark
Eine Fichte könnte 900 Jahre alt werden, eine Tanne 600 und eine Buche 400 – 450 Jahre, Bäume können mehrere Menschengenerationen überdauern, voraussgesetzt sie dürfen es. Im forstwirtschaftlichen Anbau kommen die Bäume mit 70– 80 Jahren ins Erntealter "Ikeabäume" sogar schon mit 30 – 40 Jahren.
Das Leben eines Baumes gliedert sich in vier Entwicklungsphasen. Mit der Keimung des Samens z.B einer Tanne wächst er in der Jugendphase bis zu 10 Meter heran, das dauert normalerweise 20 – 30 Jahre, es aber durchaus auch vorkommen dass eine Tanne nach 200 Jahren erst 2,5 Meter hoch ist. Diese hat unter dem Nadeldach der Eltern einfach abgewartet bis vielleicht ein anderer Bäum abstirbt, genug Licht auf den Boden fällt um dann richtig durchzustarten.
In der Optimalphase besitzt der Baum die höchste Vitalität, sie wachsen empor und haben eine große Abwehrkraft gegen Pilze und Insekten. Diese zweite Phase kann bis zu 500 Jahre dauern, kann eine Höhe von 50 Meter erreichen und der Durchmesser des Baumstammes auf bis zu zwei Metern anwachsen.
Die Optimalphase wird von der Altersphase abgelöst. Jetzt beginnt sein Mehrwert für den Nationalpark. Der Baum altert, erste Äste trocken aus, brechen ab, durch Schnee- und Windbruch dringen Pilze in den Baum ein und schädigen ihn.
Käfer dringen in die Rinde und dem Holz ein, für immer mehr Arten wird der Baum nun Lebensraum. Viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte kann die Altersphase des Baumes dauern.
Wenn das letzte Blatt oder die letzte Nadel vom Baum gefallen ist, beginnt die letzte Phase des Baumes. In der Zerfallsphase steht der abgestorbene Nadelbaum nackt und grau im Wald und wird von vielen weiteren Käferarten, Spinnen und Pilze besiedelt. Die Spechte hämmern immer mehr Höhlen in die Stämme
Genau diese Habitatsansprüche stellen die Höhlenbrüter wie der Schwarzspecht, der seine ovalen Löcher in den Stamm hämmert, oder der Buntspecht mit seinen runden Höhlen.
Ja, und natürlich der vom Aussterben bedrohte Dreizehenspecht, der sich im Jahr von etwa 5 kg Borkenkäfern ernährt. Je weniger Borkenkäfer es in einem Jahr gibt, je schlechter ist das für den Dreizehenspecht.
Der Dreizehenspecht
Der Dreizehenspecht hämmert seine Bruthöhlen in stehendes Totholz, jedes Jahr eine neue. Seinen Nachwuchs füttert er mit Bockkäferlarven. Die findet er nur in Naturwäldern, die einen hohen Altholzanteil an Fichten haben. Aktuell gab es vom Dreizehenspecht 4 Brutpaare. Der erwachsene Dreizehenspecht ernährt sich hauptsächlich vom Borkenkäfer und seinen Larven. Im Durchschnitt frisst er davon jährlich etwa 5 kg. Man hat beobachtet, dass der Bestand leicht rückläufig ist, ursächlich wohl, dass der Borkenkäferbefall nicht höher ist als in den Jahren zuvor. Der Habitatsanspruch des bereits als gefährdet geltenden Dreizehenspecht orientiert sich u. a. auch am Vorkommen des Borkenkäfers.
Sperlingskauz
Die kleinste Eule Europas, der Sperlingskauz und das Maskottchen des Nationalparks, ist Nachmieter der Höhlen des Dreizehenspechts. Das Männchen muss dem Weibchen 5 – 8 Höhlen zur Auswahl zeigen. Um die Aufzucht kümmert sich das Weibchen alleine, das Männchen darf nicht in die Bruthöhle steigen, es muss das Futter besorgen. Das allerdings wird in Depots gelagert wo es dem Weibchen auch übergeben wird.
Die Höhlen dienen als Vorratskammern, Kleinvögel wie Meisen passen ins Beuteschema des Sperlingkauz, im Winter dienen die Höhlen auch als Gefrierschrank zum haltbar machen.
Karseen
Im Schwarzwald gibt es 16 Karseen, etwa alle 6 km² einen, nach Ende der Würmeiszeit gab es mehr als 100 Karseen, allerdings sind die meisten abgelassen worden oder verlandet.
Im Nordschwarzwald sind der Mummelsee, Herrenwieser See, Schurmsee, der fast verlandete Blindsee, Ellbachsee, Sankenbachsee, im Nationalpark liegend der Huzenbacher See, Buhlbachsee und der Wilde See zu finden.
Wir machen uns jetzt an den Aufstieg in der Karwand und kommen an der bekannten Großvatertanne vorbei. Eine urwüchsige alte zweigeteilte Tanne, mehr als 200 Jahre alt. Vor 100 Jahren sah sie fast genauso aus wie heute. Nach dem letzten Waldbrand 1800 war sie wohl einer der ersten freistehenden Bäume in der Karwand des Wilden Sees.
An einem Baum entdecken wir den Rotrandporling, er wird auch Deutschlandpilz genannt weil er schwarz-rot-gelb umrandet ist.
Was für eine Rolle spielen Pilze im Ökosystem?
Pilze sind weder Tier noch Pflanze, der eigentliche Körper in der Erde verborgen. Der sichtbare Teil der Pilz nicht mehr eine Frucht wie sie an einem Apfelbaum vorkommt. Im Ökosystem eines der Natur überlassenen Waldes spielen sie eine wichtige Rolle. Der größte Teil des Pilzes, das feine Pilzgeflecht (Mycel) wächst im Boden, nur die Fruchtkörper sind es die aus der Erde herauskommen. Pilze zersetzen abgestorbene Bäume, Laub und Nadelstreu und schaffen neuen Lebensraum für Insekten,
Pilze die in Symbiose mit Bäumen leben tauschen Nährstoffe aus. Diese Mykorrhizapilze versorgen den Baum mit Wasser, filten Schadstoffe und schützen die Wurzeln vor Krankheiten. Dafür versorgt der Baum die Pilze mit Zucker (Glucose), die können Pilze, da sie keine Photosynthese betreiben nicht selber herstellen.
Photosynthese
Pflanzen nehmen über die Wurzeln Wasser auf und über die Blätter das Kohlenstoffdioxid der Luft. In den Blättern entstehenden Kohlenhydrate (Glucuse) und Sauerstoff. Der Sauerstoff wird über die Blätter an die Umgebung abgegeben. Wasser und Kohlendioxid mit Hilfe des Chlorophyls im Blattgrün und dem Sonnenlicht in Glucose umgewandelt.
Einige im Nationalpark vorkommende Pilze
Tannenstachelbart
Ein recht seltener Pilz aus der Gattung der Stachelbärte in Deutschland, der an Nadelholz wächst, sieht aus wie eine Koralle, wächst vorwiegend an Weißtannen. In der Naturheilkunde gilt er als Vitalpilz
Ästige Stachelbart
Befällt Laubbäume, bevorzugt morsche Buchen, ist in Deutschland stark gefährdet.
Zitronengelbe Tramete
Kein ganzes Jahr war vergangen nach der Gründung des Nationalpark Schwarzwald als im Bannwaldgebiet Wilder See die Zitronengelbe Tramete gefunden wurde. Um zu wachsen benötigt Sie den Rotrandigen Baumschwamm (Fichtenporling, Deutschlandpilz) der das Holz zuerst zersetzt. Ein Zeichen dafür, dass beides vorhanden ist weil die Entwicklung des Bannwald um den Wilden See schon seit mehr als 100 Jahren sich selbst überlassen ist und deshalb benötigten Bedingungen bietet. Mittlerweile wurde er sogar schon an zwei Standorten entdeckt.
Parasitäre Pilze
Es gibt Pilze, die leben parasitär mit den Pflanzen. Diese Lebensgemeinschaft ist nur für eine Art von Vorteil. Der Wirt stellt die Nährstoffe zur Verfügung und der Parasit entzieht sie dem Wirt und schwächt ihn damit.
Birkenporling
Der Birkenporling ist ein Pilz dessen Fruchkörper meist einzeln am Stamm auftritt. Für den Baum hat er keinen Nutzen, er verursacht an der Birke eine starke Braunfäule. Das Holz wird brüchig, Folge ist meist Windbruch an der Befallshöhe. Früher wurde der Birkenporling wegen seiner antiseptischen Inhaltsstoffe als Bandage zur Wundheilung verwendet.
Hallimasch
Auch der Hallimasch ist ein parasitärer Pilz, ein Erreger der Weißfäule. Er baut den Holzstoff Lignin und auch Zellulose ab.
Bei der Hallimasch-Fäule wird das Holz jedoch nicht hell sondern dunkel-rotbraun, dann faserig, feucht und grenzt sich vom gesunden Holz meistens scharf ab.
Der Hallimasch bildet Rhizomorphen, das sind wurzelähnliche Stränge, ebenso weisse Myzelmatten. Einige Hallimasche befallen auch lebende Bäume und bringen diese zum Absterben, da er in die Wurzeln geht, ist das nicht erkennbar.
Puppenkernkeule
Auch die Puppenkernkeule ist ein Parasit, die Sporen des Pilzes befallen Larven und Puppen verschiedener Insekten und wirkt so einer Überpopulation entgegen. Doch findet das Cordyceps medizinische Anwendung z.B. nach Organtransplantationen um durch Beeinflussung des Immunsystems eine Abstoßung transplantierter Organe zu hemmen.
Saprophyten
Diese Pilzart sind Fäulnisbewohner, sie leben auf dem Totholz und zersetzen die Holzsubstanz. Zusammen mit anderen kleinen Lebewesen (Mikroorganismen) bauen sie Pflanzen, Laub, Nadeln und Tierkadaver ab, es entsteht wertvoller Humus.
Zersetzungsarten von Totholz
Braunfäule
Bei der Braunfäule ist das Holz nach dem Zelluloseabbau im geschädigten Bereich dunkelbraun gefärbt, übrig bleibt das braune Lignin. Wenn das Holz trocknet schwindet es in Faserrichtung, es kommt zum Würfelbruch.
Weißfäule
Bei der Weißfäule bauen Pilze den braunen Inhaltsstoff des Holzes Lignin ab, übrig bleibt die faserige weiße Zellulose.
Beim nächsten Halt vor einer offen strukturierten Fläche, wie sie der Auerhahn zum Leben benötigt, erfahren wir noch einiges über die Lebensweise des größten Vogels im Schwarzwald.
Lebensraum mit offenen Strukturen für den AuerhahnDer Lebensraum des Auerwildes sind lichte Wälder mit Nadelbäumen, am liebsten Kiefern, der Boden mit Heidelbeeren bewachsen sowie Alt- und Totholzbestände. Das Auerwild schläft auf Kiefern, es sitzt auf den äußeren Ästen um bei Gefahr, wenn z.B. ein Marder am Stamm hochklettert, schneller ungehindert wegfliegen zu können. Hauptnahrungsquelle von Auerhahn Auerhenne sind Heidelbeeren, deren Blätter, Trieben und Knospen.
Im Winter ernähren sie sich hauptsächlich von Kiefernadeln. In regelmäßigen Abständen nehmen sie kleine Steinchen zu sich. Auerhahn und Auerhenne besitzen einen Muskelmagen, mit den Steinchen zerrreiben sie die Nadeln, die werden so erst verdaulich und geben ihre Nährstoffe ab. Zwei lange Blindddärme sind eine Anpassung an die schwer verdauliche und nährstoffarme Nahrung.
Die Balzzeit des Auerhahns
Die Balzzeit des Auerhahns beginnt Ende März und dauert bis Anfang Juni. Wenn der Tag zu dämmern beginnt wird an den Balzpätzen mit der Baumbalz an einem aussichtsreichen Baum mit starken Ästen begonnen. Wenn sich dann später wenn auch Hennen eingefunden haben geht es mit der Bodenbalz weiter.
Während der Balz ist der Testosteronspiegel des Auerhahns um das 100-fache erhöht. Der Hahn ist während dieser Zeit höchst aggressiv, eine Begegnung sollte besser vermieden werden.
Um zu erfahren, wieviele Auerhähne und Auerhennen es etwa in einem Gebiet gibt, setzen sich etwa 15 -20 Leute/Ranger während der Balzzeit in Nähe der Balzplätze. Auf einen Beobachtungsposten vor Sonnenaufgang versteckt gilt es einfliegende Hähne zu zählen. Fliegt z. B. innerhalb von 1-3 Minuten ein Hahn an verschiedenen Posten vorbei zählt er als ein Stück. Verstreichen mehr Minuten dazwischen werden zwei Hähne gezählt. Auf eine Anzahl von Auerhähnen kommt etwa die gleich Menge an Auerhennen.
Bestand des Auerhahns
Der Bestand des Auerwilds zählt derzeit im gesamten Schwarzwald etwa 300 Stück, und zwar etwa gleichviel Auerhähne und Auerhennen mit je 150 Tieren. Im Südschwarzwald sind es etwa 1/3 im Nordschwarzwald 2/3. Im Nationalpark selbst sind es knapp je 50 beiden Geschlechts. Aufgrund der landschaftlichen Bedingungen ist ein genetischer Austausch zwischen Nord- und Südschwarzwald nicht möglich.
Brutzeit und Aufzucht des Auerwilds
Nach dem Tretakt legt die Henne im Durchschnitt 8 Eier. Die Dauer der Brutzeit ist von Witterung und Höhenlage abhängig und beträgt etwa 26 -28 Tage.
Wenn die Küken geschlüpft sind, wiegen sie nur etwa 30 Gramm. Von der Henne werden sie solange gehudert (gewärmt) bis sie ihre Körpertemperatur selbst aufrechterhalten können. Nur wenige Minuten können sich die Küken Anfangs zur Nahrungssuche von der Mutterhenne entfernen. In dieser Zeit ernähren sich die Jungen hauptsächlich vom tierischem Eiweiß der Insekten, Raupen und Puppen. Ganz wichtig während dieser Zeit ist, dass die Auerhahnfamilie nicht gestört wird. Bis zum Winteranbruch müssen die Jungküken ihr Geburtsgewicht um das 100fache erhöhen, denn wenn ein Auerhahn oder eine Auerhenne weniger als 3 kg wiegt, haben sie keine Chance den Winter zu überleben. Die Junghennen bleiben bis Anfang September bei der Mutter, dann lösen sich die Gesperre auf, zuerst verstreichen die Junghähne, später dann die Junghennen.
Unruhefaktoren für das Auerhahn und Auerhenne
Der Mensch bringt dem Auerwild die größte Unruhe in die Lebensraumfläche hinein. Dies beginnt mit dem Sammeln der doch so schmackhaften Heidelbeeren. Es ist kein Problem am Wegrand ein paar Beeren zu naschen, doch mit Gefäßen in die Fläche hineinzugehen um die Beerensträucher abzuernten, erschreckt die Auerhuhn-Kinder so sehr, dass sie sich instinktiv sternförmig in alle Richtungen zerstreuen. Kühlen Sie aus und finden nicht mehr zur Auerhenne zurück, bedeutet das den sicheren Tod, ebenso können Sie das Opfer von Fressfeinden werden.
Aber nicht nur die Heidelbeersammler sind ein Risiko für das Auerwild. Im Winter kommen die Schneeschuhwanderer, natürlich ist es in unberührter Fläche am Schönsten mit den Schneeschuhen zu laufen. Morgens um 8 oder 9 Uhr da ist es auch noch toll, aber um 11 Uhr wenn schon alles platt getreten ist, macht das Schneeschuhwandern nicht mehr den selben Spaß. Doch abseits der ausgewiesenen Trails zu laufen ist für alle Wildtiere ein viel zu großer Unruhezustand.
Um möglichst wenig Energie zu verbrauchen, fahren die Wildtiere ihre Körpertemperatur im Winter herunter. Werden sie aufgeschreckt und müssen flüchten, ist das ein hoher Energieverlust, gerade im Winter wenn es nicht viel zu fressen gibt kann das den Tod bedeuten, vielleicht nicht bei der ersten Flucht, bestimmt aber beim zweiten Mal.
Nicht weit entfernt vom Ruhestein kommen wir noch an einem Aussichtspunkt vorbei, ein Blick auf Seebach, dem Mummelseehotel und der Hornisgrinde, bei klarer Fernsicht könnte man das Straßburger Münster sehen.
Eine interessante Führung. die sehr viel Spaß gemacht hat geht zu Ende. Dem Ranger Jens Liß mit seinem Australian Sheppard sei gedankt.
Mit dem Ranger unterwegs – Kleine Bannwaldrunde
Mit dem Nationalpark Ranger zum Bannwald Wilder See wandern und dabei jede Menge über den Nationalpark, das Bannwaldgebiet und die Tier und Pflanzenwelt erfahren. Im September 2018 hatte ich die Gelegenheit bei dieser Nationalpark Führung teilzunehmen. Wie immer versuchen wir das erlebte wiederzugeben....
Zunächst mal wichtig: Nur in Grundzügen ist es möglich diese Führung zu beschreiben, die vielen Kleinigkeiten, Anekdoten und die Gespräche mit anderen Teilnehmen die den Spaßfaktor so einer Führung ausmachen, können wir natürlich nicht wiedergeben. Ich beschreibe nur eine Führung, letztlich ist jede Führung anders, nur das Rahmengerüst dürfte ähnlich sein... Also die Führung am besten selbst mitmachen....
Ich habe zu den einigen bei der Führung angesprochenen Themen etwas weiter ausgeholt und eigenen Wissenstand und was ich recherchiert habe hinzugefügt....zudem habe ich mich dafür entschieden im Artikel die wichtigsten Informationen wiederzugeben, wenn Sie einen Artikel möchten mit "dann sind wir über diesen Baum geklettert, hier haben wir Pause gemacht etc." dann werden Sie nicht das finden was Sie erwarten...
Treffpunkt der Führung vom Nationalpark Schwarzwald, geleitet von Ranger Jens Liß, war am Nationalparkzentrum Ruhestein. Nach einer kurzen Vorstellung jeder teilnehmenden Person, starteten wir in Richtung Waldrand. Dort legten wir gleich einen ersten Stopp ein, um etwas über den Ruhestein und dem neuen Besucherzentrum des Nationalparks, das gerade gebaut wird, zu erfahren.
Der Ruhestein
Der Ruhestein, der Name sagt es schon, ein Stein an dem man sich ausruht. Viele Händler und Reisende vergangener Jahrhunderte haben es getan. Der etwa fünf Tonnen schwere Buntsandstein lag früher etwas oberhalb der Villa Klumpp genau am höchsten Punkt einer anstrengenden Reise.
Die Passstraße von Baiersbronn im Murgtal über die Allerheiligenstraße ins Rench- und Achertal führte hierher. Es war der Handelsweg für Händler und Reisende, die an dem Gebirgsübergang Baden zum Königreich Württemberg.
Die Passhöhe des Ruhestein liegt auf 915 m üNN. Die Grenze zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg erkennt man heute noch an dem großen Sandstein-Findling mit dem Grenzzeichen aus der damaligen Zeit, der vor der „Villa Klumpp“ dem jetzigen Besucherzentrum des Nationalparks liegt sowie zweier Grenzpfosten.
Der Höhenluftkurort Ruhestein
Später dann, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckten adelige und wohlhabenden Bürger das Höhengebiet im Schwarzwald als Erholungs- und Urlaubsort. In dieser Zeit wurde der Ruhestein auch als Höhenluftkurort Ruhstein bekannt, war er doch die erste Adresse im Schwarzwald auf der württembergischen Seite.
Die Kriegsjahre zweier Weltkriege ließen auch den Besucherstrom der gut zahlenden internationalen Gäste versiegen, der alte Glanz des Kurhauses kam trotz aller Mühe des Juniorchefs nie wieder zurück. Schweren Herzens entschloss er sich im Jahr 1970 zum Verkauf an die gewerkschaftseigene Baugesellschaft Neue Heimat Baden-Württemberg GmbH in Stuttgart.
Ursprünglich plante die Neue Heimat, das alte Kurhaus abzureisen und ein großes Sporthotel auf dem Ruhestein-Gelände zu bauen, der Plan lag 1978 dem Baiersbronner Gemeinderat zur Beschlussfassung vor. Dem Himmel sei Dank, dass die Neue Heimat das Projekt finanziell nicht stemmen konnte, wäre doch das Gelände sonst durch eine Menge Betonklötze verunstaltet worden.
Naturschutzzentrum Ruhestein
So kam es, dass 1998 das Naturschutzzentrum Ruhestein in die Villa Klumpp einzog um den Besuchern die Natur hautnah zu vermitteln. Seit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald im Jahr 2014 ist das Besucherzentrum des Nationalparks darin untergebracht.
Bald wird es ein neues Besucherzentrum auf dem Ruhestein geben, der Neubau mit Skywalk gegenüber der Villa Klumpp ist in vollem Gange.
Das neue Besucherzentrum des Nationalpark Schwarzwald am RuhesteinUnter Verwendung von überwiegend heimischem Holz simuliert der Baustil des neuen Besucherzentrums eine Windwurffläche nach. Auf einer Länge von 70 Metern, einer Breite von 6 Metern und einer Höhe von 4 Metern liegen die symbolisierten Baumstämme kreuz und quer übereinander. Von einem freischwebenden Skywalk werden die Besucher auf Berge und Wälder blicken können. Der Skywalk wird aber höchstens 1 Meter über den Baumkronen schweben.
Mit Freude aber auch mit Bangen sieht man der voraussichtlichen Eröffnung im Sommer 2020 des neuen Besucherzentrums entgegen. Zum einen ist es die Furcht der großen Besucherzahl, die in den Nationalpark einströmen wird, werden doch rund 100.000 Besucher pro Jahr erwartet. Zum anderen die Neugier, was dem Besucher alles geboten wird. Mancher Mitarbeiter im Nationalpark hegt vielleicht auch die Hoffnung, dass viele Besucher allein schon vom Angebot zufrieden gestellt sind und nicht mehr das Bedürfnis haben, die Nationalparkfläche in der Tiefe zu erkunden.
Die neue Ausstellung des Nationalparkzentrums wird in drei von acht Riegeln gezeigt.
Im ersten Riegel gibt es einen zwei- bis dreiminütigen Film, so getaktet, dass immer höchstens 30 – 40 Besucher gleichzeitig in den Ausstellungsräumen unterwegs sind.
Zum einen geht es um den Wald, der Weißtanne, dem Urbaum im Schwarzwald, der Film läuft ab – Samen keimt, Baum wächst langsam heran, geht von der Jugendphase zur Erwachsenenphase über, und kommt dann für einen Wirtschaftswald undenkbar, in die Altersphase. Und wenn der Tod ihn dann erreicht hat, je nach Mächtigkeit als Totholz noch viele Jahrzehnte dasteht, um letztlich am Boden liegend von Pilzen und Mikroorganismen zersetzt zu werden.
Der zweite Riegel zeigt die vier Jahreszeiten in der Nationalparkregion während im dritten Riegel der Besucher in den Mikrokosmos eintaucht. Wurzelwerke spannen sich in der Tiefe, Pilzgeflechte, die in Symbiose mit Pflanzen leben und mit einander vernetzt sind. Eine atemberaubende Reise in das Leben unter der Erde beginnt.
Selbstverständlich gibt es noch einiges mehr zu sehen, lassen Sie sich überraschen….
Das Waldklassenzimmer
Auf Pfaden, die nur für die Führungen der Ranger vorbehalten sind, wandern wir nun bis zu einer Stelle an der die Bäume mitten im Fichtenwald teilweise entwurzelt und quer liegen.
Kommt die Frage des Rangers, was könnte da passiert sein?Bäume, wie sie in einem reinen Wirtschaftswald stehen ist für ein Waldklassenzimmer im Nationalpark, wo doch alles eine Spur wilder sein soll, langweilig. Deshalb hat man hier nachgeholfen, und ist mit starkem Gefährt in die Fläche gegangen, hat Fichten entwurzelt, rausgerissen, oder gedreht. Man nennt dies Wildnisbeschleunigungsfläche.
Ein wichtiges Thema, was natürlich jeden interessiert, ist
Wie wird man Ranger
Wer Ranger im Nationalpark werden möchte, sollte einen grünen Beruf, wie Forstwirt, Landwirt oder Gärtner mitbringen um dann evtl. noch die Prüfung zum Natur- und Landschaftspfleger ablegen zu können.
Die Ausbildung fordert einiges an körperlicher und geistiger Fitness. So beinhaltet der Lehrplan Inhalte aus den Bereichen Geologie, Ökologie, Tier- und Pflanzenkunde ebenso wie Naturschutz- und Landschaftspflege in den Jahreszeiten und Wirtschaft und Recht. Trainiert werden Informationen weiterzugeben, Lerninhalte zu vermitteln, Maßnahmen um Konflikte zu lösen und gewalttätigen Auseinandersetzungen vorzubeugen.
Im Nationalpark Schwarzwald sind 10 hauptamtliche Ranger beschäftigt, das sind Studierte aus der Forstwirtschaft, Forstwissenschaften, Biologie und Geologie oder welche, die bereits im vorherigen Naturschutzzentrum Führungen gemacht haben.
Erklären wir nun mal den Unterschied zwischen Naturpark und Nationalpark
Naturpark
Ein Naturpark ist eine Kulturlandschaft, deren Form bewahrt und touristisch, z.B. Anbieten regionaler Produkte, vermarktet werden soll. Durch langfristiges Einwirken, Nutzen und Bewirtschaften ist ein geschützter Lebensraum entstanden. Im geltenden Naturschutzrecht der einzelnen Bundesländer ist festgelegt, dass die Gebiete der Naturparke zum einen alle einheitlich zu entwickeln und zu pflegen sind, zum anderen dass die Flächen der Landschafts- oder Naturschutzgebiete auf den Gebieten überwiegt. Außerdem soll die Landschaft sichtbar vielfältig genutzt sein und eine große Arten- und Biotopenvielfalt aufweisen.
Nationalpark
Ein Nationalpark ist ein ökologisch wertvolles Schutzgebiet mit einer Größe von mindestens 10.000 ha, die Natur darf sich in den meisten Fällen natürlich und frei entwickeln und soll nicht Ziel wirtschaftlicher Nutzung sein. In einem solchen Schutzgebiet soll die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme gesichert, ebenso aber auch Angebote zur Naturerfahrung, Forschung, Bildung sowie Erholung gefördert werden.
Das Schutzgebiet Yosemite in den USA wurde 1864 gegründet und ging der Gründung des Yellowstone National Park acht Jahre später voraus. Der älteste Nationalpark Europas wurde in Schweden 1909 gegründet.
In Deutschland gibt es 16 Nationalparke, der Jüngste ist der 2015 gegründete Nationalpark Hunsrück-Hochwald, ältester 1970 Bayrischer Wald, 1978 der Nationalpark Berchtesgaden, 1985 Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, 1986 Niedersächsisches Wattenmeer, der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wurde ein Tag vor der Wiedervereinigung Deutschlands gegründet.
Die Gründung des Nationalpark Schwarzwald war ein schwieriges Unterfangen, schon Anfang der 90er Jahre wurde schon einmal versucht einen Nationalpark im Schwarzwald zu errichten, zahlreiche Proteste von Bürgern und Unwillen bei den Politiker verhinderten das Projekt. Dass es letztlich doch geklappt hat, liegt auch daran, das die Bundesregierung im Jahr 2007 eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt einleitete.
Ziel der Bundesregierung war dass bis 2020 2 % der Waldfläche Deutschlands als Schutzgebiet ausgewiesen wird, derzeit sind es gerade mal 0,7 %, weit davon entfernt…..
Voraussetzung für die Gründung eines Nationalparks
Der Dachverband der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks in Deutschland ist der EUROPARC Deutschland e.V. Dieser gibt vor, dass die Mindestgröße eines Nationalparks 10.000 ha beträgt. Weltweiter Dachverband ist der IUCN, nach dessen Richtlinien ist der Nationalpark ein Schutzgebiet, hauptsächlich der Sicherung großflächiger natürlicher und naturnaher Gebiete dienend und großräumig ökologische Prozesse etablierend. Hierin soll die ökologische Unversehrtheit von einem oder mehreren Ökosystemen gesichert werden, widrige Nutzungen sind ausgeschlossen, aber Naturerfahrungs-, Forschungs-, Bildungs- und Erholungsangebote gefördert sollen werden.
Um aber die internationalen Richtlinien der IUCN erfüllen zu können, müssen mindestens drei Viertel der Schutzgebietsfläche so verwaltet werden, dass Sie das Hauptziel erreichen. Das bedeutet, dass Nationalparke auf 75 % der Fläche so weit als möglich einem naturnahen Zustand entsprechen müssen, und keiner anderen als dem Schutzweck dienenden Nutzung unterliegen. Außerdem muss das Schutzgebiet so groß sein, dass es ein oder mehrere vollständige Ökosysteme umfasst.
Die Auswahl der Fläche des Nationalparks Schwarzwald
Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wählte man den Nordschwarzwald als waldreichste Region aus. Der Südschwarzwald kam nicht in Frage, weil dieser häufig durch landwirtschaftlich genutzte Flächen zerschnitten war. Im Gespräch war zuerst der Kaltenbronn, jedoch mit noch größerem Widerstand gegen den Nationalpark als die Region Baiersbronn.
Wie ist der Nationalpark Schwarzwald aufgegliedert?
Die Gesamtfläche des Nationalparks beträgt 10.062 Hektar. Aufgeteilt ist der Park in einen Nordteil und Südteil, wohlgemerkt, alles Staatswald. Die Stadt Baden-Baden hat dem Nationalpark 420 Hektar geschenkt, darin liegend der Wildnispfad und Luchspfad, unter der Bedingung, dass diese Flächen sofort Kernzone sind. Wer Baden-Baden kennt, der weiß die Stadt verschenkt nichts, zumal allein die Bäume auf dieser Fläche ein Vermögen wert sind . Mit Sicherheit liegt darin ein touristischer Hintergrund, weg mit dem Klischee des reichen Baden-Baden und des Galopprennens hin zur Natur, so ist Baden-Baden jetzt ein „Tor zum Nationalpark Schwarzwald“.
Nordteil und Südteil des Nationalparks sind voneinander getrennt durch den Genossenschaftswald der Murgschifferschaft, an diesem Waldgebiet besitzt das Land Baden-Württemberg Anteile von 52 %. Doch da das Stimmgewicht der kleinen und großen Anteilhaber in einer Genossenschaft gleich ist, ist das Land hier keine "Macht". Eine ununterbrochene Nationalparkfläche wäre nur denkbar gewesen bei einem Tausch von Waldfläche im Verhältnis 1:3, darauf hat sich das Land nicht eingelassen.
So gliedert sich nun der Nationalpark Schwarzwald in den nördlichen Teilbereich Plättig, Hoher Ochsenkopf/Nägeliskopf und dem südlichen Teilbereich Wilder See/Kleemüsse in der Mitte sowie Buhlbachsee/Hechliskopf im Süden.
Die Zonen im Nationalpark Schwarzwald
Der Nationalpark Schwarzwald ist ein Entwicklungsnationalpark, er ist in Zonen aufgeteilt, von denen innerhalb von 30 Jahren ab Gründung 75 % der Fläche in die Kernzone übergegangen sein soll.
Kernzone
In der Kernzone gilt der Prozessschutz, das bedeutet, Natur Natur sein lassen, der Wald darf sich in seiner ganz natürlichen Weise entwickeln.
Managementzone
In der Managementzone bleiben höchstens 25 % der Nationalparkfläche in der auch später noch pflegend und lenkend eingegriffen wird. Die Pufferzone an den Grenzen des Nationalparks wird in der Managementzone verbleiben um eine Ausbreitung des Borkenkäfers auf die außerhalb liegenden Wälder zu verhindern. Ebenso werden die Grindenflächen durch Beweidung offengehalten und durch ein Grindenband miteinander vernetzt.
Entwicklungszone
Manche Waldbereiche bedürfen noch der Lenkung, bevor man sie sich selbst überlassen kann um z.B. den Lebensraum für den Auerhahn zu sichern. Im Nationalparkplan ist festgelegt, welche Maßnahmen dazu ergriffen werden. Eine Entwicklungszone soll es 30 Jahren nach Gründung des Nationalparks keine mehr geben.
In der Entwicklungsfläche könnte man z. B. den Wald in eine andere Baumart, z.B. Buche umwandeln. Doch jeder Forstwirt weiß, dass dies in 30 Jahren nicht möglich ist. Es gäbe aber die Möglichkeit den Waldbeständen mit einem Fichtenanteil von 80 % Startimpulse durch das Einpflanzen von vier Buchenpflanzen oder einer Tanne auf 1 ha Waldfläche zu geben. So könnte das Samenpotential für die Natur nach 60 Jahren geschaffen werden, dem Zeitpunkt zu dem eine Buche beginnt Früchte zu tragen, die Basis für die Entwicklung eines jungen Bergmischwaldes. Man sieht schon, die Nationalpark-Verwaltung muss hier sehr langfristig planen....
Vergleichsbeispiel ist die Vegetation auf der Hornisgrinde
Die Torfschicht auf der Hornisgrinde dürfte mindestens 5 Meter stark sein, sie wächst schon seit 6.000 Jahren wobei mittlerweile sogar vermutet wird, das der Vorgang noch länger besteht. Die Torfschicht wächst im Jahr durchschnittlich um 1 mm an. Die häufigen Niederschläge stauen das Wasser an und Pflanzenreste werden aufgrund von Sauerstoffmangel nicht komplett abgebaut, so dass sich der Torf bildet. Erkennbar ist, dass überwiegend Kiefer und Ahorn in der Vergangenheit auf der Hornisgrinde wuchsen, mit einem Fichtenanteil von nur 5 – 6 %.
Der Schwarzwald vor Jahrhunderten
Die Nationalparkregion wird durch den Mensch besiedelt.
Im dicht bewaldeten Schwarzwald mit einem Fichtenanteil um die 80 % entwickelten sich erst mit den ersten Klöstern um diese herum größere Siedlungen. Die ersten Klöster waren beispielsweise Lichtenthal, Reichental oder Allerheiligen.
Die Siedler betrieben Ackerbau und Viehzucht, mit dem Bevölkerungswachstum reichten jedoch die Weideflächen für die Tiere nicht mehr aus. Deshalb trieb man sie in die Höhenlagen. Um diese Flächen offen zu halten bediente man sich am Ende eines Sommers der Brandrodung. Letztlich entwickelten sich durch die hohen Niederschläge auf dem Untergrund des Buntsandsteins die heutigen Grinden. Die Form des Hornisgindeplateau, das an einen Sargdeckel erinnert, kommt übrigens von den Eisgletschern der vorangegangenen Eiszeiten die den Bergrücken planten.
Der Schwarzwald liefert Rohstoffe
Glasbläserei
Im 18. – 19. Jahrhundert war in Buhlbach einem Ortsteil von Baiersbronn die wohl größte und bedeutendste Glashütte ansässig. Bekannt wurde sie durch die Entwicklung der druckfesten Champagnerflasche, dem „Buhlbacher Schlegel“, der zu einem weltweiten Erfolg wurde.
Holzköhlerei
Um abgebautes Eisenerz zu verarbeiten erreichte Holz nicht die erforderlichen Temperaturen. Die Köhler kamen in den Schwarzwald. Zuerst wurde das Holz verkohlt, damit es als Holzkohle die nötige Hitze entwickeln konnte. Arm und einsam lebten die Köhler tief in den Wäldern, die Holzköhlermeiler immer in Nähe einer Wasserstelle errichtet.
Flößerei
Der wichtigste Rohstoff des Waldes war das Holz, Lieferant für Hausbau und Brennmaterial. Mit den ersten Siedlern wurde der urwaldähnliche undurchdringliche dunkle Schwarzwald urbar gemacht indem man ihn rodete. Das 18. Jahrhundert brachte die Flößerei auch in den Nordschwarzwald. Die Tannen und Fichten so auch die mächtigen Holländertannen des Schwarzwalds wurden über den Rhein bis nach Amsterdam geflößt. Amsterdam ist bis zu 80 % auf den Tannen des Schwarzwalds erbaut. Ebenso begehrt waren die Schwarzwaldtannen auch für den Schiffsbau, u.a. den Schiffsmasten.
So kam es, dass um 1820 durch die Abholzung die Schwarzwaldhöhen beinahe waldfrei waren. Es wurde mit der Aufforstung begonnen. Da aber kein Samen vorhanden war, bezog man diesen aus den Kölner Fichten, schmal und schnellwüchsig, in 80 – 100 Jahren zu ernten. Die Fichte wurde „Brotbaum des armen Mannes“ genannt. Die Fichtenpflanzen wurden aus den Sämlingen gezogen und mit dem Erdballen mühsam auf die Höhen gebracht und eingepflanzt. Teilweise die Ursache, dass die Baiersbronner, die maßgeblich an der Aufforstung beteiligt waren, „unser Wald“ sagen und der Widerstand gegen den Nationalpark so groß war.
Kommen wir nochmals auf die Tätigkeit eines hauptamtlichen Rangers zurück.
Welche Aufgaben hat ein Ranger im Nationalpark Schwarzwald?
Der Ranger ist nicht nur Ansprechpartner für Besucher im Nationalpark. Außer den Führungen in denen interessierte Teilnehmer über das Geschehen im Nationalpark informiert werden, gibt es noch eine Menge anderer Aufgaben. Die im Nationalparkgesetz verankerten Bestimmungen sollen auf der Fläche umgesetzt werden.
Die Gebietskontrolle umfasst z. B. die Kontrolle, dass Wanderer nicht im Park übernachten, kein Feuer machen, das Wegegebot eingehalten wird.
Die Ranger verfügen über eine in Afrika entwickelte Ranger-App, die an die Bedürfnisse des Nationalpark angepasst wurde. So werden Unregelmäßigkeiten oder Entdeckungen an Ort und Stelle über die App festgehalten. Ein Ranger ist auch für die Verkehrssicherung der Wander- und Fahrradwege im Nationalpark zuständig. Ebenso werden Höhlenbäume gecheckt um herauszufinden, wer da lebt.
Wildtiere im Nationalpark
Wildtiere, hier ist vorwiegend das Rotwild gemeint, verursachen Fraßschäden an den Bäumen, deshalb wird diese Wildtierart auch im Nationalpark gejagt. Das erarbeitete Modul Wildtiermanagement sieht folgendes vor:
Auf 1/3 der Nationalparkfläche soll ab 2020 nicht mehr gejagt werden. Die jagdfreie Fläche liegt größtenteils in der jetzigen Kernzone, den Grindenflächen, Naturerlebnisbereichen und Wildbeobachtungsbereichen. Nach 30 Jahren ab Gründung des Nationalparks sollen 75 % der Nationalparkfläche jagdfrei sein. Mehr dazu im Artikel Nationalpark Schwarzwald – Wildtiermanagement und Prozessschutz
Die Grinden im Nationalpark Schwarzwald
Grinden sind baumfreie Feuchtheiden, eine Kulturlandschaft entstanden durch 600 Jahre lange Beweidung, bei der der Boden durch die Tiere verdichtet wurde, und Brandrodung. Im 14. Jahrhundert als die Weideflächen in den Tälern nicht mehr ausreichten, trieben die Menschen ihr Vieh auf den Berg. Würde man hier Prozessschutz „Natur Natur sein lassen“ zulassen, würde diese wertvolle Kulturlandschaft zuwachsen und verloren gehen. Deshalb sind und bleiben die Grinden in der Managementzone, unterlagen auch schon vor dem Nationalpark der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) und Natura 2000, den europaweit geschützten Gebieten.
Diese Gebiete sehen vor, dass die Grinden offengehalten werden, um den Lebensraum für die Artenvielfalt zu erhalten. Dies geschieht durch Pflegemaßnahmen mit Hinterwälder Weiderinder, die kleinste und leichteste Art Rinder, die den Boden nicht zu sehr verdichten. Außerdem durch Beweidung von Ziegen und Schafen und auch Heckrindern.
Pflanzenvielfalt auf den Grinden
Auf den Grinden, auch auf den Schliffkopfgrinden wächst Pfeifengras, das Süssgras mögen die Weidetiere besonders gern. Es ist ein Horst bildendes Zwiebelgewächs, das die Nährstoffe für den Winter in die Zwiebel zieht und im Frühjahr wieder zum Wuchs nach oben abgibt. Die ebenfalls zu findende Beerenvielfalt aus Heidelbeeren, Moosbeeren und Rauschbeeren gedeiht auf dem feuchten nährstoffarmen und sauren Boden auf der Buntsandsteinschicht besonders gut. Die raue Schönheit der Grinden wird durch Latschenkiefern und Pionierbäumen wie Birke und Eberesche ergänzt.
Tierwelt auf den Grinden
Die Grinden bieten Lebensraum verschiedener seltener Tierarten. Die Alpine Gebirgsschrecke mit ihren kurzen Fühlern und stummeligen Flügeln und der weniger bekannte aber noch seltenere Warzenbeißer fühlen sich auf den Grinden sehr wohl.
Die wechselwarme Kreuzotter hat ihr Zuhause ebenfalls auf den Grindeflächen im Schwarzwald gefunden. Gerade hier an der Grindefläche in der Nähe Wildesee-Seekopf leben etwa 20 Stück.Eine erwachsene Kreuzotter wird bis zu 70 cm lang. Man unterscheidet zwischen schwarzen und braunen Kreuzottern, wobei man die schwarzen eher in den höheren Lagen findet. Nach dem Winter nehmen diese die Wärme der ersten Sonnenstrahlen besser auf.
Der Biss der Kreuzotter ist giftig, das Gift einer jungen sogar etwas konzentrierter. Wird man gebissen, sollte man Ruhe bewahren und einen Notruf absetzen. Im Krankenhaus in Freudenstadt wird man dann zunächst zur Beobachtung behalten, ob sich ein Strich in Richtung Herzen bildet, bevor man das Gegengift bekommt. Normalerweise ist es nicht gefährlicher als bei einem Wespenstich, auf den eine allergische Reaktion folgt. Es ist auch nicht so, dass wir in das Beuteschema einer Kreuzotter passen, sondern eher einen Warnbiss erhalten. Allerdings, sitzt man irgendwo ganz still und bewegt sich dann plötzlich werden wir durchaus als Gefahr wahrgenommen.
In feuchten Wiesen, Viehweiden und Moorgebieten brütet der Wiesenpieper. Sein Nest aus Halmen und Moos polstert er mit Haaren aus und baut es auf dem Boden, normalerweise gut vor Sicht von oben geschützt. Der Zitronenzeisig, der in diesem Gebiet auch gerne brütet, wurde leider schon letztes Jahr nicht mehr gesehen.
Wir wenden uns nun in Richtung Seekopf, schon nach wenigen Metern stehen wir im Bannwald Wilder See.
Was ist ein Bannwald?
Ein Bannwald ist eine Fläche die nicht mehr bewirtschaftet wird. Es ist ein Totalreservat, das sich ungestört zum „Urwald von morgen“ entwickeln soll. Das Holz wird nicht geerntet, durch den Prozessschutz können sich Lebensgemeinschaften im Wald frei entwickeln. Im Bannwald werden wissenschaftliche Untersuchungen gemacht um zu erfahren wie sich die Tier- und Pflanzenwelt ohne Einflussnahme des Menschen entwickelt.
Der Bannwald Wilde See wurde mit 75 Hektar im Jahr 1911 ausgewiesen und 1998 auf 150 Hektar erweitert. Mit der Gründung des Nationalpark Schwarzwald im Jahr 2014 ist der Bannwald Wilder See mit dem Wilde See Kernzone. Durch die bereits seit 1911 der Dynamik der Natur überlassene Fläche lässt sich heute schon erahnen wie der Urwald von morgen aussehen kann. Da im Jahr 1800 ein Waldbrand alle Bäume zerstört hatte, sind die ältesten Bäume hier (auch die Großvatertanne) nur wenig Älter als 200 Jahre.
Wir sehen hier jede Menge stehendes und liegendes Totholz, die Struktur dieser Waldfläche ist bereits so lichtdurchlässig, dass junge Laubbäume wachsen.
Der Borkenkäfer als Strukturumwandler
Der Borkenkäfer befällt meist Gruppen von Fichten im Alter von etwa 70 – 80 Jahren, die Tiere die in einem Jahr in mehreren Generationen auftreten können befallen pro Generation meist nur 30 oder 40 Bäume eines Bereichs. Die nächste Generation macht das gleiche Spiel ein paar hundert Meter weiter, vielleicht hat die Natur dem Borkenkäfer aufgezeigt, seine Massen auf wenige Bäume zu beschränken um erfolgreich zu sein. Im Bannwaldgebiet Wilder See sieht man das ganz deutlich. In dem heißen langen Sommer 2003 als die Fichten geschwächt waren, hatte der Buchdrucker leichtes Spiel.
Befällt der Borkenkäfer eine Fläche, sterben die Bäume ab, Licht kommt auf den Boden. Es entsteht zuerst die Grasschicht, dann die Krautschicht, dann keimen Samen von Pionierbäumen wie Eberesche, Birke und Buche und wachsen heran. Natürlich findet auch die Tanne und Fichte ihren Platz. Die Fichte als schneller wachsender Baum überholt die anderen Bäume, aber man sagt alle 80 Jahre kommt der Borkenkäfer wieder an diese Stelle vorbei, es beginnt von vorn. Und dann nach dem 3. Mal, etwa nach 250 Jahren, haben es die Laubbäume geschafft, sie sind groß genug um die Fichte zu verdrängen. Ein schöner Bergmischwald ist entstanden.
Der Borkenkäfer schafft Lebensraum für viele Tierarten
Ist eine Fichte geschwächt haben Borkenkäfer leichtes Spiel, denn gerade in sehr heißen und langen Sommern wie z.B. 2003 können die Bäume nicht genügend Harz ausschütten um die Borkenkäfer abzuwehren. Pionierkäfer, die sich in den Stamm einbohren konnten produzieren Pheromone im Urin, die über das austretende Bohrmehl abgegeben werden. Dadurch werden weitere Borkenkäfer beiden Geschlechts angelockt. Findet ein Massenbefall der Fichte statt, geben die Borkenkäfer durch chemische Prozesse Ablenkstoffe ab, die signalisieren, der „Brutbaum ist besetzt“. Die weiter heranfliegenden Borkenkäfer befallen dann die umstehenden Fichten, es entstehen Käfernester. Der Nährstofffluss der Fichten wird durchbrochen, sie sterben ab.
Im stehenden Totholz baut der Dreizehenspecht seine Bruthöhle, jedes Jahr eine neue. Doch seine Bruthöhlen sind sehr begehrt, so brütet auch der Sperlingskauz, die kleinste Eule und Maskottchen vom Nationalpark Schwarzwald, in seiner ausgedienten Höhle. Der Dreizehenspecht ernährt sich hauptsächlich vom Borkenkäfer und seinen Larven. Gibt es wenig Borkenkäfer, so ist auch der Bestand des Dreizehenspechts rückläufig, ist er doch bereits gefährdet und steht auf der roten Liste.
Beim nächsten Halt vor einer offen strukturierten Fläche, wie sie der Auerhahn zum Leben benötigt, erfahren wir noch einiges über die Lebensweise des größten Vogels im Schwarzwald.
Lebensraum mit offenen Strukturen für den AuerhahnDas Auerwild benötigt als Lebensraum lichte Wälder mit Nadelbäumen, vorzugsweise Latschenkiefern, eine Bodenvegetation aus Heidelbeeren sowie Alt- und Totholzbestände. Die Kiefern nutzt das Auerwild als Schlafbaum, sie sitzen auf den äußeren Ästen um bei Gefahr, sie spüren über die Leitfähigkeit des Holz wenn z.B. ein Marder am Stamm hochklettert, wegfliegen zu können. Auerhahn und die Auerhenne ernähren sich hauptsächlich von Heidelbeeren, den Blättern, Trieben und Knospen derselben. Im Winter fressen sie überwiegend Kiefernadeln. Sie nehmen regelmäßig kleine Steinchen zu sich, mit denen Sie in Ihrem kontraktierenden Muskelmagen die Nadeln zerreiben und erst verdaulich machen und die Nährstoffe entziehen. Zwei lange Blindddärme sind eine Anpassung an die schwer verdauliche und nährstoffarme Nahrung. Die Steine finden sie im Wurzelteller umgestürzter Bäume.
Die Balzzeit des Auerhahns
Ende März bis Anfang Juni findet, wenn der Tag zu dämmern beginnt, findet die Balzzeit des Auerwildes an den Balzplätzen statt. Zunächst wird mit der Baumbalz an einem aussichtsreichen Baum mit starken Ästen begonnen, später wenn auch Hennen vorhanden sind geht es mit der Bodenbalz weiter.
Der Testosteronspiegel des Auerhahns ist während der Balz um das 100-fache erhöht und der Hahn ist während dieser Zeit höchst aggressiv, eine Begegnung zu dieser Zeit sollte man besser vermeiden. Kämpfe unter den Auerhähnen können durchaus tödlich für einen unterlegenen Hahn enden.
Um einen ungefähren Bestand zu ermitteln, setzen sich etwa 15 -20 Leute/Ranger während der Balzzeit in Nähe der Balzplätze vor Sonnenaufgang unter einem Baum versteckt auf einen Beobachtungsposten. Fliegt z. B. innerhalb von 1-3 Minuten ein Hahn an verschiedenen Posten vorbei zählt er als ein Stück. Verstreichen mehrere Minuten dazwischen werden zwei Hähne gezählt
Bestand des Auerhahns
Der Bestand des Auerwilds zählt derzeit im gesamten Schwarzwald etwa 300 Stück, und zwar etwa gleichviel Auerhähne und Auerhennen mit je 150. Im Südschwarzwald sind es etwa 1/3 im Nordschwarzwald 2/3. Im Nationalpark selbst sind es knapp je 50 beiden Geschlechts. Aufgrund der landschaftlichen Bedingungen ist ein genetischer Austausch zwischen Nord- und Südschwarzwald nicht möglich.
Brutzeit und Aufzucht des Auerwilds
Hat der Tretakt stattgefunden, legt die Henne nach etwa drei Tagen innerhalb von 10 Tagen im Durchschnitt 8 Eier, die sie dann, abhängig von Witterung und Höhenlage in 26 -28 Tagen ausbrütet.
Sind die 30 g schweren Küken geschlüpft, werden sie von der Henne gehudert (gewärmt), solange bis sie ihre Körpertemperatur selbst aufrechterhalten können. Nur wenige Minuten können sich die Küken zur Nahrungssuche von der Mutterhenne entfernen. Tierisches Eiweiß von Insekten, Raupen und Puppen ist in dieser Zeit die Hauptnahrungsquelle um Gewicht aufzubauen, später werden die Auerhühner sich ausschliesslich vegetarisch ernähren. Ein wichtiger Faktor in dieser Zeit ist, dass die Auerhahnfamilie nicht gestört wird. Bis zum Winteranbruch müssen die Jungküken ihr Geburtsgewicht um das 100fache erhöhen. Unter 3 kg hat ein Auerhahn oder eine Auerhenne keine Chance den Winter zu überleben. Bis Anfang September bleiben die Junghennen bei der Mutter, dann lösen sich die Gesperre auf, zuerst verstreichen die Junghähne, später dann die Junghennen.
Unruhefaktoren für Auerhahn und Auerhenne
Der größte Störfaktor für das Auerwild bringt der Mensch in die Lebensraumfläche hinein. Dies beginnt mit dem Sammeln der doch so schmackhaften Heidelbeeren. Am Wegrand ein paar Beeren zu probieren, kein Problem, doch mit Gefäßen in die Fläche hineinzugehen um die doch immer schöner werdenden Sträucher abzuernten, erschreckt die Auerhuhn-Kinder so sehr, dass sie sich instinktiv sternförmig in alle Richtungen zerstreuen. Entweder sie kühlen dann aus, finden vielleicht nicht mehr zur Auerhenne zurück oder werden Opfer von Fressfeinden. Der sichere Tod ist vorprogrammiert.
Aber nicht nur die Heidelbeersammler sind ein Risiko für das Auerwild. Im Winter kommen die Schneeschuhwanderer, und wo ist es am Schönsten mit Schneeschuhen zu laufen? Natürlich in unberührter Fläche. Wer morgens um 8 oder 9 Uhr schon kommt, läuft noch die ausgeschilderten Wege, aber um 11 Uhr wenn schon alles platt getreten ist, macht das Schneeschuhwandern nicht mehr den selben Spaß. Doch abseits der ausgewiesenen Trails zu laufen ist für alle Wildtiere ein großer Unruhezustand.
Die Wildtiere fahren ihre Körpertemperatur im Winter herunter um so wenig wie möglich Energie zu verbrauchen. Werden sie aufgeschreckt und müssen flüchten, ist das ein hoher Energieverlust, gerade im Winter wenn es nicht viel zu fressen gibt kann das den Tod bedeuten, bestimmt aber beim zweiten Mal.
Auf den letzten Metern kommen wir noch an einem Aussichtspunkt vorbei, ein Blick auf Seebach, dem Mummelseehotel und der Hornisgrinde, bei klarer Fernsicht könnte man das Straßburger Münster sehen.
Eine interessante Führung, die sehr viel Spaß gemacht hat geht zu Ende. Am Artikel kann am sehen, ich habe unglaublich viel gelernt, dem Ranger Jens Liß mit seinem Australian Sheppard sei gedankt.